Selfpublishing im TV...

  • Das literaturcafe.de über "Storyseller" den TV-Bericht über die Selfpublisherszene in Dtl Frankreich und USA:



    "Ein angenehm ruhiger und informativer Bericht"



    Sendetermine:


    Storyseller – Wie Amazon den Buchmarkt aufmischt
    Produktion: Hessischen Rundfunk 2013/2014. Stereo, HD, 16/9. 52 Minuten.
    Sendetermin: Mittwoch, 16. April 2014 um 22:30 Uhr
    Wiederholung: Samstag, 03. Mai 2014 um 2:20 Uhr
    Online in der Arte-Mediathek Arte+7 abrufbar vom 16.04-23.04.2014

  • Sehr ergiebig fand ich den Beitrag nun nicht.
    Jetzt abgesehen von der kindlich-platten Bildersprache - Fernsehen schockiert mich mit seiner simplen Art der Darstellung als TV-abstinenter Mensch jedesmal aufs Neue - waren die Kernaussagen relativ flach.


    Die Klärung zur Rolle von amazon war vergleichsweise fundiert für ein Publikum, das sich mit dem Problem wenig bis gar nicht auskennt.
    Trotzdem fand ich die Frontstellung hie amazon-dort die Verlagswelt eher einseitig dargestellt.


    Verlage, und gerade Großverlage als Retter der Kultur darzustellen, ist einfach verlogen. Die Aussagen der Verlagsvertreter, abgesehen von Gallimard, waren wachsweich und viel zu einfach. Daß auch die Verlagspolitik seit über fünfundzwanzig Jahren dazu beigetragen hat, daß sich in gebundener Form eine Unmenge Schrott in den Buchandlungen befindet, wurde nicht erwähnt.
    Daß Verlage beileibe keine AutorInnenförderungen betreiben, ebensowenig. Mal ehrlich, wieviel von all denen, die es in einen Verlag schaffen, werden tatsächlich ausreichend beworben? Gefördert? Unterstützt, aufgebaut? Und wieviele nach dem ersten Buch rausgehauen?
    Wie viel haben Publikumsverlage selbst dazu beigetragen, daß die Qualität der Geschichten, der Sprache bis hin zur Ausstattung von Büchern gewaltig nachgelassen hat? Wer hat denn Lektorat/Korrektorat ausgelagert? Nicht wenige Probleme des Buchmarkts sind von der Verlagspolitik und der Buchhandelspolitik verschuldet. Wer kauft denn lieber Lizenzen, als sich auf neue AutorInnen einzulassen?
    Die Aussagen der betreffenden Herren waren denn auch vage genug. Und jeder hatte die dazugehörige Krokodilsträne im Knopfloch.


    Erfolgreiche AutorInnen vom amazon-Selfpublishing wegzulocken ist ja auch die wahre Kunst! Die AutorInnen haben doch bereits die ganze Arbeit geleistet.
    Im Bericht wurde das so vermittelt, als würden irrende Kinder dann doch wieder
    nach Hause kommen, wohin sie eigentlich gehören.
    Solange die Publikumsverlage auf Masse setzen, werden sie weiterhin einem Unternehmen wie amazon neidisch hinterher schielen müssen.


    Was die SelbstverlegerInnen angeht: ich habe es so langsam satt, von Bold, Hocking, Poppy J. Anderson ect. pp. zu hören.
    Wie steht es denn mit dem ganz normalen Rest? Sind das alles MillionärInnen? Wie sieht denn der Alltag derer aus, die nicht in drei Tagen dreihundert Geschichten à 1,49 Euro verkaufen? Die bekommen doch wohl keine Vertragsangebote aus Seattle?


    Irgendwie brachte der Bericht zum Ausdruck, daß letzlich die Verlagswelt doch das Richtige ist, weil die offenbar keine Fehler machen kann.


    Zufrieden war ich damit nicht.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Was die SelbstverlegerInnen angeht: ich habe es so langsam satt, von Bold, Hocking, Poppy J. Anderson ect. pp. zu hören.
    Wie steht es denn mit dem ganz normalen Rest? Sind das alles MillionärInnen? Wie sieht denn der Alltag derer aus, die nicht in drei Tagen dreihundert Geschichten à 1,49 Euro verkaufen? Die bekommen doch wohl keine Vertragsangebote aus Seattle?


    Ich gehe jetzt mal davon aus, dass das rhetorische Fragen sind. Sonst kann ich gerne mal wieder was dazu sagen :grin.


    Was ich aber festgestellt habe: etliche der AutorInnen, die etwa zeitgleich mit mir angefangen haben, das Schreiben aber ernsthafter und regelmäßiger betreiben (und natürlich bessere Verkaufszahlen haben) als ich, haben inzwischen zumindest einzelne Projekte bei Verlagen untergebracht. Ich schließe daraus, dass "Self Publishing" inzwischen ein reguläres Sprungbrett sein kann und die Verlage den "Wildwuchs" durchaus beobachten. Eine Art vorgezogene Marktforschung. Dass Amazon sich davon die fettesten Brocken sichert, ist auch normal.


    Zum Beitrag selbst kann ich nichts sagen, weil ich ihn mir immer noch nicht angeschaut habe. Auf Facebook wird er kontrovers diskutiert, soweit ich mitbekommen habe.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Zitat

    Original von Josefa


    Ich schließe daraus, dass "Self Publishing" inzwischen ein reguläres Sprungbrett sein kann und die Verlage den "Wildwuchs" durchaus beobachten. Eine Art vorgezogene Marktforschung.


    Das kann ich aus gut unterrichteter Quelle bestätigen. Zumindest bei 2 großen Verlagen bin ich sicher, dass die sich die vorderen Plätze ganz genau anschauen und den Autoren Verträge anbieten. Die wenigsten Autoren werden dazu wohl Nein sagen. (Würde ich auch nicht, denn mein Ziel ist es nach wie vor, Autorin in einem Publikumsverlag zu werden.)


    Das, was Magali schreibt, kann ich auch zu 100% unterschreiben.


    LG Cornelia

  • Toller Beitrag magali! :anbet Unterschreibe ich alles.


    Ich habe mich kürzlich auch über einen "Bericht" bei buchreport geärgert, in dem die Beteiligung von Rowohlt bei neobooks beweihräuchert wurde. Ja toll, was wird denn da geleistet? Außer dass die Verlage, die dort beteiligt sind (Droemer/Knaur und jetzt eben Rowohlt) sich am Markt der Selbstpublisher noch ein Stückchen vom Kuchen abzwacken. Den Topsellern dann mal einen Verlagsvertrag anzubieten, nenne ich nicht karitative Barmherzigkeit oder Förderung von Autorennachwuchs. Das ist doch bloß bequeme Riskioauslagerung. Die erfolgreichen Selbstpublisher haben bereits die Arbeit erledigt, einschließlich der Akquirierung der Leserschaft.


    Masse statt Klasse - das regiert allerorten.