'Owen Meany' - Kapitel 3 (Seiten 138 - 209)

  • Die Beziehung zwischen Johnny und Owen scheint es in sich zu haben. Owen hat Johnnys Mutter getötet, ihn aber auch "vor dem Krieg bewahrt", schreibt er. Der Tod von Johnnys Mutter hinterlässt drei "alleinstehende" Hinterbliebene: Johnny, Dan und die Großmutter, die sich auf eine gewisse Art aneinander festhalten.


    Die Gravesend Academy hat eine konfessionsfreie Kirche. Das klingt wie amerikanische Nahrungsmittel: salzlos, nährstofffrei und am Ende wird wieder ein Pülverchen mit Nährstoffen künstlich hinzugefügt. Es scheint sich um eine private christliche Schule zu handeln, die keiner bestimmten Konfession angehört und Schüler aller christlichen Bekenntnisse aufnimmt.


    Der erwachsene Johnny erinnert sich daran, wie er zum ersten Mal mit Vietnamkriegsgegnern in Kontakt kam und lernte, dass Kritik an den USA nicht nur möglich ist, sondern auch kein Antiamerikanismus. Ein interessanter Entwicklungsschritt, wenn die Welt nicht mehr nur einfach in Gut und Böse, Wir und unsere Gegner, Ost und West eingeteilt werden kann.

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Die Beziehung zwischen Johnny und Owen scheint es in sich zu haben. Owen hat Johnnys Mutter getötet, ihn aber auch "vor dem Krieg bewahrt", schreibt er. Der Tod von Johnnys Mutter hinterlässt drei "alleinstehende" Hinterbliebene: Johnny, Dan und die Großmutter, die sich auf eine gewisse Art aneinander festhalten.


    Die Beziehung zwischen Johnny und Owen scheint mir nach wie vor seltsam, ungleich und doch irgendwie auch faszinierend. Mein Eindruck beim Lesen ist, dass Owen für Johnny in gewisser Weile heilig ist. Ihm werden Dinge verziehen, die die Freundschaft auch hätten beenden können, und ich meine nicht den von ihm verschuldeten Tod der Mutter. Eher solche Sachen wie die Gürteltier-Affäre (erst immer wieder behalten, ausgeborgt und schließlich die Krallen genommen) oder den Besitzerwechsel der Schneiderpuppe. Owen erklärt den anderen die Welt so, wie er sie haben will, und ihm wird fast alles abgenommen, so als hätte er immer noch so eine Art Welpenschutz.
    Oder doch nicht? Dann verstehe ich das Buch vielleicht nicht :wow


    Zitat

    Die Gravesend Academy hat eine konfessionsfreie Kirche. Das klingt wie amerikanische Nahrungsmittel: salzlos, nährstofffrei und am Ende wird wieder ein Pülverchen mit Nährstoffen künstlich hinzugefügt. Es scheint sich um eine private christliche Schule zu handeln, die keiner bestimmten Konfession angehört und Schüler aller christlichen Bekenntnisse aufnimmt.


    Ich bin literarischen Ausflügen in die Religion nicht abgeneigt, aber hier wird es mir etwas zu viel. Noch sehe ich nicht, was die größere Bedeutung sein soll und warum die Unterschiede zwischen den Priestern/Pastoren der jeweiligen Kirchen so wichtig sind, dass sie so weiten Raum einnehmen. :gruebel
    Das mit der konfessionsfreien Kirche der Academy habe ich auch so verstanden, dass jeder, egal welcher Kirche er nun angehört, dort willkommen ist und sein darf, was er will. Das ist eine schöne Vorstellung.

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Bei einer Person, die so richtig, wirklich klein ist, wirkt das mit dem Welpenschutz ja plausibel. Owen hat etwas von einem Clown oder einem Anführer unter den Kindern. Obwohl er aus einer Granit-Dynastie stammt. ;-)


    Ich weiß nicht so recht...
    Den Clown kaufe ich ihm nicht ab, schon gar nicht seit ich die nächsten beiden Abschnitte gelesen habe.
    Aber ich will hier nicht vorgreifen. Owen ist schlau, und er weiß zu manipulieren. Dazu zählt für mich auch, dass er seine fehlende Körpergröße und seine scheinbare Niedlichkeit mit zunehmendem Alter bewusst einsetzt. Welche Wahl bleibt ihm sonst auch?

  • Der Ausflug in die Religion war mir in diesem Abschnitt auch eindeutig zu lang.
    Ich muss gestehen, dass ich die Passagen nur überflogen habe.


    Die Beziehung zwischen Johnny und Owen finde ich auch etwas seltsam, ich habe auch den Eindruck, dass Owen für Johnny regelrecht heilig ist.


    Auf jeden Fall ist Owen sehr geschickt darin sein Umfeld zu manipulieren, da erinnert er mich wieder an den "Blechtrommel-Oskar"

  • Zitat

    Original von Zwergin
    ...
    Die Beziehung zwischen Johnny und Owen finde ich auch etwas seltsam, ich habe auch den Eindruck, dass Owen für Johnny regelrecht heilig ist.


    Owen wuchert aber auch mit seinen Pfunden, um diesen Zustand zu erreichen. Ich will das gar nicht als böse oder schlecht markern. Owen will auch nur mittendrin sein, was für ihn sicher gar nicht so leicht ist. Um so besser, wenn dann jemand sogar zu ihm aufschaut.

  • Da bin ich froh, dass es mir nicht als Einzige so erging: das Kirchen-Geschwafel hat mich fast das Buch weglegen und abbrechen lassen.
    Aber ich wollte nicht schon wieder so früh scheitern und habe mich durchgebissen.
    Mehr ist mir aus diesem Abschnitt gar nicht in Erinnerung geblieben.


    Was mich von Anfang an etwas irritiert hat, ist der Aufbau der Erzählung, obwohl man jetzt nach knapp 200 Seiten ein Muster erkennen kann.


    Er fängt an in der Gegenwart in Kanada, springt dann zurück in seine Kindheit, als er 11 war, dann ist er 6 und dann plötzlich wieder 11. Die Grenzen dazwischen verwischen manchmal und ich muss sehr aufmerksam lesen, um sie mitzukriegen.


    Außerdem erfährt man oft nicht, wie Johnny sich fühlt, obwohl so viel drum herum erzählt wird.
    Ich weiß immer noch nicht, ob mir das Buch gefällt oder nicht. :gruebel

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Zitat

    Original von killerbinchen
    ...
    Außerdem erfährt man oft nicht, wie Johnny sich fühlt, obwohl so viel drum herum erzählt wird.
    Ich weiß immer noch nicht, ob mir das Buch gefällt oder nicht. :gruebel


    Danke! Ich dachte schon, es liegt an mir!
    Ich habe von mehreren Eulen, deren Lesemeinung ich durchaus schätze, gehört, dass es eines ihrer Lieblingsbücher ist, dass sie es so großartig fanden, als sie es gelesen haben...
    Ich bin nur durch 5 Abschnitte durch, und ich kämpfe immer noch. Ich werde es zu Ende lesen, aber auch bin mir nicht sicher, ob es mir gefällt :grin

  • Nee nee, Clare, das liegt bestimmt nicht an dir :-)


    Ich hadere seit der "Witwe für ein Jahr" mit Irving, aber ich habe hier noch den "Garp" liegen und mich deswegen für diese Leserunde hier angemeldet, weil viele "Owen Meany" so toll fanden. Ich dachte, es bringt mich Irving wieder etwas näher, wenn ich ein richtig (vermeintlich) gutes von ihm lese...


    Lass uns zusammen durchhalten :lache


    Ich will jetzt doch sehen, ob meine Leidensfähigkeit auch strapaziert wird.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Mir geht es auch so wie euch, ich weiß nicht was ich von diesem Buch halten soll.
    "Gottes Werk und Teufels Beitrag" fand ich ganz toll, aber das hier kann mich bisher noch nicht überzeugen.
    Ohne LR würde ich wohl nicht weiterlesen.



    Die Zeitsprünge gefallen mir gut, ich mag sowas

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Mir geht es auch so wie euch, ich weiß nicht was ich von diesem Buch halten soll.
    "Gottes Werk und Teufels Beitrag" fand ich ganz toll, aber das hier kann mich bisher noch nicht überzeugen.
    Ohne LR würde ich wohl nicht weiterlesen.


    Das geht mir genau so. Ich lese eigentlich nur noch aus Leserunden-Ehrgeiz weiter. Ich werde nicht warm mit diesem Roman. :-(

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Die Beziehung zwischen Johnny und Owen scheint es in sich zu haben. Owen hat Johnnys Mutter getötet, ihn aber auch "vor dem Krieg bewahrt", schreibt er. Der Tod von Johnnys Mutter hinterlässt drei "alleinstehende" Hinterbliebene: Johnny, Dan und die Großmutter, die sich auf eine gewisse Art aneinander festhalten.


    Ich muß gestehen, daß ich nicht wirklich verstanden habe, wie Owen Johnny vor dem Krieg hat bewahren können ? Kann mich da jemand aufklären ?


    Ich entnehme euren Beiträgen, daß ihr mit Owen nicht recht warm werdet und sogar der Meinung seid, er würde Johnny und seine Umwelt manipulieren. Ich empfinde das überhaupt nicht so. Ich habe den kleinen Kerl richtig in mein Herz geschlossen. Er ist sehr ungewöhnlich, daß muß ich zugeben, aber er ist eben einfach ernsthafter als andere Kinder seines Alters. Und sehr gläubig. Seine Kleinwüchsigkeit und die merkwürdigen Eltern lassen es einfach nicht zu, daß er sich wie ein 6- bzw. 11-jähriger verhalten kann. Was ihr vielleicht als Manipulation empfindet, sehe ich eher als feinfühliges Verhalten.

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Ich muß gestehen, daß ich nicht wirklich verstanden habe, wie Owen Johnny vor dem Krieg hat bewahren können ? Kann mich da jemand aufklären ?


    Das weiß der Autor, weil es später passierte, aber der Leser noch nicht. Man liest zu diesem Zeitpunkt noch darauf hin, dass Johnny es später erzählen wird.

  • Zitat

    Original von -Christine-



    Ich entnehme euren Beiträgen, daß ihr mit Owen nicht recht warm werdet und sogar der Meinung seid, er würde Johnny und seine Umwelt manipulieren. Ich empfinde das überhaupt nicht so. Ich habe den kleinen Kerl richtig in mein Herz geschlossen. Er ist sehr ungewöhnlich, daß muß ich zugeben, aber er ist eben einfach ernsthafter als andere Kinder seines Alters. Und sehr gläubig. Seine Kleinwüchsigkeit und die merkwürdigen Eltern lassen es einfach nicht zu, daß er sich wie ein 6- bzw. 11-jähriger verhalten kann. Was ihr vielleicht als Manipulation empfindet, sehe ich eher als feinfühliges Verhalten.


    Ich empfinde Owens Manipulationen auch nicht umbedingt als negativ, warum sollte er in seiner Situation seine Fähigkeiten nicht so gut wie möglich ausnutzen, als feinfühliges Verhalten würde ich es trotzdem nicht bezeichnen, immerhin schafft er es immer einen Vorteil für sich herauszuschlagen und setzt sich nicht für andere ein, auch wenn er bisher noch keinem wirklich geschadet hat.

  • Zitat

    Original von killerbinchen
    Was mich von Anfang an etwas irritiert hat, ist der Aufbau der Erzählung, obwohl man jetzt nach knapp 200 Seiten ein Muster erkennen kann.


    Er fängt an in der Gegenwart in Kanada, springt dann zurück in seine Kindheit, als er 11 war, dann ist er 6 und dann plötzlich wieder 11. Die Grenzen dazwischen verwischen manchmal und ich muss sehr aufmerksam lesen, um sie mitzukriegen.


    Diese Sprünge hab ich mir damit erklärt, gerade weil er aus der Gegenwart erzählt und da die Erinnerung an die Vergangenheit teilweise verwischt bzw. die unterschiedlichen Ereignisse vermischt werden. Stört mich allerdings nicht im Lesefluss.


    Das Religions-Geschwafel, wie es Killerbinchen so nett formuliert hat :lache, stört mich da eher etwas. Da lese ich dann auch etwas großzügig drüberweg. :rolleyes Vermutlich werd ich da noch was wichtiges verpassen...


    Zitat

    Original von killerbinchenIch weiß immer noch nicht, ob mir das Buch gefällt oder nicht. :gruebel


    Doch gefallen tut mir das Buch, hoffe nur dass es auf kein zu abgedrehtes Ende hinausläuft....



    Zitat

    Original von buchdoktor


    Das weiß der Autor, weil es später passierte, aber der Leser noch nicht. Man liest zu diesem Zeitpunkt noch darauf hin, dass Johnny es später erzählen wird.


    Ich hatte das mit dem "vor dem Krieg" retten auch nicht verstanden. Aber wenn das ja später noch kommt... bin ich ja beruhigt, dass ich doch nichts überlesen habe.


    Frage mich auch so langsam, was zwischen Johnny und Owen passiert, dass sie voneinander entfernt. :gruebel Meine einzige Erklärung/Vermutung momentan wäre, dass Owen stirbt ... vielleicht rettet er dadurch sogar Johnny? :gruebel


    Zitat

    Original von -Christine-Ich entnehme euren Beiträgen, daß ihr mit Owen nicht recht warm werdet und sogar der Meinung seid, er würde Johnny und seine Umwelt manipulieren. Ich empfinde das überhaupt nicht so. Ich habe den kleinen Kerl richtig in mein Herz geschlossen. Er ist sehr ungewöhnlich, daß muß ich zugeben, aber er ist eben einfach ernsthafter als andere Kinder seines Alters. Und sehr gläubig. Seine Kleinwüchsigkeit und die merkwürdigen Eltern lassen es einfach nicht zu, daß er sich wie ein 6- bzw. 11-jähriger verhalten kann. Was ihr vielleicht als Manipulation empfindet, sehe ich eher als feinfühliges Verhalten.


    Also ich mag den kleinen Owen :-], aber glaube auch, dass er durch bestimmte Handlungen bewusst die anderen beeinflusst und leitet - und das wäre dann Manipulation. Auch wenn er nur ein 6/11 jähriger Junge ist glaube ich, dass er genau weiß was er macht und was er damit bezweckt - aber für meinen Geschmack auf eine liebenswerte Art. So daß man (auch Johnny) das Gefühl bekommt, er würde "von unsichtbarer Hand" gelenkt werden.

  • Zitat

    Original von Sonnschein
    ...
    Ich hatte das mit dem "vor dem Krieg" retten auch nicht verstanden. Aber wenn das ja später noch kommt... bin ich ja beruhigt, dass ich doch nichts überlesen habe.


    Mich werfen solche Bemerkungen, die auf künftige Ereignisse zielen, von denen wir noch nichts wissen können, immer wieder aus dem ohnehin schwierigen Lesefluss, weil ich fürchte, etwas Wichtiges überlesen zu haben. :rolleyes


    Zitat

    Also ich mag den kleinen Owen :-], aber glaube auch, dass er durch bestimmte Handlungen bewusst die anderen beeinflusst und leitet - und das wäre dann Manipulation. Auch wenn er nur ein 6/11 jähriger Junge ist glaube ich, dass er genau weiß was er macht und was er damit bezweckt - aber für meinen Geschmack auf eine liebenswerte Art. So daß man (auch Johnny) das Gefühl bekommt, er würde "von unsichtbarer Hand" gelenkt werden.


    Ich denke auch, dass er ganz genau weiß, was er macht, wie er mit wem umgeht und wem er was sagt.
    Und ich mag den kleinen Owen nicht! :chen
    Aber dass diese Figur son unterschiedliche Emotionen unter den Lesern weckt, macht sie dann doch wieder interessant. :gruebel

  • Zitat

    Original von Buchdoktor


    Das weiß der Autor, weil es später passierte, aber der Leser noch nicht. Man liest zu diesem Zeitpunkt noch darauf hin, dass Johnny es später erzählen wird.


    Ah ... danke. Dann werde ich mich noch etwas gedulden.


    Zitat

    Original von Sonnschein
    Frage mich auch so langsam, was zwischen Johnny und Owen passiert, dass sie voneinander entfernt. :gruebel Meine einzige Erklärung/Vermutung momentan wäre, dass Owen stirbt ... vielleicht rettet er dadurch sogar Johnny? :gruebel


    Ob du recht hast oder nicht ... wirst du am Ende erfahren ( wenigstens an das erinnere ich mich :lache ).


    Zitat

    Original von Clare
    Aber dass diese Figur son unterschiedliche Emotionen unter den Lesern weckt, macht sie dann doch wieder interessant. :gruebel


    Ich denke, Irving ist generell ein sehr spezieller Schriftsteller, den man sehr gerne mag oder nicht. Zumindest kenne ich niemanden, dessen Meinung irgendwo dazischen liegt. Das überträgt sich vielleicht auch auf seine Figuren.