'Zertrennlich' - Seiten 085 - 167

  • Dann mache ich mal den Anfang :-)


    Der zweite Abschnitt bringt die Geschichte in meinen Augen nicht nach vorn, aber es geht in die Tiefe. Es zeigt sich für mich sehr deutlich, dass Viola sehr an ihrer Schwester Issy hängt und kaum eigenständig Entscheidungen in jungen Jahren gefällt hat. Issy hingegen kann ich gar nicht greifen. Die verschiedenen Zeitebenen kommen in dem Abschnitt immer schneller und ich musste echt aufpassen, dass ich noch wusste, wo genau wir uns in der Zeit befinden. Manches Mal gelang es mir nicht.


    Die beiden Mädels scheinen nicht nur von einer Hippie-Mutter aufgezogen, sondern auch sehr sozial schwach aufgewachsen zu sein. Zudem legt die Autorin irgendwie viel Wert auf tote Tiere und das kann ich gar nicht haben.

  • Zitat

    Der zweite Abschnitt bringt die Geschichte in meinen Augen nicht nach vorn, aber es geht in die Tiefe.


    Das ist sehr treffend ausgedrückt.
    Der Plot ist eher dünn, nach wie vor scheint ein dunkles Geheimnis in der Vergangenheit im Spiel zu sein, aber die Aufklärung geht nicht recht voran.
    Die Kindheitsschilderungen (durch Viola) hinterlassen bei mir einen seltsam zwiespältigen Eindruck. Einerseits hatten die beiden Mädchen anscheinend eine weitgehend unbehütete Kindheit, wie sie auch zum Beispiel bei Astrid Lindgren beschrieben wird (die Lindgren spricht zb in "Ferien auf Saltkrokan" vom "geheimen und wilden Kinderland"). Bei A. Lindgren ist eine solche Kindheit eine Quelle des Glücks. Im Prinzip scheint das auch bei den Zwillingen in "Zertrennlich" der Fall zu sein. Erst der Erwachsenenblickwinkel offenbart die Abgründe, die die Kinder anscheinend nicht richtig erkennen. Dieses Gefühl hatte ich vor allem bei der Schilderung der Familie von John und Michael, und auch bei den Andeutungen in Violas Kindheitsschilderungen, dass sich die Familie aus Geldmangel immer mehr einschränken muss.


    Diese zwiespältige Schilderung macht das Buch für mich sehr interessant. Der Plot geht zwar nicht recht voran, aber mir hat selten ein Buch so viele Gedankenwelten geöffnet, auch den Blick in die eigene Kindheit geschärft.


    Grüße von Zefira

  • Ich werde immer noch nicht so recht warm mit dem Buch. Es liest sich zwar gut, aber zu den Figuren finde ich immer noch keinen großartigen Bezug.
    Das Gefühl, dass sich nichts weiterentwickelt, dass um alles herumgeredt wird, bestärkt mich auch hier.
    Durch die Zeitebenen komme ich nun besser durch, leider macht das für mich die Geschichte nicht spannender.


    Fast erwarte ich dann einen Paukenschlag bei der Auflösung des ganzen Dramas, wenn es so geheimnisvoll umschrieben ist.


    Die Story ist düster und melancholisch, dazu passt das Cover immer weniger.

  • Und noch ein Abschnitt gelesen. In der Handlung an sich kommen wir nicht wirklich voran, aber es wird alles noch genauer und detaillierter.


    Auch Isolte hat ihr Leben nicht ganz so im Griff, wie es vielleicht auf den ersten Blick scheint.
    Die Kündigung/Freistellung ist ein herber Schlag für sie und sie fühlt sich prompt so minderwertig und nicht mehr der Szene zugehörig, dass sie es nicht einmal ihrem Freund sagen kann.
    Großes Vertrauen herrscht in dieser Beziehung also nicht, auch wenn sie sich durchaus Mühe gibt, ihm zu vertrauen. Aber der Stachel der spitzen Bemerkungen, dass er mit jeder schlafen würde, sitzt anscheinend sehr tief.
    Dass sie das so aus der Bahn wirft, zeigt für mich, dass sie gar nicht so selbstbewusst und gefestigt ist, wie sie gerne möchte.


    Die Kindheitserinnerungen zeigen, dass es auch bei anderen nicht immer schön ist. Die Zwillinge werden von ihrem Vater verprügelt, die Mutter kuscht anscheinend immer.
    Viola hat sich zu John hingezogen gefühlt, aber hat sie ihn überhaupt noch gesehen, nachdem ihre Tante sie nach dem Tod ihrer Mutter zu sich geholt hat?


    Ich rätsele immer noch, was der große Skandal war. Ich hatte vermutet, dass die Mädchen sich vielleicht nach dem Tod der Mutter noch eine Weile alleine durchgeschlagen haben und dabei ziemlich verwildert sind, aber das war es auch nicht.
    Hettie scheint auch keine böse Frau zu sein, im Gegenteil, sie nimmt die beiden Mädchen sofort bei sich auf und sie scheinen ihr wirklich am Herzen zu liegen.
    Eigentlich haben sie nun zum ersten Mal ein stabiles Zuhause, warum rutscht Viola ausgerechnet da dann so ab?

  • Ich tue mich immer noch schwer mit dem Buch - so richtig will keine Spannung aufkommen.


    Gronik,
    ich habe die Vermutung, dass der Wald und auch John es waren, die Viola Halt gegeben haben. Dann ist irgendwas passiert und die Zwillinge müssen in die Großstadt zu ihrer Tante - und damit verliert Viola alles, was ihr bislang Halt gegeben hat. Dazu vermutlich noch die Schuldgefühle bzgl. was auch immer geschehen ist, der Selbstmord der Mutter - und das ist wohl mehr, als Viola ertragen kann. Aber warum die Zwillinge sich so entfremden, kann ich mir auch nicht erklären.


    Naja, wir werden sehen.


    LG, Bella

  • Obwohl das Buch leicht zu lesen ist, hat es mich immer noch nicht richtig gepackt.
    Einen wirklichen Spannungsbogen kann ich nicht entdecken, es ist immer noch eine Aneinanderreihung verschiedener Ereignisse aus dem Leben der Zwillinge. Es gibt noch nicht einmal den Hauch einer Andeutung, was dieses tragische Ereignis sein könnte, das die Mädchen in der Vergangenheit getroffen hat.
    Die melancholische Stimmung des Buches kommt recht gut rüber, aber das ist ja auch kein Wunder - etwas Lustiges/Schönes aus dem Leben der Mädchen wurde bisher nicht erzählt.
    Wie Logan-Lady sind mir auch die vielen toten Tiere aufgefallen. Soll das etwa eine "morbide" Stimmung heraufbeschwören?

  • Ich weiß nicht, ob das Buch den Anspruch hat spannend, lustig oder schön zu sein.


    Ich glaube hier geht es eher um eine Art Traumaverarbeitung. Wie kam es zu dem Trauma, was hat dieses mit den Protagonistinnen gemacht, wie gehen sie damit um, kann das Trauma bewältigt werden?


    Wer ist wirklich schwach??


    edit: sagt mir, ich soll bessere Worte verwenden....

  • Irgendeine Eule hat hier von Flashbacks geschriebeb, ich glaube DAS triftt es richtig gut und erklärt auch, warum die ganze Geschichte so wirr in der Zeit herumspringt.


    Beide Mädels haben andauernd Flashbacks und hängen mehr darin fest, als in der Gegenwart...

  • Zitat

    Ich weiß nicht, ob das Buch den Anspruch hat spannend, lustig oder schön zu sein.


    Das denke ich auch ... Ês geht um der Verarbeiitung von Geschehnissen in der Kindheit, auch um kindliche Wahrnehmung, erwachende Sexualität, Umgang mit Verlusten. Eine besonders angenehme und entspannende Lektüre ist es jedenfalls nicht.


    (Ich habe neulich in meiner Schreibgruppe die Lektüre von "Wir müssen über Kevin reden" als "quälend" bezeichnet. Daraufhin fragte mich einer der Teilnehmer: "Warum liest du das dann, wenn es dich quält?"Ich habe einen Moment über die Antwort nachdenken müssen ... Mir ist nichts anderes eingefallen, als dass ich kein Buch lesen mag, das mich unberührt lässt.)

  • Zitat

    (Ich habe neulich in meiner Schreibgruppe die Lektüre von "Wir müssen über Kevin reden" als "quälend" bezeichnet. Daraufhin fragte mich einer der Teilnehmer: "Warum liest du das dann, wenn es dich quält?"Ich habe einen Moment über die Antwort nachdenken müssen ... Mir ist nichts anderes eingefallen, als dass ich kein Buch lesen mag, das mich unberührt lässt.)


    Warum schreibst Du das so klein Zefira? Ich finde diese Antwort einfach wunderbar :knuddel1


    Mir geht es auch so, egal wie sehr mich ein Buch mitnimmt und leiden lässt. Es versteht sich halt dann von selbst, dass ich zwischendrin doch wieder leichtere, heitere Lektüre lesen will. Wenn ich lache, bin ich ja auch berührt worden :lache :-)

  • Zitat

    Original von pinky75
    Ich weiß nicht, ob das Buch den Anspruch hat spannend, lustig oder schön zu sein.


    Ich glaube hier geht es eher um eine Art Traumaverarbeitung. ...


    Schon klar, dass das Buch kein "spannender" Roman oder ein "heiterer Familienromsn" ist. Das habe ich auch nicht erwartet, als ich den Klappentext gelesen habe.
    Wenn ich von einem Spannungsbogen spreche meine ich nicht zwangsläufig, dass - bildlich gesprochen - hinter der nächsten Ecke das Böse lauert. Mir fehlt bei diesem Buch einfach einfach eine Art roter Faden, dem man folgen kann und die Fantasie spielen lassen kann, was geschehen sein könnte. Es passiert eigentlich nichts, was die Story weiterbringt.
    Klar geht es hier um ein Trauma, das Viola dazu bringt sich fast zu Tode zu hungern und das Rose in den Tod getrieben hat. Aber ich finde nicht, dass es dramaturgisch reicht bis ca. zur Hälfte des Buches abwechselnd von Ereignissen der Vergangenheit (die bisher keine Hinweise auf ein "Trauma " geben, sondern nur auf eine schwierige, besondere Kindheit deuten) in die Gegenwart zu springen, in der auch beide Mädchen von Problemen unterschiedlicher Art gebeutelt werden.


    Wie gesagt, es hat mich halt bisher noch nicht richtig gepackt. Aber das kann ja noch kommen.

  • Ich bin noch nicht durch, aber jetzt kann ich endlich in Worte fassen, was ich über den Schreibstil denke. Das erste Wort, das mir eingefallen ist, war "nüchtern", aber das trifft es nicht ganz. Es ist vielmehr so, dass er nicht so blumig ist, wie bei anderen Büchern dieses Genres. Die Autorin schreibt sehr direkt, hier wird nichts romantisiert. Sie nennt alles so, wie es die Zwillinge empfinden, und das ist nun mal nicht Zuckerwatte. Da riecht auch der Atem des Ehemannes nach dem Aufwachen nicht toll, sondern abgestanden. Ich finde, sie hat einen guten Blick für solche negtaiven anmutenden aber realistischen Details, die bei ihr die Stimmung ausmachen. Wie die toten Tiere am Wegesrand. Es wird mehr oder weniger beiläufig erwähnt. Emotional ist die Geschichte nicht, aber sie hat eine sehr bedrückende Atmosphäre.

  • Zitat

    Original von Schneehase


    Schon klar, dass das Buch kein "spannender" Roman oder ein "heiterer Familienromsn" ist. Das habe ich auch nicht erwartet, als ich den Klappentext gelesen habe.
    Wenn ich von einem Spannungsbogen spreche meine ich nicht zwangsläufig, dass - bildlich gesprochen - hinter der nächsten Ecke das Böse lauert. Mir fehlt bei diesem Buch einfach einfach eine Art roter Faden, dem man folgen kann und die Fantasie spielen lassen kann, was geschehen sein könnte. Es passiert eigentlich nichts, was die Story weiterbringt.
    Klar geht es hier um ein Trauma, das Viola dazu bringt sich fast zu Tode zu hungern und das Rose in den Tod getrieben hat. Aber ich finde nicht, dass es dramaturgisch reicht bis ca. zur Hälfte des Buches abwechselnd von Ereignissen der Vergangenheit (die bisher keine Hinweise auf ein "Trauma " geben, sondern nur auf eine schwierige, besondere Kindheit deuten) in die Gegenwart zu springen, in der auch beide Mädchen von Problemen unterschiedlicher Art gebeutelt werden.


    Wie gesagt, es hat mich halt bisher noch nicht richtig gepackt. Aber das kann ja noch kommen.


    Mir geht's da wie dir, ich fühle mich bisher noch etwas verloren in der Geschichte und suche den roten Faden. Es ist mehr, als befände man sich in einem See und schwämme mal hierhin und mal dorthin, als in einem Fluss, der den Leser mitreißt.

  • Ich bin jetzt durch und muss sagen, dass der Plot recht dünn ist. In der Gegenwart geht es nicht weiter. Issy hat zwar ihren Job verloren und deswegen Ärger mit Ben (bzw. weil sie es verheimlicht hat), aber bei Viola tut sich nichts. Sie flüchtet sich in ihre Vergangenheit, findet essen anstrengend und ihr graut vor dem Gedanken, 28 Pfund zunehmen zu müssen. Ihre Reaktion auf die Nahrung, die ihr per Sonde zugeführt wird, grenzt schon an Ekel.


    Die beiden hatten keine schöne Kindheit, aber das gleiche kann man auch für Michael und John sagen. Bisher weiß ich noch nicht, wohin die Geschichte führen soll. Ich weiß nicht, ob das Ereignis, das die Mutter in den Selbstmord getrieben hat, das Rätsel um die Kindheit und die Magersucht die Geschichte tragen können.

  • Zitat

    Original von Belladonna
    Gronik,
    ich habe die Vermutung, dass der Wald und auch John es waren, die Viola Halt gegeben haben. Dann ist irgendwas passiert und die Zwillinge müssen in die Großstadt zu ihrer Tante - und damit verliert Viola alles, was ihr bislang Halt gegeben hat. Dazu vermutlich noch die Schuldgefühle bzgl. was auch immer geschehen ist, der Selbstmord der Mutter - und das ist wohl mehr, als Viola ertragen kann. Aber warum die Zwillinge sich so entfremden, kann ich mir auch nicht erklären.


    Die Gründe haben vermutlich mitgewirkt, aber ich denke es lag mehr an den beiden selbst. In einer Viola-Szene taucht auf, das sie immer darauf wartete das Issy mit ihr über die Geschehnisse reden würde, es aber nie getan hat. Ich denke das hat die beiden entzweit ... das Isolte es verdrängen oder wenigstens fast perfekt überspielen kann und sich ein neues Leben als Versteck vor ihren Änsten gesucht hat, während Viola weiter sichtbar körperlich darunter leidet und mit keinem reden kann, weil ihre einzige Vertraute es nicht über sich bringt. Trotz allem hängen die beiden "zertrennten" Zwillinge immer noch sehr aneinander, durchschauen sich gegenseitig und sind dennoch nicht in der Lage, ihre Beziehung wieder zu kitten ... sehr traurig. Beide sind so einsam und unglücklich. :-(


    Verloren fühle ich mich im Moment auch, daher schnell weiterlesen und mehr herausfinden :lesend

    "Bücher haben eine Seele. Keiner muss die Seele eines Buches suchen. Die Seele des Buches findet den Leser. Das tut sie immer!" - Die wundersame Geschichte der Faye Archer

  • Viola scheint sehr labil zu sein und nur durch die Natur und ihren Freund John einen halt zu haben. In der Art schlägt sie wohl mehr ihrer Mutter nach als ihre Schwester.
    Wobei ich mir hier auch nicht sicher bin ob diese nicht nur die Starke markiert weil es irgendwer sein muss.
    In jedem Fall bin ich gespannt wie es zu dem Bruch kam, das beide Schwestern sich so unterschiedlich entwickelt haben.


    Die Mutter kommt auch nicht so mit ihrem Leben klar, also wenn man es so liest und die beiden Jungs kommen auch aus einer schweren Familie, wie es da noch weitergeht bin ich auch mal gespannt zu lesen.
    Mal sehen ob ich heute noch zum lesen komme.

  • In meinen Augen wurde es bisher immernoch nicht klarer.
    Die beiden besonders Viola scheinen sich immer in die Vergangenheit flüchten zu wollen. Als ihre mutter noch lebte und sie Zeit mit John und Michael verbracht haben.
    Ich hab den Eindruck daß Viola in John verliebt war und ihm noch immer nachtrauert.


    Issy hat nun ihren Job verloren und somit ihren Halt. Ich glaub sie fühlt sich jetzt ähnlich wie Viola.


    Ich find den Schreibstil extrem langatmig und komme einfach nicht rein.


    Ich vermute mal, der Bruch mit den Schwestern hat was mit den Jungs zutun.

  • Hmmm, ich kann gar nicht sagen, wieso, aber ich mag das Buch.
    Ich finde es auch in gewisser Weise spannend.


    Ich will wissen, was passiert ist, dass die beiden sich so voneinander entfernt haben, wie es dazu kommen konnte, dass die Mutter sich das Leben genommen hat.
    Ein wenig liegt der Grund mit Sicherheit im Geldmangel, der ja mehr und mehr unterschwellig deutlich wird.


    Ich finde in der Hinsicht beide "Ebenen" des Romans spannend: wie die Vergangenheit zur Gegenwart werden konnte und was in der Gegenwart aus den beiden werden wird.


    Der Stil gefällt mir dabei ebenfalls sehr gut.