Wo liest Ines Thorn?

  • es ist Ines entscheidung und wir, die wir sie ein bisschen kennen, können uns ja denken, dass tiere quälen nicht ihr motto ist. ich finde auch, dass bei einem solchen buch es klar ist, dass wegen dem thema dort gelesen wird und weniger wegen ihren direkten interessen.

  • Na gut, dann nehmen wir eben diesen Thread hier.


    Natürlich muss jeder selbst wissen, wie weit er sich wirtschaftlichen Interessen (hier eben um den Bekanntheitsgrad des Buches zu steigern, neue Leser zu gewinnen, etc.) unterordnet.


    Nur um das Beispiel von Ines weiter oben mal kurz aufzugreifen - in einem Angestelltenverhältnis kann ich mir natürlich nur in sehr begrenztem Maß aussuchen, mit wem ich zu tun haben möchte. Wenn sich z. B. mein Boss dafür entscheiden sollte einen Auftrag der Echt-Pelz-Innung anzunehmen, dann werde ich mich dagegen kaum zur Wehr setzen können, außer ich riskiere meinen Arbeitsplatz.


    Als Selbstständiger (bzw. hier als freiberuflicher Autor) kann man sehr wohl genauer hingucken, wenn ich dadurch nicht gerade meine Existenz aufs Spiel setze, oder?


    Klar kann man es auch "nur" von der künstlerischen Seite her sehen, nur kann ich persönlich das nicht so einfach, wenn es eben um so etwas Verwerfliches wie Pelzhandel geht. Wie schon von Orlando angemerkt, sollte es heutzutage wohl anders zugehen, als zu der Zeit in der der Roman spielt. Denn so eine Messe zeigt eindeutig, daß es eben nicht einfach nur mit der Fiktion getan ist.


    Ines "kann" mit ihrem Auftritt bei so einer Veranstaltung ein falsches Signal setzen, bei ihren Lesern genauso, wie bei den anwesenden Händlern und ihren Kunden oder auch Pressevertretern.


    Ausserdem bleibt abzuwarten, ob Ines auch wirklich Gelegenheit bekommt auf so einer Messe ein anderes Statement abzugeben, als den Ausstellern lieb ist. Im Moment wage ich das eher zu bezweifeln. Solche Leute drehen kritischen Stimmen meist recht schnell den Saft ab und so eine Signierstunde kann dann früher beendet sein, als man glaubt.


    Gruss,


    Doc

  • hi, Doc H.,
    stimme dir zu.
    Ironie, die Diskussion ist als entpersonalieiert zu betrachten, es geht nicht um eine bestimmte Autorin, sondern um das Problem im allgemeinen. Also was tun, wenn wir etwas machen müssen, daß moralisch, ethisch anfechtbar ist, die Gegenwehr aber uns böse treffen kann?
    Auf deutsch: wir sind endlich Off topic und wieder glückliche Eulen.
    Der Grat zwischen Überleben und Überzeugung ist ein schmaler Pfad voller Stolpersteine.
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hi Orlando,
    wenn man es aus Tierschutzgründen für unseriös hält, Pelze zu tragen, oder auf einer Veranstaltung, die mit Pelzen zu tun hat, auftritt, müsste man doch eigentlich auch so konsequent sein, keine Tierprodukte zu konsumieren. Bei Tiertransporten werden vermutlich mehr Tiere systematisch gequält und verletzt als auf Tierfarmen. Ich gehe mal davon aus, dass die Felle sehr an Qualität verlieren, wenn die Tiere auf diesen Farmen gequält oder nicht richtig ernährt werden.


    Ich finde es vorsichtig ausgedrückt etwas einfach, naserümpfend über die Menschen, die Pelze tragen, herzufallen, während man andere Tierprodukte mehr oder weniger ohne Einschränkungen nutzt.


    Ich weiß jetzt nicht mehr so genau, ob du Vegetarierin bist, aber bei deiner Argumentation müsstest du es spätestens werden, wenn die Lebensmittelchemie soweit ist, die Nährstoffe aus tierischen Produkten komplett ersetzbar synthetisch herzustellen.



    Lieben Gruß Idgie, auch tierpelzlos aber fleischessend ;-)

  • Nein, nein, Idgie,
    es geht nicht um radikal extreme Standpunkte.
    Dann müßte man sich eigentlich gleich umbringen, weil es nicht sicher ist, ob Pflanzen nicht auch etwas fühlen ;-)
    Es geht um das richtige Maß. Hier in der Frage der Tierhaltung, speziell der Pelztiere.
    Und die ist leider skandalös. Daraus ergeben sich dann die Fragen: muß man Tiere quälen, bloß weil Menschen in echten Pelzen rumlaufen müssen? In einer Zeit, in der wir uns längst anders warm halten können und ein echter Pelz in unseren Breitegraden bloß noch ein Luxusgegenstand ist?
    Also, man hat so einen Nerz an, fühlt sich schön und erotisch und reich und dafür sind zig kleine Viecher auf die elendiglichste Art aufgezogen und flugs wieder ums Leben gebracht worden? Es ist einfach so sinnlos.
    Das ist der Punkt dabei.
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Idgie
    Na der Vergleich mit den Lebensmitteln hinkt aber doch etwas.
    Mode/Luxus/Statussymbole (wie Pelze) kann man doch nur schwerlich mit Lebensmitteln vergleichen. Klar schmeckt Schweine-, Rind- und Hühnerfleisch. Klar werden die Viecher mancherorts auch nicht gerade vorbildlich gehalten. Trotzdem sind es für die Ernährung von Millionen von Menschen nutzbare Tiere, vielleicht nicht in jedem Bereich lebensnotwendig, aber sie werden vorallem zur Arterhaltung des Menschen genutzt. Ob das nun im Fall von McDonalds und Co. sinnvoll geschieht oder nicht, sei mal dahingestellt.


    Pelztiere werden nur zu oben aufgeführten Zwecken missbraucht. Im Zeitalter von Kunstfasern und -pelzen sollte kein Tier zum völlig sinnfreien Gebrauchsgegenstand verkommen. Die Stiertötungen in spanischen Arenen gehört da in die gleiche Kategorie verachtenswerten menschlichen Treibens.


    Gruss,


    Doc

  • ich stimme heut sowieso allem zu was Doc sagt


    ne, aber im ernst: ich denke (und das als pelztierchen halter) doch, dass Ines es wegen dem Thema "Pelz" liest und das das auch klar ist. Wäre es ein Buch über Nudeln dürfte sie ja auch bei einer Pasta-ausstellung lesen. (etwas pauschaler vergleich).

  • Ihr meint aber jetzt nicht, dass es einen rechtfertigenden Grund gibt, Tierquälerei in bestimmten Fällen (menschliche Arterhaltung) eher hinzunehmen, oder?


    Muss jetzt los. Nachher diskutier ich gern mit euch weiter. :wave

  • ach magali...
    es geht nur darum, dass Ines dort liest, weil ihr buch davon handelt und das geht schon aus dem titel hervor. vielleicht ist es nicht allzu gut dort zu lesen, aber es ist nicht einfach einen Leseplatz zu kriegen als "nicht-grisham". und man hat weniger bestimmungsrecht als es den anschein hat als autor. da kann ich aber ein liedchen von singen, was ich da über die frau mama mitbekommen hab. da war familie K. mehrfach fix und fertig wegen verlags-shit und sonem zeug.

  • Zitat

    Original von Idgie
    Ihr meint aber jetzt nicht, dass es einen rechtfertigenden Grund gibt, Tierquälerei in bestimmten Fällen (menschliche Arterhaltung) eher hinzunehmen, oder?


    Nein! Es gibt keinerlei Rechtfertigung für Tierquälerei!
    Es gibt keinen Grund dafür Stiere in einer Arena zur Belustigung abzustechen. Es gibt keinen Grund mit Tieren grausame Versuche zwecks besserer Kosmetikprodukte zu machen. Es gibt auch keinen Grund Pelztiere in Tierfabriken zu züchten, um ihnen anschliessend das Fell über die Ohren zu ziehen. Es gibt auch keinen Grund Rinder/Hühner/Schweine nicht tierartgerecht zu halten.


    Für mich macht es aber Sinn Nutztiere zur Versorgung des Menschen zu halten und zu schlachten. Genauso macht es Sinn lebenserhaltende/rettende Medikamente mit Tieren zuerst zu testen. ABER das sollte stets in einem akzeptablen Rahmen geschehen, also ohne unnötig Schmerz und Leid zu verursachen und Bedingungen zu schaffen, die z. B. bei der Nutztierhaltung nicht auf Quantität sondern auf Qualität ausgerichtet sein sollte (gerade in unseren überversorgten Breitengraden).


    Klar ist das eine idealisierte Vorstellung. Der einzelne Verbraucher kann wenig ausrichten, ausser z. B. Eier nicht aus Legebatterie-Haltungen zu kaufen oder eben keine echten Pelze zu kaufen. Nur, da wo man etwas tun kann, sollte man es doch auch.


    Gruss,


    Doc

  • Bin zwar jemand, der es für extrem heuchlerisch hält, Pelztierhaltung und -verarbeitung vehement zu bekämpfen, gleichzeitig aber Fleisch zu essen, Lederwaren zu besitzen und/oder irgendwas (sei es Gelatine in Gummibärchen) aus der Vielzahl anderer tierischer Produkte zu nutzen bzw. zu essen, schließe mich aber dem Rat an Ines an, es sich genau zu überlegen, ob sie dort signieren sollte. Ich halte es für unwahrscheinlich, daß es gefährlich wird, aber gerade die Pelzgegner neigen zu extrem emotionalen, polarisierenden Aktionen und Reaktionen (und haben fast immer gute Presse - im Sinne von zahlreich), was einen weitaus ungünstigeren Marketingeffekt erzeugen kann, als der Besuch bei der Messe umgekehrt positiv.


    (Sagt Tom, der zwar keinen Pelz tragen oder verschenken würde, die an dieser Stelle sehr willkürliche Unterscheidung zwischen Nutz- und Nichtmehrnutztier aber nicht teilt.)

  • Hallo, Doc.


    Qualitativ ist es das gleiche - wir benutzen Tiere. Und ich würde Pelztierhaltung und -verarbeitung nicht mit Stierkampf in einen Topf werfen, da ersteres ja durchaus seinen Sinn (im Sinne von Nutzen) hat, zweiteres allerdings weniger (wobei ich da, z.B. auch Pferde- und Hunderennen sehen würde, Tierschauen usw., wo Tiere mißbraucht und geängstigt werden). Aber das ist ein so haariger Themenbereich, der ausschließlich emotionale Beiträge hervorruft und nur Streit bringen kann, deshalb lasse ich's bei diesem Statement.

  • Ja, natürlich.
    aber es ist doch ein unterschied ob ich ein Buch über pelze auf sowas vortrage oder ob ich irgendein buch vortrage.


    dennoch gebe ich zu, dass eine pelzmesse auch nicht mein gebiet wäre um zu lesen. ich müsste da weinen, weil bei mir zuhause sowas sitzt(s.u.) und seine artgenossen dort liegen würden. aber wenn man als autor was werden will muss man bekannt werden und wenn ines vom schreiben leben will....


    ach is alles kompliziert. aber im großen und ganzen sind wir doch einer meinung:


    pelze: nein! ines entscheidung: ja!

  • Hallo, Doc.


    Es gibt nur schwarz oder weiß - entweder betrachten wir Tiere als dem Menschen gleichberechtigte Wesen, die den Planeten Erde bewohnen, oder wir ordnen sie uns unter, ge- und mißbrauchen sie als Futter, Haustiere, Sportgeräte. Ich finde das - ganz persönlich - weitgehend in Ordnung, aber es ist Augenwischerei, das eine als Quälerei zu bezeichnen und das andere nicht. Gequält werden sie alle, der Pudel an der Leine und der krallenlose Nerz im stinkenden, blutüberströmten Minikäfig.


  • Diese Aussage unterschreibe ich voll und ganz!! :write

  • Hallo, Doc.


    Zitat

    Das ist mir zu absolut. Du kannst nicht eine Hauskatze in einen Topf mit einem Arena-Stier werfen.


    Unterwerfung und Miß-, mindestens aber Gebrauch ist beides. Natürlich gibt es feine Unterschiede - während der (herbeigezüchteten) Hauskatze "nur" ihr (nicht ganz weggezüchteter) Freiheitsdrang genommen wird, ihr das fast unumgängliche Schicksal Niereninsuffizienz und Herzkrankheit drohen (aufgrund des Bewegungsmangels und der Ernährung), ihr Verhaltensweisen aufgezwungen werden, die wenig mit "natürlicher Lebensweise" zu tun haben, erlebt der Stier im günstigsten Fall einen kurzen, wenn auch schmerzvollen Tod aus Unterhaltungsgründen. Ist jetzt sehr überspitzt. Vom Kern her nichtsdestotrotz wahr. Und es hat sehr viele Gemeinsamkeiten.


    Ich rede gegen nichts von beidem, aber ich halte es für heuchlerisch, eine willkürliche und sehr persönliche Grenze zu ziehen und dann zu versuchen, diese anderen aufzuzwingen. Natürlich gibt es Ersatzstoffe für Pelze, aber es gibt auch keine zwingende Notwendigkeit, Fleisch zu essen oder sich in Leder zu kleiden. Und den Tieren ist es völlig schnuppe, aus welchen Gründen sie gezüchtet, gequält, geschlachtet werden. Und die Qual fängt bei Haustierhaltung an und endet nicht bei den in Massen gehaltenen Nerzen.