'Das Buch der verlorenen Dinge' - Seiten 187 - 254

  • Was für ein Abschnitt! Die Szenen in der Dornenfestung fand ich sehr spannend und teilweise hielt ich beim Lesen den Atem an. :anbet


    Ich war sehr erschüttert, als David seine Mutter auf dem Altar liegen sah und wie er dann feststellen musste, dass er sich hat täuschen lassen, hatte ich einen dicken Kloss im Hals.


    Was mir besonders gut gefällt ist Davids Entwicklung. Er ist wirklich ungewöhnlich schnell erwachsen geworden, was mich einerseits stolz auf ihn macht. Gleichzeitig finde ich es auch traurig, dass er das Kindsein so plötzlich aufgeben musste.


    Ausserdem bin ich mir noch gar nicht sicher, wohin uns diese Leserreise bringen wird. :gruebel Ich packe gleich meinen Reader ein und kuschle mich in mein Bett. Denn jetzt geht es gleich zum König und ich bin gespannt, ob er David nach Hause bringen kann.

  • Zitat

    Original von Ayasha
    Was für ein Abschnitt! Die Szenen in der Dornenfestung fand ich sehr spannend und teilweise hielt ich beim Lesen den Atem an. :anbet


    Das ist für mich fast die beste Märchenadaption des Romans. Die Bilder sind intensiv und im Kopfkino sehr lebendig.


    Zitat


    Was mir besonders gut gefällt ist Davids Entwicklung. Er ist wirklich ungewöhnlich schnell erwachsen geworden, was mich einerseits stolz auf ihn macht. Gleichzeitig finde ich es auch traurig, dass er das Kindsein so plötzlich aufgeben musste.


    Man beobachtet das durch den ganzen Roman hindurch. Es ist so folgerichtig, denn sonst hätte er wohl nicht überleben können, aber ich gebe dir Recht: es ist auch traurig. Die Kindheit ist so kurz. Aber vielleicht war Davids Kindheit ja auch schon viel früher in gewisser Weise zu Ende, vielleicht beim Tod seiner Mutter.


    Ich finde es auch bemerkenswert, wie David mit Roland und dessen Liebe zu seinem verschollenen Freund umgeht. Er ist so erzogen, diese Liebe unnatürlich und verabscheuungswürdig zu finden, aber er ist, obwohl so jung, fähig, sein Urteil anzupassen, weil er Roland als Menschen und Freund erlebt. Ich fand es sehr schön, dass David die Beiden im Tod wieder vereint. :-]

  • Nach diesem Buch brauche ich unbedingt mal wieder eins, in dem die Sonne scheint. Es ist sehr düster in Davids Welt. Ich sehne mich nach dem Ende und hoffe, dass ich es heute noch schaffe.


    Allerdings geht es aufwärts, denn David beginnt, seine inneren Dämonen und Ungeheuer zu bekämpfen und Stück für Stück zu besiegen. Das lässt eine gewisse Hoffnung für das Ende zu.


    Meine durchweg düsteren Interpretationen breite ich jetzt hier nicht alle aus.


    Edit fügt noch hinzu, dass nicht nur die inneren Dämonen bekämpft werden, sondern auch die Helden der Kindheit im fortschreitenden Prozess sterben.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von killerbinchen ()

  • Killerbinchen - das hast du sehr schön gesagt. Das ist ja ganz wesentlich beim erwachsen werden - nicht nur die eigenen Ängste zu besiegen, sondern sich auch darüber klar zu werden, dass vermeintliche Helden vielleicht gar keine sind.
    Eine Art Desillusionierung. Trotzdem dabei nicht seine Träume und Ideale zu verlieren.


    Auch das Bild mit den Türen fand ich faszinierend.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Das ist ja ganz wesentlich beim erwachsen werden - nicht nur die eigenen Ängste zu besiegen, sondern sich auch darüber klar zu werden, dass vermeintliche Helden vielleicht gar keine sind.
    Eine Art Desillusionierung. Trotzdem dabei nicht seine Träume und Ideale zu verlieren.


    Und das hast du jetzt schön gesagt :-) :wave

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“


  • David hat sich wirklich im Laufe seins Aufenthalts in dieser Märchenwelt verändert. Er wird erwachsen und scheint auch auf die anderen, die ihm eigentlich skeptisch gegenüber stehen (z.B. die Dorfbewohner) trotzdem einen starken Eindruck. Könnte er vielleicht der neue König sein von dem die Rede ist? Ist vielleicht durch sein Auftauchen in dieser Welt, die Macht des alten Königs am schwinden? :gruebel Dann wäre für mich eigentlich logisch, dass der alte König der andere Junge sein könnte, der vor ihm in diesem Zimmer gewohnt hat und verschwunden ist.. :gruebel Zumindest wurde in diesem Abschnitt erwähnt, dass der König sehr viel in Büchern liest... das würde ja passen.


    Zitat

    Original von ClareMan beobachtet das durch den ganzen Roman hindurch. Es ist so folgerichtig, denn sonst hätte er wohl nicht überleben können, aber ich gebe dir Recht: es ist auch traurig. Die Kindheit ist so kurz. Aber vielleicht war Davids Kindheit ja auch schon viel früher in gewisser Weise zu Ende, vielleicht beim Tod seiner Mutter.


    Ich finde es auch bemerkenswert, wie David mit Roland und dessen Liebe zu seinem verschollenen Freund umgeht. Er ist so erzogen, diese Liebe unnatürlich und verabscheuungswürdig zu finden, aber er ist, obwohl so jung, fähig, sein Urteil anzupassen, weil er Roland als Menschen und Freund erlebt. Ich fand es sehr schön, dass David die Beiden im Tod wieder vereint. :-]


    Ich glaube jedes Kind, dass früh ein Elternteil verliert wird früher erwachsen, da es mit Dingen konfrontiert, die eine unbeschwerte Kindheit nicht mehr so zulassen.
    Mir gefällt es auch sehr gut, wie David generell auf die ihm doch fremden Leute, wie den Förster oder Roland zugeht und sie in sein Herz schließt. Ebenso hat er eine Ausstrahlung an die Fremden, dass sie ihm unbedingt helfen und beschützen wollen.


    Bin gespannt, wie sich alles "auflöst" - ob David wirklich nur träumt oder tatsächlich in dieser fremden Welt ist?

  • Endlich bin ich zum Weiterlesen gekommen. Im Moment weiß ich noch nicht, ob mir das Buch gefällt, es ist so düster und verkehrt alles ins Böse. Mir fällt es schwer, noch daran zu glauben, dass es ein gutes Ende geben wird. David lernt, dass alles seinen Preis hat, aber will man den wirklich bezahlen?


    Ist der krumme Mann ein Rumpelstilzchen? Irgendwie bin ich noch nicht ganz dahinter gestiegen, warum er von David Georgies Namen braucht ?(


    In der Dornenfestung schafft David das, was vielen Rittern vor ihm nicht gelungen ist. Aber wirklich weiter hilft es ihm nicht. Na mal sehen, wie es jetzt weitergeht, wo ihn der Weg hinführt.


    Zitat

    Original von Sonnschein
    Könnte er vielleicht der neue König sein von dem die Rede ist? Ist vielleicht durch sein Auftauchen in dieser Welt, die Macht des alten Königs am schwinden? :gruebel Dann wäre für mich eigentlich logisch, dass der alte König der andere Junge sein könnte, der vor ihm in diesem Zimmer gewohnt hat und verschwunden ist.. :gruebel Zumindest wurde in diesem Abschnitt erwähnt, dass der König sehr viel in Büchern liest... das würde ja passen.


    Ich glaube ja, der verschwundene Onkel Jonathan ist der aktuelle König...

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Zitat

    Original von kissy
    Endlich bin ich zum Weiterlesen gekommen. Im Moment weiß ich noch nicht, ob mir das Buch gefällt, es ist so düster und verkehrt alles ins Böse. Mir fällt es schwer, noch daran zu glauben, dass es ein gutes Ende geben wird. David lernt, dass alles seinen Preis hat, aber will man den wirklich bezahlen?


    Ist der krumme Mann ein Rumpelstilzchen? Irgendwie bin ich noch nicht ganz dahinter gestiegen, warum er von David Georgies Namen braucht ?(


    In vielen Romanen kommt das vor. Namen wird eine große Macht zugesprochen, besonders im Fantasy-Bereich. Ich muss da gleich an "Erdsee" denken, aber nicht wegen der Handlung, nur wegen der Namenssache.


    Was das Düstere anbetrifft: nun, ich glaube das mag man oder man mag es nicht.


    An Rumpelstilzchen musste ich auch denken, wegen der Namenssuche und auch wegen des Aussehens.

  • Nicht nur in Romanen hat die Kenntnis des Namens eine große Bedeutung. Es gab und gibt noch Gesellschaften, wo der wahre Name einer Person geheim gehalten wird. Zum Schutz vor bösen und eifersüchtigen Geistern.
    Wer den wahren Namen eines Menschen kennt, hat Macht über ihn. Insofern ist in dem alten Rumpelstilzchen Märchen altes "Wissen" enthalten.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Nicht nur in Romanen hat die Kenntnis des Namens eine große Bedeutung. Es gab und gibt noch Gesellschaften, wo der wahre Name einer Person geheim gehalten wird. Zum Schutz vor bösen und eifersüchtigen Geistern.
    ...


    Hast du ein Beispiel für mich? Ich finde das sehr interessant.

  • Zitat

    Original von Clare


    In vielen Romanen kommt das vor. Namen wird eine große Macht zugesprochen, besonders im Fantasy-Bereich. Ich muss da gleich an "Erdsee" denken, aber nicht wegen der Handlung, nur wegen der Namenssache.
    ...
    An Rumpelstilzchen musste ich auch denken, wegen der Namenssuche und auch wegen des Aussehens.


    Ah, jetzt, wo ich das Ende kenne, kapier ich es auch :-) Gibt es nicht sogar Kulturen, in denen man seinen Namen erst mit Eintritt in das Erwachsenenalter erhält? :gruebel Wo hab ich denn darüber bloß gelesen? :gruebel

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Clare, in ganz "milder" Form gibt es eine Art Namensmagie heute noch im Katholizismus. Der Brauch, Kindern einen Heiligennamen wenigstens als Zweitnamen zu geben, beruht auf dem Wunsch, das Kind möge sich diesen Heiligen als Vorbild nehmen.
    Oder auch die germanische Namensgebung, wo man sich vorstellte, mit einem aussagekräftigen Namen auch die jeweilige Eigenschaft an den Namensträgen zu übergeben. Es ist kein Zufall, dass die alten germanischen Namen oft Zusammensetzungen von wünschenswerten Eigenschaften sind. zB. Siegfried ( aus sigu und fridu - sieg und frieden).


    Eine andere Form findet man in der Bibel. Nimm nur das Johannesevangelium: Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott....alles ist durch das Wort geworden.


    An einigen Stellen findest du, dass alleine das Aussprechen von Jesu Namen Dämonen zu vertreiben vermag.


    Die andere Form ist der Glaube, duch die Kenntnis des wahren Namens erhalte man Macht über den Betreffenden, da der Name Teil der Persönlichkeit ist. Also ein Aussprech Tabu.
    Ich habe mal in einem Artikel gelesen (ich bin sicher, ich habe ihn aufgehoben, aber wo?), dass in einem bestimmten Inuit Volk den wahren Namen eines Jägers nur seine Mutter kannte. Am Tag der Hochzeit wurde er der Schwiegertochter flüsternd weitergegeben. Er durfte unter keinen Umständen öffentlich ausgesprochen werden.

  • Zitat

    Original von kissy



    Ah, jetzt, wo ich das Ende kenne, kapier ich es auch :-) Gibt es nicht sogar Kulturen, in denen man seinen Namen erst mit Eintritt in das Erwachsenenalter erhält? :gruebel Wo hab ich denn darüber bloß gelesen? :gruebel


    z.B. bei den Mongolen bekamen die Kinder ihre richtigen Namen erst mit etwa 8 Jahren, um sie so als hilflose Babys und Kleinkinder vor den bösen Geistern zu schützen.

  • Vielen Dank, Rumpelstilzchen & Zwergin, für die Infos zum Namenskult! :knuddel1


    Ich muss gestehen, dass ich das nicht wusste. Aber es ist ein faszinierendes Thema.


    Und genau dafür liebe ich die Leserunden: man lernt immer etwas dazu. :-]