'Untreue' - Seiten 230 – Ende

  • Im ersten Kapitel dieses Abschnittes geht es um die Geschichte von Eros und Psyche. Lindas Mann erzählt die Geschichte wie ein Gleichnis. Ob er von Lindas Seitensprünge weiß?
    Das Bild könnte eine Kopie von Amor und Psyche von Antonio Canova sein. So etwas kauft man wohl kaum ohne eine Absicht damit zu verfolgen.

  • Das frage ich mich auch, wieviel der Ehemann weiß.
    Der namenlose Ehemann ist doch wirklich zu gut, um wahr zu sein. Ein himmlischer Engel könnte nicht verständnisvoller reagieren. Mit einem kleinen Ausrutscher in Interlaken.
    Was mir gefallen hat, war die Schilderung des Gleitschirmflugs.


    Ansonsten bleibt für mich als Zusammenfassung:
    Haben Sie eine vorzeitige Lebenskrise? Midlife Crisis? Dann suchen Sie Sex mit einer Jugendliebe, möglichst erniedrigend und wenig erfreulich. Anschließend einen kathartischen Gleitschirmflug und Sie sehen die Welt mit neuen Augen.

  • Auch das zweite Kapitel des letzten Abschnittes kann mich überzeugen.


    Auf einem Empfang treffen Linda und ihr Mann mit Jacob und Marianne zusammen. Es mündet in einem gemeinsamen Abendessen, wobei Linda am Ende aus der Rolle fällt.
    Indirekt hat sie jetzt ihr Geheimnis gelüftet!


    Die ganze Episode nimmt einmal mehr Spannung aus Lindas verzerrter Sichtweise!

  • Ich bin durch damit und weiß wirklich nicht so recht, was ich von dem Buch halten soll. Bis zum Schluss konnte mich die Protagonistin nicht überzeugen. Mir fehlt der Zugang zu ihrer Welt, zu ihrem Verhalten.


    Das Ende mit dem symbolischen Gleitschirmflug war mir dann definitiv too much. Mein Buch war es nicht und ich bin froh, dass ich schon andere von Coelho gelesen habe.

  • Auf Seite 250 beginnt der kleine Abschnitt, in der Linda sich einen kleinen Nervenzusammenbruch gönnt.
    Eigentlich ist es vor allen der Ärger darüber, selbstverschuldet erwischt worden zu sein.
    Insgesamt ist der Ablauf mit dem Parken in einer kleinen Straße, den Anruf und die Lüge, dem Laufen durch die Stadt und dem Strafzettel bei der Rückkehr gut gestaltet.


    Es gibt aber ein paar sprachliche Ungereimtheiten, die mich stören.

    Zitat


    “Ich gehe Einkaufen …”


    “Mein Fahrstil ist lebensgefährlich”


    Da musste ich kurz stutzen. Geht oder fährt sie? Ist ihr Laufstil so rasant?


    Das der Leser von so einem kleinen Widerspruch abgelenkt wird, könnte man eigentlich leicht vermeiden.



    Ein paar Sätze sind zu dick aufgetragen:


    Zitat

    “Ich versinke in meinem Inneren in einem Meer aus Schlamm,
    und ich kann nicht schwimmen.”


    Wenn man sich das mal bildlich vorstellt, ist es unfreiwillig komisch.


    Ebenso auf Seite 255:

    Zitat

    “Ich will von der Bank aufstehen, aber ich kann nicht. Mir ist, als wäre ich daran festgekettet.”


    Die kurz darauf folgende Baum und Blätter-Metapher überzeugt mich auch nicht.


    Besser fand ich die Passage mit dem Strafzettel, da sie so langsam geschildert ist:

    Zitat

    “Aus dem Gerät kommt ein Ticket heraus, als wären wir in einem Supermarkt.”



    Bei den beiden darauf folgenden Kapiteln hätte ich mir andere Längen gewünscht.
    Während das relativ unwichtige Interview mit dem Ex-Magnat zu ausführlich ist, bleibt die Aussprache Lindas mit ihrem Mann beim Abendessen zu dürftig.
    Linda wollte endlich "klar Schiff" machen, was ich richtig fand, aber ihr Mann betont seine Gelassenheit und Toleranz und sie kommt noch einmal davon.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Es gibt aber ein paar sprachliche Ungereimtheiten, die mich stören.


    Da musste ich kurz stutzen. Geht oder fährt sie? Ist ihr Laufstil so rasant?


    Das der Leser von so einem kleinen Widerspruch abgelenkt wird, könnte man eigentlich leicht vermeiden.


    Ich stolper immer wieder über Wörter, die ich anders geschrieben hätte. Ich hätte "Albtraum" geschrieben und nicht "Alptraum", ein "Staatssrat" enthält für mich ein "s" zuviel und ich hätte den "Barman" (S.124) mit doppelten "n" geschrieben.

    Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne. (Jean Paul)



  • Ich bin - GsD! - endlich durch und habe zuletzt nur noch quergelesen, weil ich es einfach hinter mir haben wollte.
    Interessant ist, warum es mir so "auf den Keks" ging. Darüber versuche ich, mir noch klar zu werden, denn man sagt ja, wenn man sehr stark auf etwas reagieren würde - auch und gerade negativ - habe das oft mit einem selbst etwas zu tun. Auch will ich mir die allerletzten Seiten um Thema "Liebe" doch noch einmal genauer zu Gemüte führen.
    Aber momentan bin ich einfach nur "fertig".
    Die Rezension kann etwas dauern, aber sie kommt, selbstverständlich.
    P.S.: Das Lesen eurer Kommentare, vor allem von Herrn Palomar, trug sehr mit dazu bei, dass ich an Bord blieb. Herzlichen Dank!

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Was mir gefallen hat, war die Schilderung des Gleitschirmflugs.


    Die hat mir auch sehr gut gefallen, auch weil sie so detailliert war. Als Symbol für Lindas Befreiung kann ich das ganze aber nicht so recht akzeptieren.



    Mit diesem Buch hat Paulo Coelho der Schweiz und den Schweizern zwar kein besonders liebevolles Portrait gestaltet, aber von einigen Teilen wie Interlaken mit seinem Bergen und Genf bleibt doch ein positiver Eindruck.
    Okay, der Bergmarathon wäre nichts für mich.
    Die Stadt Genf und das Jet d’eau würde ich mir aber gerne einmal ansehen, ist aber bestimmt ziemlich teuer, nehme ich an.

  • Der spanische Brauch mit den 12 Weintrauben ist ganz interessant!


    Zitat aus www.feuerwerksideen.de:

    Zitat

    So ist es im Land der Stierkämpfer und Paella Brauch bei jedem der mitternächtlichen Glockenschläge eine Weintraube verbunden mit einem Wunsch zu verzehren. Sind beim letzten Glockenschlag nicht alle 12 Weintrauben verzehrt, riskiert man Unglück im neuen Jahr. Zurückzuführen ist diese Tradition angeblich auf eine sehr ertragreich ausgefallene Traubenernte im Jahre 1909. Ziel war es den üppigen Traubenberg auf diese Weise abzubauen


    Wie Linda in der Schweiz jetzt aber so plötzlich darauf kommt?


    Wie dem auch sei, das es Glück und Reichtum beschert, ist ganz reizvoll. Und das sie ganz einverstanden damit ist, dass das Sylvesterfeuerwerk kleiner ausfallen wird, damit liegt sie auf meiner Linie.

  • Ich denke, ich würde sie unter "Zeitgenössisches" einordnen. Wirklich begründen kann ich das aber nicht.


    Emka - meine Abneigung gegen das Buch wurde auch immer größer.
    Am meisten stört mich, dass ja wirkliche Probleme angesprochen werden und die dann so klischeehaft und in meinen Augen leichtfertig abgehandelt werden. Ich frage mich dauernd, ob es vielleicht doch eine Satire ist und es bloß keiner merkt!
    Denn - nach dem Sinn seines Lebens fragt doch sicher jeder von uns mal. Mehr oder weniger heftig. Ich kann aber diese Antworten und Versuche, sich damit auseinanderzusetzen beim besten Willen nicht ernst nehmen. Entweder ist es pseudoreligiöses Geschwafel oder groteskes Weglaufen.
    Ein Kammerstück mit einer überdrehten Egomanin. Die übrigen Personen sind Staffage. Dekoration. Nicht wirklich wichtig.


    Sollte Herr Coelho tatsächlich Psychiatrie Erfahrung haben, finde ich es noch schlimmer. Es gibt wahrlich viele Menschen mit ernsthaften psychischen Problemen. Die jahrelang damit kämpfen und mit ihnen oft genug die Angehörigen. Dabei gehen ganze Familien drauf. Wenn ich dann so etwas lesen muss, stellen sich bei mir die Nackenhaare auf.


    Ein Punkt noch, dann höre ich für heute auf. Ich kenne mich in der Schweiz überhaupt nicht aus. Habe, soweit ich weiß, noch nie schweizer Boden betreten. Aus beruflichen Gründen kenne ich aber ziemlich viele Schweizer. Obwohl dieses Ländchen so klein ist, beherbergt es doch höchst unterschiedliche Menschen. Laut diesem Buch haben sie jedoch allesamt die gleichen Marotten. Ist mir noch nicht aufgefallen - nur das Gegenteil.
    Es muss wohl doch Satire sein.

  • Ich glaube nicht, dass Coelho in diesem Buch eine psychische Erkrankung zeigen wollte.
    Das hat er in seinem Roman "Veronika beschließt zu sterben" getan. Sogar recht gründlich, wie ich finde.


    In Untreue ist Lindas Depression keine klinische, es ist eine langanhaltende Stimmung der Unzufriedenheit und Langeweile, die viele Menschen treffen kann. Linda Stimmungen schwanken zudem manisch zwischen überbetontem Selbstbewusstsein und Versagensängsten. Das sehe ich aber noch nicht als krankhaft.
    Leider hat Linda zudem in manchen Passagen einen wirklich üblen Charakter (Egoistisch, neidisch, manchmal sogar hassend) Aber da hilft auch keine Medizin, fürchte ich.

  • Herr Palomar, damit hast du völlig recht. Und genau das ist es, was mich so ärgerlich macht. Dieses Spiel mit einer vermeintlichen Depression, die keine ist.
    Auch nach dem Ende dieses Buches habe ich keine Ahnung, was Coelho damit bezweckt. Wollte er zeigen, wie man eine Lebenskrise überwinden kann? Oder wie man es nicht machen sollte?

  • Das ist zwar eine gute Frage, aber …


    Literatur sollte seinem Leser eigentlich nicht sagen, was er tun oder lassen soll, dafür wäre ein Ratgeber oder ein Selbsthilfebuch ausreichend.


    Coelho zeigt eine Krise einer Person und wie und worauf sich diese auswirkt. Als Leser kann man sehen, welche widersprüchlichen Emotionen sich auftun. Mehr verlange ich von einem Buch eigentlich nicht.

  • Vermutlich habe ich mich nicht verständlich ausgedrückt. Ich fange auch schon an zu überlegen, warum mich dieses Buch eigentlich so sehr ärgert..... :grin


    Also, ich könnte gut damit leben, dass Linda eine Sinnkrise, Lebenskrise, was immer hat. Sie probiert mehr oder weniger sinnvolle Dinge aus, um damit fertigzuwerden. Absurde Dinge.
    Ich denke, ich kann ihre Antworten einfach nicht vertragen - und zwischendurch das "Liebesgesülze". Und das allerschlimmste - es scheint ihr dann tatsächlich besser zu gehen....vielleich ist es das???

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Das frage ich mich auch, wieviel der Ehemann weiß.
    Der namenlose Ehemann ist doch wirklich zu gut, um wahr zu sein. Ein himmlischer Engel könnte nicht verständnisvoller reagieren. Mit einem kleinen Ausrutscher in Interlaken.
    Was mir gefallen hat, war die Schilderung des Gleitschirmflugs.


    Ansonsten bleibt für mich als Zusammenfassung:
    Haben Sie eine vorzeitige Lebenskrise? Midlife Crisis? Dann suchen Sie Sex mit einer Jugendliebe, möglichst erniedrigend und wenig erfreulich. Anschließend einen kathartischen Gleitschirmflug und Sie sehen die Welt mit neuen Augen.


    Puh ja, also der Ehemann war wirklich zu perfekt und für mich war er auch eindeutig viel zu blass. Liegt vermutlich auch daran, dass Lindas Gedanken eigentlich fast nur um sich selbst kreisen und dann noch um Sachen, die sie sieht oder erlebt und wie sie sich selbst dann wieder dort einordnet... Also ich fand sie wirklich sehr selbstbezogen.
    ja, der Gleitschirmflug war schön. ich hab ja mal Skydiving gemacht und würde es jederzeit wieder machen, weil es einfach ein tolles Gefühl ist! (aber sauteuer >.<)


    Ich kann den wirklichen Sinn des Buches leider immer noch nicht verstehen. Oder hat das Buch gar keine Aussage? Wenn nein, dann war die Geschichte leider weder besonders unterhaltsam noch lehrreich... Und irgendwie kann man alles so kurz zusammenfassen wie Rumpelstilzchen das getan hat. :gruebel


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Auch das zweite Kapitel des letzten Abschnittes kann mich überzeugen.


    Auf einem Empfang treffen Linda und ihr Mann mit Jacob und Marianne zusammen. Es mündet in einem gemeinsamen Abendessen, wobei Linda am Ende aus der Rolle fällt.
    Indirekt hat sie jetzt ihr Geheimnis gelüftet!


    Die ganze Episode nimmt einmal mehr Spannung aus Lindas verzerrter Sichtweise!


    Ehrlich gesagt war dies der einzige Moment, der mir realistisch vorkam! Und zwar, dass sich Linda so viele Sorgen macht, dass es rauskommen könnte, dass sie dann diejenige ist, die sich fast verplappert und viel Eindeutig darstellt!


    Zitat

    Original von maikaefer


    ...Interessant ist, warum es mir so "auf den Keks" ging. Darüber versuche ich, mir noch klar zu werden, denn man sagt ja, wenn man sehr stark auf etwas reagieren würde - auch und gerade negativ - habe das oft mit einem selbst etwas zu tun. Auch will ich mir die allerletzten Seiten um Thema "Liebe" doch noch einmal genauer zu Gemüte führen....


    Ja, lustig gell. Ich reg mich interessanterweise auch total auf. Und hab mir dann auch schon überlegt, dass das doch aber nur Sinn macht, wenn man sich irgendwie angegriffen fühlt. Dabei käme ich nie auf die Idee eines Seitensprungs um mich besser zu fühlen. :gruebel
    Vielleicht nervt es mich auch, dass die Protagonistin so jung ist, grad mal ein paar Jahre älter als ich und schon mitten in ner Krise, Kinder und schon 10 Jahre verheiratet! Vielleicht hat sie einfach zu früh geheiratet? :lache
    Was mich auch stört ist, dass nebenbei manchmal kleine Dinge anklingen, die man als Kritik an der Gesellschaft empfinden könnte, aber die sind dann ganz schnell wieder vorbei. Ein Beispiel wäre zB, dass ich immer das Gefühl hatte, dass die Kinder zu viel am Tablet Spielen... :gruebel