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'Aufbruch' - Seiten 289 - 396
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Der Abschnitt fing, zumindest für mich mit den geschätzten Seitenzahlen, die sich hoffentlich inhaltlich mit den euren decken, so nett an. Ein Abend bei der Katholischen Jugend, Musik Tanz, Lachen, Erinnerungen mit ehemaligen Klassenkameraden austauschen, kleine Eifersüchteleien - alles harmlos und nett. Und dann passiert es.
Ich erinnere mich, dass ich als Jugendliche auch getrampt bin, und meine Mutter durfte das lieber nicht wissen. Immer denkt man, dass einem schon nichts passieren wird...
Genau so unwirklich liest sich Hillas Erlebnis und man ist selbst als Leser überrascht und ungläubig, was da passiert, geschockt und möchte sich wie Hilla aus dem Geschehen ziehen.Ich habe mir an einer Stelle aufgeschrieben: Ende der Kindheit. Und das ist es auch. Alle Erinnerungen, die Hilla hat, alle Plätze und geliebte Dinge bekommen eine graue Haut übergezogen, verwandeln sich, sind plötzlich entzaubert in dem Maße, wie Hilla die Vergewaltigung in sich einkapselt und verschließt. Und die Schande drückt sie nieder. Selberschuld, sagt sie immer wieder. Schrecklich, berührend, desillusionierend.
Ich muss den Abschnitt noch fertig lesen.
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Na, wenigstens hat Hilla ihr Abitur geschafft, nicht so gut, wie sie vielleicht gekonnt hätte (ich sage nur Mathe), aber immer hin. Ihr Trauma blockiert sie, verständlich, und ohne Hilfe wird es immer so sein. Heute würde man sagen: verarbeiten, Therapie...Aber damals? Ich weiß nicht, wie weit man damals schon in der Traumatherapie war. Und da bleibt noch das Stigma der Schande, das Hilla unter ihrer Haut trägt, für keinen sichtbar und doch für sie selber wie ein Schandmal.
Sie beginnt zu studieren, Freiheit und Wissen warten auf sie, alles, was sie sich gewünscht hat, aber die schweren Koffer ihrer Last nimmt sie mit sich.
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Ich fand bezeichnend, das sie vorher immer ihren Schatz ( ihre Unschuld) gehütet hat und dann sowas.
Dadurch das sie keine richtige Freundin hat kann sie nicht darüber reder, wobei in der Zeit das eh keine Gesprächsthema war. Eigentlich schade.
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Zitat
Original von Carlinda
Ich fand bezeichnend, das sie vorher immer ihren Schatz ( ihre Unschuld) gehütet hat und dann sowas.Dadurch das sie keine richtige Freundin hat kann sie nicht darüber reder, wobei in der Zeit das eh keine Gesprächsthema war. Eigentlich schade.
Ich weiß gar nicht so genau, ob dieser "Schatz" wirklich für sie selber so große Bedeutung hat oder ob sie da einfach Kind ihrer Zeit ist. So sehr kann sie ihre Unschuld gar nicht gehütet haben, denn ihrem ersten Freund Sigismund (hieß er so?) hätte sie diese ja fast geopfert, freiwillig.
Das wirkliche Problem, verständlicherweise, ist die Brutalität und Unfreiwilligkeit, mit der sie ihre Unschuld verliert.
Und sie ist ganz allein damit. Wem sollte sie es auch sagen, ohne dass sie gebrandmarkt wäre für den Rest ihres Lebens. Deshalb ist sie auch so darauf bedacht, dass niemand etwas erfährt. -
Ich denke auch, dass es besonders schlimm für Hilla ist, dass sie mit niemandem sprechen kann. Keiner da, der sie tröstet. Ihr hilft, das Leben weiterzuleben.
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Danke, Regenfisch!
Ich finde, wenn ich einen Roman lese, alles interessant, was das Umfeld oder die Entstehung des Buches näher beleuchtet. -
Die Vergewaltigung hat Hahn sehr gut beschrieben. Die Stelle wirkt entrückt. Nichts ist mehr wie es vorher war.
Hilla verbietet sich ihre geliebten Bücher, aus Angst, dass sie die gut verschlossene Kapsel aufbrechen.
Ich stelle mir vor, dass es unendlich schwer sein muss, über eine Vergewaltigung zu sprechen. Auch heute noch, damals in dem Umfeld erst recht. Ich glaube nicht, dass irgendjemand außer Bertram für Hilla Verständnis gehabt hätte. Und so fährt der Täter oder die Täter weiter im schicken Auto durch die Gegend.Die Mutter hätte ich schütteln mögen. Krank sein gibt es nicht, schon gar nicht nervenkrank. Der geht es viel zu gut. Das hat beim Lesen schmerzlich weh getan.
So sehr mich die streberhafte Hilla am Anfang genervt hat, so leid tut mir die Hilla nun, die keine Freude mehr am Lernen hat, keine Musik mehr entdecken möchte, kein Gedicht mehr lesen kann.
So sehr hätte ich ihr den Großvater an ihre Seite gewünscht.Sie schreibt sich ein zweites Ich, in das sie sich zurückziehen kann. Sie hat für sich eine Form gefunden, wie sie weiter im Leben zurecht findet.
ZitatIn dieses Meer taumelte ich ein, wann immer es not tat, mich reinzuwaschen von der Wirklichkeit.
S. 334
ZitatHilla Palm wuchs eine zweite Haut. Wörterhaut. Löwenhaut.
Eine zweite Stelle hat mich sehr berührt, und zwar, als ihr Bruder mit ihr zu sprechen versucht. er ist so einfühlsam, wie ein kleiner Bruder nur sein kann und ist doch erleichtert, als Hilla so tut, als sei alles in Ordnung.
"Du bist wie die Eltern, du lachst nicht mehr"- der Satz hat gesessen.
Wer weiß, was diese erlebt haben, dass sie so hart wurden.Mal sehen, ob ihr das Studium hilft, das ihre Wunden ein Stück heilen können.
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Ich habe mich manchmal gefragt, wie der Bruder so nett werden konnte. Er ist ein Glück für Hilla, auch wenn er ihr in der Situation nicht helfen kann.
Da hätte es eine gute Mutter gebraucht. Ich denke, Hillas Mutter liebt ihre Kinder - so gut sie es eben kann. Trotzdem tut es weh, zu lesen, wie hart sie ist. -
Auch diesen Abschnitt habe ich - bedingt durch die Feiertage - schon durch.
Dieser Abschnitt hat mich etwas mitgenommen. Die Vergewaltigung und die Zeit danach werden sehr gut beschrieben. Alles ist danach anders und wird nie wieder werden wie es war. Eigentlich befindet sich Hilla in einem Trauma und bräuchte professionelle Hilfe. Doch diese Möglichkeit war damals nicht so selbstverständlich und auch nicht für jeden zugänglich, dies konnten sich bestimmt nur Leute mit Geld leisten, falls es überhaupt schon Trauma Spezialisten gab.
Sie gibt sich selbst die Schuld und deshalb traut sie sich auch nicht mit irgend jemandem darüber zu reden. Sie macht es mit sich selber aus und verschließt es in sich selbst.Ich hoffe für sie, dass sie es irgendwann abschließen kann.
Viele Grüße
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Sabine, auf dem Dorf war so Psychokram völlig unbekannt. Da gab es nur "es Spiddal", so hieß das bei uns und meinte die geschlossene Psychiatrie.
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Zitat
Original von Rumpelstilzchen
Sabine, auf dem Dorf war so Psychokram völlig unbekannt. Da gab es nur "es Spiddal", so hieß das bei uns und meinte die geschlossene Psychiatrie.Ja Du hast natürlich vollkommen recht. Ich muss mich auch immer wieder daran erinnern, dass es ja eine andere Zeit war damals.
Viele Grüße