Wo schreibt ihr ?

  • Zitat

    Du meinst das hier...?


    Ja. Die Allzweckwaffe gegen die bösen, mainstreamigen Verlage. Einfach alles per KDP an die Öffentlichkeit verklappen, die dann selbst herausfinden kann, wobei es sich gelohnt hat und wobei nicht. Es gibt "Autoren", die lassen ganze Festplatteninhalte durch das Programm rattern.

  • Interessanter Twist von der Ausgangsfrage mal eben wieder zur KDP-Schelte zu schwenken. Da ich selbst (auch) bei KDP veröffentliche und froh darüber bin, das eine zu tun, ohne das andere zu lassen, wundere ich mich immer öfter über derartige Empfindlichkeiten. Warum habe ich da neuerdings Bilder von Gartenzwergen, Kuckucksuhren und akkurat geschnittenen Hecken im Kopf? :-)


    viele Grüße, Dorit

  • Hallo, Dorit.


    Ich schimpfe weder über KDP, noch bin ich in dieser Hinsicht "empfindlich". Ich mahne lediglich davor, diese Technik als Wundermittel gegen fehlende Fähigkeiten misszuverstehen.


    Tatsächlich hat diese Option ihre Vorteile, etwa für Bücher, die von der Backlist verschwinden o.ä. Sie macht aber aus schlechten "Autoren" keine guten.

  • Das sehe ich genau wie du, Tom. Aber ich persönlich nehme zahlenmäßig mehr Warnungen, Schmähungen und abwertende Kommentare deinerseits wahr. Seltener erwähnst du die Vorteile.


    Wie dem auch sei, von professionellen Autoren erwarten wir ohnehin, dass sie sich VORAB ausreichend schlau machen und in gewisser Weise kann ich deine Bemerkungen auch nachvollziehen, wenn ich sehe, wie viele Menschen sich urplötzlich berufen fühlen, Schriftsteller zu SEIN. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft mir die Frage nach meinem vorzeitigen Ruhestand gestellt wurde, oder warum ich denn nicht MAL EINFACH in eine Talkshow gehe und mein Buch dort vorstelle. "Die Nele macht das doch auch immer." Genau.


    VG, Dorit

  • Huhuhu, Tom,


    Schreiben ist eine Tätigkeit, richtig.
    Und ein Beruf, eine Schriftstellerin ist eine Schreiberin.
    Schreiben macht auch einen Großteil des Tätigkeit anderer Berufsgruppen aus, angefangen von der Journalistin bis hin zur Texterin jedweder Ausrichtung.
    Schreiben ist durchaus ein Beruf.


    Wird nach dem Schreibort gefragt, verbirgt sich dahinter de facto die Frage nach der Quelle der Inspiration. Und da setzt mein Einwurf der 'Romantisiererei' an. Etwas in Worte umsetzen wird zu einer höheren Tätigkeit, etwas Erhabenem, Großen, Wunderbaren und die, die es tun, zu göttinähnlichen Wesen, leidenschaftlich Hingegebenen an ihre Kunst, Lichtgestalten, die von etwas jenseits des Horizonts gespeist werden.
    Schreiben wird Gegenstand der Schwärmerei.


    Es ist eine typische Laienfrage, egal, ob besagte Laien 'schreiben' oder lesen.
    Es gehört zum Selbstbild. 'Seht her, ich schreibe.'
    Heutzutage, in Zeiten der AutorInnen zum Anfassen gehört die Frage zum Marketing, um den Anschein zu erwecken, man sei seiner Lieblingsautorin näher, wenn man weiß, daß ihre Katze auf dem Schreibtisch schläft und die Teetasse daneben Kamillentee enthält. Es ist ein Verkaufsargument.
    Es gehört auch zum Image von AutorInnen. Manche wickeln sich in vermeintlich mittelalterliche Gewänder oder lassen sich vor einem imposanten Bücherregal fotografieren.
    Sentimentalitäten. Denkerisch ein Rückfall in den Geniekult des 19. Jahrhunderts.
    Schnickschnack.


    Gewisse Realia des Berufs bleiben hübsch im Verborgenen.
    Schreiben wenn einer nichts einfällt. Schreiben, wenn die Baustelle vor dem Haus lärmt, das Stammcafé geschlossen hat oder der Geldbeutel diese Woche keinen Besuch dort mehr zuläßt.
    Schreiben mit Schnupfen, mit Kopfweh, schreiben, obwohl die beste Freundin Kummer hat, schreiben, wenn einer der Himmel auf den Kopf fällt.
    Schreiben nicht aus Leidenschaft, sondern weil Termine drücken, weil man vertraglich gebunden ist, weil man die Zeit nicht nach Wochen oder Tagen, sondern nach Stunden zählt. ('Sie haben den Schluß bis 22 Uhr, versprochen!')
    Schreiben, wenn es grad nichts gibt, was man mehr haßt.


    Das ist nicht Romantik, das ist nicht mal Drama.
    Das ist einfach Berufsalltag.


    Manchmal gehen mir AmateurInnen einfach nur schrecklich auf die Nerven.



    :wave


    magali *arrogance is my middle name*

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Schreiben ist durchaus ein Beruf.


    Einigen wir uns auf:


    Schreiben ist durchaus ein Beruf, wenn man damit (sein) Geld verdient.


    Aber Schreiben ist keine Berufsbezeichnung. Niemand sagt: Ich bin Schreiben. ;-)



    Die Antiromantikkampagne missfällt mir ein wenig. Belletristisches Schreiben beispielsweise setzt in den meisten Fällen einiges voraus, das man dem Gefühlsuniversum zuordnen könnte, angefangen bei Empathie und längst nicht endend bei solidem Hass. Belletristisches Schreiben kann - im Gegensatz zu vielen anderen Tätigkeiten -, das (vorläufige) Ergebnis betreffend, sehr stark von äußeren Faktoren beeinflusst werden. Wer schlecht gelaunt oder gar krank ist, muss sich stark zusammenreißen (können), um trotzdem eine gefühlvolle Liebesszene zu schreiben; triefender Sarkasmus ist da wahrscheinlicher. Auch für mich, der ich mich durchaus als Profi bezeichnen würde, spielt die Örtlichkeit zuweilen eine wesentliche Rolle.


    Ja, das verklärende Gesülze der Amateure, das vor allem dazu dienen soll, ihre Tätigkeit zu emotionalisieren, kann nerven. Aber beim Genervtsein ist es wie mit dem Ärgern: Man lässt selbst zu, dass es andere mit einem tun.


    :wave

  • Zitat

    Original von Wolke


    Völlig ab vom Thema und trotzdem: bitte zitiert doch alle mit dem Namen des Texterstellers, damit man nachvollziehen kann, auf wen ihr euch bezieht. Danke. :wave


    Gerne! :wave

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Zitat

    Original von Mulle: Ach kommt. Wie schreiben Sie? - Mit den Fingern. Was brauchen Sie dazu? - Nen Stift oder nen Computer. Wie kommen Sie auf Ihre Ideen? - Ich denke nach. Was inspiriert Sie? - Bestenfalls mein Vorschuss. Was sorgt für Schreibblockaden? - Meine Abrechnung. Das ist alles total richtig. Aber das will doch niemand hören, oder? Knuddeln 1


    Mulle, ich mag klare, nüchterne Bekenntnisse. Weiter so.
    Und wenn Du noch verrätst, wie Vorschuss und Inspiration sich zueinander verhalten, dann verspreche ich Dir auch, einen näheren Blick auf Deine Bücher zu werfen ;-).

  • Huhu, wieder kuschelig hier :knuddel1.


    Nur mal zur Erinnerung: dieser Thread heißt: Wo schreibt ihr?


    Er heißt nicht: Schriftsteller und “Schreiben“ :write (offensichtlich neue Berufsbezeichnung) :grin bedauern und beweihräuchern sich.


    Bin ich froh, dass das ich weder Schriftsteller noch “Schreiben“ bin.


    Gruß :wave

    Fay
    Ein Roman ist wie der Bogen einer Geige und ihr Resonanzkörper wie die Seele des Lesers. (Stendhal)

  • Zitat

    Original von Salonlöwin


    Mulle, ich mag klare, nüchterne Bekenntnisse. Weiter so.
    Und wenn Du noch verrätst, wie Vorschuss und Inspiration sich zueinander verhalten, dann verspreche ich Dir auch, einen näheren Blick auf Deine Bücher zu werfen ;-).


    Das ist so:
    Mit steigendem Vorschuss steigt die Qualität meines Kaffees auf bestenfalls Jamaica Blue Mountain. Ich schreib dann so, wie dieser Kaffee schmeckt.
    Bei geringem Vorschuss gibt's nur Aldi-Kaffee. Der braucht dann Zucker. Und meine Inspiration braucht dann auch was Süßes :-]
    Klar, oder?

  • Zitat

    Original von Tom


    Und das Unterforum, in dem dieser Thread stattfindet, heißt: Autoren unter sich.


    :wave



    Gut, daß Du es ansprichst, ich finde das 'Autoren' auch schlimm.
    Schließlich gibt es auch Autorinnen.


    Und ja, einigen wir uns:
    Schreiben ist schreiben und gelegentlich Berufsarbeit.
    Gefühle hin oder her.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ach übrigens, nur mal so am Rande:


    Man kann Amazon KDP auch für seine Zwecke nutzen, ohne über diesen Kanal zu veröffentlichen. Ich nutze es zum Korrektur lesen, bevor ich das Manuskript an den Verlag schicke. Mir gefällts:


    1. Manuskript schreiben (ein Klacks mit Toms Programm, falls man Android nutzt)
    2. Bei KDP anmelden
    3. Manuskript als PDF hochladen
    4. Buchvorschau auf den Kindle laden


    Man muss kein Manuskript mehr ausdrucken und die deutsche Eiche freut sich.