Wie schnell wird verfasst?

  • Wie schnell bringen Autoren ihre Gedanken zu (virtuellem) Papier?
    Mich würde mal interessieren, ob es große Unterschiede zwischen den hier bekannten Autoren beim Verfassen gibt. Ich meine dabei nicht das letztendliche detaillierte Lektorieren, sondern sozusagen die erste Roh-Fasssung. Zum Beispiel: 5 DinA4-Seiten in 45 Minuten?


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Zum Beispiel: 5 DinA4-Seiten in 45 Minuten?


    Das geht doch vom Schreibtempo her schon gar nicht! Das schaffen nicht mal routinierte Romanheftschreiber.


    Ich weiß von Jörg Kastner, dass er vor Jahren mal als Auftragsarbeit einen ganzen Roman (inkl. Recherche!) in weniger als vier Wochen geschrieben hat. Das waren dann vielleicht durchschnittlich 15 Seiten pro Tag. Halte ich für glatten Wahnsinn.


    Wenn ich Fachliteratur schreibe und es sich um einen Stoff handelt, den ich absolut intus habe, schaffe ich an einem Tag kaum mehr als 10 Seiten; danach ist einfach die innere Spannung weg. Wenn ich ohne diese Spannung weiter schreibe, dann liest es sich auch schlampig und lustlos.

  • Ich habe auch ein Maximum von 10 Seiten à ca 1800 Zeichen (Stadard-Manuskriptformat). Danach ist die Luft raus. Meistens geht es aber "szenenweise", d.h. ich erarbeite und schreibe eine Szene, dann gehe ich entweder zur nächsten oder überarbeite die vorige, wenn mir das nötig erscheint. Das "reine" Schreiben empfinde ich als blanke Arbeit, quasi als Muß. Wenn dieser Rohling mal steht und überarbeitet wird, macht es erst richtig Spaß. :grin

  • Kommt ganz auf den Text an. Bei meinen Brotaufträgen schaffe ich - vorausgesetzt, ich bin ausgeschlafen und habe am Vorabend nur ein Glas Wein getrunken - mit Ach und Krach bis zu 20 Seiten. Das heißt, für einen 400-Seiter brauche ich dann einen Monat. Hinterher bin ich allerdings vollkommen erledigt und brauche anschließend mindestens einen Monat, ehe ich wieder "richtig" schreiben kann.


    Bei "richtigen" Romanen habe ich zwar 10 Seiten als Tagessoll, aber manchmal werden es auch nur drei. Aber wenn die richtig gut sind, ist das eine tolle Ausbeute.

  • Flinke Auftragsschreiber bringen es auf bis zu 40 Manuskriptseiten pro Tag, und das regelmäßig.


    Mein persönlicher Rekord liegt bei 18 Manuseiten, ebenfalls für eine Auftragsarbeit.


    Bei einem Roman halte ein ein Pensum von sechs Manuseiten pro normalen Arbeitstag und ca. 10 pro Wochenendtag oder Feiertag ein. Ich muss allerdings nach etwa 80 bis 100 Seiten aufhören und was anderes schreiben, um nicht abzuschlaffen.


    Viele Grüße


    Eric :write

  • Zitat

    Original von Eric
    Flinke Auftragsschreiber bringen es auf bis zu 40 Manuskriptseiten pro Tag, und das regelmäßig.


    Das erklärt einiges ...


    Zitat

    Bei einem Roman halte ein ein Pensum von sechs Manuseiten pro normalen Arbeitstag und ca. 10 pro Wochenendtag oder Feiertag ein. Ich muss allerdings nach etwa 80 bis 100 Seiten aufhören und was anderes schreiben, um nicht abzuschlaffen.


    Dieses Tempo wäre für mich nicht machbar. Ich bin nicht geschaffen für sportliche Höchstleistungen. :anbet
    Bei mir gibt es nicht nur (meistens) slow food, sondern auch slow read und slow write. Ich bevorzuge das bei weitem. :wave

  • Hm, das kommt wirklich ganz darauf an, manchmal sind es nur 2 Seiten pro Tag, manchmal 20. Wenn eine Geschichte in meinem Kopf "fertig" ist, kann ich sie ziemlich schnell runterschreiben. Manchmal, wenn ich merke, es geht nicht mehr, höre ich auf - und habe dann oft, wenn ich eine Nacht drüber geschlafen habe, alles schon im Kopf "vorgeschrieben". Dann geht es extrem schnell. Aber wie gesagt, oft quälte ich mich auch von Zeile zu Zeile, besonders die Anfänge sind schwierig :cry

  • Bei diesen Massenproduzenten (mir fällt da jetzt auf Anhieb nur der Konsalik ein) die Romane wie am Fließband raushauen, kann selbst diese Seitenanzahl nicht hinhauen. Aber die haben wahrscheinlich entweder nur mit dem Baukastensystem gearbeitet oder eine ganze Reihe von Ghostwritern beschäftigt. Oder im Zweifel beides.

  • Ich schaffe auch nicht mehr als 10 Seiten, eigenartigerweise egal, ob ich den ganzen Tag Zeit habe oder nur in der Nacht schreibe, es werden einfach nie mehr als 10.
    Ein absoluter Viel- und Schnellschreiber war George Simenon, ich erinne mich, dass er mal einen kompletten Roman in drei Tagen geschrieben hat. Und liebe Iris, er hat zwar auch mit "Heftchen" anfangs Geld verdient, aber sein Können kann man sicher nicht in Frage stellen. Genialität schafft auch Qualität bei Quantität.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Selbst der dickste Engel passt durch jedes Nadelöhr." :chen

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Marlowe ()

  • Zitat

    Original von Marlowe
    Ein absoluter Viel- und Schnellschreiber war George Simenon, ich erinne mich, dass er mal einen kompletten Roman in drei Tagen geschrieben hat.


    Wow, du warst dabei? :wow


    Zitat

    Und liebe Iris, er hat zwar auch mit "Heftchen" anfangs Geld verdient, aber sein Können kann man sicher nicht in Frage stellen. Genialität schafft auch Qualität bei Quantität.


    Jede Wette: Georges würde sich jetzt auf die Schenkel hauen! :grin

  • Sagt mal, schwankt der Ausstoß nicht? Es gibt doch gute und schlechte Tage.
    Ich lese viel Autobigraphisches von AutorInnen, quer durch die Jahrhunderte. Da gibt es 10-15 - 20 Seiten Tage und zwei- Sätze- Tage.
    Liegt das nicht an jedem persönlich? Und an der Umgebung? Von Georges Sand wird berichtet, daß sie mitten in dem ständigen Trubel, der in ihrem Haushalt herrschte, einfach kritzeln konnte. Flaubert brauchte Ruhe. Austen stahl sich jede ruhige Minute, Leroux schloß sich dem Zimmer ein, in dem ihn grad die Inspiration überfiel, rotzte in zehn Tagen 200 Seiten hin und gab dann per Pistolenschuß aus dem Fenster bekannt, daß der Krimi fertig war. Enid Blyton schrieb einen Band 5 Freunde pro Woche, Edgar Wallace diktierte zwei Sekretärinnen gleichzeitig, Barbara Cartland..., well.
    Zola hatte die Maxime: jeden Tag ein Federstrich. Er war ja notorisch schwer zum Schreiben zu kriegen.
    Und natürlich ist Simenon ein Genie!!
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Sagt mal, schwankt der Ausstoß nicht? Es gibt doch gute und schlechte Tage.


    Richtig. Und alles andere gehört ins Reich der Legende! :grin


    Zitat

    Und natürlich ist Simenon ein Genie!!


    Wer wollte das bestreiten? :anbet


    Nebenbei bemerkt: Schon Hemingway bemerkte ganz richtig: "The first draft is always shit." :wow

  • Zitat

    Original von Iris
    [
    Nebenbei bemerkt: Schon Hemingway bemerkte ganz richtig: "The first draft is always shit." :wow


    Tjaaaaaaa, der vor dem ersten Glas meent er!
    Magali *hipps*

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Tom
    Wenn sich im Kopf viel an der Story getan hat, schaffe ich 40, 50 Seiten am Tag. Wenn nicht, dann nicht. Dann schreibe ich was anderes, zur Entspannung. :-)


    boff und wow.
    Schießt du auch mit der Pistole, wenn du fertig bist? :grin
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Babyjane
    :lache :lache :lache


    Hier gewinnt man ja Einblicke... hossa :lache


    Achtung, Leute, Polente am Horizont. Flaschen wech *hipps*
    Isshab gaaar niss gemach, Frau Waschmeischter, gaaar nisch*hipps*
    Bin völlisch klaaar *hipps* Wollnse mal riiiiiiiiieschn?
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus