'Die Asche meiner Mutter' - Kapitel 09 -13

  • Ob nun freiwillig oder nicht, Frankies Vater macht sich auf dem Weg nach England um dort während des Krieges in der Fabrik zu arbeiten, um seine Familie daheim zu unterstützen. Allerdings hatte ich dabei gleich den Verdacht, das es niemals gut gehen wird und der Verdacht hat sich bestätigt. Während andere Familienväter treu und brav Geld nach Hause schicken, versäuft er das Geld in England. Die Situation wird dadurch noch schlimmer für die Familie, weil das Stempelgeld fehlt und ihnen wirklich nichts anderes übrig bleibt als zu betteln.


    Die Situation zu Hause spitzt sich zu. Zuerst wird Frankie wieder krank und muss ins Krankenhaus ( schwere Bindehautentzündung ), später muss die Mutter auch ins Krankenhaus. Beide kriegen vom Arzt den Ratschlag, zur Stärkung bzw. um endgültig gesund zu werden kräftig zu essen, Fleisch usw. Aber woher nehmen wenn kein Geld da ist? Ein Teufelskreis.


    Während die Mutter im Krankenhaus ist müssen die Kinder zu Tante Aggie. Da haben sie absolut nichts zu lachen und man sieht wieder, wie boshaft die Tante ist bzw. das sie überhaupt nichts von Kindern versteht.


    Um etwas zum Lebensunterhalt beizutragen und weil Mr. Hannon mit den Beinen hat, fährt Frankie mit ihm Kohlen aus. Diese Arbeit macht ihm Spaß. Er fühlt sich als Mann und verdient Geld. Allerdings schadet es seinen Augen.


    Die Familie ist mit der Miete im Rückstand und außerdem haben sie die Holzwände auf Grund von Kälte verbrannt, so dass sie aus dem Haus fliegen. Unterschlupf finden sie beim Vetter, mit dem die Mutter ein Verhältnis anfängt. Er behandelt Frankie wie den letzten Dreck, es kommt zum Streit und Frankie zieht zu seinem Onkel ins Haus der Großmutter.



    Bis auf die Inhaltsangabe fällt es mir echt schwer was zum Buch zu schreiben. Es ist einfach bedrückend nur darüber zu lesen wie arm die Familie ist. Und immer wenn ich denke sie sind schon am Boden und tiefer geht es nicht mehr, dann kommt es noch dicker.
    Mit am meisten berührt hat mich in dem Abschnitt, wie sich der Onkel Fish und Fritten holt und Frankie aber nichts abgibt. Allerdings nimmt Frankie sich nachher das Einwickelpapier und leckt das Fett von den Seiten ab. Dabei wird genau beschrieben, welche Seite er gerade ableckt.
    Die Vorstellung allein ist einfach nur furchtbar. :-(

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Macska
    Um etwas zum Lebensunterhalt beizutragen und weil Mr. Hannon mit den Beinen hat, fährt Frankie mit ihm Kohlen aus. Diese Arbeit macht ihm Spaß. Er fühlt sich als Mann und verdient Geld. Allerdings schadet es seinen Augen.


    Hier habe ich das erste Mal zusammen mit Frankie echte Tränen vergossen. Das Gespräch als Mrs. Hannon im sagt, daß er nicht mehr mit Kohlen ausfahren kann, weil ihr Mann so krank ist und seine Reaktion darauf, hat mich sehr berührt.
    Mr. Hannon hat ihn gemocht, wie einen eigenen Sohn und das habe ich dem Jungen einfach von Herzen gegönnt.


    Tante Aggie ist einfach nur widerlich zu den Kindern und Frankies Vater hat die Familie nun endgültig im Stich gelassen, wie es scheint. Angela versucht irgendwie mit den Kindern zu überleben. Ich finde es hier sehr bedrückend, das gerade aus Frankies Sicht lesen zu müssen.


    Der Vetter der Mutter, bei dem sie dann einziehen müssen, ist noch schlimmer zu der Familie als alle anderen zusammen. Er nutzt die Situation schamlos aus. Ich kann Frankie gut verstehen, daß er dort keinen Tag länger bleiben konnte. Seine Mutter hatte leider nicht die Kraft sich auf seine Seite zu stellen.


    Die Situation mit der Zeitung, die Frankie ableckt, weil daran das Fett noch klebt, fand ich ganz, ganz schlimm zu lesen.

  • Saiya
    Ich weiß nicht genau warum, aber das mit der Zeitung hat mich im Roman auch irgendwie am meisten berührt oder geschockt. Alles von der Armut und den Hunger zu lesen war schon schlimm, aber das war wirklich ganz schlimm.


    Zum Kohlenjob, auch wenn es für Frankie in dem Moment schon schlimm war, ich denke für ihn und seine Augen war es aber besser. Freiwillig hätte er sicherlich nicht den Absprung geschafft, so musste er aufhören, weil Mr. Hannon nicht mehr konnte.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Macska, das mit der Zeitung läßt mich auch nicht los. Das hat mir die ganze Lage nochmal so richtig deutlich vor Augen geführt.


    Ja, daß der Job nicht gut war für seine Augen, ist richtig und es ist auch gut, daß er diese Arbeit nicht weitermachen konnte. Er hätte sicherlich die Schule abgebrochen o. ä.
    Ich habe ihm aber diesen väterlichen Freund so von Herzen gegönnt.

  • Zitat

    Original von Saiya
    ... Ja, daß der Job nicht gut war für seine Augen, ist richtig und es ist auch gut, daß er diese Arbeit nicht weitermachen konnte. Er hätte sicherlich die Schule abgebrochen o. ä.
    Ich habe ihm aber diesen väterlichen Freund so von Herzen gegönnt.


    Aber das Verhältnis bzw. die Freundschaft hätte er doch auch ohne den Job annehmen können, oder? Irgendwie stand dazu aber nichts weiter im Buch, oder hab ich das überlesen? Auf der anderen Seite, er hatte ja dann den anderen Job, ist ja weggezogen, da ist das mit den alten Freunden schon nicht so einfach.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Nein, dazu wurde nichts mehr geschrieben, schade eigentlich. :gruebel


    Die Stelle gehört zu meinen liebsten merke ich aber. Ich muß immer daran denken, was das für ein Gefühl für ihn gewesen sein muß, als Mrs. Hannon ihm gesagt hat, daß er für ihren Mann wie ein Sohn ist, den er nie hatte. Das Frankie jemandem so viel bedeutet, hat bis dahin ja noch nie jemand zu ihm gesagt. :-)

  • In diesem Abschnitt ging mir vor allem Angela gehörig auf den Senkel. Es ist doch offensichtlich, dass Frankies Vater es einfach nicht schafft, seine Familie zu ernähren. Da jammert sie rum, dass sie nix zu beißen haben, hasst es, sich um Almosen anzustellen, aber unternimmt keinerlei Versuch, sich selbst etwas Geld zu verdienen. Da müssen dann eher die Söhne einspringen.
    Ist sie einfach nur depressiv oder warum liegt sie den ganzen Tag jammernd im Bett?
    Frankies Vater scheint in seinen lichten Momenten wenigstens darüber nachzudenken, warum die Dinge so sind, wie sie sind. Angela aber jammert nur.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von Macska
    Ob nun freiwillig oder nicht, Frankies Vater macht sich auf dem Weg nach England um dort während des Krieges in der Fabrik zu arbeiten, um seine Familie daheim zu unterstützen. Allerdings hatte ich dabei gleich den Verdacht, das es niemals gut gehen wird und der Verdacht hat sich bestätigt. Während andere Familienväter treu und brav Geld nach Hause schicken, versäuft er das Geld in England. Die Situation wird dadurch noch schlimmer für die Familie, weil das Stempelgeld fehlt und ihnen wirklich nichts anderes übrig bleibt als zu betteln.


    Ich frage mich, warum er ab und zu wiedre auftaucht, um dann am nächsten Tag wieder zu verschwinden? :gruebel
    Meint ihr, er ist wirklich in England?


    Zitat

    Original von Macska
    Während die Mutter im Krankenhaus ist müssen die Kinder zu Tante Aggie. Da haben sie absolut nichts zu lachen und man sieht wieder, wie boshaft die Tante ist bzw. das sie überhaupt nichts von Kindern versteht.


    Die Kinder stehlen Limonade, um sie ihrer kranken Mutter einzuflößen. Da flossen shcon die Tränen.
    Tante Aggie empfinde ich auch einfach nur fies. Aus ihr spricht zum einen der Neid, denn die hätte ja auch gerne Kinder. Zum zweiten ist es ja so leicht sich übert die zu erheben und herabzusehen, die noch weniger haben. Das ist wahrscheinlich auch eine Überlebensstrategie.

    Zitat

    Original von Macska
    Um etwas zum Lebensunterhalt beizutragen und weil Mr. Hannon mit den Beinen hat, fährt Frankie mit ihm Kohlen aus. Diese Arbeit macht ihm Spaß. Er fühlt sich als Mann und verdient Geld. Allerdings schadet es seinen Augen. [7quote]
    Der arme Franckie. Mir jucken schon die Augen nur vom Lesen.
    Als Kind hatte ich auch einmal eine schlimme Bindehautentzündung und ich kann mich heute noch erinnern, wie weh das tat und dass ich tagelang nichts sehen konnte. Über all den täglichen Problemen scheint seine Augenkrankheit fast nichts auszumachen. :-(


    [quote]Original von Macska
    Die Familie ist mit der Miete im Rückstand und außerdem haben sie die Holzwände auf Grund von Kälte verbrannt, so dass sie aus dem Haus fliegen. Unterschlupf finden sie beim Vetter, mit dem die Mutter ein Verhältnis anfängt. Er behandelt Frankie wie den letzten Dreck, es kommt zum Streit und Frankie zieht zu seinem Onkel ins Haus der Großmutter.


    Ich denke, dass Angela auf dem Speicher ihre Mietschulden begleicht.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Hat er sie nicht nur einmal aus England besucht und ist danach für immer verschwunden? :gruebel


    Ich glaube schon das er in England ist. Irgendwo wurde doch beschrieben, das die Nachbar-Männer sich tierisch über ihn aufregen, weil der so peinlich ist. Da ging es wohl nicht nur ums Saufen, sondern das er Mietschulden hat und in England auf einer Parkbank pennt und die Königin beleidigt, so dass er sogar Angst haben muss des Landes verwiesen zu werden.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Bin jetzt in Kap. 11. Der Familie geht es jetzt wo der Vater in England ist noch schlechter geht als zuvor, da ja auch noch das Stempelgeld wegfällt. Er schickt ja nur einmal Geld soweit ich mich erinnnere. Und besonders hart finde ich, dass sie sich ja schon so viele Hoffnungen gemacht haben und ja auch sehen wie gut es anderen Familien geht denen die Väter Geld schicken. Schlimm war ja auch die Zeit wo die Jungs bei der Tante wohnen mussten, so eine herzlose Frau, wo die Kinder sich in der Kälte draussen waschen mussten und wie sie sie schlägt etc. Ist schon recht deprimierend zu lesen...

  • Diesen Abschnitt fand ich auch recht heftig, besonders als die Mutter krank wurde. Die "Verwahrlosung" der 4 Jungs scheint grenzenlos. Und wieder hält die Familie doch ganz gut zusammen, auch wenn die Tante nun wirklich gar keinen liebevollen Eindruck macht, kommen doch wieder Momente, wo sie dann eben die Kinder aus dem tiefsten Elend zieht.


    Ich denke auch immer, schlimmer kann es doch nun beinah nicht mehr kommen, und dann kommt doch noch etwas obendrauf. Wie Frankie dabei seinen Optimismus für eine bessere Zukunft behält, ist für mich bewundernswert. Er kämpft immer darum, eine Perspektive zu haben und hofft, auch seinen Brüdern mehr geben zu können.


    Mir gefällt die Sprache des ganzen Buches übrigens ausnehmend gut: Wie sich das ganze aus der absolut einfältigen Kleinkindsicht weiterentwickelt, dabei auch immer eine gute Portion Ironie bis hin zum Sarkasmus die doch schwer zu verdauenden Inhalte etwas entschärft, finde ich total genial!


    LG,
    Babs

  • Bin jetzt hier mit dem Abschnitt durch.


    Ich denke auch, dass die Mutter sich mit dem Typ einlässt, damit sie mit ihren Jungs nicht ganz auf der Strasse landet. Aber für Frank geht es ja gar nicht dort. Und mit der Schule ist ja jetzt auch Schluss, so dass er bald anfängt zu arbeiten, was er ja auch will. Klar für ihn ist es ja super wichtig endlich mal etwas Geld zu haben, um sich wenigstens mal ein paar Fritten kaufen zu können.

  • Wie viele andere hier, hat mich auch das Abschlecken der Zeitung am meisten berührt. Es ist erschreckend und für mich kaum vorstellbar, dass man Papier ableckt, nur um in den Genuss von etwas Fett zu kommen, das vielleicht sogar noch nach etwas schmeckt.


    Erschrocken hat mich aber auch, dass Frank schließlich geschlagen wurde. Damit hatte ich nicht gerechnet, da in dem Haus alles gut zu laufen schien. Ich hatte gehofft, dass die Familie es dort insgesamt nun etwas besser hat. Der Vater ist ja mal wieder vom Erdboden verschwunden (zwar in England, aber na ja...).


    Ich bin schon sehr gespannt, wie Franks Leben weitergeht. Die ganzen Tiefschläge scheinen ihn nur härter gemacht zu haben und ihm auch gelehrt zu haben, dass man zusammenhält. Das hat man sowieso immer stark gelesen, finde ich. Die Armen allgemein halten zusammen, wenn es nötig ist und teilen auch, selbst wenn sie auch so gut wie nichts besitzen.

  • Ja, und mich beeindruckt dass Frank immer die Hoffnung behält. Sein Ziel ist es nach Amerika zu gehen und daran richtet er sein Leben aus. Und er bleibt immer optimistisch, egal wie schlecht es ihm geht.