'Ein Weihnachtslied in Prosa' - Dritte Strophe, Der zweite der drei Geister

  • Der Abschnitt war ziemlich schnell vorbei. Scrooge scheint nun Mitgefühl zu haben, vor allem für den kleinen Tim (steht in eurer Ausgabe auch Tiny Timmy?). Mehrmals kann der Geist der gegenwärtigen Weihnacht ihm aufzeigen, wie grausam seine früheren Reden teilweise waren und Scrooge erschrickt vor sich selbst.
    Der Geist befällt mir besonders gut, er verbreitet Wärme und Freude, altert nur leider schnell.
    Von dem Fest, zu dem ihm sein Neffe ursprünglich eingeladen hatte, er diese Einladung aber ausgeschlagen hatte, möchte Scrooge am liebsten gar nicht mehr fort, weil es ihm in der Gesellschaft so gut gefällt.
    Besonders traurig fand ich die Figuren der beiden Kinder zum Schluss. Der nächste Geist ist wohl nicht so freundlich und angenehm wie der Geist der gegenwärtigen Weihnacht.

  • Für mich der beste Abschnitt in dem ganzen Buch und ich kann das jetzt schon sagen, weil ich schon durch bin mit dem Buch. :-]


    Mir gefällt die Darstellung der Leute auf der Straße, die Beschreibung der ganzen Leckereien, die erwartungsvolle Stimmung.


    Dann die Beschreibung der Weihnachtsfeiern bei seinem Gehilfen Bob und bei seinem Neffen. Obwohl die Leute arm sind und nichts haben, genießen sie das wenige und sind glücklich. Und sie stoßen auf Mr. Scrooge an, obwohl er doch echt garstig ist. Aber sie denken an den Geist der Weihnacht, den man in dem Abschnitt so richtig spüren kann.


    Bei mir heißt das Kind Tiny Tim.


    Sehr schön auch die Darstellung von Mangel und Unwissenheit als Kinder am Ende des Abschnittes und der damit verbundene Hinweis, dass man sich besonders vor Unwissenheit schützen soll.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Macska


    Mir gefällt die Darstellung der Leute auf der Straße, die Beschreibung der ganzen Leckereien, die erwartungsvolle Stimmung.


    mir auch. Vor allem, wie Familie Cratchit feiert, das gemeinsame Essen, die Frage, ob der Pudding was geworden ist, fand ich sehr gemütlich und herzlich :-)

  • Zitat

    Original von Mia08


    mir auch. Vor allem, wie Familie Cratchit feiert, das gemeinsame Essen, die Frage, ob der Pudding was geworden ist, fand ich sehr gemütlich und herzlich :-)


    Ja und dann der Hinweis, das der Pudding ja eigentlich recht klein für die große Familie ist, das aber jeder etwas davon abkriegt. Und obwohl sich sicherlich alle mehr gewünscht hätten, sind sie doch satt und zufrieden.


    Irgendwie denke ich da immer, wie gut es uns doch im Gegensatz zu früher geht und das wir doch das reinste Luxusleben im Gegensatz zu denen führen und trotzdem sind wir nicht zufrieden.


    Ich fand allgemein bei Cratchits das Verhältnis zueinander schön, die Freude das die große Tochter nach Hause kommt, der liebevolle Umgang miteinander, einfach berührend.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Macska
    Irgendwie denke ich da immer, wie gut es uns doch im Gegensatz zu früher geht und das wir doch das reinste Luxusleben im Gegensatz zu denen führen und trotzdem sind wir nicht zufrieden.


    Das sag ich auch oft. Wir führen nicht nur das reinste Luxusleben im Gegensatz zu den Menschen früher, sondern auch im Gegensatz zu Millionen Menschen heute. Und trotzdem haben wir immer etwas zu jammern. :-(

  • Hier lernt man Scrooge schon von einer andere Seite kennen. Nun ist er nicht mehr widerspenstig, sondern wird als beinahe schüchtern beschrieben. Wunderschön fand ich die Szene bei den Cratchits. Sie gehen liebevoll miteinander um und teilen das bisschen was sie haben, untereinander auf. So wie es in einer Familie sein sollte.


    Gefallen hat mir die Stelle, als Bob erzählte was sein Sohn Tim gesagt hat: "Auf dem Heimweg sagte er mir, er hoffe, die Leute in der Kirche hätten ihn gesehen, weil er ein Krüppel wäre, und es könne ihne lieb sein, sich am Christfest an den zu erinnern, der lahme Bettler gehen und blinde menschen sehen machte."


    Interessant fand ich auch die Erwähnung der Kinder bei dem Geist, "Mangel" und "Unwissenheit".

    :lesendIlsa J. Bick - Brennendes Herz


    Es gibt mehr Schätze in Büchern als Piratenbeute auf der Schatzinsel... und das Beste ist, du kannst diesen Reichtum jeden Tag deines Lebens genießen. (Walt Disney )

  • Ich fand den Abschnitt auch schön und vor allem find ich es witzig, dass Scrooge immer wieder ein Thema ist, selbst wenn er ja nicht dabei ist. Überall wird dennoch über ihn gesprochen. :grin


    Ich muss aber schon zugeben, dass ich ganz so warm mit der Geschichte nicht werde und mir schon schwer tue, hier überhaupt was reinzuschreiben. Ich schiebe es darauf, dass ich es das erste Mal lese und immer noch die Sprache schwierig finde (bei "Vatermörder" musste ich zweimal lesen, bis ich es dann aufgab und erst paar Zeilen weiter gecheckt habe, dass es wohl kaum was mit Morden und Vater zu tun hat...). Ich denke, beim zweiten Lesen wird es besser. Also, nächstes Jahr. :lache

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Zitat

    Original von Macska


    Irgendwie denke ich da immer, wie gut es uns doch im Gegensatz zu früher geht und das wir doch das reinste Luxusleben im Gegensatz zu denen führen und trotzdem sind wir nicht zufrieden.


    :write stimmt. wenn man sowas lesen muss, fällt einem auf, dass man es eigentlich sehr gut hat

  • Mich hat auch dieser Satz über die Kinder Mangel und Unwissenheit sehr beeindruckt!



    "Sie gehören der Menschheit", sagte der Geist, auf sie niederblickend, "und klammern sich an mich, um gegen ihre Väter Klage zu führen. Dieser Knabe ist der Mangel, dieses Mädchen ist die Unwissenheit. Hüte dich vor diesen beiden und ihrer ganzen Sippschaft, namentlich aber vor diesem Mädchen, denn auf ihrer Stirn lese ich eine Schrift, die das Urteil der Verdammung spricht, wenn sie nicht ausgetilgt wird. Verleugnet sie immerhin!"



    Ich finde, darüber muss man erst mal eine Weile nachdenken. Was ist damit gemeint? Dass man nicht wegschauen soll, wenn irgendwo Unrecht geschieht?! ?(

  • darüber grübel ich auch noch, vor allem in Verbindung damit, dass der Geist Scrooge daraufhin auch noch vorwirft, was er über Armenhäuser und Gefängnisse gesagt hat. Natürlich soll Scrooge erkennen, wie grausam es war, was er gesagt hat. Aber hat das auch was mit den Namen der Kinder zu tun? :gruebel

  • Also ich habe mir das ungefähr so zusammen gereimt: Scrooge redet von Armenhäusern und Gefängnissen, wo die Leute doch hin gehen können, damit sie nicht sterben. Ihm ist das Schicksal dieser armen Menschen egal gewesen. Und das wahrscheinlich hauptsächlich, weil es ihn an Unwissenheit mangelt, wie man sich fühlt wenn man so arm ist und kaum leben kann. Wenn man nicht weiß wo man hin gehen oder wo man seine nächste Mahlzeit her bekommen soll. Er weiß es eben nicht, wie schlimm sowas ist, weil er es nie erlebt und auch nie gesehen hat. So habe ich das mit den Namen "Mangel" und "Unwissenheit" in Verbindung gebracht.


    Die Stelle in dem Abschnitt hatte mir ja auch ziemlich gefallen. Das fand ich richtig interessant.


    Viele schauen ja heutzutage wirklich weg, wenn irgendwo Unrecht geschieht. Sie sagen sich "solange es mir nicht passiert ..." Viele sind nur auf sich selbst bedacht. Und das oftmals, weil sie sich gar nicht vorstellen können wie das ist, wenn man kein Geld hat, wenn man Menschen verliert oder anderen Menschen Unrecht angetan wird. Denen mangelt es an Mitgefühl, weil sie nur auf ihr eigenes Wohl aus sind. Wie eben auch unserem Scrooge ... so habe ich das hier jedenfalls ungefähr verstanden.

    :lesendIlsa J. Bick - Brennendes Herz


    Es gibt mehr Schätze in Büchern als Piratenbeute auf der Schatzinsel... und das Beste ist, du kannst diesen Reichtum jeden Tag deines Lebens genießen. (Walt Disney )


  • So sehe ich das auch, dass man nicht wegsehen soll. Oft wird Unwissenheit vorgeschützt, weil es einfach bequemer ist. Ich denke, hier spricht der Geist auf Scrooges Meinung an, es gäbe ja genügend Armenhäuser und soziale Einrichtungen, die sich um die Bedürftigen kümmern. Der Geist führt ihm vor Augen, dass die Wahrheit ganz anders aussieht.

  • Seltsam bei mir ist das Mädchen der Mangel und der Junge die Unwissenheit.


    Hat jemand von euch das englische Original? Wie ist es da?

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach