Schmutzengel - Jutta Profijt

  • Jutta Profijt - Schmutzengel


    Allgemeines:
    Taschenbuch: 288 Seiten
    Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. Mai 2010)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3423212063
    ISBN-13: 978-3423212069


    Über die Autorin:
    Jutta Profijt wurde1967 in Ratingen geboren. Nach dem Abitur ging sie ins Ausland, arbeitete als Exportmanagerin im Anlagenbau und war jahrelang selbstständige Unternehmerin. 2003 veröffentlichte sie ihren ersten Kriminalroman. Heute lebt sie als freie Autorin in der niederrheinischen Provinz. Mehr Informationen über die Autorin unter www.juttaprofijt.de


    Kurzbeschreibung:
    Die „Schmutzengel“ organisieren gestressten Managern und unbeholfenen Muttersöhnchen den lästigen Haushalt und die anstrengende Freizeit. Corinnas kleine Firma läuft bestens, bis zu dem Tag, an dem im Haus des neuen und sehr peniblen Kunden plötzlich ein Toter liegt. Besorgt um das Image ihrer Firma beschließt Corinna: Der muss schnellstens weg! Doch wie und wohin?


    Meine Meinung:


    Engel, Leichen und Humor - die perfekte Mischung!


    Corinna wurde gekündigt! Und zu allem Unglück macht auch noch ihr Freund Schluss. Was soll sie jetzt bloß tun? Sie hat bislang nur in einer Firma gearbeitet, war noch nie bei einem Vorstellungsgespräch und ist zu alledem noch sehr introvertiert. Wenn man da nicht auf die Hilfe von Freunden vertrauen kann, geht gar nichts mehr.
    Und da kommt ihr die Idee: Putzen für gestresste Manager und unbeholfene Muttersöhnchen!
    Eine Werbekampagne ist schnell auf die Beine gestellt, eine putzwillige Angestellte schnell gefunden und alles scheint perfekt.
    Doch ausgerechnet als Corinna von einer dicken Erkältung geplagt wird, muss sie aushelfen. Sie hätte sich nie träumen lassen, dass dies der Beginn von ziemlich abstrusen Ereignissen ist.
    Sie findet eine Leiche. Und diese Leiche darf auf keinen Fall im Haus ihres Kunden bleiben, sonst wirft das noch ein schlechtes Licht auf die Firma. Also lädt Corinna jene Leiche flugs in ihr Auto und fährt davon. Doch was nun? Viele Krimis hat sie ja gesehen, wie also nun die Leiche wegschaffen? Der Stress macht die Situation nicht besser. Sie wird immer kränker und bekommt immer mehr Panik. Wenn dann noch die beste Freundin enttäuscht auf eine Zurückweisung reagiert und der ehemalige Freund wieder Gefallen an einem findet, kann die Situation nur noch total verfahren enden.


    Dieses Buch nimmt das Leben und seine Leichen mit Humor.
    Mit viel Witz und Ideenreichtum hat sie hier das Leben der erfolglosen Corinna aufgebaut, nur um sie gleich darauf vor schier unlösbare Aufgaben zu stellen.
    Diese werden von der Protagonistin mit so viel Vielfalt versucht zu lösen, dass die Mundwinkel einfach zucken müssen.


    Zudem hatten ihre Figuren die einmalige Fähigkeit, Situationen so bildlich zu beschreiben, dass für den Leser auch noch etwas übrig blieb…


    Mit Witz und Charme ist das Buch die perfekte Unterhaltung für einen verregneten Tag und Jutta Profijt hier ein ganz wunderbarer Roman gelungen.

  • Meine Meinung :write
    Als Corinna unerwarteterweise ihren Job in der angesagten Werbeagentur verliert, sich ihr Freund von ihr trennt und aus der gemeinsamen Wohnung wirft, muss sofort Plan B her.


    Nachdem sie einige erfolglose Vorstellungsgespräche hinter sich gebracht hat, kommt ihr bei einem dieser Gespräche ihre neue Geschäftsidee. Ihr Gegenüber telefoniert mit seiner verzweifelten Putzfrau, die einen Wasserbruch vor Ort hat, sich allerdings nicht um einen Handwerker kümmern kann, weil sie ihren Sohn aus dem Kindergarten abholen muss. In Corinna reift die Idee ein Dienstleistungsunternehmen aufzubauen, dass sich um alle Belange rund um Haus und Garten kümmert.


    In ihrer Oma hat sie einen Investor gefunden und in Lisbeth, Oma´s bester Freundin, die erste Angestellte. Nachdem Corinna dann aus der Wohnung ihres Ex auszieht, die erste eigene Bleibe bezieht, ein Auto kauft und ihr Unternehmen aufbaut, passiert dann bei einem Kunden das Unfassbare: eine Leiche liegt in der Kühlkammer.


    Aus Angst, dass der Tote ein schlechtes Licht auf ihr Unternehmen werfen könnte, entsorgt Corinna den Unbekannten kurzerhand, womit sie allerdings nicht gerechnet hat: ihr Kunde will die Leiche zurück!



    "Schmutzengel" war im gewohnten locker, leichten und humorvollen Jargong von Jutta Profijt geschrieben.


    Die Story kommt super schnell ins Rollen und dann überschlagen sich die Ereignisse von Seite zu Seite. Die Autorin langweilt den Leser nicht mit Nichtigkeiten oder gar unwichtigen Details, sondern hält ihr hohes Tempo auf 286 Seiten an.


    Corinna war der klassische Fall von der kleinen grauen Maus mit langweiligem Leben, die sich von Kapitel zu Kapitel immer weiter zur Karrierefrau mausert.


    Bestärkt wurde sie von ihrer Oma und natürlich Lisbeth, die zwei haben Corinna auf den rechten Weg geschubst und hatten aufgrund ihrer Lebenserfahrung für jedes Problem die passende Lösung.


    Und auch Troll alias Tabea entwickelt sich im Buch immer mehr von der einstigen Unbekannten zu Corinnas engster Vertrauten, mit der man sogar eine Leiche zu seinem rechtmäßigen Besitzer zurückbringen kann.


    Alles in allem war es ein kurzweiliges Lesevergnügen, welches mich allerdings perfekt unterhalten hat.


    Von mir gibts 10 Punkte!!

  • Auf den ersten Blick kein guter Tag für Corinna: ihr wird der Job gekündigt und sie erwischt ihren Freund mit einer anderen. Aber das stellt sich schnell als Chance heraus, das Leben neu zu beginnen. Und mit den richtigen Freunden an der Seite klingt alles gar nicht mehr so unmöglich.
    Kurzweilig und humorvoll schildert Jutta Profijt, wie sich Corinna vom hässlichen Entlein in einen strahlenden, erfolgreichen Schwan verwandelt. Der Weg dahin ist mit aberwitzigen Situationen und ungewöhnlichen Erfahrungen gepflastert, die Corinna mit Hilfe ihrer Oma und den neu gewonnenen Freunden meistert.
    Die Charaktere sind nicht außergewöhnlich, sondern eher stinknormal und machen das Buch zu einem lockeren Lesevergnügen für den Nachmittag auf der Couch.

  • Meine Rezension
    Corinna, Anfang 30 hat heute das „große Los“ gezogen: erst verliert sie ihren Job, dann überrascht sie ihren Freund auch noch mit einer Tussi zuhause, was auch zur Folge hat, dass sie sich eine neue Wohnung suchen muß.


    Während eines erfolglosen Vorstellungsgespräch hat sie die zündende Geschäftsidee, quasi eine Rundumbetreuung für gestresste Manager. Und mit Hilfe von Tabea Trollinger, genannt Troll, einer früheren eher flüchtligen Kollegin, ihrer Oma und Lisbeth gelingt ihr das auch.


    Doch plötzlich hat sie quasi „eine Leiche im Keller“, die es zu entsorgen gilt. Doch kaum ist das geschafft, muß sie wieder her… so hat Corinna sich ihr neues Leben nicht vorgestellt und die hartnäckige fiebrige Erkältung macht es nicht besser…. Wie wird sie es schaffen, aus diesem Schlamassel wieder mit heiler Haut herauszukommen?


    Dieses witzige und schwarzhumorige Buch hat mir heute einen sehr amüsanten Lesenachmittag beschert. Es ist wirklich witzig geschrieben und man muß ein ums andere Mal in sich hineingrinsen. Die Wendungen, die die Geschichte nimmt, sind aberwitzig und lustig. Mir hat dieser feine, kleine Roman sehr gut gefallen und ich bin mir zu 100% sicher, dass dies nicht das letzte Buch der Autorin ist.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Corinna verliert innerhalb eines Tages alles - ihre Stelle, ihren Lebensgefährten und auch noch ihre Wohnung! Schlimmer kann es für sie gar nicht mehr kommen!
    Nachdem sie sich mehrfach erfolglos beworben hat, finde sie ihre Berufung: Sie will sich als "Schmutzengel" selbstständig machen! Sie findet schnell Mitstreiter, die ihr helfen: ihre Oma, deren Freundin Lisbeth und eine ehemalige Arbeitskollegin, genannt Troll. Und nachdem alles so gut anläuft, hat Corinna ein Problem: Sie muß eine Leiche entsorgen...


    Dies war mein 1.Buch der Autorin, ich habe es im Rahmen der schon genannten Leserunde gelesen. Aber da es so lustig, spannend, unterhalten und kurzweilig war, wird es sicher nicht mein letztes bleiben. Das perfekte Buch für einen verregneten Nachmittag, wenn man mal so richtig herzlich lachen möchte!!!
    Für mich 9 von 10 Punkte! :wave

  • Mit großer Erwartung, kannte ich den Humor der Autorin doch schon aus den Kühlfachbüchern, bin ich an dieses Buch heran getreten. Ich wurde nicht enttäuscht. Auch wenn die Thematik hier eine ganz andere war, blieb doch der Schreibstil ähnlich. Herrlich sarkastisch - wo es passte, ironisch und in gewissen Dingen gekonnt überzogen dargestellt, überzeugte mich auch das neueste Werk von Frau Profijt.


    Die Protagonistin Corinna reift zu einer erfolgreichen Unternehmerin heran. Wie sie ihre Unselbstständigkeit und alten Ballast von sich wirft, teilweise nur notgedrungen, wird hier sehr unterhaltsam dargestellt. Ich habe mich köstlich amüsiert und freue mich jetzt schon auf das nächste Buch dieser tollen Autorin.
    Ich vergebe hier gerne meine 9 Punkte

  • Zu Beginn eher ein sogenannter "freche Frauen Roman" wird die Story schnell zu einer schwarzhumorigen makabren Komödie, so wie ich es mag :-)! Leider entwickelt sich die Geschichte im letzten Drittel wieder zum Frauenroman zurück mit entsprechendem Ende.


    Der Sprachstil hat mich auch hier wieder überzeugt und hingerissen, vor allem in den schwarzhumorigen Abschnitten :-], die Geschichte ist unterhaltsam, die Gags teilweise originell, aber an die Kühlfach Romane reicht Schmutzengel nicht heran.


    Prima Unterhaltung, aber auch ich ziehe die Kühlfach Roman eindeutig vor!
    8 Punkte

  • Egal ob man dieses Buch als Frauenroman betitelt oder nicht.
    Mir hat es gefallen - wie die beiden Vorgängerwerke auch.
    Sehr Ideenreich ist es der Autorin gelungen, ihre Protagonisten vor unlösbare Aufgaben zu stellen, die sie dann auf eine Weise bewältigen, die gut unterhalten. Hinzu kommen witzige Wortkreationen, was wohl den Rheinländer auszeichnet.

  • Jutta Profijt hat mit diesem Roman Krimi und Frauenroman gemixt. Herausgekommen ist dabei eine teils sehr makabere Komödie mit einer Portion Romantik. Bemerkenswert ist der quasi auf der ersten Seite beginnende Spannungsbogen, der sich bis zum Schluss hält. Die Geschichte beinhaltet genügend Wendungen, um immer wieder die Spannung zu erhöhen, sei es bei dem Verschwindenlassen der Leiche oder auch auf der Beziehungsebene der Protagonisten. Die Charaktere sind durchweg sympathisch und detailreich beschrieben. Humorvoll werden die jeweiligen Problemlösungen angegangen, auch wenn sie zunächst eher unwahrscheinlich anmuten. Vielleicht lebt dieser Roman gerade von diesem Ungewöhnlichen, das immer wieder von den üblichen Handlungsweisen ablenkt und dadurch die Situationen überspitzt darstellt. Wer sich nicht zwingend an realistische Situationen halten muss und sich auf ungewöhnliche Lösungen einlassen kann, bekommt mit diesem 280-seitigen Buch einiges zu Lachen. (8 von 10 Punkten)

  • Genau das richtige Buch für Leute, die den schwarzen Humor lieben. Ich habe mich stellenweise schief gelacht. Corinna, die ihre Arbeit, aber nicht den Mut verliert und eine eigene Firma gründet und dann auf Hindernisse stößt, die nicht ganz alltäglich sind. Wer findet schon eine Leiche am Arbeitsplatz?

  • Zitat

    Original von Vandam
    Ich hab mich tierisch amüsiert, ausführliche Meinungsäußerung folgt. Aber mich plagt die "Altersfrage" der Heldinnen: Fragen an Jutta Profijt


    Wie kann die Oma 57 sein, die Mutter 40, die Enkelin 31 ... die dann noch einen Bruder hat, der altersmäßig ihr Onkel sein könnte?


    Über die Altersfrage bin ich auch gestolpert, ich schätze mal, dass sich bei der Oma, bzw. bei der Freudin der Oma ein Tipp- oder Lektoratsfehler eingeschlichen hat und sie um 10 oder gar 20 Jahre verjüngert wurde. Kann sein, dass anfangs alles stimmte und jemand im Lektorat sagte, dass eine Frau mit 67 oder gar 77 auf keinen Fall noch einmal einen solchen Job annehmen kann und die Freundin der Oma kurzerhand verjüngert wurde. Dabei wurde wohl die Altersgleichheit mit der Oma vergessen.

  • Sowas vermute ich auch. Es sieht ja durchaus so aus, als habe sich die Autorin mit dem Familiengefüge intensiv beschäftigt.


    Das ganze wäre leicht aus der Welt zu schaffen, indem man den Satz umformuliert, dass Oma und Lisbeth einander seit ihrem 3. Lebensjahr kennen. Sie müssen für die Geschichte ja nicht gleich alt sein. Es reicht, dass sie sich seit Jahrzehnten kennen.


    Solche zahlenmäßigen Unstimmigkeiten machen mich ganz nervös. Bei einer Zeitreisegeschichte war ich auch am Mitrechnen und befand, dass der Schluss nicht stimmen könne. Die Heldin hätte zum genannten Zeitpunkt keine erwachsene Frau sondern ein kleines Baby sein müssen.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Hier kommt mein Senf zu den Schmutzengeln. Die Passagen innerhalb der Spoilermarkierungen kann man mitlesen, muss man aber nicht. Sie enthalten keinen Geheimnisverrat sondern nur weitere Details über Personen und Handlungsverläufe.


    * * * * *


    Jutta Profijt: Schmutzengel, München 2010, dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-21206-9, 285 Seiten, Softcover, Format: 12 x 19 x 2,5 cm, EUR 8,95 (D), EUR 9,20 (A)


    „Erst in diesem Moment realisierte ich das ganze Ausmaß meines Problems. Meines katastrophal grandiosen Problems. Eine Leiche im Haus eines Kunden, in dem ich gestern aus lauter Doofheit vergessen hatte, die Tür zu schließen. Eine Leiche! (Seite 105/106)


    Von einem Tag auf den anderen gerät das Leben der Werbekauffrau Corinna Leyendecker, 31, total aus den Fugen. Aus heiterem Himmel wird sie von ihrem Agenturchef betriebsbedingt entlassen und sofort freigestellt.


    Wenn es im Vorfeld Warnzeichen gegeben hat, so hat sie sie nicht erkannt. So muss es auch in ihrer Beziehung gelaufen sein, denn als sie nach der Kündigung überraschend früh nach Hause kommt, erwischt sie dort ihren Lebensgefährten Greg mit seiner Kollegin im Bett. Der faselt was von „Liebe auf den ersten Blick“ und will, dass Corinna sofort auszieht. Doch so schnell geht das nicht, und so haust sie vorübergehend im ehemals gemeinsamen Arbeitszimmer, während Greg mit der Neuen die restliche Wohnung bewohnt.


    Um aus dieser blöden Situation herauszukommen und sich eine eigene Wohnung leisten zu können, braucht Corinna wieder einen Job. Wer in der Werbebranche arbeitet, weiß, was jetzt kommt:
    „Sie sind ja schon über dreißig!“
    „Ja.“
    „Das ist in der Werbung natürlich ein Problem.“
    (Seite 24)


    Mitten in einem Vorstellungsgespräch, das der potenzielle Vorgesetzte für ein ausgiebiges Telefonat zur Regelung seines Privatkrams unterbricht, hat Corinna einen Geistesblitz: Warum nicht auf die Werbebranche pfeifen und aus ihrem Organisationstalent anderweitig Kapital schlagen – mit einem Wohnungs-Rundumbetreuungsservice? Haben nicht schon ihre Agentur-Kolleginnen immer gespottet, Greg genieße bei ihr „betreutes Wohnen“?


    Ihrer punkigen Freundin und Ex-Kollegin, der Texterin Tabea „Troll“ Trollinger, muss sie ihre Geschäftsidee erst erklären: „Ich will Menschen, die keine Zeit haben, sich um ihren Haushalt zu kümmern, genau das abnehmen. Das Kümmern.“ (Seite 48) Tabea bleibt skeptisch, bietet aber an, die Werbemaßnahmen für Corinnas Startup-Unternehmen zu konzipieren. Sie ist es auch, die auf den Firmennamen „Schmutzengel“ kommt.


    Wenn Corinna Rat und Hilfe braucht, geht sie nicht zu ihren Eltern, sondern zu ihrer patenten und jung gebliebenen Oma. Die hat auch gleich die perfekte Mitarbeitern für die Schmutzengel parat: Lisbeth Baues, 57, eine erfahrene Hauswirtschafterin, die derzeit ihr Leben privat und beruflich neu ordnet.


    Die Schmutzengel legen los und erweisen sich bald als Erfolgskonzept. Die Idee ist gut, der Markt ist da – und Tabeas originelle Werbekampagne haut voll rein. Wie sie ein Speeddating zur Promotion-Veranstaltung umfunktioniert, das ist ebenso saukomisch wie wirkungsvoll.


    Die Erfolgsgeschichte mutiert jedoch zum Horrortrip, als Corinna, gesundheitlich schwer angeschlagen, eines Abends vergisst, bei Rüdiger Lauenstein die Tür zum Kühlhaus zu schließen. Am nächsten Tag fährt sie hin um das Versäumte nachzuholen. Es soll sich ja kein Unbefugter Zugang verschaffen können. Doch als sie bei Lauenstein ankommt, ist genau das bereits geschehen: Im Kühlhaus liegt die Leiche eines Obdachlosen! Wie soll sie das nur ihrem Auftraggeber erklären, ohne dass der gute Ruf der Schmutzengel zum Teufel geht? Am besten gar nicht. Die Leiche muss weg!


    Corinna lädt den Toten in den Kofferraum ihres Autos und macht sich vom Acker. Doch den Mann loszuwerden erweist sich ausgesprochen schwierig. Die Jungunternehmerin hat so viel um die Ohren, dass sie einfach nicht die Zeit findet, sich um die Leichenentsorgung zu kümmern. Und so kutschiert sie den Verstorbenen mit von Termin zu Termin – und ist heilfroh, dass die Temperaturen derzeit im Minusbereich liegen und die Leiche nicht zu riechen anfängt.



    Als sie schon nicht mehr damit rechnet, ergibt sich eine Lösung für ihr Leichenproblem. Doch jetzt fängt das Chaos erst richtig zu toben an. Wie hätte Corinna auch ahnen können, dass es jemanden gibt, der den Toten unbedingt haben will? Jetzt ist er fort. Seine Wiederbeschaffung erweist sich als mindestens so aufwändig wie seine Entsorgung. Gibt es einen Ausweg aus dieser Situation? Wird Corinnas Leben jemals wieder in normalen Bahnen verlaufen?


    Die Geschichte ist hochgradig gaga – und ausgesprochen amüsant, nicht nur für Leute aus der Werbebranche. Für die ist noch der eine oder andere Extra-Lacher drin, wenn sie branchentypische Marotten wiedererkennen – und vielleicht sogar einen Kollegen ...


    Zum Kichern ist, wie die rüpelhafte Tabea das Speeddating aufmischt ... wie dieser theatralische Wurzelzwerg von Stilberater die Teilnehmerinnen mit seinem taktlosen Geschwätz fix und fertig macht ... wie hyperaktive Fernsehteams in die bodenständige Welt der Schmutzengel einbrechen ... und wie Lisbeth mit einem Universitätsprofessor über das Saubermachen philosophiert. Hier muss ich wieder meine übliche Warnung aussprechen: Dieses Buch bitte nicht in der Öffentlichkeit lesen! Oder die Reaktionen der Umwelt hinnehmen. Denn es kann durchaus sein, dass man bei der einen oder anderen Szene breit grinsen oder gar laut loslachen muss.


    So abgedreht und unwahrscheinlich die Geschichte auch ist, sie vermittelt doch eine Botschaft: „Mädels, verliert eure Wünsche und Träume nicht aus den Augen! Und lasst sie euch nicht von Dummschwätzern ausreden, die sich auf eure Kosten ein bequemes Leben machen wollen!“ Lisbeth hat rund 30 Jahre gebraucht, um sich privat und beruflich aus solchen parasitären Beziehungen zu befreien. Corinna lernt ihre Lektion zum Glück schon früher. Aus dem ausgenutzten Hascherl wird peu a peu eine selbstbewusste Geschäftsfrau. Oma hat schon Recht, wenn sie schließlich feststellt: „Du siehst plötzlich so ... erwachsen aus.“ (Seite 276) Und das liegt nicht nur daran, dass Corinna ein paar Ratschläge des durchgeknallten Stilberaters umgesetzt hat. Da hat ein Reifeprozess stattgefunden.


    Leserinnen mit einer Affinität zu Zahlen werden sich fragen, wie denn eine 57-jährige Oma eine 31-jähige Enkelin haben kann. Und einen Enkel, der zwischen 40 und 50 ist. (Erwähnt wird nur, dass Corinnas Bruder um so vieles älter ist als sie, dass er ihr Onkel sein könnte.) Corinnas Mutter wäre laut Buch 40. Das kann auch nicht sein. Entweder hat sich die Autorin verrechnet oder das Lektorat hat am Alter der Figuren so lange herumkorrigiert, bis gar nichts mehr zusammenpasste. Das ist für die Geschichte nicht weiter wichtig, aber Zahlenmenschen stören solche Ungereimtheiten.


    Doch davon abgesehen: Die Geschäftsidee der Schmutzengel ist genial! Wenn sie nicht nur für Männer arbeiten würden – Frauen sind ihnen in Haushaltsdingen zu kritisch – würde ich sie sofort engagieren. Bei uns auf dem Grundstück liegen auch garantiert keine Leichen herum. Höchstens mal eine tote Maus ...


    Die Autorin:
    Jutta Profijt wurde 1967 in Ratingen geboren. Nach dem Abitur ging sie ins Ausland, arbeitete als Exportmanagerin im Anlagenbau und war jahrelang selbstständige Unternehmerin. 2003 veröffentlichte sie ihren ersten Kriminalroman. Heute lebt sie als freie Autorin in der niederrheinischen Provinz.



    Katzen lieben Manuskripte ...

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner