'Die Hure Babylon' - Seiten 133 - 239

  • Der zweite Abschnitt endet mit einem Paukenschlag - einer mehrfachen Vergewaltigung nämlich. Hätte ich jetzt nicht in dieser Ausführlichkeit unbedingt haben müssen (ebenso übrigens den netten Ausdruck "Lagerf****" oder die explizite Beschreibung des "Einbeinigen Reitens"), aber das ist natürlich Geschmackssache und immerhin in dieser oder ähnlicher Form damals zigmal vorgekommen, so dass man als Leser schon mal wahrnehmen können muss, was andere wahrhaftig erleben mussten.
    Aber der Reihe nach.
    Am Anfang wieder das Ich-förmige Reinrutschkapitel mit Ermengarda.
    Hier stellte sich mir die Schwierigkeit dar, mir vorzustellen, wie eine nach der damals vorherrschenden Mode gekleidete adlige Dame sich sitzend mit dem Rockzipfel die Zornestränen wegwischen kann, ohne sich ihrer männlichen Begleitung gegenüber unzüchtig zu entblößen. :grin Aber vielleicht sind die Zipfel ja nicht nur unten. Überhaupt... die männliche Begleitung! Was der wohl bezwecken will? Sie ablenken? Vom Kummer? Von der Liebe zu Arnaut? Seeehr verdächtig!
    Beim weiteren Lesen erkannte ich meine Sehnsucht nach zwei unterschiedlichen Landkarten als weitestgehend unbegründet, denn wir sind mit Mann und Maus und Pferd und Filzlaus und Huren und Königin Eleonore von Aquitanien bereits mitten auf der vorhandenen Karte gelandet. Übrigens erneut "Danke" für das Personenverzeichnis! So oft wie hier habe ich lange in keinem Verzeichnis blättern müssen (bzw wollen, denn beklagenswerter Weise haben viel zu wenige Historische Romane überhaupt eines!) :anbet
    Wir erleben einiges an Gemetzel. Aufgefallen ist mir hier auf Seite 190 die vermutlich realistische, erschreckend menschenverachtende "Abrechnung" an wichtigen und weniger bedeutenden Toten. Aber Krieg generell hat ja Menschenverachtendes genug an sich.
    Ich muss jetzt erst einmal unterbrechen. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Hier stellte sich mir die Schwierigkeit dar, mir vorzustellen, wie eine nach der damals vorherrschenden Mode gekleidete adlige Dame sich sitzend mit dem Rockzipfel die Zornestränen wegwischen kann, ohne sich ihrer männlichen Begleitung gegenüber unzüchtig zu entblößen. :grin



    Keine Sorge. Die trugen damals ein Unterkleid, so eine Art Tunika, die bis zum Boden reichte. Und darüber das eigentlich Gewand. Da war keine Gefahr, die Schenkel zu entblößen. :grin

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  • Zitat

    Original von Deichgräfin
    Bei den Kreuzzügen und Kriegen auch heute noch geht es furchtbar brutal zu.
    Und alles für die Kirche.


    Da lockert es mal auf, wenn Constansa mit einem Huhn schwanger ist :grin



    Das ist eine meiner Lieblingsszenen. :lache

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  • Jetzt ging es aber richtig rund. Gleich mittenrein in Getümmel.
    Constanca ist ja jetzt schon mein Liebling auch wenn ihr nachher noch so übel mitgespielt wird.
    Die Templer mag ich eindeutig nicht, immer die Zweideutigkeit mit dem Glauben, einfach immer alles so auszulegen wie sie es brauchen können und dann noch Frauen zu vergewaltigen. Ne das finde ich nicht schön.
    Arnaut kämpft und zum Glück ist ihm noch nichts schlimmes passiert, bleibt zu hoffen das dies auch bis zum Ende des Kreuzzuges so bleibt.


    Bin schon gespannt was im nächsten Abschnitt so alles passiert.

  • Constansa gefällt mir schon sehr gut. Eine wirklich mutige Frau, durch ihre Brüder von Kindesbeinen an gewöhnt, sich gegenüber Männern zu behaupten und auch noch bewaffnet. Constansa und das Huhn, einfach klasse. Die Vergewaltigung durch den Templer war schon sehr hart, aber ich hoffe, daß sie Rache nehmen wird :schlaeger


    Überhaupt finde ich bisher die Frauen sympathisch und sie halten zusammen, so z. B. Joana, Elena und später Belinda. Um die schwangere Sarazenin wird sich auch ohne Vorbehalte gekümmert.


    Arnaut und Josselin begegnen sich wieder und hier scheint erst mal "Waffenstillstand" zu herrschen.


    Die Kriegsgemetzel waren dagegen schon sehr blutig, außerdem die Folter mit dem Pfahl wurde mir auch etwas zu anschaulich geschildert!


    Die Männer werden jetzt langsam mürbe, denn die Probleme mit der Nahrungsbeschaffung, Feuerholz, Hufeisenverschleiß etc. setzen ihnen zu!

  • Zitat

    Die Templer mag ich eindeutig nicht, immer die Zweideutigkeit mit dem Glauben, einfach immer alles so auszulegen wie sie es brauchen können


    Ist aber keine Eigenschaft, die nur die Templer pflegen. Die Katholiken legen ja alles so aus, dass es passt. Siege und Niederlagen sind immer Zeichen Gottes. Wird alles passend gemacht. Ich finde, es menschelt allerorten.
    Schlimm finde ich die Grausamkeiten neben dem blutigen Kriegsgeschäft. Also Das Foltern der Gefangenen und ihr Abschlachten, wenn sie "überzählig" sind. Das eine "unserer" Frauen vergewaltigt wird, spiegelt sicherlich den Alltag eines Kriegszuges wider. Dies gehört in allen Zeitaltern und weltweit zu den üblichen Mitteln der Demütigung, normalerweise wurden natürlich die Frauen der Feinde vergewaltigt. Aber ich glaube, in so einem Krieg stumpfen die Menschen ab und tun einander viel schneller Gewalt an, als vielleicht daheim in Friedenszeiten.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Diese Vergewaltigung hatte für den Täter wenig mit Lust zu tun- hier ging es um Macht und Rache. Dieses Weib wagt etwas, was ihr nicht zusteht- und dann noch erfolgreich, weil sie für die Aufklärung durch die Gefangennahme der Feinde verantwortlich ist.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Diese Vergewaltigung hatte für den Täter wenig mit Lust zu tun- hier ging es um Macht und Rache. Dieses Weib wagt etwas, was ihr nicht zusteht- und dann noch erfolgreich, weil sie für die Aufklärung durch die Gefangennahme der Feinde verantwortlich ist.


    So ist es.

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  • Der behäbige und riesenhafte Tross ist unterwegs im Feindesland. Wir sind erst auf Seite 239 und der Blutzoll bzw. das geflossene Blut ist hoch... auf Neudeutsch nennt man das glaub ich Bodycount... :rolleyes und ich habe so die leise Ahnung, wir werden noch von vielen weiteren kleinen Scharmützeln und grösseren Schlachten lesen.


    Zitat

    Aber ich glaube, in so einem Krieg stumpfen die Menschen ab und tun einander viel schneller Gewalt an


    Das ist unzweifelhaft so. Der Mensch an sich ist verändert sich rasend schnell wenn sich die Parameter seiner Umgebung ändern. Da gibt es genügend Beweise das der Mensch zum Ich-Bezogenen "Tier" wird. :rolleyes


    Ich finds bisher spannend so einen Kreuzzug bzw. einen so grossen Menschenstrom mal "hautnah" mit all den Herausforderungen und Problemen organisatorischer Art oder im zwischenmenschlichen Bereich zu erleben. In den allermeisten Historischen Romanen wird das recht kurz abgehandelt. Ich bin mir aber nicht ganz sicher worauf Ulf Schiewe hinaus will. Sind die nächsten 300 Seiten ähnlich den letzten 60-70 Seiten. Ist der Weg bzw. die "Reise" das Ziel? Mal schauen wie es weitergeht.


    Das Personenverzeichnis habe ich bisher noch nicht ein einziges Mal zu Rate gezogen. Ich glaube oder vermeine zu glauben diesbezüglich alles im Griff zu haben.

  • Zitat

    Original von sapperlot
    Ich finds bisher spannend so einen Kreuzzug bzw. einen so grossen Menschenstrom mal "hautnah" mit all den Herausforderungen und Problemen organisatorischer Art oder im zwischenmenschlichen Bereich zu erleben. In den allermeisten Historischen Romanen wird das recht kurz abgehandelt. Ich bin mir aber nicht ganz sicher worauf Ulf Schiewe hinaus will. Sind die nächsten 300 Seiten ähnlich den letzten 60-70 Seiten. Ist der Weg bzw. die "Reise" das Ziel? Mal schauen wie es weitergeht.



    Wo ich hinwill, möchte ich jetzt noch nicht verraten, denn es wird noch Einiges passieren. Und nicht nur Scharmützel.


    Aber ja, ich wollte nicht nur schreiben, sie sind losmarschiert und am Anfang des nächsten Kapitels sind sie schon da. Dann hätte man sich ja überhaupt keine Vorstellung machen können, wie so etwas abgelaufen ist, und auch nicht, warum der Kreuzzug am Ende gescheitert ist. Es hängt alles zusammen. :-)

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  • Zitat

    Ist der Weg bzw. die "Reise" das Ziel


    Ja, im Augenblick ist es eine Art Road-Movie. :grin Allerdings habe ich den stetig stärker werdenden Verdacht, dass die innere Reise die eigentliche Geschichte ist. Die Entwicklung Arnauts und seiner Freunde, die Veränderung ihrer Ansichten und Meinungen, ihres Glaubens vielleicht sogar. Dieser Aspekt gefällt mir besonders gut an der Geschichte.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von hollyhollunder


    Ja, im Augenblick ist es eine Art Road-Movie. :grin Allerdings habe ich den stetig stärker werdenden Verdacht, dass die innere Reise die eigentliche Geschichte ist. Die Entwicklung Arnauts und seiner Freunde, die Veränderung ihrer Ansichten und Meinungen, ihres Glaubens vielleicht sogar. Dieser Aspekt gefällt mir besonders gut an der Geschichte.


    Gut getippt.
    Es geht um den Feldzug, um Politik aber auch um Entwicklungen auf allen Ebenen.

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  • Die Männer ziehen los und ich habe gebannt die Beschreibungen über die Zustände verfolgt, auch wenn einem das eigentlich klar ist, so muss man hier doch ein paar Mal schlucken. Das es ums nackte Überleben geht, wird hier sehr deutlich und weder Mensch noch Vieh, noch Herkunft wenn überhaupt, dann ein gewisse Stand, können einem ein wenig Schutz geben. So wird gemeuchelt, geklaut und sich an Frauen vergangen.


    Constansa und Arnaut sind mir von den Personen und in ihren Beschreibungen, Ansichten sehr sympathisch. Das Wechselspiel zwischen fast liebevollen und sehr grausamen Beschreibungen, finde ich absolut klasse und prima umgesetzt.


    Hier kam auch der erste Hinweis zum Titel und auch wieder Kritik an der Kirche durch, am Sinn dieser ganzen und anderen Missionen. Der Kreuzzug hat hier die Oberhand in der Erzählung und es gibt nur einen kurzen Einblick in das Leben von Ermengarda und wie es bei ihr weitergeht, aber die Geschichte ist mittlerweile richtig spannend.


    So wie Richie schon schrieb, finde ich die Frauen auch als sehr stark dargestellt und es imponiert mir sehr, wie sie zusammenhalten. Wahrscheinlich ist das ihre einzige Chance, damit sie dies alles durchstehen, überleben.


    Mehr Einzelheiten oder etwas von Intrigen und Geschehen möchte ich gar nicht verraten und freue mich jetzt auf den nächsten Abschnitt.

  • Ein wenig gestolpert bin ich über die andere Erzählweise bei Ermengarda. Aber kaum habe ich mich dran gewöhnt, ging es auch flüssig weiter.


    Dieser Abschnitt nimmt sehr an Fahrt auf und es hagelt an Rück- und Schicksalsschlägen. Nicht zuletzt die Szene ganz am Ende des Abschlusses. Ich hatte ja bis zuletzt die Hoffnung, dass den beiden Frauen jemand zu Hilfe kommt, aber ... vergebens. Jetzt hoffen die beiden wie auch ich auf Rache.


    Die Schlachten sind sehr bildhaft dargestellt. Ich sehe sie regelrecht vor mir. Aber auch die Personen sind sehr farblich.


    Ein guter Einblick in die Foltermethoden wurde auch gewährt *schauder*, ja, da lernt man noch was dazu.


    Schwierigkeiten habich mit Josselin. Warum auch immer verbinde ich den Namen mit einer weiblichen Person und das passt einfach nicht :grin


    Die ganzen Probleme, Hindernisse und Sorgen auf dem Weg angefangen von Nahrungsbeschaffung, Wetter bis hin zu Feinden finde ich gut herausgearbeitet und dargestellt. :-)

  • Zitat

    Original von Tanzmaus


    Die ganzen Probleme, Hindernisse und Sorgen auf dem Weg angefangen von Nahrungsbeschaffung, Wetter bis hin zu Feinden finde ich gut herausgearbeitet und dargestellt. :-)


    Damals gab es keine Nachschublogistik. Man ernährte sich vom Land. Nur im Winter und mit der schlechten Versorgung durch die Byzantiner war das kein Spaziergang. Ich wollte den Leser teilhaben lassen, unter welchen Umständen die Leute da marschiert sind.

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  • Zitat

    Original von Ulf Schiewe
    Damals gab es keine Nachschublogistik. Man ernährte sich vom Land. Nur im Winter und mit der schlechten Versorgung durch die Byzantiner war das kein Spaziergang. Ich wollte den Leser teilhaben lassen, unter welchen Umständen die Leute da marschiert sind.


    Ich finde, das hast Du gut dargestellt. Alleine der Gedanke, dass da ein Heer mit dieser Menschenmasse durch das Land zieht... das muss ja schlimmer als eine Heuschreckenplage gewesen sein. Wie lange hat es da gedauert, bis sich das Land davon wieder erholt hat?


    Und wenn dann gleich zwei Heere durchziehen... die Allemannen und Arnauts Truppe....:wow