Erschiess die Apfelsine - Mikael Niemi

  • Taschenbuch: 240 Seiten
    Verlag: btb Verlag (14. Januar 2013)
    Sprache: Deutsch
    Originaltitel: Skjut Apfelsinen


    Über den Autor (Quelle Amazon)
    Mikael Niemi, Jahrgang 1959, wuchs im hohen Norden Schwedens in Pajala auf, wo er heute noch lebt. Im Jahr 2000 erschien sein erster Roman "Populärmusik aus Vittula", für den er den renommiertesten Literaturpreis seines Landes, den Augustpreis, bekam. Es war das spektakulärste Debüt, das Schweden je erlebt hatte. Das Buch stand monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste, verkaufte sich über eine Million mal, wurde in 24 Sprachen übersetzt und ebenso erfolgreich verfilmt. Es folgten der irrwitzige Kurzgeschichtenband "Das Loch in der Schwarte" sowie der ebenso begeistert aufgenommene zweite Roman "Der Mann, der starb wie ein Lachs".


    Kurzbeschreibung Amazon
    Niemis Held ist 16 Jahre und teilt seine Klasse in Arschgeigen und Idioten ein. Die Arschgeigen bekommen alles auf dem Silbertablett serviert. Die Idioten rackern sich ab und kommen trotzdem nie auf einen grünen Zweig. Niemis Held ist fest entschlossen, weder das eine noch das andere zu werden. Lieber provoziert er mit seinen Aktionen, als einfach klein beizugeben. Dadurch macht er sich zwar Feinde, aber auch einige Freunde. Wie das Mädchen mit den grünen Augen aus dem Musischen Zweig. Oder Pålle, den sie mobben, weil er aus schwierigen Familienverhältnissen stammt. Doch den Arschgeigen werden sie es schon zeigen – und auch der übrigen Welt …


    Meine Meinung:
    Mit welchen Erwartungen ich an dieses Buch, welches mir zufällig in die Hände fiel, herangegangen bin, weiß ich gar nicht mehr. Was Leichtes zwischendurch, dachte ich wahrscheinlich, was Schönes, ein Buch übers Erwachsenwerden, ein bisschen nachdenklich, aber auch lustig. So in etwa bestimmt. Von diesem Autor hatte ich auch noch nichts gelesen, also ging ich ganz unbedarft heran an dieses Taschenbuch mit dem zugegebener Maßen ziemlich bescheuerten Cover.


    Welche Erwartungen ich also auch immer hatte- die wurden tausendfach übertroffen. Was für ein Roman über die schwierige Zeit zwischen Backfischalter und Erwachsensein, zwischen Zweifeln und Hinterfragen, zwischen Rebellion und dem Finden des eigenen Weges. Der Autor hat ein treffsicheres Gespür für die Leiden und Freuden der Protagonisten in seinem Roman,es könnte ehrlicher und besser beobachtet nicht sein. Er geht mit seinem 17- jährigen, Gedichte- schreibenden Ich- Erzähler durch die merkwürdigsten, beknacktesten, peinlichsten, lustigsten Situationen, die man in diesem Alter erleben kann. Das ist stellenweise wirklich, wirklich saukomisch, aber es bleibt auch immer ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Weil Mikael Niemi in wenigen Seiten viel Bewegendes unterbringt, immer unpathetisch, was den Leser aber immer mitleiden lässt. Zumindest den, der sich noch an diese Zeit erinnern kann. An den alles überschattenden Weltschmerz, an die wichtige Frage nach dem Sinn. Und dann sind da noch die großartigen Nebenfiguren,



    die "Arschgeigen" und die "Idioten".


    Fazit:
    Ein Jahreshighligt, ein Schatz, ein fantastisches Buch!


    Das ist ein Buch für alle die, die sich noch erinnern oder wichtiger: für die, die sich nicht mehr daran erinnern, wie schwierig und gefährlich die wichtige Zeit zwischen Kind- und Erwachsensein ist, wenn einen die eigenen Eltern nicht mehr verstehen.


    Ich besorge mir jetzt schnellstens mehr von diesem Autor, am besten alles. ;)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von rienchen ()

  • Zitat

    Original von rienchen


    Ich besorge mir jetzt schnellstens mehr von diesem Autor, an besten Alles. ;)


    Von "Das Loch in der Schwarte" würde ich dringend abraten, das war unterirdisch. Aber "Populärmusik aus Vittula" ist ein ganz famoser Roman.
    Schöne Rezi übrigens. :wave

  • Sehr schöne Buchvorstellung. Danke dafür. Das Buch wird dann auch gleich auf meiner Wunschliste plaziert. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Von "Das Loch in der Schwarte" würde ich dringend abraten, das war unterirdisch. Aber "Populärmusik aus Vittula" ist ein ganz famoser Roman.


    Das kenne ich natürlich vom Titel her, daher war das auch schon favorisiert. :-) "Das Loch in der Scharte" ist aber alleine vom Titel her schon sagenhaft! :)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Ich hab das Buch vor ein paar Tagen gelesen aber es konnte mich absolut nicht begeistern. Der Anfang war noch ganz nett, zwischendurch gabs auch immer mal wieder ein paar Stellen zum Schmunzeln aber im Großen und Ganzen hat es mir nicht gefallen.
    Zum größten Teil lags wohl an dem komischen Schreibstil, damit bin ich gar nicht klar gekommen.


    Wie viel Punkte... Hhmmm :gruebel
    Ich sag mal höchstens drei und auch nur deswegen, weil ich nicht abgebrochen habe und der Schluss soweit noch ganz okay war.

  • Wenn man Niemi liest, muss einem klar sein, wie schräg und abgedreht er schreibt. Hat mir in "Populärmusik aus Vittula" aber wesentlich besser gefallen. Hier ist es mir einen Ticken zu viel.
    Die Spannung ist aber dem Autor sehr gelungen, ich ahnte schon recht früh worauf die Geschichte hinaus will, das Ende kam dann aber schon wie ein Faustschlag ins Gesicht, sehr zeitgemäss und erschreckend.

  • Ich kann die Begeisterung auch nicht teilen, insbesondere bei der Figurenzeichnung (mit Ausnahme des Ich-Erzählers) bin ich anderer Meinung....


    Meine Meinung:


    "Die Pubertät ist ein ziemliches Arschloch" schrieb Jan Weiler vor einiger Zeit in seiner Kolumne in der "Welt". Diese Aussage würde der 16-jährige Protagonist in Mikael Niemis "Erschieß die Apfelsine" ganz sicher unterschreiben. Tatsächlich schwenkt die Geschichte des schon sehr bald von vergnüglich-unterhaltsam zu ernst-problematisch. Ein Wechselbad der Emotionen, in dem sich sicher alle gleichaltrigen Leser wieder erkennen und an das sich ältere Leser bestimmt nur allzu gut erinnern. Vermutlich wird es auch in Zukunft in jeder Klasse Gewinner und Verlierer, die Beliebten und die Ausgestoßenen geben - eine Einteilung, die vermutlich nur auf der sozialen Herkunft oder irgendeines anderen unwesentlichen Merkmals basiert. Niemi beschreibt hier sehr anschaulich, wie verzweifelt und verrückt diese Zeit der Identitätsfindung ist, wie sie sich aus der Sicht des 16-jährigen Protagonisten anfühlt, wie schnell man missverstanden wird und wie wichtig die Erfahrungen sind, die hier gemacht werden. Leider bleiben viele der Figuren relativ blass und auch der Verlauf der Handlung ist in weiten Teilen recht vorhersehbar, ich hätte mir in beiden Punkten mehr Tiefe und Originalität gewünscht.


    Deshalb von mir 6 Punkte.

  • omg ich werde alt :wow habe das E-Book gestern beendet und will nun eine Rezi schreiben, doch was sehen meine Augen, ich habe 2015 das Buch schon rezensiert :help :wow :lache Na ist denn da gar nix hängen geblieben?!


    By the way, der Rezi muss ich nichts anfügen, kann so stehen bleiben und ich geh jetzt mal nachschauen ob hier irgendwo eine Print-Ausgabe rumliegt....

  • Zitat

    Original von Faraday
    omg ich werde alt :wow habe das E-Book gestern beendet und will nun eine Rezi schreiben, doch was sehen meine Augen, ich habe 2015 das Buch schon rezensiert :help :wow :lache


    :lache :lache :lache Das könnte der Beginn von getrennten Regalen (gelesen & SUB) sein... :gruebel :grin