Sabine Martin - Die Henkerin

  • Kurzbeschreibung (amazon)
    Melisande ist noch ein Kind, als ihre Familie in einem Hinterhalt brutal gemeuchelt wird. Dass sie überlebt, verdankt sie allein Raimund. Dem Henker. Er nimmt sie zu sich, gibt sie als seinen stummen Neffen aus, lehrt sie sogar sein Handwerk – das nicht nur entsetzliche Foltermethoden, sondern auch die Kunst des Heilens umfasst. Ihre verletzte Seele findet dennoch keine Ruhe, hat sie ihrer sterbenden Mutter doch eines versprochen: den Mörder zu finden und sie zu rächen


    Über die Autoren:
    Sabine Martin, das sind Sabine und Martin, oder genauer, die beiden Autoren Sabine Klewe und Martin Conrath. Normalerweise schreiben sie allein, doch hin und wieder setzen sie sich zusammen und hecken gemeinsam eine Geschichte aus, die sie dann unter dem Pseudonym Sabine Martin veröffentlichen.


    Meine Meinung:
    Esslingen im Jahre 1325:
    Melisande Wilhelmis ist erst 13 Jahre alt, als ihre Familie von Ottmar de Bruce in einem Hinterhalt brutal ermordet wird. Melisande kann nur durch Zufall entkommen, denn der Henker Raimund Magnus hilft ihr zu fliehen. Fortan lebt sie als sein Lehrling Melchior und schwört, nicht eher zu ruhen, bis sie ihre Familie gerächt hat. Stoisch erlernt sie das Henkershandwerk und bringt es hier sogar zu einer gewissen Perfektion. Schließlich muss sie frühzeitig die Nachfolge des Esslinger Henkers antreten.


    Sehr viel mehr möchte ich von der Story nicht verraten, denn man sollte die spannende Geschichte um die Henkerin Melisande unbedingt selber lesen. Manchmal ist die Handlung ziemlich grausam, also nichts für ganz schwache Nerven, aber auf jeden Fall ausgesprochen spannend. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, denn die vielen Intrigen und überraschenden Wendungen haben mich in Atem gehalten.
    Geschickt hat das Autoren-Duo den Spannungsbogen gehalten, oftmals an einer besonders spannenden Stelle schnell ein neues Kapitel mit einem Szenenwechsel eingeschoben, wo man dann hastig weiterlesen musste, um zu erfahren, wie die vorangegangene Szene weiterging.


    Ich habe das Buch trotz der manchmal brutalen Szenen sehr gern gelesen, da mich Melisandes Schicksal und der Mut und die Entschlossenheit, mit dem sie sich allen Widrigkeiten gestellt hat , sehr für sie eingenommen haben.
    Dazu noch ein insgesamt packender Schreibstil und auch ein wenig Liebesgeschichte: für mich war das sehr gute Unterhaltung!


    Von mir gibt es 8 von 10 Eulenpunkte
    Herzlichen Dank an Wolke, dass sie es als Wanderbuch hier eingestellt hat :knuddel1

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Im Alter von dreizehn Jahren muss Melisande Wilhelmis mit ansehen, wie ihre Familie grausam ermordet wird. Der Tuchhändler war auf der Heimreise mit seiner Frau, drei Kindern und mehreren Rittern. Dennoch ließ sich der tödliche Angriff vom mächtigen Graf Ottmar de Bruce nicht verhindern. Nur Melisande kann sich mit Hilfe von Raimund, dem Henker von Esslingen, verstecken. Er nimmt sie in seinem Haus auf und gibt sie als seinen stummen Neffen aus. Fünf Jahre erlernt nun Melchior den Beruf des Henkers, bevor Raimund stirbt. Doch gerade in diesen Tagen hat der junge Henker Schwierigkeiten mit dem Stadtrat. Eine Magd hat sich im Gefängnis selbst gerichtet, bevor sie ihre gerechte Strafe bekommen konnte. Nun erwartet Melchior selber den Prozess. Doch vorher soll noch der Weinhändler aus Reutlingen eines Meuchelmordes überführt werden. Melchior ist von dessen Unschuld überzeugt. Er beschließt, Esslingen zu verlassen und den vermeintlichen Mörder vorher zu befreien. Trotz des gut durchdachten Plans, nimmt ein Scherge de Bruces schnell die Verfolgung auf. Eine aufregende Zeit der Flucht und Neuorientierung beginnt.


    Das Autorenduo Sabine Klewe und Martin Conrath kann seine Vergangenheit im Krimigenre nicht verbergen. Zugegebenermaßen hatte auch ich Vorurteile gegenüber Titel, Autorenpaar und Klappentext. Bereits zu viele Frauen in Männerkleidung haben nicht immer Lesenswertes erlebt. Doch bereits das erste Kapitel fesselte mich trotz der blutigen Beschreibungen. Der flüssige Erzählstil regt das Kopfkino an. Stetig zieht sich der Spannungsbogen von Kapitel zu Kapitel. Obwohl Melisande noch zwei weitere Male ihren Namen und das Geschlecht ändert, wirkt es keineswegs verwirrend. Die Beweggründe dazu sind nachvollziehbar.


    Melisandes Gefühlswelt wird ebenso deutlich geschildert. Die einzige überlebende Tochter des Tuchhändlers wird stets vom Gedanken der Rache angetrieben. All ihre Wünsche, die sie als 13-jährige Kaufmannstochter bezüglich Heirat eines Ritters hatte, wurden mit ein paar Schwertstreichen zunichte gemacht. Diese brodelnde Wut verstärkt sich im Laufe der Zeit. Gleichzeitig muss sie sich aber auch vor dem mächtigen Gegner mit seinen Gehilfen schützen. Dieser Zwiespalt wird von Kapitel zu Kapitel deutlicher. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege und in den meisten Fällen wirken diese Begegnungen überraschend. Allerdings kann man gerade zum Ende des Buches auch immer mehr glückliche Fügungen des Schicksals erkennen. Gerade der Strang, der die emotionale Seite bedient, hätte ein paar Gedankengänge mehr gut vertragen. In diesem Fall scheint es, als ritte man im gestreckten Galopp zum Finale.


    Die Henkerin ist ein klassischer historischer Roman, der gut unterhält. Schauplätze und Figuren passen ins 14. Jahrhundert. Das Leben und Wirken in einer Stadt wie Esslingen und Reutlingen wurde ausreichend plastisch geschildert. Es werden weiterhin Foltermethoden und Heilkünste angesprochen, die aber nicht weiter vertieft werden. Für die spezifischen Ausdrücke, die heutzutage nicht mehr im Sprachgebrauch sind, ist ein Glossar angelegt. Eine Karte im Buchdeckel rundet die Ausstattung ab, sodass das dunkle Buch mit der lodernden Locke auf dem Cover als entspannende Unterhaltungslektüre empfohlen werden kann.

  • Melisande überlebt als junges Mädchen einen Überfall des grausamen Grafen Ottmar de Bruce. Der Henker der Stadt Esslingen nimmt sie bei sich auf. Da er sowieso kaum Kontakt zu den Einwohnern der Stadt hat, fällt die nicht weiter auf und nach einigen Jahren gibt er sie als seinen Neffen Melchior aus und bildet sie aus.


    Sie lernt Foltermethoden und sie lernt die Todesurteile zu vollstrecken. Gleichzeitig lernt sie die Heilkunst und Kräuterkunde. Sie übt ihren Beruf erstaunlich unberührt aus und hat selten mit Mitleid für ihre "Kunden" zu kämpfen.


    Doch eines Tage fällt Melchior beim Rat der Stadt in Ungnade und sie muss fliehen... wie Melisandes Weg weitergeht will ich hier nicht verraten. Nur so viel: es folgen noch einige überraschende Wendungen.


    Das Buch hat mich gefesselt und ich habe mich gern in mittelalterliche Esslingen und die umliegenden Städte versetzen lassen. Da ich Esslingen um Umgebung kenne, fand ich das besonders interessant.


    Melisandes Geschichte ist spannend und es passiert viel. Oft - für meinen Geschmack zu oft - sind erstaunliche Zufälle im Spiel, so dass Melisande das Glück immer hold ist. Da ich sie mochte, sei es ihr gegönnt, aber mir war's etwas zu unrealistisch. Ebenso dass sie so problemlos in die Männerrolle schlüpfen und diese durchhalten konnte.


    Der Schluss hatte mir zu viel rosa Zuckerguss und war ein wenig unrund...



    Eine Frage zum Inhalt habe noch, vielleicht kann mir die einer von den anderen Lesern beantworten. Ich spoilere, da es sich auf den Schluss bezieht.


    Dass Sabine Martin ein Pseudonym ist, das aber gleich innen im Buch aufgelöst wird, finde ich mal wieder ziemlich witzlos. Wieso können nicht einfach beide Autorennamen draufstehen, wenn sie innen sowieso gleich verraten werden? Aber ich will hier keine Diskussion über Pseudonyme anfangen, dafür gibt es andere Threads.


    Alles in allem: ein spannender historischer Roman mit ein paar glücklichen Zufällen zu viel. Dafür gibt es von mir 7 Punkte.

  • An und für sich war es ein schönes spannendes Buch. Ein schöner Geschichtsroman um mal wieder in die historische Welt einzutauchen, das mag ich an historischen Romanen, mit viel Hintergründen und Charakterbeschreibungen, um komplett abzutauchen. Das hat hier zum Glück wieder gut geklappt.


    Allerdings gab es ein bisschen was an dem Buch was mich irgendwie gestört hat: Ich fand es nicht ganz rund! Mir fehlten teilweise das Geschliffene, ein bisschen zu viele Ecken und Kanten waren da noch. Zack ist der Überfall, aber leider liest man nicht wie sie dann zum Henker wird sondern zack sind es fünf Jahre später. Klar man liest dann in Rückblenden darüber, aber das störte mich.


    Ich fand es gut, wie viele vielschichtige Charaktere mit eingebaut wurden. Der Rat Sempach von Esslingen über den ich gern mehr gelesen hätte und Säckingen, der mir irgendwie gefallen hat. Aber irgendwie war das ganze so unausgegoren. Die Spannung baute sich zum Schluss hin auf und ich hab mich schon gefragt, wann nun der grosse Showdown kommen soll, immerhin ist das Buch in sich ja anscheinend abgeschlossen. Und dann in den letzten fünzig Seiten:


    Mmh! Das fand ich ein bisschen viel auf den letzten 50 Seiten. Schade, das man sich da nicht mehr Seiten genommen hat! Aber trotz allem gelang es mir in die Welt einzutauchen was für mich immer ein wichtiger Anhaltspunkt ist, ob das Buch für mich gut ist oder nicht, daher freu ich mich trotz allem auf die Fortsetzung!

  • Obwohl ich eigentlich nicht so schnell wieder ein Buch über eine mittelalterliche Heldin in Männerkleidung lesen wollte, war ich doch neugierig auf so eine extreme Wandlung nicht nur der Geschlechter, sondern auch des Standes. Das gutbürgerliche Melisande mutiert gleich zu einem der Unberührbaren. Das Buch enthält gerade zu Beginn einige sehr drastische und grausame Schilderungen des Überfalls auf Melisandes Familie. So erklärt sich aber auch das tiefe Hassgefühl, dass die junge Melisande entwickelt und das ihr hilft, in ihrer neuen Rolle zu überleben.


    Das Buch ist spannend geschrieben, man bangt mit der Hauptdarstellerin so manches Mal mit, allerdings fand ich es bei dieser Geschichte erholsam, dass es ihr über weite Strecken trotz der Gefahren noch recht gut geht und sie ihren Häschern immer wieder entrinnt. So war man immer wieder gespannt darauf, welche Wege sie nun einschlägt.
    Auch die Nebenfiguren sind gut gezeichnet und charakterisiert.



    Das Ende kam ein bisschen im Schweinsgalopp daher und es gab einige etwas haarsträubende Wendungen. Insgesamt gesehen, fand ich das Buch sehr gut gelungen und bin gespannt, wie sich die Geschichte weiter entwickelt.

    Lieben Gruß Idgie



    Erst wenn man viel gelesen hat, lernt man wenig Bücher schätzen.

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  • Ich hab das Buch vor 3 Jahren beim Büchereulentreffen mitgenommen und nun war es endlich soweit. Die Geschichte fing gleich spannend an mit dem Überfall auf die Familie Wilhelmis, bei dem nur Melisande überlebt und dem Täte Ottmar de Bruce Rache schwört.


    Das Buch ist sehr spannend, auch wenn so manche Wendung überraschend war. Das Ende war für mich auch ein wenig überstürzt, da hätten sich die Autoren auch ruhig noch mehr Zeit lassen können, denn selbst wenn es über 500 Seiten waren, verflogen sie sehr schnell.


    Die verschiedenen Figuren waren deutlich geschildert, so dass ich keine Namensprobleme habe wie sonst häufig. Die historischen Gegebenheiten mit dem unberührbaren Henker, dem Zwist zwischen den einzelnen Orten und Regenten, die Heilkunst, das einfache Lesen, wirklich sehr gut beschrieben.


    Ich bin auf die Fortsetzung gespannt, denn hier sind noch einige Widersacher am Leben, die es Melisande schwer machen könnten, glücklich zu werden.


    Von mir 9 Punkte.