'Die Narben der Hölle' - Kapitel 08 - 19

  • Zitat

    Original von beowulf
    Das Ding mit der Katze, war das eine Idee vom Lektor? Zielgruppe Leserin und so?


    Nee, meine. Auch Männer können Katzen mögen. Neben meinem Arbeitsplatz liegt auf der Fensterbank die unsere. Ich hatte den Eindruck, sie wäre sauer, wenn ihre Spezies nicht vorkäme ...
    Aber selbst wenn man keine engere Verbindung zu Katzen hätte: Die im Buch brauchte ich einfach, um etwas zum Charakter des Protagonisten rüberzubringen, das mir wichtig war.

  • Bei den Schilderungen der Ereignisse in Afghanistan erfahren wir, dass nicht einmal Karakini in seiner Machtposition unangefochten dasteht. Sein Oberst Jamal hintertreibt aus verletzter Eitelkeit offenbar mit verschlagener Heimtücke seine Pläne. Um die kostbare Opiumproduktion zu schützen, müssen die Ungläubigen hinters Licht geführt werden, wozu die lokalen Machthaber eine perfide Falle ersinnen. Die Geiselnahme der Soldaten ist eine taktische Meisterleistung unter Zuhilfenahme von Klebebärten, die die ordentlich gestutzen Privatsoldaten in langbärtige Talibankämpfer verwandelt. Sie wird operativ von Jamal geleitet, der aber ganz offenbar sein eigenes Süppchen kocht. Johannes zeichnet auf Bundeswehrseite für das "besondere Vorkommnis" verantwortlich, zudem erfährt er, dass sich seine Frau Corinna von ihm trennen will.


    Auf der Yacht unternehmen die Angreifer einen neuen Versuch, Johannes zu attackieren und haben dabei offenbar auch vor einem Mord an dem britischen Segelfreund nicht haltgemacht. Johannes verkleidet ein aufblasbares Schwimmkrokodil in eine Dummypuppe, um die Mörder hinters Licht zu führen. Den Rest von Kapitel 13 lang darbt er in seinem Versteck und stellt allerhand Mutmaßungen an, darunter kommt ihm die verblüffende Erkenntnis, dass es besser wäre, wenn die Angreifer seinen Hinterhalt nicht durchschauen würden. In Kapitel 15 geht es dann endlich zur Sache. Nach einem Gerangel mit einem Angreifer und einem Schusswaffengebrauch fliehen die Killer, wahrscheinlich um den angeschossenen Angreifer ärztlich zu versorgen.


    Merkwürdig wird es dann im letzten Kapitel. Sein Freund Mehmet benimmt sich recht eigenartig. Er reagiert plötzlich unwirsch als Johannes ihm vom Geschehenen erzählt und macht sich scheinbar eher um den Zustand des Bootes Sorgen, statt um Johannes' Gesundheit. Die Behörden sollen rausgehalten werden, weil die dann alles verkomplizieren würden (was ist eigentlich mit dem Notruf, den Johannes abgesetzt hat? Hat das die Küstenwache nicht gleich am Morgen gecheckt?), stattdessen soll das mit dem ominösen Eigner (auch sowas wie ein türkischer "Warlord"?) selbst geregelt werden, der offenbar bald auftauchen wird.


    Zwischendurch hatte ich die Idee, dass die ganze Überfallgeschichte eine Halluzination von Johannes sein könnte. Aber die weiteren Entwicklungen schildern ihn dann mit so klaren Gedanken, dass ich nicht glaube, dass uns Dieter so derbe hinters Licht führen will. Also bleibt wohl nur die große Verschwörung gegen ihn, die schon in Deutschland begann. Aber mit welchem Ziel? Oder doch reine Paranoya? Na mal sehen....

  • Günaydin ;-)


    Interessante und spannende Ereignisse da in Afghanistan und der Türkei. Ich kann mich nur wiederholen: Endlich mal ein Buch mit anderen Inhalten und Themen. Eine Obduktion könnte ich mittlerweile ja auch schon fast selbst machen. :lache


    Allerdings wunderte mich das taktische Vorgehen der beiden Türken. Warum nehmen die sich erst das Boot des Engländers und schießen dann auf Clasens Boot? Wenn es so einfach ist, ein Boot zu kapern, ja warum dann nicht gleich das Boot des Ziels? Das ergibt doch nur einen Sinn, wenn der Engländer mit seinem Whisky mit in der Geschichte drin hängt. :gruebel


    Mir gefällt die Katze an Bord. Das gibt der Story noch einen Hauch Menschlichkeit und es passt auch, dass ein einsamer Segeltörn von einem Tier begleitet wird.

  • Ehrlich- ich schaue, weil ich ja gerade online bin, nach jedem Post hier rein um zu sehen, ob es etwas mitzudiskutieren gibt über das Buch - und da sollte dann so ein Scherzchen endlich sein. Danke.

  • Ein wahrlich aufregender Abschnitt! Als gelungene Grundlage für den Spannungsaufbau ist hier natürlich diese klaustrophobisch anmutende Atmosphäre auf dem Segelboot zu benennen: Es ist Nacht, die Lichter auf dem Boot sind erloschen und Johannes kann sich nur noch auf sein Gehör verlassen. Hilfe von außerhalb ist in absehbarer Zeit keine zu erwarten, denn der Engländer wurde vermutlich bereits ausgeschaltet.


    Keine guten Bedingungen für Johannes, der sowieso schon unter seinen Panikattacken leidet. Dazu diese latente Bedrohung: Johannes hört die Killer, sieht sie aber bis zum Schluss nicht. Erst mit dem Beginn seines Gegenangriffes bekommen die Täter ein Gesicht und er hat nun definitiv die Gewissheit, dass er am Flughafen tatsächlich schon verfolgt wurde.


    Auch die Story rund um Jamal entwickelt sich prächtig: Seine Vorbereitungen für seinen, nennen wir es mal Putsch, laufen auf Hochtouren und seine Figur ist in der Tat tiefgründiger als man zunächst erahnen konnte.


    Die Entführung der Bundeswehrsoldaten ist sehr bitter, aber auch erschreckend realistisch beschrieben.


    Anbei noch ein Absatz (Seite 97), der mir sehr gut gefallen hat, weil er kurz und prägnant die gesamte deutsche Afghanistanpolitik zusammenfasst:


    Vor zwei Wochen hatte auch die Bundeswehr wieder drei Todesopfer zu beklagen.
    Wofür?
    Johannes zuckte zusammen. Gefährliche Frage.
    Nicht jetzt!


    Es ist in der Tat eine heikle und gefährliche Frage, auf die es auch keine wirklich passende Antwort gibt. Afghanistan versinkt in Korruption und Habgier, der Westen schaut zu. Antworten bekommt man keine, Stichwort: "Nicht jetzt!"


    Unbequeme Angelegenheiten werden leider allzu oft zur Seite geschoben.
    Und je länger man darüber nachdenkt, desto mehr macht einen diese Frage vermutlich verrückt.


  • Ich denke, dass es für einen Soldaten, wenn er sich für diesen Beruf entschieden hat, wirklich gefährlich sein kann, zu zweifeln. Da bin ich ganz deiner Meinung. Wenn man im entscheidenden Augenblick zögert, kann es schnell vorbei sein.
    Und ein schrecklich verlassenes Gefühl, wenn man merkt, dass der Einsatz, für den man sein Leben gefährdet, eigentlich relativ sinnlos ist oder verharmlost wird.


    Warum holt Johannes keine Hilfe per Handy?
    Und warum kommt die Küstenwache nicht und schaut nach, was los ist, wenn sich niemand mehr meldet? Sind die dazu nicht verpflichtet? Wie ist das auf dem Waaser: Muss man eine Bootsreise anmelden- ähnlich wie beim Fliegen?
    @ Dieter: Schon klar, dass das Buch schnell zu Ende wäre, es interssiert mich aber trotzdem. :wave


    Steckt vielleicht Mehmet auch mit drin? Und was ist mit dem Engländer passiert?
    Und: Tut ein Tritt an besagte Stelle wirklich derartig weh?


    Fragen über Fragen....es bleibt spannend. :lesend

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Steckt vielleicht Mehmet auch mit drin? Und was ist mit dem Engländer passiert?


    Die Frage hab ich mir auch gleich gestellt, als es mit den Angriffe auf Johannes losging.
    Immerhin scheint Mehmet ja Verbindungen in hohe türkische Kreise zu haben...


    Bei dem Engländer war ich auch skeptisch - aber er scheint ja tatsächlich auf die beiden Angreifer per Leuchtpistole geschossen zu haben - derjenige, den Johannes in den Fängen hatte, war ja offensichtlich davon getroffen worden.
    Warum sollte der "Engländer" seine eigenen Männer beschießen? Höchstens, daß er sein Ziel zu sehr getroffen hat und nicht wie beabsichtigt, daneben geschossen hat?


    Es ist wirklich spannend.
    Beide Zeiten.


    Ich würde es so ausdrücken - die Afghanistan Rückblenden sind hoch interessant - die Türkei - Segelschiff Momente sind extrem spannend, so daß ich gerade bei den Szenen selber hoch angespannt war.


    Theoretisch würd ich jetzt ja sofort weitelesen wollen - aber ich kenn mich - wenn ich das mache, dann komm ich gar nicht mehr ins Bett.... :grin

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  • So, das wirkliche Leben hat mich die Woche über leider leider vom Lesen abgehalten, aber nun hab ich es mir auf dem Sofa gemütlich gemacht und schließe mich der Nachzügler-Riege an.


    Ich musste nach Abschnitt 1 mitten im spannenden Angriff auf die Yacht von Johannes unterbrechen und hab mich schon gefreut, dass es noch eine ganze Weile so aufregend weiter gegangen ist. Aber echt, der arme Johannes, ist sowieso schon psychisch angeschlagen und muss dann noch so eine nächtliche Horror-Show über sich ergehen lassen. Dafür hat er aber schon wahnsinnig cool und überlegt reagiert und mit kleinen Mitteln die Angreifer erst einmal in die Flucht geschlagen.


    Oberst Jamal entpuppt sich – er hat seine eigenen Pläne und der unangreifbare Warlord ist wohl doch nicht so sicher im Sattel, wie er sich das denkt. Jamals Motive sind gut nachvollziehbar. Ein stolzer Mensch lässt es sich wohl kaum gefallen, vom Retter und Freund zum Angestellten degradiert zu werden, auf dem man auch noch herumtrampelt.


    Die Drogenproduzenten spielen als getarnte Taliban förmlich mit den deutschen Truppen. Da ihre Grundsätze bekannt sind und man sich eines einheimischen Übersetzers (Sprachmittlers, was für ein Wort ..) bedient, sind die Soldaten wohl ziemlich berechenbar und deshalb gut zu täuschen und zu manipulieren.


    Corinna macht per Brief Schluss mit Johannes. Okay, nicht die feine englische Art, aber irgendwie kann ich ihre Entscheidung auch verstehen. Muss schrecklich sein, über Monate hilflos zuhause zu sitzen und nicht zu wissen, ob und in welchem Zustand der Liebste wieder nach hause kommt.


    Mehmets Reaktion kam mir gar nicht merkwürdig vor. Vielleicht hat er nur genug schlechte Erfahrungen mit türkischen Behörden gemacht, dass er lieber auf den Einfluss und die Möglichkeiten des stinkreichen Yachteigners vertraut. Wenn es um sein kostbares Schiffchen geht, ist der wohl bereit, sich zu kümmern. Johannes selbst dürfte dem Eigner nicht so wichtig sein, nehme ich mal an …

  • So, lieber Dieter - Du hast Schuld, daß ich aus meinem Mittagsschläfchen eben durch einen Albtraum geweckt wurde :grin


    Da ich noch ziemlich fertig von der Woche war, hab ich mich vorhin "kurz" hingelegt um zu entspannen. Bin natürlich auch prompt eingeschlafen. Ok, in meinerm Alter kann das ja mal passieren. :schaem
    Nach wüsten Verfolgungsjagden bin ich dann irgendwann zum Glück wieder erwacht.


    Im Traum war ich in einem Haus mit See davor, das plötzlich von Krokodilen angegriffen wurde.
    Ich versuchte mit einem Mädel zu fliehen, kam kaum vorwärts, wir krabbelten verschiedene Böschungen rauf um den Tierchen zu entkommen.
    Der Aufstieg wurde uns erschwert, weil wir Badeschuhe anhatten :pille
    Die haben wir dann ausgezogen, immer mit Blick auf die uns verfolgenen grünen Monster bis wir schließlich irgendwo oben durch eine Tür kamen, in der dann auch noch unfreundlich aussehende Sicherheitskräfte auf uns warteten.
    Als ich die dann aber nett nach einem Kaffee fragte, wurden die plötzlich auch ganz nett und meinten, von der Krokodilplage hätten sie auch schon gehört.



    Ja - und das alles nur duch Dein Gummikrokodil :rofl

  • Zitat

    Original von Wuermchen
    So, das wirkliche Leben hat mich die Woche über leider leider vom Lesen abgehalten, aber nun hab ich es mir auf dem Sofa gemütlich gemacht und schließe mich der Nachzügler-Riege an. Herzlich willkommen!


    (...) Die Drogenproduzenten spielen als getarnte Taliban förmlich mit den deutschen Truppen. Da ihre Grundsätze bekannt sind und man sich eines einheimischen Übersetzers (Sprachmittlers, was für ein Wort ..) Weiß Gott ein fürchterlicher Begriff, aber typischer "Bundewehr-Sprech"...bedient, sind die Soldaten wohl ziemlich berechenbar und deshalb gut zu täuschen und zu manipulieren.


    (...) Mehmets Reaktion kam mir gar nicht merkwürdig vor. Vielleicht hat er nur genug schlechte Erfahrungen mit türkischen Behörden gemacht, dass er lieber auf den Einfluss und die Möglichkeiten des stinkreichen Yachteigners vertraut. Wenn es um sein kostbares Schiffchen geht, ist der wohl bereit, sich zu kümmern. Johannes selbst dürfte dem Eigner nicht so wichtig sein, nehme ich mal an … Da hast du ganz recht. Und Mehmet weiß eben einfach, was man den türkischen Behörden als Ausländer zumuten kann und was besser nicht. Dass er das ganz richtig beurteilt, erweist sich noch im Laufe der Handlung ...