Sturmklänge - Brandon Sanderson

  • Brandon Sanderson
    Sanderson wurde 1975 in Nebraska geboren und lebt heute in Utah. Er hat englische Literatur studiert und wird nach den Erfolgen seines Debüts "Elantris" und der Trilogie "Kinder des Nebels" als großes Talent unter den Autoren der High Fantasy geschätzt. Nach dem Tod von Robert Jordan schreibt er nun dessen Reihe "Das Rad der Zeit" zu Ende.


    Zum Inhalt
    Vivenna, die Tochter des Königs von Idris, wurde von Geburt an dazu erzogen, den Gottkönig des mächtigen Hallandren zu heiraten. Kurz vorher erfährt sie jedoch, dass an ihrer Stelle ihre jüngere Schwester Siri nach Hallandren geschickt wurde. Vivenna, die nur Schlechtes über Hallandren weiß, will ihre Schwester, die nicht im gerinsten auf diese Aufgabe vorbereitet wurde, retten und folgt ihr heimlich in die hallandrische Hauptstadt T'Telir.
    Siri sieht sich indes mit dem hallandrischen Hof konfrontiert, über den sie praktisch nichts weiß. In Hallandren herrschen die Götter, Helden, die nach dem Tod auf unerklärliche Weise wiederauferstanden sind. Die Magie der Welt besteht aus den Hauchen eines Menschen. Jeder Mensch hat einen solchen, kann ihn jedoch auf andere übertragen. Je mehr ein einzelner hat, umso mächtiger wird er.
    Es heißt, dass die Götter viele tausend davon besitzen sollen und daher unglaubliche Macht haben.
    Siri hat Mühe, sich an das Leben als Gemahlin des Gottkönigs zu gewöhnen, findet jedoch nach und nach heraus, dass am Hof der Götter nichts ist wie es scheint ...
    Und über all dem steht die Frage: Kann man den drohenden Krieg zwischen Idris und Hallandren noch verhindern, oder ist es dafür längst zu spät? Siri und Vivenna werden beide zu Schlüsselfiguren in dieser Entscheidungsfrage.


    Meine Meinung
    Dieses Buch ist ein typischer Sanderson. Und deshalb liebe ich es auch so. Die Charaktere sind durchweg ausgefeilt und lebendig, entwickeln sich weiter und nehmen eine Rolle im Gesamtgefüge der Bücher ein, die jeden unentbehrlich erscheinen lässt. Dazu tragen auch jede Menge äußerst amüsanter Dialoge bei, die mir mehr als einmal ein Lachen entlockt haben.
    Manch einem wird das Buch langweilig erscheinen, da die Handlung lange Zeit eher gemütlich vorangeht, aber dennoch ist in all der Zeit vieles passiert, das sich im nachhinein als elementar wichtig herausstellt.
    Was manchmal etwas störend ist, sind die für Sanderson charakteristischen Wiederholungen. Bestimmte Dinge - wie Handlungsmotive von Charakteren oder ähnliches - werden wieder und wieder betont, damit der Leser auch ja nichts vergisst.
    Letztlich jedoch änderte das nichts an meiner Meinung zu diesem Buch.
    Sanderson versteht es wie kein Zweiter, den Leser gemeinsam mit den Protagonisten an der Nase herumzuführen. Sobald man denkt, man hätte bestimmte Zusammenhänge begriffen, offenbart sich, dass alles vollkommen anders ist als erwartet.
    Es ist kein schlichter Kampf zwischen Gut und Böse, da man die Motive der verschiedenen Parteien kennenlernt und keinen für sein Handeln hassen kann.
    Am Ende wird wieder einmal klar, dass Sanderson von Anfang alles ganz genau geplant hatte. Hier ist nichts zufällig, und alles passt zusammen.
    Das Ende lässt jede Menge Fragen offen und ließe durchaus Spielraum für eine Fortsetzung, könnte aber auch für sich stehen.


    Alles in Allem eine weitere Bestätigung für mich, weshalb Sanderson mein erklärter Lieblingsautor ist.


    10 von 10 Punkten.

    :lesend
    "Wo Bücher verbrannt werden, werden früher oder später auch Menschen verbrannt"

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  • Ich bin eher zufällig über das Buch gestolpert, aber da mir der Autor sowieso zusagt, hab ich es gekauft- und kann mich der Meinung von Inevera nur anschließen. Ich hab Siri wirklich ins Herz geschlossen und auch Lichtbringer war mir sehr sympathisch. Mit Vivenna bin ich zwar nicht richtig warm geworden, aber sowas muss es ja auch geben.
    Volle Punktzahl von mir!

  • Inhalt: Die Zeichen stehen auf Krieg. Nur das Versprechen, eine der Königstöchter von Idris an den Gottkönig von Hallandren zu verheiraten hat in den letzten Jahren einen brüchigen Frieden aufrecht erhalten. Doch der König von Idris glaubt das der Krieg nicht mehr abzuwenden ist und schickt anstatt seiner ältesten Tochter Vivenna die junge und ungehorsame Siri als Braut nach T'Telir. Vivenna folgt ihrer Schwester um sie zu retten und ihrem nun nutzlosen Dasein doch noch einen Sinn zu geben. Wird der Krieg noch abzuwenden sein? Irgendjemand scheint ein besonderes Interesse daran zu haben die beiden Länder in den Krieg zu stürzen. Doch wer?


    Meine Meinung: Mit diesem Buch liegt ein abgeschlossener Einzelband vor bei dem man nicht erst auf Fortsetzungen warten muss um zu erfahren wie es ausgeht. Das finde ich durchaus positiv. Allerdings möchte ich hier erst einmal mit den negativen Punkten anfangen:


    1.) Das Buch kommt sehr schwer in die Gänge. Lange, lange Zeit passiert nicht viel, nur ein paar Fragen (hauptsächlich nach der Vergangenheit einiger Figuren) werden aufgeworfen. Im Vergleich dazu überstürzen sich am Ende die Ereignisse. Dort wird die Geschichte recht hastig abgeschlossen. Das war gerade noch so im erträglichen Bereich.


    2.) Brandon Sanderson denkt sich wieder ein ungewöhnliches und neues Magiesystem aus, das auf den ersten Blick einfacher, aber auf den zweiten Blick um einiges komplizierter wirkt als das Metallsystem aus der Mistborn-Trilogie. Etwas enttäuschend ist jedoch, dass dieses neue Magiesystem nicht sehr viel Anwendung in dem Buch erfährt. Es ist eher im Hintergrund präsent.


    Und trotz dieser beiden Kritikpunkte gebe ich so viele Punkte. Warum?


    Nun ... das Buch ist zwar lang, aber für mich nicht langweilig zu lesen. Denn ich mag Brandon Sandersons Schreibstil einfach sehr gerne. Er schreibt flüssig und detailreich, er schafft Atmosphäre und lässt mich richtig in seine Welt abtauchen. Sicher gibt es Autoren, die ein schnelleres Erzähltempo einschlagen und den Leser sofort ins Geschehen stürzen. Das mögen spannende Geschichten sein, aber meistens halten sie nicht lange nach und nach Abschluß solcher Geschichten habe ich dann kein Verlangen mehr noch länger bei der erschaffenen Welt zu verweilen. Bei "Sturmklänge" ist das anders, eben weil sich Brandon Sanderson Zeit lässt.


    Dazu kommen die interessanten Charaktere:


    Lichtsang, ein Gott, der nicht an seine eigene Göttlichkeit glaubt und ständig versucht seine eigene Autorität zu untergraben, der seinen Priestern und Mitgöttern gerne mal vor den Kopf stößt, dumme Kommentare abgibt und keine Gelegenheit auslässt um zu bekräftigen das er eigentlich komplett nutzlos ist. Der dann aber von seiner eigenen Neugier überrascht wird und sich zu fragen beginnt wer er früher einmal war. Lichtsang sorgt für einige humorvolle Momente. Er war meine Lieblingsfigur in diesem Buch.


    Oder Siri, die Braut des Gottkönigs, die rebellisch und ungehorsam ist, was sich aber schließlich als ihre Stärken herausstellen. Sie reift und wird beherrschter im Gegensatz zu ihrer Schwester Vivenna, der die Kontrolle über sich immer mehr entfährt und die viele harte Lektionen darüber lernt dass sie nicht so perfekt ist wie sie glaubte.


    Es ist interessant den Weg dieser Charaktere mitzuverfolgen und ihre Entwicklung zu beobachten. Dabei sind gerade diese Charaktere auch gut gezeichnet, ihre Handlungen mit ihrem beschriebenen Wesen vereinbar und die Entwicklung ist jederzeit logisch nachvollziehbar und nicht überstürzt. Nicht sehr tief charakterisiert ist hingegen Vascher, was jedoch auch daran liegt, dass er am wenigsten Seitenzahlen bekommt und sich nicht sonderlich viel entwickelt. (Was aber auch seine nachvollziehbaren Gründe hat.)


    Nicht zuletzt ist das von Brandon Sanderson hier erdachte Magiesystem, auch wenn er es leider nicht sonderlich viel anwendet, wieder logisch aufgebaut, durchdacht und darüber hinaus ungewöhnlich.


    Deshalb gebe ich dem Buch 9-10 Punkte. Ich habe mich sehr wohlgefühlt bei der Lektüre.


    PS: Zwar ist das hier wirklich ein Einzelband, allerdings ist die Welt interessant genug dass ich darauf hoffe, dass Brandon Sanderson irgendwann weitere Geschichten in dieser Welt schreibt. :-)

    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Tolpan ()

  • Das Buch hatte ich gestern schon in der Hand. Nach euren tollen Rezis bereue ich es, es nicht gekauft zu haben. :bonk

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

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  • Eine für mich interessante Info … und vielleicht für andere auch …


    Das Buch hat im englischen den Titel Warbreaker.
    Brandon Sanderson hat mit dem Roman Warbreaker ein interessantes "Projekt" gestartet.
    Das E-Book gibt es auf seiner Homepage Kostenlos (in verschiedenen Formaten) zum Download!


    Downloadlink (nach unten scollen um die verschiedenen Formate zu downloaden):
    http://www.brandonsanderson.co…and-Downloads#comparisons



    Eine bessere Übersicht (mit mehr Formaten) bietet diese Seite:
    http://www.manybooks.net/title…onbother08Warbreaker.html


    Hier ist für jeden Reader das richtige Format dabei!
    Viel Spaß :wave

  • Habe das Buch gestern Abend beendet … (englische TB Ausgabe)
    Der Autor hat mich auch mit diesem, meinem bereist 5 Buch von Ihm, nicht enttäuscht.
    Eine sehr interessante Welt und gute Charaktere.
    Die Welt/ Idee fand ich eigentlich so gut, das ich mir sogar einen Mehrteiler gewünscht hätte.
    Egal, der Autor schreibt ja noch ein paar Bücher ... :grin


    Also auch von mir eine Empfehlung :-)

  • Ich hab mir die englische Version "Warbreaker" kostenlos über den zweiten Link vom Lesemann runtergeladen und fühle mich nach einem Drittel gut unterhalten, und wenn mich die von Inevera erwähnten Wiederholungen nerven, lese ich einfach schneller drüber ;).


    Vielen Dank für diesen coolen Tipp, Inevera....

    Wissen Sie, Intelligenz ist ein Rasiermesser: Man kann sie sinnvoll nutzen, sich damit aber ebenso gut auch die Gurgel durchschneiden. Im Grunde ihres Wesens ist sie ungesund. Lem


    The farther one travels, the less one knows. George Harrison

  • Nachdem mir "The way of kings" so gut gefallen hatte, war dies nun mein zweites Buch von Sanderson - und auch wenn es mich nicht so restlos begeistert hat wie "The way of kings", ist es doch ein wunderbares Buch. Am Anfang fand ich die Betonung von gewissen Charakterzügen von Siri bzw Vivienna etwas nervig, aber das hat sich mit der Zeit von alleine erledigt. Sanderson hat wirklich alles durchdacht und überrascht den Leser immer wieder, wenn dieser vielleicht gerade meint, alles durchschaut zu haben.


    Besonders sympathisch waren mir Lichtgesang ( :lache), Siri und Susebron.

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • @ saz
    Es war ja eines seiner ersten Bücher. Man merkt das Sanderson sich mit den Jahren stark gesteigert hat.

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Zitat

    Original von Lili_Morinstal
    @ saz
    Es war ja eines seiner ersten Bücher. Man merkt das Sanderson sich mit den Jahren stark gesteigert hat.


    Achso, das wusste ich nicht, dass das Buch eines seiner Erstlingswerke ist. Mal sehen, welches ich dann als nächstes von ihm lese...


    Ich warte ja ungeduldig auf den Nachfolger von "The way of kings", aber das wird leider noch eine ganze Weile dauern :fetch ... ich weiß schon, wieso ich sonst keine nicht-vollendeten Reihen lese.

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Zitat

    Original von Lili_Morinstal
    Hast du Infos wann der nächste Teil erscheinen soll? Ich hab bisher leider nichts dazu gefunden. :-(


    Auf der Homepage von Brandon Sanderson (http://www.brandonsanderson.com/) stehen oben links in der Ecke immer die Bücher, an denen er zur Zeit schreibt, und wie weit er damit ist. Bei Stormlight 2 steht aktuell 0% (und danach kommt erst noch 2nd draft und dann dauert's nochmal eine ganze Weile). Also vielleicht so in 2 Jahren? :trippel

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von saz ()

  • Vielen Dank für den Tipp LeseMann!


    Ich wollte sowieso wieder einmal etwas von Sanderson lesen, und wenn es dann noch kostenlos ist, umso besser! Habe es gleich auf meinen Kindle gepackt.


    Bin auf alle Fälle gespannt auf das Buch. Es ist ja erst nach der Mistborn Trilogie erschienen, weswegen ich wohl erkennen werden kann, inwiefern Sanderson sich weiterentwickelt hat.


    The Way Of Kings möchte ich noch garnicht anfangen, weil ich irgendwie schon weiß, dass es mich sofort fesseln wird, und ich mich hinterher ärgere, weil ich ewig auf die Nachfolger warten muss. :lache

  • So, hab es geschafft und wurde wieder gut unterhalten. Alles was man sich von einem High-Fantasy Buch wünscht, ist hier enthalten:


    - Sympathische, sich entwickelnde Protagonisten
    - Eine spannende Rahmenhandlung
    - Ein frisches, unverbrauchtes Magiesystem
    - Politik: Drei Königreiche, die voneinander nicht viel halten
    - Religion: Der Gott der Farben Austre; Das Königreich Hallandren mit seinen Zurückgekehrten Göttern und dem Götterkönig
    - Eine Menge Wendungen in der Geschichte


    Während man anfangs denkt, es handelt sich um ein klassisches gutes Königreich gegen böses Königreich Fantasy Buch, so wird einem schnell klar, dass nichts so ist, wie es scheint. Die zahlreichen Wendungen tragen ebenfalls dazu bei.


    Es gibt auch zähere Passagen, aber wenn man ein komplett neues Magiesystem erschafft und daneben auch noch die einzelnen Länder und ihre unterschiedlichen Ansichten, Kulturen, etc. erklären muss, ist es klar, dass einige Passagen nur zur Erklärung dienen, in denen sonst nicht viel passiert. Dafür hat man ein in sich abgeschlossenes Buch, dass im eher auf Serien ausgelegten Fantasy Bereich mittlerweile Seltenheit geworden ist. (Wobei das Ende noch genug Stoff für einen Nachfolger bereit halten würde)


    Sehr positiv aufgefallen ist mir, dass Sanderson hier nicht alle parr Seiten das Magiesystem bzw. bereits Bekanntes wieder und wieder erklärt, was die Mistborn-Trilogie, vor allem Teil 2+3, sehr in die Länge gezogen hat. Stattdessen traut er seinen Lesern mittlerweile zu, nach einmaliger Erklärung das Magiesystem verstanden zu haben, was ich sehr begrüße. Negativ aufgefallen ist mir hingegen, dass mir viele Charaktere, obwohl sie schön gezeichnet sind und sich entwickeln, irgendwie aus der besagten Trilogie bekannt vorgekommen sind, zB. Vasher, der sehr stark an Kelsier erinnert.


    Das ist aber Kritisieren auf hohem Niveau. Für mich ist es bislang das beste Buch des Autors, das ich bisher gelesen habe. Ich erwarte zwar immer noch einen wirklichen Überknaller von Sanderson, aber wenn er sich so weiterentwickelt, werde ich wohl nicht mehr lange darauf warten müssen. Deswegen vergebe ich auch 8 von 10 Punkten.