Über uns der Himmel- Kristin Harmel

  • Inhalt
    Als die Welt zerbrach, blieb ihre Liebe …


    Die junge Kate Waithman lebt mit ihrer großen Liebe Patrick in Manhattan. Eines Morgens geht sie am Hudson River joggen, als plötzlich ein Flugzeug den Himmel durchbricht. Momente später ist das World Trade Center in Rauch gehüllt. Es ist das Gebäude, in dem Patrick arbeitet ...


    Dreizehn Jahre später fühlt sich Kate endlich bereit, ihr Herz wieder zu öffnen. Doch dann hat sie einen Traum, der realer scheint als alles, was sie umgibt – von dem Leben, das sie mit Patrick gehabt haben könnte. Während sie versucht, an der Vergangenheit festzuhalten, beginnt Kate zu ahnen, dass es für sie einen zweiten Weg zum Glück geben könnte ...



    Biografie
    Kristin Harmel ist Autorin und Journalistin. Mit dem Überraschungsbestseller Solange am Himmel Sterne stehen landete sie ihr sensationelles Debüt in Deutschland und verzauberte auch weltweit ihre Leser. Ihr neuer Roman Über uns der Himmel erzählt wieder eine bewegende Geschichte von Liebe und Verlust, die diesmal die jüngere Vergangenheit mit einbezieht. Kristin Harmel lebt mit ihrem Mann in Orlando, Florida.


    Eigene Meinung
    Dieses Buch ist als Wanderbuch bei mir gelandet und mein erster Roman von der Autorin.
    13 Jahre nachdem Kate ihren für sie bestimmten Mann verloren hat, ist sie grade dabei, sich endlich wieder auf einen anderen Mann einzulassen und will heiraten, als sie plötzlich sehr realistische Träume träumt, die ihr zeigen was hätte sein können, wenn Patrick damals nicht im WTC gestorben wäre.
    Diese Träume bringen sie dazu über ihre Zukunft nachzudenken, und auch neue Wege einzuschlagen.


    Ich mag solche "Was wäre wenn" -Geschichten, man muss sich natürlich auf solche mystischen Träume einlassen können. Da ich gerne Fantasy lese, war das für mich aber eher kein Problem.
    Im realen Leben würde man Kate wohl eher für verrückt erklären...
    Mir war sie insgesamt aber sehr sympathisch.


    Inhaltlich gab es für mich ein paar Überraschungen, manchmal macht man sich ja Gedanken was noch passieren könnte...


    Mit Musiktherapie, Gebärdensprache und Gehörlosen kenn ich mich leider nicht aus, es wirkt aber gut recherchiert und sind so in die Geschichte eingebaut, dass die vielen Infos nicht langweilen. Es gibt dazu auch noch ein kleines interessantes Nachwort der Autorin.


    von mir gibt es 8 gute Eulenpunkte

  • Es gibt Ereignisse, bei denen man immer wissen wird, wo man war, als man es erfuhr oder es passierte.
    Die schrecklichen Bilder vom 11. September 2001, als die Welt vermeintlich stehenblieb und man allmählich erfuhr und langsam begriff, was passiert war, gehören dazu.


    Kate ist 28 Jahre, jung verheiratet mit Patrick und er stirbt an seinem Arbeitsplatz im WTC. Sie sieht beim Joggen wie die Flugzeuge die Türme in Flammen aufgehen lassen und einstürzen.


    13 Jahre später hat sie gerade einen Heiratsantrag von Dan angenommen, als sie in den folgenden Nächten träumt, von dem Leben, was sie mit Patrick in 2014 führen würde. Es sind sehr lebendige Träume und manches was sie in den Träumen erlebt und sieht, begegnet ihr nach dem Aufwachen in ihrem Alltag. Diese Träume haben für mich ein Problem dargestellt für meine Lesefreude. Sie waren gut geschrieben, wie man auch das ganze Buch wieder in einem Rutsch lesen möchte, doch fehlt mir Vorstellungskraft, dass man so realistisch von Zukunft träumen kann und in seinem Leben und Handeln dadurch beeinflussen lassen kann. Sie träumt z.B. sich an der Fingerkuppe zu verletzten und wacht tatsächlich mit blutender Fingerkuppe auf. Sie träumt von einem schwerhörigen Mädchen und meldet sich zu einem Gebärdenkurs an. Die Träume belasten sie, denn 13 Jahre später denkt sie zwar natürlich weiterhin an ihre große verlorene Liebe, doch ist auch im Begriff eine neue Ehe einzugehen. Patrick ist tot, denn sie konnte einen Körper beerdigen. Wenn das nicht gewesen wäre, hätte ich noch an himmlische Fügung und ein Wiedersehen mit einem Patrick mit Gedächtnisverlust geglaubt. Das Ende des Buches hat mich zufrieden es zuklappen lassen, es ist gut so!


    Das Buch hat mir gut gefallen und ich werde bestimmt weitere Bücher der Autorin lesen wollen, doch es kam für mich trotz des tollen Themas nicht an ihr großartiges Debüt heran. "Solange am Himmel Sterne stehen" hatte ich mir ausgeliehen und musste es mir aber auch kaufen, weil ich es in meinem Regal stehen haben wollte. Ich danke Wolke für das Wanderbuch!

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich wollte das Buch unbedingt lesen, weil ich das erste Buch von Kristin Harmel ("Weil am Himmel Sterne stehen") schon so toll fand. Leider konnte mich das hier aber nicht so 100%ig überzeugen.


    Als Leser muss man unbedingt wissen, dass es sich hier zum größten Teil um eine Fantasy-Geschichte handelt; also völlig an der Realität vorbei geht. Am Anfang hat es mich ein ganz kleines bisschen gestört aber mit der Zeit war es dann okay.
    Die erste Hälfte habe ich noch richtig gern gelesen aber dann wurde es mir etwas zu langweilig. Manchmal hätte ich Kate auch gerne geschüttelt, um sie aufzuwecken und ihr zu sagen, dass sie nach 13 Jahren doch endlich mit dem Tod ihres Mannes abschließen sollte.


    Die ganzen "Zufälle" und wie sich alles schön zusammen fügt, muss man übrigens auch mögen. Es ist halt kitschig aber das war mir von vorne herein klar und das war auch gut so :-)


    Von mir gibts 7 Punkte!


    Vielen Dank fürs wandern lassen! :wave

  • Jedes Mal, wenn eine Lücke entsteht, wird sie von irgendetwas ausgefüllt, das dich anders macht, als du vorher warst. (Seite 281)


    Meine Meinung


    Es gibt, außerhalb des persönlichen Lebens, Tage, an die man sich auch Jahre später noch erinnert. Viele Menschen etwa können sich entsinnen, was sie am Todestag von Elvis gemacht haben oder wo sie waren, als sie die Nachricht erreichte. Ein anderer solcher Tag ist der 11. September 2001. Ich entsinne mich genau, als mich Nachmittags meine Mutter ganz aufgeregt anrief, ich sollte unbedingt sofort den Fernseher einschalten. Die Bilder der nächsten Stunden habe ich nie mehr vergessen wie auch den Schrecken, der mir in die Glieder fuhr, als die Wolkenkratzer in sich zusammen stürzten. Es wurde der Toten gedacht, es wurde an die Angehörigen erinnert - und irgendwann konnte man es nicht mehr hören. Oder es gab nichts mehr zu hören, weil die Ereignisse aus den Blickfeld verschwunden waren.


    Aber nicht für die Betroffenen.


    Als Patrick Waithman morgens aus dem Haus geht, verabredet er mit seiner Frau Kate, daß sie abends Essen gehen. Er wolle ihr etwas Wichtiges mitteilen. Es ist der 11. September 2001. Sein Arbeitsplatz ist im Nordturm des World Trade Center. Genau da, wo um 8.46 Uhr das erste Flugzeug in das Hochhaus krachte...


    Dreizehn Jahre später ist Kate als Musiktherapeutin tätig, hat sie eine feste Beziehung, ihr Leben scheint wieder normal zu sein - aber noch immer lasten die Schatten jener unheilvollen Vergangenheit auf ihr und bestimmen bewußt wie unbewußt ihr Leben. Als sie auf einmal realistische Träume darüber, wie es ohne die Ereignisse des 11. September hätte sein können, bekommt, beginnt ihr Leben aus den Fugen zu geraten. Realität und Traum vermischen und beeinflussen sich zusehends gegenseitig und bald steht mehr nur auf dem Spiel als nur die Frage, ob sie langsam den Verstand verliert.


    „Was wäre wenn...“ ist nur eines der Themen, die in diesem Buch eine Rolle spielen. Viel wichtiger ist die Frage, wie solche traumatischen Ereignisse auf die Überlebenen, genauer die Hinterbliebenen wirken, wie sie damit umgehen, und ob ein normales Leben überhaupt wieder möglich ist. Es geht also allgemein um die Verarbeitung von Schicksalsschlägen und letztlich darum, welches Leben man führen will. Ob das Leben, das man führt, das ist, was man quasi „führen läßt“ - oder das, was man führen will. Aber dazu muß man wissen, was das eigentlich für ein Leben ist, das man führen möchte.


    Es sind diese Grundfragen, die die Autorin in ihrem Roman verarbeitet hat. Es geht darum, „(...) nach vorn (zu) blicken, auf die Dinge, die du willst, nicht zurück auf die, die du einmal hattest.“ (Seite 307) Dazu reichert sie eine in der Gegenwart angesiedelte Geschichte mit einigen Fantasy-Elementen an, wobei „Fantasy“ ein nicht ganz zutreffender Ausdruck ist. Die Träume, die Kate von dem nicht gelebten Leben hat, erweisen sich als für sie als so real, daß sie ihr Denken und Handeln zu beeinflussen beginnen. Nicht nur ihre Umgebung stellt sich die Frage, ob sie beginnt, den Verstand zu verlieren.


    Es sind aber eben diese Träume, die sie ihr Leben überdenken lassen, die sie veranlassen, verschiedenes zu überdenken, altes zu beenden und neues zu beginnen. Auch wenn das auf den ersten Blick völlig absurd erscheint. Vielleicht soll das Leben einfach kein Spaziergang sein. (S. 178) Kate beendet den „Spaziergangmodus“ und begibt sich auf den steinigen Weg dessen, was die Alternative ist. Etwas, was vielleicht auch wir im ganz realen Leben, ohne „Fantasyträume“, manchmal in Betracht ziehen sollten.


    Denn am Ende geht es nicht darum, ob der „Spaziergang Leben“ leicht und ohne Hindernisse war, sondern ob wir rückblickend mit unserem Leben zufrieden sind und ruhig gehen können. Ob wir Ziele hatten und diese (wenigstens teilweise) erreicht haben. Ob wir das Leben gelebt haben, das wir leben wollten.



    Kurzfassung


    Dieser Roman über Liebe, Verlust und das, was „Leben“ ausmacht, hat mir sehr gut gefallen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Eigentlich wollte ich meinen Leseeindruck ganz anders beginnen.... ;-) Aber auf den Gedanken, dass es Tage gibt, an denen sich jeder einzelne erinnert und genau weiss, was er/sie zu dem Zeitpunkt gemacht hat, sind schon andere gekommen. :lache


    Daher sitze ich jetzt hier und schaue in den Himmel, der über uns ist und sinniere über den Sinn des Lebens. Denn Kristin Harmels „Über uns der Himmel“ hat mich tatsächlich ins Grübeln gebracht. Die Autorin hat es geschafft, dass ich nach dem Umblättern der letzten Seite nicht gleich in den Alltag zurück gekehrt bin, sondern mir die Zeit genommen habe, inne zu halten, durchzuatmen – „einfach zu sein“ . Und das schaffen lange nicht alle Autoren… :fingerhoch


    Kates Geschichte beginnt an einem der erwähnten unvergesslichen Tage: am 11. September 2001 bricht ihre Welt gleichzeitig mit den Zwillingstürmen des World Trade Centers in New York City zusammen. Ihre grosse Liebe Patrick arbeitete im Nordturm und beim Joggen muss sie mit ansehen, wie das Unfassbare geschieht. Es ist nichts mehr wie es war und sie braucht lange, um ins Leben zurück zu kehren. Als sie endlich wieder bereit ist, Glück zuzulassen, zeigen ihr Träume auf, wie das Leben mit Patrick hätte sein können. Ein wahres Wechselbad der Gefühle beginnt…


    Da es mein erstes Buch der Autorin war, war ich sehr gespannt, was mich erwarten würde. Ich ging davon aus, dass es eher eine leichte, romantische Lektüre für Zwischendurch sein würde. Doch schon direkt am Anfang des Buches zeigt Kristin Harmel ihr besonderes Erzähltalent. Ohne Effekthascherei und dennoch sehr eindrücklich, aber vorallem gefühlvoll und einfühlsam schildert sie, wie Kate den Verlust ihres Mannes live miterleben muss und wie es ihr daraufhin ergeht. Man spürt zwischen den Zeilen, wie sehr Kristin Harmel die Menschen und auch das Leben liebt. Auch wenn ich in meiner Begeisterung etwas rührselig werde, ist das Buch selber alles andere als kitschig oder unrealistisch.


    Zwar ist der Fantasy-Anteil, sprich die esoterischen und übersinnlich angehauchten Elemente, in dieser Geschichte nicht unerheblich, dienen jedoch mehr als Mittel zum Zweck, um die Protagonistin aufzurütteln. Und aus meiner Sicht würde ich das Buch weiterhin in die Belletristik einordnen und keinesfalls in die Fantasy-Ecke stellen. Wir alle wissen, dass es zwischen Himmel und Erde Dinge gibt, die wir nicht einfach rational erklären können… Wer bereit ist, sich auf solche „Dinge“ einzulassen und vor allem wenn jemand ein richtiges Wohlfühlbuch mit einer gefühlvollen Geschichte sucht, ist hier genau richtig.