'Sturmhöhe' - Buch II: Kapitel 11 - ENDE

  • So, gerade eben bis THE END gelesen...


    Nachdem Edgar nun die Treffen zwischen Cathy und Linton erlaubt hat, lockt Heathcliff Cathy und Nelly mit Hilfe von Linton und einem ganz miesen Trick nach Wuthering Heights und sperrt sie dort ein. Sie dürfen erst wieder raus, wenn Cathy Linton geheiratet hat. Wahrscheinlich hat Linton ihm nur aus Angst geholfen, aber ich habe mich trotzdem fürchterlich über ihn aufgeregt :fetch


    Der Gipfel war jedoch das Verhalten von Heathcliff, ich hätte ihn am liebsten gewürgt!! :hau Zuerst die Erpressung mit der Hochzeit, dann lässt er Linton einfach dahinvegetieren und schließlich sterben. Ich glaube ich habe nur selten - wenn überhaupt - eine fiesere Figur in einem Buch angetroffen. Heathcliff muss einen irrsinnigen Hass auf alle Lintons und Earnshaws in sich tragen, denn obwohl er die Anwesenheit der anderen nicht erträgt, lässt er sie nicht gehen, nur um sie unter seiner Gewalt zu haben. Besonders schlimm fand ich die Stelle, wo er Cathy, die sowieso das Haus nicht verlassen darf, ihre geliebten Bücher wegnimmt.


    Der einzige, der halbwegs menschlich bleibt in diesem ganzen Wahnsinn ist Hareton.


    Irgendwann kommt dann der Punkt (Cathy und Hareton haben mittlerweile zueinander gefunden) an dem sich Heathcliff verändert, er isst und schläft nicht mehr und verhält sich auch sonst irgendwie ungewohnt friedlich und ich frage mich immer noch warum? Was genau ist passiert? Er macht immer nur Andeutungen aber verrät nichts oder? :gruebel Kann mir da jemand weiterhelfen?


    Am Ende, nach seinem Tod und mit all dem Wissen über seine furchtbaren Taten seinen Mitmenschen gegenüber, die nur allzu oft tiefe Abscheu in mir hervorgerufen haben, passierte mir etwas merkwürdiges: Ich dachte nicht "HA, jetzt hats auch dich erwischt" sondern ich dachte "Endlich ist er wieder mit seiner Catherine zusammen" und zurück bleibt das Bild des kleinen dunkelhaarigen schüchternen Jungen, der zum ersten Mal nach Wuthering Heights kommt...


    Für das was bleibt und diese großartige Geschichte, danke Emily Bronte!! :anbet :anbet :anbet


    Tief beeindruckte Grüße,
    milla

  • Zitat

    Original von milla
    Der einzige, der halbwegs menschlich bleibt in diesem ganzen Wahnsinn ist Hareton.


    milla


    Allerdings. Ich staunte, wie dieser arme Kerl, dem jede Bildung und Erziehung verweigert worden war, der nur Gewalt und Rücksichtslosigkeit kannte, so einfühlsam und liebenswürdig sein konnte.


    Dagegen war Cathy, die in einer liebevollen Umgebung aufwuchs, ein Ausbund an Egoismus.


    Was mich an der ganzen Situation immer wieder gewundert hat: Warum hatte niemand soziale Kontakte? Keine nachbarschaftlichen Besuche, keine Freunde? Ich finde das seltsam und bemerkenswert.


    Zusammenfassend finde ich, dass Sturmhöhe ein Buch ist, das man unbedingt gelesen haben muss. Besonders gefiel mir auch der Wechsel in der Erzählposition.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von Alice
    [Was mich an der ganzen Situation immer wieder gewundert hat: Warum hatte niemand soziale Kontakte? Keine nachbarschaftlichen Besuche, keine Freunde? Ich finde das seltsam und bemerkenswert.


    Das ist mir auch aufgefallen, zuerst dachte ich es liegt möglicherweise an den Entfernungen, aber das Dorf ist ja gar nicht so weit weg und ich habe auch nichts in Erinnerung, dass irgendjemand diese Isolation ausdrücklich gewünscht hat :gruebel

  • So, ich hab's bis Kapitel 27 geschafft - jetzt ist es wieder richtig, richtig spannend. Der Mittelteil, wo sich alle gegenseitig verflucht haben und dann der Reihe nach die Leute weggestorben sind (die grad noch mal geschwind ein Kind in die Welt geworfen haben :grin), das war mir alles ein bisschen zu viel.


    Aber die junge Catherine ist sehr süß, dafür nervt mich Linton ein wenig. Allerdings hab ich das Gefühl, dass er von Heathcliff dazu gedrängt wird, Cathy zu heiraten.
    Dafür fand ich sehr süß, dass der arme Hareton für Cathy lesen gerlent hat! Der ist ja sowieso der ärmste von allen. Sohn von Hindley, der mir noch nie sympathisch war und der ja am Ende auch schon ziemlich durchgeknallt war! Und jetzt behandelt ihn Heathcliff wie der letzte Dreck :cry.

  • Ja, ich bin heute doch noch fertig geworden. Konnte halt nicht aufhören!


    Also, dass Hareton so ein netter Mensch bleiben konnte, wo er doch nur Hass gekannt hat, ist schon erstaunlich. Aber ich fands trotzdem immer interessant, wenn er und Catherine sich angeschrien oder gestritten haben.
    Sie war ja auch wirklich fies, als sie ihn so fertig gemacht hat, weil er lesen gelernt hat und einige Wörter falsch ausgesprchen hat.


    Andererseits hat das auch zu der süßesten Szene überhaupt geführt. Nämlich als Mr. Lockwood zurück kommt und nur die Stimmen der beiden hört, wie sie ein Buch lesen und Hareton einen Kuss kriegt, weil er ein Wort richtig ausgesprochen hat :-]. Das hat mich zum ersten Mal nach vielen Seiten wieder lächeln lassen.


    Und beim Tod von Heathcliff war ich erst auch ein bisschen verwirrt - was hat denn der Mann wirklich vorher so gemacht? Hat er Catherines Geist gesehen oder ist er "einfach so" dem Wahnsinn verfallen? :wow

    Gesamturteil: Ein tolles Buch, das man gelesen haben muss! Schön düster, aber gleichzeitig so faszinierend, dass man es nicht weglegen kann! :anbet

  • Zitat

    Original von Wendy
    Und beim Tod von Heathcliff war ich erst auch ein bisschen verwirrt - was hat denn der Mann wirklich vorher so gemacht? Hat er Catherines Geist gesehen oder ist er "einfach so" dem Wahnsinn verfallen? :wow


    Ich hoffe ja, dass irgendjemand uns da noch etwas zu sagen kann, hänge da trotz :gruebel immer noch in der Luft...

  • Zitat

    Original von Wendy
    Und beim Tod von Heathcliff war ich erst auch ein bisschen verwirrt - was hat denn der Mann wirklich vorher so gemacht? Hat er Catherines Geist gesehen oder ist er "einfach so" dem Wahnsinn verfallen? :wow


    Ich bin mir nicht sicher, ob ich deine Frage richtig verstehe.


    Meinst du den Grund für Heathcliffs Verhalten allgemein, seine Besessenheit? Oder fragst du dich, woran es gestorben ist?


    Ersteres würde wohl eine längere psychologische Abhandlung. Zweiteres glaube ich kurz beantworten zu können: er hat die Nahrungsaufnahme verweigert und zusammen mit den nächtlichen Aufenthalten im Freien hat ihn das wohl so geschwächt, dass er starb.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von milla
    ich glaube Wendy meint (wie ich) zweiteres, aber warum er auf einmal die Nahrungsaufnahme verweigert hat etc.


    Genau. Das ist nämlich total an mir vorbei gegangen, was diesen plötzlichen Umschwung bewirkt hat. Und ist ja auch mal dagesessen und soll nicht in die Ferne gestarrt haben, sondern auf einen (unsichtbaren) Punkt irgendwo im Zimmer - daher hab ich gedacht, er hätte vielleicht Halluzinationen gekriegt und sich mit Catherines Geist unterhalten oder so ?(

  • Mir fehlen zwar noch ein paar Seiten,aber ich sehe das so:


    Nach dem Tod Catherines war Heathcliffs einziger Lebensinhalt die Zerstörung der Familien Earnshaw und Linton.Als die beiden letzten Nachkommen zueinander fanden und er einsehen mußte,daß er gescheitert war, hat er sich einfach aufgegeben.Er sah keinen Sinn mehr weiterzuleben.


    Ich liebe Happy-Ends und hatte nicht erwartet in diesem Buch eines zu Erlesen,
    bin daher umso mehr erfreut.
    Ich verstehe warum dieses Buch ein Klassiker ist und freue mich,daß ich es mit Euch gelesen habe.
    Uneingeschränkt empfehlenswert.

  • Zitat

    Original von milla



    ich glaube Wendy meint (wie ich) zweiteres, aber warum er auf einmal die Nahrungsaufnahme verweigert hat etc.


    Hmmm.... einen Psychopathen wie Heathcliff wirklich zu verstehen ist schwierig.


    Aber buttercups Theorie ist einleuchtend und ich schließe mich in Ermangelung einer besseren dieser vorläufig an.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von Alice
    Aber buttercups Theorie ist einleuchtend und ich schließe mich in Ermangelung einer besseren dieser vorläufig an.


    stimmt, danke buttercup :wave


    EDIT: Komischerweise würde mich von diesem Buch mal eine Verfilmung interessieren (auch wenn die ja zu 99% schlechter sind als die Vorlage). Hat jemand eine Verfilmung gesehen und kann etwas dazu sagen? Es gibt ja scheinbar mehrere :gruebel

  • Ich hab mal vor Jahren im TV die alte Verfilmung mit Laurence Olivier und David Niven gesehen. Ich erinnere mich nur, dass ich die Atmosphäre als sehr bedrückend empfand. Allerdings sah man sehr gut - was halt der damaligen Zeit entsprach - dass der Film nur im Studio gedreht wurde und die Landschaften nur gemalt waren. Und die Schauspieler agierten etwas schwülstig für meinen Geschmack.


    Es gibt auch eine neuere Verfilmung mit Timothy Dalton *zweifeld die Augenbraue heb*

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Hm verstehe, also die alte Verfilmung klingt auch nicht wie DER Renner... Ja die habe ich auch gefunden, ich glaube aber, dass ich mir die mit Dalton (*grusel*) auf keinen Fall antun würde :grin Die neueste ist wohl die mit Ralph Fiennes und Juliette Binoche hmmm...

  • Von der mit Ralph Fiennes und Juliette Binoche habe ich einen Teil gesehen,
    habe dann aber ausgemacht,wollte das Ende nicht wissen,da das Buch im RUB stand.War gut so,so hat mich das Happy End noch mehr erfreut.Jetzt hoffe ich,daß der bald nochmal läuft,denn ich fand íhn ziemlich gut und würde ihn jetzt nach dem Lesen gerne ganz sehen.Auch die ältere Verfilmung wäre bestimmt interessant,möglichst im Original.

  • Ich hole das hier mal aus der Versenkung um mir den Spoiler zu sparen.


    Zitat

    Original von buttercup
    Nach dem Tod Catherines war Heathcliffs einziger Lebensinhalt die Zerstörung der Familien Earnshaw und Linton.Als die beiden letzten Nachkommen zueinander fanden und er einsehen mußte,daß er gescheitert war, hat er sich einfach aufgegeben.Er sah keinen Sinn mehr weiterzuleben.


    Ja, so habe ich das auch verstanden. Sie haben ihn besiegt, so daß er sein Scheitern eingestehen mußte. Außerdem scheint er auch ein etwas eigenartiges Verhältnis zu Hareton gehabt zu haben. Er sagt ja mal, er wünschte, der wäre sein Sohn statt dem Schwächling Linton. Aber da es umgekehrt ist, muß er den einen vernichten und den anderen ... Naja, wirklich nett war er ja auch nicht zu seinem Sohn.
    Aber Hareton soll ja auch Cathy sr. ähnlich sehen, so daß sich Heathcliff am Ende auch nicht dazu aufraffen kann, sein Werk zu vollenden und die aufkeimende Liebe zwischen den beiden zu zerstören. Und, eben schöne Ironie, ausgerechnet Hareton trauert als einziger um ihn, da er der einzige Vater war, den er je hatte, Hindley ist ja früh gestorben, und nichts böses über ihn hören will.
    Und dann ist da natürlich noch Heathcliffs Sehnsucht nach Cathy sr. Nun ist er mit ihr vereint. Oder muß er sie doch noch mit Edgar teilen?

    Zitat

    ... and wondered how any one could ever imagine unquiet slumbers for the sleepers in that quiet earth.


    Ein sehr passendes Ende. Da übersieht man auch gern, daß Cathy und Hareton Cousins ersten Grades sind.

  • Das schaffen auch nur versnobte Engländer: Sich ein Haus zu mieten und dann wegen Gruselgefühlen einfach dort nicht mehr zu wohnen - di ehatten eindeutig zu viel GEld.



    Das Hareton eine Art Engel bleibt, trotz der Grausamkeit, mit der er erzogen wurde, ist mir ein Rätsel. Insgesamt habe ich wohl viele Motive und Gründe der handelnden Personen nicht verstanden.


    Aber das Ende finde ich toll. @ buttercup: Bücher ohne Happy End sind mir einfahc zu realistisch. Aber dass hier noch ein plausibles Happy End zu erwarten war, habe ich nicht mehr für möglich gehalten.