'Egal wohin' - Seiten 144 - Ende

  • Der letzte Abschnitt hat so gut wie alle Antworten geliefert, Jo hat ihren Zwillingsbruder verloren, er ist ertrunken. Keiner in der Familie kommt mit dem Tod klar. Jeder versucht auf andere Weise den Verlust auszugleichen.


    Jo glaubt bis zum Schluss, dass Koch noch kommt, aber dann ist sie da und nichts passiert. Amar ist alles was ihr bleibt, er stellt sich ihr in den Weg, als sie weg will. Zu guter Letzt findet sie einen Brief von Koch an sie und da wird dann endlich alles aufgeklärt. Koch hat das Geld nicht gestohlen und sich aus dem Staub gemacht, sondern ist abgeschoben worden und hat vorher das Geld versteckt. Wenn Jo und Amar es wollen, können sie zusammen nach Kreta und dort neu anfangen. Ob sie die Chance nutzen bleibt der Phantasie des Lesers überlassen.


    Mich hat der Roman berührt, auch wenn er einige Schwäche hatte. Jeder geht mit Verlusten anders um und ich kann sehr gut verstehen, wie Jo sich gefühlt haben muss, in dem Elternhaus, wo alles perfekt sein musste, aber es halt nicht war. Eigentlich hätte die ganze Familie bei Zeiten eine Therapie machen müssen, so hat jeder sein eigenes Päckchen vor sich her getragen und auf seine Weise versucht die Geschichte zu verarbeiten, was keinem so recht gelungen ist.

  • Den Schluss finde ich ganz gut gelungen. Das Buch hat was, keine Frage. Die Familientragödie. Kochs Suche. Jos Fluchtgedanken nach Kreta. Das sind alles schöne Elemente, die auf eine besondere Weise verarbeitet werden. Nur, wie schon gesagt, berührt hat mich das alles nicht. Es ist aber aus meiner Sicht auch kein schlechtes Buch.

  • Der Schluss war eigentlich das beste vom Buch.
    Vielleicht hätte man etwas mehr von der Geschichte Jos schon vorher einbinden können, einfach damit wir als Leser wissen wieso sie so ist wie sie ist.


    Die Mutter hat für mich mehr einen an der Klatsche als die Tochter und die lassen sie einweisen, wäre bei ihr auch nicht schlecht, ich sage nur singen auf dem Friedhof.


    Koch hat also seine Tochter gesucht und hat sich gestellt damit Amar in Deutschland bleiben kann.


    Ob Jo nun wirklich mit ihm nach Kreta geht und das Lokal mit ihm aufmacht keine Ahnung, denn hier hat ja das Buch geendet, aber wie wollen die dahin kommen wenn er keinen Pass hat in dem ein gewisser Stempel ist.


    Auch wenn ich mit dem Schluss etwas mit dem Buch versöhnt war, fand ich es doch teilweise sehr an den Haaren herbeigezogen und berührt hat es mich nicht.
    Ich lasse das gelesene jetzt erstmal sacken und dann werde ich mich an die Rezension machen.

  • Zitat

    Original von Engel43
    Der letzte Abschnitt hat so gut wie alle Antworten geliefert, Jo hat ihren Zwillingsbruder verloren, er ist ertrunken. Keiner in der Familie kommt mit dem Tod klar. Jeder versucht auf andere Weise den Verlust auszugleichen.


    Jeder geht mit Verlusten anders um und ich kann sehr gut verstehen, wie Jo sich gefühlt haben muss, in dem Elternhaus, wo alles perfekt sein musste, aber es halt nicht war. Eigentlich hätte die ganze Familie bei Zeiten eine Therapie machen müssen, so hat jeder sein eigenes Päckchen vor sich her getragen und auf seine Weise versucht die Geschichte zu verarbeiten, was keinem so recht gelungen ist.


    :write
    Nach dem Verlust des Sohnes/ des Bruders hätte allen eine Therapie gut getan. Jo musste die Therapie ja dann machen, weil sie versucht hat sich umzubringen.
    Die Mutter ist ja völlig fertig (was ja auch zu verstehen ist, wenn man ein Kind verliert!) Aber alle flüchten irgendwie vor den Gefühlen, der Realität.


    Hart fand ich das Zimmer, das für einen kleinen Jungen eingerichtet wurde, regelmäßig entstaubt wird und die Szene auf dem Friedhof. Jo und der Vater wollen so schnell wie möglich dort weg und die Mutter besteht darauf, dass noch "Happy Birthday" gesungen wird.


    Der Brief von Karl hat mir gefallen. Er hat seine Situation erklärt. Und das fand ich sehr gut. er hat sich nicht einfach mit dem Geld abgesetzt. Er hat Amar geschützt, sich selbst gestellt und ermöglicht Jo und Amar einen Neuanfang. Ob sie den Weg gehen werden, bleibt offen. Und das ist auch ok so.


    Alles in allem hat mir das Buch gefallen. es hat Schwächen, aber die stören mich nicht zu sehr.

    Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.
    Ludwig Feuerbach (1804-1872)

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  • Ich habe noch 2 Tage vor mir (bin auf Seite 170).


    Jo sollte langsam aufhören, an die Leute nur vereinfacht zu denken: Bambi, Schlafwandler etc. Dazu ist doch jeder Mensch zu komplex, um ihn nur ein Merkmal anzuheften.


    Das ist nur ein Zeichen dafür, dass sie Distanz zu den anderen bewahren will.
    Jetzt wo sie ganz langsam etwas auftaut und beginnt z.B. mit Bambi auch freundschaftlich zu verkehren, könnte sie auch deren richtige Namen lernen.

  • Der Schluss hat mich dann versöhnlich gestimmt.


    Jo mag ich trotzdem nicht.
    Ja, sie hat ihren Bruder verloren und es bestimmt mit ihren Eltern, die auch jeder auf seine Art versucht hat den Verlust zu verarbeiten, nicht einfach. Aber sie wollte sich ja auch von niemanden helfen lassen.


    Außer von Koch - und der war selber ein Ertrinkender.
    Schön, dass er Jo noch einen erklärenden Brief hinterlassen hat. Warum der aber unter seinem Kopfkissen war und nicht im Geldversteck ?!
    Und das Geld ist vergraben, dann hätte er es ihr und Amar auch überlassen können.


    Im Nachhinein, ist nicht der Schluss ok, sondern nur der Brief.
    Das Buch ist ja eher offen.
    Die armen Eltern, falls sich Jo doch noch dafür entscheidet nach Kreta zu gehen


    Ich muss das Buch erstmal sacken lassen, bevor ich eine Rezension verfasse..

    Wenn du den roten Faden verloren hast, halte nach einem anderem ausschau, vielleicht ist deiner BUNT
    (Das Leben ist (k)ein Ponyhof - Britta Sabbag)

  • Zitat

    Original von shaiara
    Der Schluss hat mich dann versöhnlich gestimmt.

    Schön, dass er Jo noch einen erklärenden Brief hinterlassen hat. Warum der aber unter seinem Kopfkissen war und nicht im Geldversteck ?!
    Und das Geld ist vergraben, dann hätte er es ihr und Amar auch überlassen können.


    Koch hat Amar und Jo doch das Geld und auch das Resataurant auf Kreta überlassen.
    Koch hat Jo in dem Brief geschrieben

    Zitat

    "[...] Unser Geld ist vergraben. Niemand sollte es finden, falls das Paradies durchsucht wird. Auf der Rückseite findest du eine Karte. und die Adresse unseres Restaurants. Es gehört beides dir. Geh hin und nimm Amar mit." [...]


    Ob sie das Geld holen und nach Kreta gehen, erfährt der Leser nicht. Das kann sich jeder ausmalen, wie er möchte.
    Den Brief hat er nicht im Geldversteck gelassen, damit man ihn bei einer evtl. Durchsuchung nicht findet. Er hat sich an Amrs Stelle gestellt. Es soll keiner wissen, dass Amar da ist. Ist er ist illegal im Land und arbeitet auch illegal. Koch schützt ihn.

    Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.
    Ludwig Feuerbach (1804-1872)

  • Das Ende war überraschend. Dass Koch sich vor Amar stellt und statt ihm ausgewiesen wird, fand ich nun überraschend. Ich hätte nie gedacht, dass Koch illegal in Deutschland ist.


    Auch dass er das Geld versteckt hat, fand ich eine überraschende Wendung.


    Ob Jo und Amar damit nun doch nach Kreta abhauen, bleibt fraglich. Aber bei der Mutter, ich könnte sie verstehen.


    Dass Koch jemand gesucht hat, habe ich mir fast schon gedacht. Auch eine Tochter oder Freundin oder Tochter eines Bekannten... irgendwas in der Art. Das dachte ich mir schon.

  • Ich bin jetzt diesen Moment auch durch!

    Zitat

    Original von Tanzmaus
    Das Ende war überraschend. Dass Koch sich vor Amar stellt und statt ihm ausgewiesen wird, fand ich nun überraschend. Ich hätte nie gedacht, dass Koch illegal in Deutschland ist.


    Der Brief war ja fast zu schön um wahr zu sein.
    Den Ton im Brief bringe ich schlecht in Einklang mit den Koch, wie er sich am Anfang präsentiert hat.
    So ganz weiß ich nicht, was ich vom Ende halten soll.
    Aber das es einigermaßen offen gehalten ist, finde ich gut!

  • Zitat

    Original von shaiara
    Der Schluss hat mich dann versöhnlich gestimmt.


    Jo mag ich trotzdem nicht.
    Ja, sie hat ihren Bruder verloren und es bestimmt mit ihren Eltern, die auch jeder auf seine Art versucht hat den Verlust zu verarbeiten, nicht einfach. Aber sie wollte sich ja auch von niemanden helfen lassen.


    Ich glaube nicht, dass der Tod ihres Bruders sie zu dem Selbstmordversuch getrieben hat, sonst hätte sie es schon viel eher getan, sondern die Reaktion ihrer Eltern auf dieses Ereignis. Die Familie, die Mutter ist darüber zerbrochen, aber der Schein musste aufrecht erhalten werden. Das hat Jo nicht ertragen. Keiner war für sie da und ein Psychologe kann ihr in diesem Fall auch nicht weiterhelfen, weil er die Mutter nicht verändern kann. Die Situation zu Hause bliebe die gleiche. Die Mutter hätte in Behandlung gehört.


    Zitat

    Original von shaiara
    Außer von Koch - und der war selber ein Ertrinkender.
    Schön, dass er Jo noch einen erklärenden Brief hinterlassen hat. Warum der aber unter seinem Kopfkissen war und nicht im Geldversteck ?!
    Und das Geld ist vergraben, dann hätte er es ihr und Amar auch überlassen können.


    Gerade deswegen war Koch ein Mensch, der Jo verstanden hat. Er hat in ihr seine Tochter gesehen und konnte Jo an deren Stelle helfen. Er hat aber seine Probleme nicht bei ihr abgeladen, weil die ja nichts hätte machen können. Koch ist im nachhinein ein sehr sympathischer Kerl geworden, wenn man erkennt, wie viel er Leuten geholfen und gegeben hat, die eigentlich Fremde für ihn waren, aber seine Hilfe gebraucht haben. Anfangs fand ich ihn nicht so toll, wegen seiner klebrigen, dreckigen Küche und seiner oberklugen Sprüche, die Jo ständig zitiert hat.
    Wenn Jo und der Leser zu früh erfahren hätte, was die Gründe für Kochs Verschwinden sind, dann hätte es die Annäherung von Jo und Amar nicht gegegeben. Entweder war das der Intention des Autors oder Kochs geschuldet, der gehofft hat, dass Amar und Jo sich zusammentun. Letzters schimmert ja ein wenig in dem Brief durch.


    Zitat

    Original von shaiara
    Im Nachhinein, ist nicht der Schluss ok, sondern nur der Brief.
    Das Buch ist ja eher offen.
    Die armen Eltern, falls sich Jo doch noch dafür entscheidet nach Kreta zu gehen


    Ich muss das Buch erstmal sacken lassen, bevor ich eine Rezension verfasse..


    Mir hat das sehr gut gefallen. Ich finde es gut, wenn der Leser seine eigene Phantasie gebrauchen muss. Klar ist es einfacher, alles auf dem Silbertablett serviert zu bekommen, aber wenn zu Anfang gleich alles klar gewesen wäre, wäre diese Geschichte einfach nur langweilig gewesen und hätte zumindest auf mich nicht diese Sogwirkung entfaltet und soviel Eindruck hinterlassen. Die Eltern tun mir jetzt weniger leid. Sie sind die Erwachsenen und haben sich verhalten wie die Kinder, den Kopf in den Sand gesteckt. Warum soll Jo in so einer Situation, die sie zerstört, verbleiben?

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Das Ende des Buches war überraschend gut. Die Auflösung mit Kochs Brief hat mir gefallen und hat Koch selbst in ein ganz neues Licht gerückt. Er scheint echt ein guter Kerl zu sein. Dass Jo und Amar zueinander gefunden haben, fand ich auch toll. Ich finde es krass, dass Jo ihre Eltern nie wieder sehen will, kann sie aber irgendwo auch verstehen. Jos Mutter gehört definitiv in Therapie, da stimme ich euch zu.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Was habt ihr von den Gedichten zwischen den Kapiteln gehalten?


    Ich dachte zuerst, was ist denn jetzt kaputt,
    aber als dann klar wurde, dass sie die Emotionen eines 10jährigen Kindes (gemeinsam mit ihrem Bruder) ausdrücken, fand ich sie sehr gelungen!


    Da ich das nicht kapiert habe, habe ich sie ab der Hälfte des Buches überlesen. Sie haben meinen Lesefluss gebremst. Danke für die Erleuchtung :wave

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Was habt ihr von den Gedichten zwischen den Kapiteln gehalten?


    Ich dachte zuerst, was ist denn jetzt kaputt,
    aber als dann klar wurde, dass sie die Emotionen eines 10jährigen Kindes (gemeinsam mit ihrem Bruder) ausdrücken, fand ich sie sehr gelungen!


    Ich fand die Erinnerungen und Gefühle in den "Gedichten" auch sehr gelungen. Damit ist vieles für mich klarer geworden.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Was habt ihr von den Gedichten zwischen den Kapiteln gehalten?


    Ich dachte zuerst, was ist denn jetzt kaputt,
    aber als dann klar wurde, dass sie die Emotionen eines 10jährigen Kindes (gemeinsam mit ihrem Bruder) ausdrücken, fand ich sie sehr gelungen!


    Mir ist dadurch auch einiges klarer geworden. Für mich passt das sehr gut.

    Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.
    Ludwig Feuerbach (1804-1872)

  • Zitat

    Original von Suzann
    Die Eltern tun mir jetzt weniger leid. Sie sind die Erwachsenen und haben sich verhalten wie die Kinder, den Kopf in den Sand gesteckt. Warum soll Jo in so einer Situation, die sie zerstört, verbleiben?


    Mich wundert auch, dass die Eltern an dem Geburtstag von Johanna und ihrem Bruder nach all den Jahren immer noch so zwanghaft auf heile Familie machen wollen.
    Sie schenken Jo sogar einen Porsche!! Geht's noch?:pille
    Kann man da nicht vernünftiger sein und besser einen Gebrauchtwagen nehmen?
    Die Feier auf dem Friedhof ist dann schmerzhaft für alle.


    Da ist es auch verstehen, dass Jo weiterhin in Opposition zu ihren Eltern bleibt, das zeigt sie zum Beispiel, indem sie sich wieder ihre Haare abrasiert hatte.

  • Das ging aber schnell rum. :wow


    Und dafür, dass es so schnell wegzulesen war, hatte es verdammt viele Schwächen. Dass ich das Buch mochte kann ich nicht wiiiirklich behaupten. Amar ja, den muss man ja mögen. Aber Jo nicht, ihre Eltern nicht und Koch auch nicht.
    Dessen "Weisheiten" haben auf mich immer den Eindruck eines Mannes gemacht, der sein Leben größtenteils in den Sand gesetzt hat und nun versucht, das mit schlauen Sprüchen schönzureden. Und siehe da, ich hatte irgendwie recht.


    Mit dem Schreibstil bin ich bis zum Schluss nicht warm geworden.

  • Einerseits fand ich das Ende schön, andererseits fand ich es etwas weit hergeholt.


    Wie konnte Koch davon ausgehen, dass Jo seinen Brief unter seinem Kopfkissen findet? Sie wusste ja noch nicht mal wo er wohnt...


    Warum schenken die Eltern ihrer selbstmordgefährdeten Tochter einen Porsche? Damit sie damit an den nächsten Baum fahren kann?


    Und warum hat Koch nicht einfach Jo und Amar gepackt und sie wären einfach ein paar Tage früher als geplant nach Kreta gegangen?


    Insgesamt fand ich diese kleine Geschichte zwar von der Idee her nicht schlecht, leider hat mir die Umsetzung nicht ganz so gut gefallen. Lediglich das Ende hat mich dann doch ein wenig berührt.

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.