'Oktoberfest' - Seiten 001 - 126

  • des blutigrote cover macht den zusatz "thriller" fast überflüssig, lässt aber auf action und spannung hoffen. es gefällt mir. ich mag diese hervorgehobenen buchstaben. als beigaben-fan habe ich mich zunächst nach karten, glossar, personenregister etc pp umgeschaut, vergeblich. aber vielleicht sind sie ja entbehrlich, das wird sich im laufe der geschichte bestimmt noch herausstellen. allerdings vermisse ich ein lesebändchen - bei so schönen dicken HC-schmökern halte ich die für unverzichtbar.


    der lateinische spruch irritiert mich, pacem und bellum krieg ich ja gerade noch so als krieg und frieden hin, aber zu mehr reichts leider nicht mehr. vielleicht erbarmt sich ja eine der gebildeteren eulen.


    der beginn ist gleich ziemlich schaurig, denn ein netter alter mann wird recht fies gemeuchelt, allerdings gefällt mir der spruch des täters nach dem lebensverkürzenden kehlenschnitt "ozapft is!" :lache


    vogel und romberg, vom klappentext her dem leser ja schon bekannt, erscheinen mir sympathisch.


    die geschichte wird in verschiedenen zeitebenen und von verschiedenen orten erzählt, die jeweilige position wird dem kapitel immer vorangestellt. als ich *kosovo* lese, denke ich kurz "och nö, MUSS das sein?" das ist doch eh alle naselang thema in den nachrichten. warum ich bei dem gleichfalls stets von neuen in den news auftauchenden problemen zum thema "israel" anders denke und deshalb leserunden zu exodus und dem brennenden dornbusch (mit)angeregt habe, wundert mich kurz, aber ich verschiebe das nachdenken dazu auf später, denn das buch ist spannend.


    wir erfahren, wie die vorbereitungen zu dem oktoberfestanschlag in die wege geleitet werden, verschiedene initiatoren kristallisieren sich heraus. sprüche werden geklopft, zb "lasset die kindlein zu mir kommen!" (um sie zu ermorden). das deutet an, dass wir es mit dem anzapf-mann aus dem prolog zu tun haben, muss allerdings nicht zwangsläufig stimmen. und da ist auch noch der mann mit den (irre) flackernden augen. die zwei sind wohl nicht identisch, obwohl sicher beide etwas irre.


    vogel und romberg lernen den zwielichtigen geschäftsmann hirschmoser kennen und der sieht in meiner phantasie dem gemeuchelten moshammer sehr ähnlich. vogel hat einen kneipenfreund, meierinho, ich bin mir noch nicht sicher, ob das wirklich ein freund ist, oder ob der auch zu den anschlagsvorbereitern gehört. außerdem ist vogel verliebt. auch der dame, amélie, traue ich noch nicht so ganz über den weg.


    dann beginnt das oktoberfest...


    bisher gefällt mir das buch sehr gut!

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Der lateinische Spruch bedeutet: Wenn du Frieden willst, bereite Dich zum Krieg.


    Ich war auch irritiert dazu keine Übersetzung zu finden und mußte ganz erheblich in meinem angestaubten lateinischen Wortschatz kramen. Das ist aus meiner Sicht keine allzubekannte Redewendung, da hätte ich mir für alle nicht Lateiner und auch für mich eine Übersetzung gewünscht.
    Auch die Zitate vor den nächsten Kapiteln sind für mich aus unbekannten Werken und auch die Namen der zitierten Personen mußte ich erstmal wikipedieren. Dabei halte ich mich eigentlich für ziemlich belesen.
    Niklas Luhmann
    Carl von Clausewitz


    Clausewitz "Vom Kriege" hab ich an den Beitrag angehängt.
    Die Gesellschaft der Gesellschaft von Niklas Luhmann


    Ach ja, ich hab meiner Gewohnheit entsprechend den Klappentext nicht gelesen. In letzter Zeit ist es mir zu oft passiert, daß dort bereits Dinge gesagt wurden, die mir einiges zu offensichtlich erscheinen ließen. Daher verzichte ich darauf immer häufiger.


    Zum Cover:
    Das wirkt düster und bedrohlich, die Buchstaben sehen ein wenig kyrillisch aus (verkehrtherum etc.) Ich mag ja rote Bücher. Einziger Nachteil, der Schutzumschlag
    sitzt nicht sonderlich fest am Buch (hoffe ihr versteht, was ich meine, anders kann ich es nicht ausdrücken). Das mag ich nicht. Er ist auch recht weich und löst sich immer wieder, so daß ich ihn zur Seite gelegt habe und das Buch nun ohne Umschlag lese.


    Bisher bin ich ganz ehrlich noch nicht so begeistert oder hingerissen, wie erwartet.
    Es ist nicht schlecht, es entsteht eine gewisse Spannung, aber der Stil kann mich nicht begeistern. Im Gegenteil, die vielen Adjektive und die sehr simplen Sätze finde ich für einen Thriller eher irritierend.
    Beim Inhalt bin ich noch nicht so ganz sicher, wo uns das alles hinführen soll. Ich habe zwar einen Verdacht, wer da alles mit den "Russen" unter einer Decke steckt und was da alles nicht wirklich zufällig passiert. Aber bisher bin ich noch nicht so ganz sicher, wie die wirklich vielen verschiedenen Situationsschilderungen miteinander zu verknüpfen sind und finde es auch recht schwer den Zeitsprüngen zu folgen, da manchmal ein Datum und ein Ort angegeben ist. Manchmal aber auch ein Orts- und Zeitwechsel erfolgt, ohne daß dieser in der Überschrift erwähnt wird.


    Dann hab ich mir gestern nacht ein paar Notizen mit Seitenzahl gemacht. (Ich glaub, ich war ein bißchen sehr mäkelig eingestellt und bin gespannt, was ihr dazu sagt.)


    S. 10 Sich vergrößernde Blutlache
    Der Täter bringt den alten Mann um, begibt sich dann in Ruhe ins Wohnzimmer und entfernt sorgfältig an die 100 Fotografien aus verschiedenen Alben. Als er dann wieder an der Leiche vorbei geht, breitet sich der Blutfleck angeblich immer noch aus, ist aber bereits dabei zu gerinnen. (Bei einer solchen Blutmenge dauert es eindeutig einige Minuten, bis man den Gerinnungsprozess auch mit dem bloßen Auge sehen kann.)
    Die Zeitkomponente, die das Gerinnen des Blutes und die dazwischen liegende Aktivität, im Text andeuten, sind somit sicherlich mehrere Minuten.
    Ein Mensch mit durchgeschnittener Kehle blutet sehr rasch aus, zumal das Blut in den ersten Momenten, in denen das Herz ja noch schlägt sehr rasch aus der Wunde gepumpt wird. Ein Vergrößern der Blutlache, noch viele Minuten nach derTat, wenn bereits die Gerinnung eingesetzt hat, ist sehr unwahrscheinlich, da zum einen das Herz nicht mehr schlägt und das Blut aus dem Körper pumpt und zum anderen, die Gerinnung ein schelles Fließen des Blutes aus dem Körper hemmt.
    Hier mag der Autor mit der Vorstellung des Lesers von diesem Bild der sich ausbreitenden Lache unter der Leiche gespielt haben, mich hat es gestört, da Zeitkomponente und Bild dieser sich vergrößernden Lache für mich aufgrund meiner Erfahrungen nicht realistisch ist.


    S 29 Das Gärtnerplatztheater wird erwähnt.
    Da war ich dieses Jahr mit dem Mr. und mit Nachtgedanken und habe mir die Carmen angesehen. Daher konnte ich mir die Örtlichkeit sehr gut vorstellen und mußte an diesen wirklich schönen Abend zurück denken. Das ist überhaupt ein Plus des Autors, er beschreibt Örtlichkeiten, die einem (oder sagen wir zumindest mir) bekannt sind, man kennt sich aus, erinnert sich und weiß, wo die Figuren sich grad befinden. Auch Rheinbach, der Nachbarort vom Mr. findet später kurz Erwähnung. Sowas mag ich wirklich in Büchern.


    S. 43/44 "keloide Streifen"
    Hier bin ich über die Verwendung des Fachbegriffs gestolpert und wüßte gerne, ob ihr Eulen, mit dem Wort was anfangen konntet. Ich kenn es nur, weil es auf unserem "Leichenuntersuchungsbogen" auftaucht. Heißt so viel wie wulstig oder hervorstehend und bezieht sich auf die Beschreibung von Narben.


    S 64 Nachtfahrverbot
    Hier beschreibt der Autor, daß die Lkw nicht weiterfahren und Pause machen, wegen des Nachtfahrverbots. :gruebel
    Ich hab wirklich lange auf der Autobahn meinen Dienst versehen, ein Nachtfahrverbot für Lkw gibt es (zumindest in den mir bekannten Gegenden von Deutschland) nicht. Es gibt ein Sonntagsfahrverbot, daß sich jedoch keinesfalls nur auf die Nachtstunden erstreckt. Fällt dem normalen Leser vermutlich nicht auf, auf mich wirkte es schlecht recherchiert.

    S. 81 Adjektiv-Tourette-Syndrom
    Die Dame von Vogels Herzen betritt das Restaurant und der Autor schwelgt in Adjektiven. Haben mich bereits vorher die vielen Adjektive und Adverben ein wenig genervt, ist diese Stelle in der Amelie (?? bin grad nicht sicher, ob sie so heißt) den Laden betritt, so überflutet von beschreibenden Worten, daß ich mich in einem schlecht lektorierten BOD-Buch wähnte. Zum Glück hat der Autor seine tourettartigen Adjektivanfälle danach wieder einigermaßen unter Kontrolle. An der Stelle wars wirklich kritisch, wäre das so weiter gegangen, hätte ich das Buch weggelegt. Den Drang die Adjektive in diesem Absatz zu zählen und mich darüber lustig zu machen, konnte ich wirklich nur mit Mühe unterdrücken.


    S. 93 "unterwegs in das Kosovo"
    Ich hab wieder wikipediert und weiß nun, daß man auch "das Kosovo" sagen darf. Der für mich übliche Sprachgebrauch spricht jedoch von "der Kosovo" bzw. "das Kosovogebiet". Hat mich irritiert und im Lesefluß gestört, da sich das Wörtchen DAS als Artikel dort einfach falsch anhörte.
    S 102 Vom Kosovo nach Brasilien??
    Man findet ein Ticket nach Brasilien unter dem Spind des vermißten Lageroffiziers. Dummerweise habe ich hier mal wieder keine Angabe zur Zeit gefunden. Meine aber, daß wir uns in den 90er Jahren im Kosovo befinden und war dann doch irritiert, daß zu diesem Zeitpunkt von dort aus Flüge nach Brasilien stattgefunden haben sollen. :wow :gruebel


    S109 Die Feuerpolizei nimmt die Festzelte in Augenschein.
    Feuerpolizei? Das ist ein doch ziemlich veralteter Ausdruck. Die gibt es in Deutschland eigentlich nicht mehr. Abnahmen von Festzelten übernimmt das Ordnungsamt, die Feuerwehr oder das Bauamt.




    Wie gesagt, ich war irgendwie mäkelig eingestellt, alles Kleinigkeiten, die mich aber beim Lesen gestört oder zumindest kurz vom Text abgelenkt haben.

  • Das Cover gefällt mir supergut. Auch wenn man sich ein Buch mit dem Titel eher in blau-weiß vorstellen könnte. Aber es ist ja ein Thriller, ein sehr blutiger, wahrscheinlich. Da passt das Rot schon sehr gut. Ich lese das Buch ohne den Umschlag, mir ist er auch zu rutschrig.


    Mir ist Luhmann ein Begriff (aus dem Job) und ich dachte: He, der zitiert Luhmann. Das ist für einen Thriller eher ungewöhnlich. Vielleicht wird das ein anspruchsvoller Roman?
    Allerdings haben mich die vielen Adjektive auf den ersten 20 Seiten schütteln lassen. Grausig :rolleyes


    Sehr gut gefallen hat mir die erste Begegnung von Romberg und Vogel. Beide sind mir sympathisch. Hoffentlich überleben auch beide.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Sehr gut gefallen hat mir die erste Begegnung von Romberg und Vogel. Beide sind mir sympathisch. Hoffentlich überleben auch beide.


    Mir nicht, einer von beiden hat Dreck am Stecken

  • :grin
    Vielleicht täusch ich mich aber auch mal, das würde zumindest meiner Meinung zum Buch, die bisher mit viel gutem Willen eine Mittelmäßige ist, gut tun. :-(

  • :keks danke für die übersetzung, babyjane!
    den clausewitz hab ich noch irgendwo aus dem hinterkopf dem geschichtsunterricht zugeordnet, alles andere fiel erst einmal der spannung des buches zum opfer. auch die keloiden streifen. die hatte ich unter keton-körper abgebucht, einem restwissen aus der dr. atkins-recherche vor einigen jahren. aber okay, jetzt bin ich da etwas wissender, auch hierfür danke. deine durch insider- oder zumindest ein nach meinem dafürhalten mehr-als-allgemeinwissen vorhandenen kenntnisse über blutgerinnung, fahrverbotszeiten und abnahmeämter (jetzt natürlich nicht der atkins, sondern im sinne von prüfung*g*) teile ich nicht, so dass ich über derartiges einfach hinweggelesen habe.
    dein ausruck "Adjektiv-Tourette-Syndrom" amüsiert mich sehr. :anbet :grin
    auch das ist mir, vermutlich, weil die spannung der geschichte mich hinriss, nicht aufgefallen.
    merkwürdig, nach dem lesen deiner rezi dieses abschnitts komme ich mir etwas beschämt vor. wie ein ertappter bildzeitungsleser, der einem mit der süddeutschen wedelnden gegenübersteht, der seiner meinung über die bildzeitung und die, die diese schätzen, dezent ausdruck verlieh. aber was soll ich tun? das buch gefällt mir trotzdem. es hat mich bisher gut unterhalten und das ist es, was ich von ihm erhofft hatte... :wave

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Das Cover finde ich passend. Es ist durchaus aussagekräftig. Die rote Farbe hat für mich irgendwie eine Signalwirkung. Rot steht für mich für "Achtung" oder "Gefahr!" oder für "Stopp!". Mich erinnert es weniger an Blut als an Feuer.Die Buchstaben erinnern mich nicht unbedingt nur ans kyrillisch. Vielmehr bringt es für mich die Gesamtsituation aufs Cover. Das Gesamtbild soll wohl eine gewisse Verwirrung ausdrücken, vielleicht auch den Überraschungseffekt und das Chaos.
    Der Prolog des Buches las sich meiner Meinung nach ganz viel versprechend. Die ganze Handlung wird vielen Details dargestellt. Bei den Adjektiven dachte ich hingegen, dass man hier tatsächlich einige einsparen könnten und die Situation durch mehr Atmosphäre greifbar machen könnte, aber immerhin sicherlich der Autor, sondern nur ein Leser. Insgesamt finde ich auf die Charaktere sehr gut durchdacht und das Buch bisher ganz gut lesbar. Die Vielschichtigkeit der Charakter ist hierbei das, was mich in den Bann der Geschichte hineinzieht.
    Was das Zitat am Anfang betrifft, so hätte ich, die kein Lateinunterricht hatte, mir auch eine Übersetzung gewünscht. Mit Niklas Luhmann konnte ich hingegen sehr wohl etwas anfangen. Im Moment bin ich davon überzeugt, dass der Autor einen bestimmten Anspruch an das Buch hatte. Das Buch ist sicherlich nicht für jeden Leser, der sich Unterhaltung wünscht, gut geeignet. Dennoch kann ich über mich sagen, dass mir das Buch bisher sehr gut gefällt. Ich bin jetzt schon gespannt, wie es nun weitergehen wird.

  • @ Krokus
    Quatsch, ich geh halt nur anders an solche Bücher und auch Filme heran, ein Grund, warum mit mir kaum jemand mehr Krimis guckt... :lache
    Beschämt muß da niemand sein und wenn du dich gut unterhalten fühlst, ist das doch super. Der breiten Masse muß das Buch gefallen...


    @ GJay
    Findest du denn, daß dieser Anspruch, den der Autor durch die Zitate auszudrücken versucht vom Rest des Buches erfüllt wird?
    Ich finde es bisher eher anspruchslos, wenn nicht gar seicht... :gruebel

  • @BabyJane: Das kann ich im Moment noch nicht genau sagen.Ich lese erstmal ein Stück weiter. Bisher gehen mir die Adj. auf den Nerv und einiges ist merkwürdig. Dennoch habe ich für mich entschieden erstmal ein paar Kapitel zu lesen. Da ich letztens ein gut recherchiertes Buch (Das Einstein-Mädchen) gelesen habe, hat es dieses Buch nun nicht leicht.
    Der Eindruck den du als seicht beschreibst, entsteht durch die Adj. Wenn du diese zum Teil durch für diese Adj. typische verhalten ersetzt, geht Kopfkino ganz gut, dann wirkt es etwas "anders". Zum Anspruch eines Buches sage ich erst etwas, wenn ich mindestens 2/3 gelesen habe.

  • Jetzt habe ich sowohl den ersten Abschnitt als auch eure postings gelesen.


    Es bleibt dabei, dass ich bislang Babyjanes eher kritische Meinung teile. Der Prolog lieferte gleich einen krassen Einstieg, obwohl mich schon hier die beschreibenden Formulierungen irritierten.
    Mich wundert, dass keiner von euch auf diesen seltsamen "Gefährten" von Romberg eingeht, der ihn in regelmäßigen Abständen des nachts heimsucht :gruebel? Mit diesen Sequenzen kann ich nichts anfangen, geht es nur mir so? Hab ich irgendwas nicht verstanden?


    Der minimalistische Schreibstil, sprich häufig sehr kurze Sätze, und vor allem das doch sehr begrenzte Repertoire an verwendeten Verben stört mich ein wenig (vorsichtig ausgedrückt). Ein paar der vielen, oft sogar aufeinander folgenden "war" hätte der Lektor ruhig monieren können :rolleyes!


    Wenn der Autor dann zu ausführlicheren bzw. ausdrucksstarken Beschreibungen ansetzt, kann ich mir ein verwundertes Grinsen nicht verkneifen. Wie S. 104: "Der Zauber der Insel hatte den Alltag von ihnen abfallen lassen wie zerschlissene Kleidungsstücke". Oder S. 105 die Beschreibung des Sonnenuntergangs auf Mauritius: "Nach Westen hin in tiefes Blau verlaufend, das in ausgereiztes Rosa überging. Das Rosa in feurigen Schlieren dunkler werdend bis zu einem besinnungslos satten Rot." Vielleicht fehlt mir auch nur die Phantasie, aus den Formulierungen ausgereiztes Rosa und besinnungslos satt ein Bild vor Augen zu bekommen ;-).


    Insgesamt finde ich die Art und Weise, wie hier die Spannung aufgebaut wird wenig subtil, aber sie wird aufgebaut, deshalb werde ich das Buch mit großem Interesse weiterlesen. In einer Testleserunde ist man halt besonders kritisch, das ist aber doch Sinn der Sache, oder?


    Gefallen hat mir S. 112 die Anspielung bezüglich der "Bomben-Wiesn"! Im wahrsten Sinne des Wortes :lache.


    Eine eher unwichtige, aber putzige Anmerkung: Mein Mann hat den Klappentest gelesen und sich aufgeregt, dass der Bösewicht Oleg Blochin heisst. So hieße der beste Fußballer, den Russland je hatte, und der Name sei völlig unpassend :grin.

  • Die blutrote Covergestaltung fand ich gut, den Prolog auch, eine solide Thriller Einführung, von Blutgerinnung habe ich eh keine Ahnung! :grin
    Dann nimmt der Autor allerdings gleich das Tempo heraus. Noch kann ich keinen erkennbaren Grund dafür finden, warum ich derart viel aus der Vergangenheit von Vogel und Romberg erfahre. Zudem wird langweilig erzählt. Leider finde ich die beiden Charaktere blass und fade gezeichnet, obwohl in Romberg wohl ein Geheimnis schlummert. Schaun mer mal. :gruebel
    Die Zeitsprünge habe ich nicht als störend empfunden. Nur mit Romberg und Vogel werde ich einfach nicht warm. :-(
    Wesentlich besser finde ich die Speznas Einheit und ihre Anführer gelungen. Sie machen im Krieg auch vor Kindestötung kein Halt, sind stramm durchorganisiert, eine verschworene Gemeinschaft, von denen ich übles erwarte. Eine Stelle fand ich lächerlich: Glaubt jemand tatsächlich, dass es Männer gibt die ihr Vaterland mehr lieben, als Sex und Frauen? :grin Das ist verlogenes konstruirtes Gelaber vom Schlimmsten. Figurentiefe tendiert da wieder gegen Null, was bei einem Thriller mitunter zu verschmerzen ist. Härter ist am Ende vermutlich einfach nur härter. :lache


    Grundsätzlich finde ich den Spannungsaufbau durchaus gelungen. Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Manchmal verwendet der Autor solch seltsame Kurzsatzkombinationen, die ich bisweilen nervig und lästig, selten gelungen finde. Alles wird gut...

  • In der Mittagspause die ersten 50 Seiten gelesen und gleich auf der ersten Seite gestutzt


    Die Spitze seines Stockes schleifte wie Kreide an einer Tafel über das Fischgrätenparkett, wenn er den rechten Fuß aufsetzte.


    Stock (mit Metallspitze?) auf Parkett und Kreide auf einer Tafel? Diese beiden Geräusche sollen gleich sein?


    Und ehrlich, die Erklärung des Investementgeschäfts haben ich überhaupt nicht verstanden. Es werde Geld in einem Topf gesammelt und darüber Fondsanteile ausgegeben und das Geld dadurch jeden Bezug zu wirklichen Werten verlöre?


    Dann saß ich erst einmal da und habe meine Hand betrachtet und versucht Daumen, Zeige- und Mittelfinger in Form eines gleichschenkligen Dreiecks zu bringen. Bei einem gleichschenkligen Dreiecksind doch zwei von drei Seiten gleichlang, glaube ich mich zu erinnern? Klappt bei mir einfach nicht, es sei denn eine Seite ist die offene Seite zwischen Finger- und Daumenspitzen. Und das sind so 13 cm. Wie trifft man da das Herz?


    Neu war mir, dass man an der Unterweser (z. B. in Bremen und Bremerhaven) und auch in Wilhelmshaven Kai auch Kaje nennt


    Gospodin – Gosposcha = Herr – Frau


    Kapitan perwowo ranga = Kapitän zur See (russischer militärischer Rang)



    Insgesamt bisher einen Mord und eine Art „Aufmarsch der Gladiatoren“


    Das Transportunternehmen von Rombach (was hat der wohl für eine Traum) und Vogel wird wohl das Oktoberfest beliefern
    Oleg Blochin (noch in Afghanistan vor 20? Jahren) wird wohl der Bösewicht
    Ein russisches Schiff in Bremerhaven 2004 bringt wohl die Hardware, die Lohweg zusammengeklaut hat.


    So ganz gerafft, wo wir zeitlich eigentlich sind, habe ich noch nicht.
    Bei der ein oder anderen weiteren Szene hat mein Kopfkino kurz gestockt „geht doch nicht“ und die ein oder andere „blumige“ Beschreibung hat mich Schmunzeln lassen.


    Mal sehen, wie es heute Abend weitergeht – vermutlich gleich durch bis zum Ende 2. Teil

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • @ Lumos
    Der Gefährte ist ein Alptraum, der Romberg häufig heimsucht.


    @ Dyke
    Bei dem Stock hab ich auch gestutzt. Irgendwie konnte ich mir auch die Bewegung nicht ganz vorstellen und hatte immer eher ein Holzbein vor Augen. :gruebel

  • Endlich läuft mein Laptop hier im Urlaubort (Otterndorf) und ich kann loslegen. Bin mit dem Buch schon durch, also muss ich höllisch aufpassen, mich nicht zu verplappern. Habe ganz viele Spickzettel gemacht.


    Das meiste wurde hier ja schon geschriebene. Das Cover deutet ja bereits daraufhin, dass der Autor mit einigen Personen nicht recht zimperlich umgeht. Es fließt wirklich jede Menge Blut. Vor allem seine "Bösen" - mal wieder die Russen :grin - sind ja wahre Tötungsmaschinen ohne großes Gefühlsleben. Daumen, Mittel- und Zeigefinger im Dreieck.... und dann die Drehung....ich habe versucht die Bewegung nachzumachen. Natürlich - keine Angst - ohne ein Gegenüber sondern nur mit heißer Luft. :lache
    Und die "Guten" sind doch als ziemlich gut und furchtbar nett beschrieben. Da fehlen mir ganz eindeutlich die Kanten.
    Der von den anderen Eulen monierte Schreibstil, finde ich paßt sehr gut zum Genre - kurz und knackig. Da habe ich wirklich schon viel Schlechteres gelesen. Stören tun mich nur die Widerholungen bestimmter Begriffe. (Dazu im nächsten Teil noch mehr.)


    Also ich finde die Beschreibung des nächtlichen Gefährten gelungen. Es handelt sich mit Sicherheit um einen Alptraum, oder eine Art Trauma, dass Romberg schon lange verfolgt. Leider erfährt man nicht mehr darüber, was beim widerholten Auftauchen der Sequenz zur Gewöhnung führt und dem Ganzen die Spannung nimmt.


    Bis jetzt liest sich das ganze zügig weg. Die Verweise auf tatsächliche Orte oder Begebenheiten sind angenehm - bin Münchner, da passt es natürlich noch mehr - und über die Personen des tatsächlichen Lebens, die hier teilweise auftauchen und nur namentlich verfremdet wurden oder angedeutet werden, kann ich richtig schmunzeln.
    Seite 96:
    Es gab ein Menü aus bayerischen Traditionsgerichten, von einem berühmten Sternekoch in die Exklusivität erhoben.... :gruebel

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von Babyjane
    @ Dyke
    Bei dem Stock hab ich auch gestutzt. Irgendwie konnte ich mir auch die Bewegung nicht ganz vorstellen und hatte immer eher ein Holzbein vor Augen. :gruebel


    Das Holzbein hatte er auch noch dazu, links. :grin


    Das ein Stock eventuell, wenn ich ihn wieder noch vorne führe auf dem Boden schleift, weil man ihn nicht richtig anhebt, kriege ich gerade noch in meinen Dickkopf, aber das es ein Geräusch wie Kreide auf einer Tafel ergibt?
    Meine Schulzeit ist ja nun schon ein paar Jahrzehnte her, aber das Geräusch habe ich immer noch im Ohr.
    Und wenn ich meinen Regenschirm mit Metallspitze über unser Parkett schleife - das klingt anders :lache

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson