Das Lavendelzimmer - Nina George

  • Nina George hat erneut einen äußerst gefühlvollen und berührenden Roman geschrieben. Die Geschichte verlangt auch seinen Lesern eine Menge an Kraft und Mut ab. Mit Worten fängt er sie ein und man kommt nicht umhin, sich seine eigenen Gedanken zu den Themen Liebe, Trauer, Schmerz oder Lebenssinn zu machen. Zum Schluss bleibt ein wirklich treffendes Zitat hängen. „Bücher können vieles, aber nicht alles. Die wichtigen Dinge muss man leben. Nicht lesen. Ich muss mein Buch erleben.“ Treffender kann man es nicht ausdrücken. In kleinen Häppchen aufgeteilt, erhält man sich den Genuss über lange Zeit. Man kann das Buch aber auch mehrmals in einem Rutsch lesen.

  • Ein sehr romantisches Buch. Eine Geschichte, in der man versinken kann, wenn man sich darauf einlässt. Dies fiel mir anfangs etwas schwer, da ich mich mit der Mondspielerin (noch) nicht so richtig hatte anfreunden können (was angeblich an meinem fehlenden Alter liegt :/).


    Nun haben wir es mit einem 50-Jährigen zu tun, der eigentlich bei 30 stehen geblieben ist - erstarrt in seinem verletzten Stolz, nicht mehr in der Lage, Empfindungen zuzulassen.


    Aber was für eine Idee, einen Mann zu erschaffen, der einem Bücher "verschreibt"!


    In unserer heutigen Zeit hätte wohl jeder erst einmal gegoogelt, ob er etwas über den Tod der ehemaligen Liebsten hätte herausfinden können, statt einfach loszufahren wie Perdu. Das fand ich bewundernswert und mutig. Und ein bisschen naiv ;-)



    Leider habe ich einige Ideen der Autorin gerade im letzten Monat in anderen Büchern bereits gelesen. So zum Beispiel der Ausdruck "Manonland" (kam auch oft in "Nele & Paul" vor (Neleland), die Idee, Stimmenfarben einem Essen oder Geschmack zuzuordnen (kommt extrem vor in "Schokoladengeister") und der Gedanke, dass alles, was man erlebt, z. B. oder vor allem Glück, erst später real wird, wenn man an den Moment zurückdenkt (die Grundidee aus "Die Liebe der Fische").


    Alles in allem hat mir das Buch vor allem am Anfang sehr gut gefallen, hatte für mich aber in der Mitte und zum Ende hin zu viele "Gutmenschen" und durch zu viele skurrile Geschehnisse auch einige Längen.


    Von mir gibt es aber trotzdem 8 sehr gute Punkte für ein sinnliches Lese-Erlebnis.


    :wave

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Was für ein verwunschenes Buch, das für eine lesende Apothkerin ja Pflichtlektüre ist....


    Es hat mich verzaubert, zum Denken angeregt, verzage und verzweifeln lassen, hadern, freuen, trauern, alles auf einmal.


    Wunderbar. Und so schön erzählt.... Danke dafür.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Erst im zweiten Anlauf habe ich dieses Buch nun mit lauwarmen bis ärgerlichen Gefühlen beendet. Vieles war mir zu konstruiert und unglaubwürdig. Dummerweise bin ich gleich zu Beginn über zwei Dinge gestolpert, einmal ein ungelesener Brief (es ist jenseits meiner Vorstellungskraft, dass ein Mensch in solch einer Situation diesen Brief nicht liest) und dann Jeans Fähigkeit, allen Menschen treffsicher die richtige Lektüre zu empfehlen, obwohl er seit zwanzig Jahren nicht mehr richtig am Leben teilnimmt.


    Natürlich kann ich mich täuschen, und es gibt tatsächlich solche Dinge. Aber ab hier war ich innerlich auf Distanz zur Geschichte. Und während im Buch Jean durch weitere "zufällige" Begegnungen und Ereignisse hier Schritt für Schritt seine Trauer bewältigt und wieder ins Leben zurückfindet, wartete ich Seite für Seite darauf, dass endlich nun das stattfindet, worauf ich schon seit langem wartete: nämlich die Auseinandersetzung mit den Schuldgefühlen, die Jean doch zweifellos haben musste, darüber, was er Manon angetan hat, indem er ihren Brief nicht gelesen hat. In meiner Vorstellung ist das die Hölle, aber mir völlig unverständlich findet man lediglich gegen Ende das Wort "Mitleid" und einen Fausthieb, mit dem das alles gesühnt ist.
    Auch andere Themen, wie ungewöhnliche Formes des Zusammenlebens, schwere Krankheit, das Dilemma, in dem Manon steckte werden nur kurz angerissen. Vielleicht wäre es besser, das eine oder andere einfach ganz wegzulassen. Aber dafür weiß ich jetzt, was einen wahren Tango ausmacht. Na prima!

  • Nachdem ich das Buch nun endlich auch gelesen habe, mich an ziemlich vielen schönen Sätzen und Lebensweisheiten erfreut habe, kann ich mich den zustimmenden Rezensionen anschließen.


    Und wirklich, manchmal muss man auch Märchen lesen und das ist es doch, ein Märchen für Erwachsene. Man muss das nicht so tiefernst sehen, sicher, an Dramatik ist es stellenweise kaum zu überbieten aber das kommt in Märchen eben so vor. Bevor alle gerettet werden und in Frieden und Glück leben.


    Ich hatte ein paar sehr aromatische, sinnliche Stunden, vor allem was den Wein, das Essen und den Lavendel anbelangt. Und dann auch noch der reizvolle Luberon, einer meiner Lieblingsweingegenden und - Weine.


    Dass Perdu den Brief erst so spät liest, lag vermutlich daran, dass er die Tür des Zimmers mit dem Tisch, in dessen Schublade er lag, mit Büchern "zugemauert" hatte.
    Auch die Todesanzeige hatte sich ja dann in einem der Bücher "versteckt". Verdrängung hat bei ihm einwandfrei funktioniert.


    Dass ihn ausgerechnet Catherine zum Leben erweckt ist eben einer dieser märchenhaften Zufälle. Und ja, es gibt diese Frauen, die es jahrelang bei Arschlöchern aushalten. Darauf will ich aber nicht näher eingehen.


    Ich glaube auch, dass die Autorin sehr genau nachgedacht hat warum sie Manon sterben lässt. Obwohl ich ja seitenlang gedacht habe Max wäre womöglich Jeans Sohn und evtl. adoptiert, weil Luc nicht in der Lage war für ihn zu sorgen. Denn dass es auf einen Nachkommen hinausläuft war klar. Es gibt also noch ne Menge Möglichkeiten, wie es hätte sein können.


    Mir gefällt aber die Version auch ziemlich gut. Dass nun ausgerechnet Max sich in Victoria verliebt war auch abzusehen. So ist es eben in diesen Wohlfühlromanen.


    Ich wäre sehr gerne ein paar Stationen auf dem Schiff mitgefahren dafür aber entschädigen mich die Rezepte über die ich ganz begeistert bin und natürlich die zusammengefasst literarische Hausapotheke.


    edit gibt 8 Punkte

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Ein wunderschönes Buch, viele Gefühle, herrliche Landschaften, echte und tiefe Freundschaften.

    Als die beiden sich mit dem Schiff auf die Reise begeben haben, dachte ich zuerst so, neee ein Schiff. Aber das ist so wunderbar beschrieben, die vielen Erlebnisse, die Ortschaften, das Gefühl der Reise, das Essen.

    Ein richtiges Wohlfühlbuch, welches nachhallt und nicht so schnell wieder vergessen geht.