'Denken Sie jetzt nichts!' - Seiten 177 - Ende

  • Zitat

    Original von Katerina




    Ist immer schwer zu begreifen, dass die Leute nicht kapieren, dass das zwar kurzfristig Geld kosten würde, dass sich das auf Dauer aber mehr als rentiert ...


    Wie mein Lieblingssozi immer zur sagen pflegte: Entweder bauen Sie Kindertagesstätten oder Justizvollzugsanstalten.

  • @ Beowulf: Hab das Zitat zu googlen versucht, aber nix gefunden. Von wem ist es, bitte?
    @ Katerina: Wenn ein Psychotherapeut gemeinsam mit seinem Patienten gewisse Dinge "reparieren" konnte, kann letzterer künftig anders bewerten, urteilen und handeln. Wenn ich das alles richtig verstanden habe. Das ist dann doch das Optimum. Vor allem, wenn der "Leidensdruck" vorher hoch war.
    Mich würde interessieren, in wieviel % ungefähr da - allgemein oder bei dir ist mir egal - die "Erfolgsquote" anzusetzen ist. Denn "Gefahr erkannt" heisst hier doch noch lange nicht auch gleich automatisch "Gefahr gebannt". HANDELN muss doch immer der Patient selbst. Wenn der nun trotzdem - beispielsweise aus Angst, Verantwortung zu übernehmen statt sich auf den falsch gelaufenen Dingen in der Kindheit "auszuruhen" - nicht "umschaltet", sagt man dann nur, der Leidensdruck sei dann halt nicht groß genug? Geht es dem Patienten dann nicht noch schlechter, weil er sich dann als "Versager" fühlt?
    (falls das in den 2 anderen Büchern vorkommt, die hab ich noch nicht gelesen)

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Zitat

    Original von maikaefer
    @ Katerina: Wenn ein Psychotherapeut gemeinsam mit seinem Patienten gewisse Dinge "reparieren" konnte, kann letzterer künftig anders bewerten, urteilen und handeln. Wenn ich das alles richtig verstanden habe. Das ist dann doch das Optimum. Vor allem, wenn der "Leidensdruck" vorher hoch war.
    Mich würde interessieren, in wieviel % ungefähr da - allgemein oder bei dir ist mir egal - die "Erfolgsquote" anzusetzen ist. Denn "Gefahr erkannt" heisst hier doch noch lange nicht auch gleich automatisch "Gefahr gebannt". HANDELN muss doch immer der Patient selbst. Wenn der nun trotzdem - beispielsweise aus Angst, Verantwortung zu übernehmen statt sich auf den falsch gelaufenen Dingen in der Kindheit "auszuruhen" - nicht "umschaltet", sagt man dann nur, der Leidensdruck sei dann halt nicht groß genug? Geht es dem Patienten dann nicht noch schlechter, weil er sich dann als "Versager" fühlt?
    (falls das in den 2 anderen Büchern vorkommt, die hab ich noch nicht gelesen)


    Wenn Du "ambulante psychotherapeutische Versorgung aus der Sicht der PatientInnen" googelst, kommst Du auf eine pdf der Uni Leipzig, die über tausend ehemalige Psychotherapiepatienten untersucht haben. 89% ging es anschließend besser oder sehr viel besser. Wie Du dort auch sehen kannst, sind die Ergebnisse bei unterschiedlichen Problembereichen natürlich unterschiedlich gut.
    Und natürlich ist es bei uns nicht anders als bei Ärzten. Die aktive Mithilfe des Patienten ist absolut erforderlich. Ich denke, der Patient, der nicht aktiv mitarbeitet, wird sich in der Regel nicht als Versager fühlen. Für ihn ist eher der Therapeut (oder der Arzt) der Versager, weil er ihm angeblich nicht helfen konnte.

  • Ich hatte vor dem Examen eine Blockade. Da war die Therapie abgeschlossen als ich die Therapeutin gefragt habe, was der Quatsch eigentlich soll. Ich bräuchte das doch gar nicht. Stimmte auch, Blockade weg. Examen bestanden.

  • Ich habe mich beim Lesen gefragt, ob es wirklich fast immer die Meinung der Leute mit einem behandlungswürdigen Problem ist, dass sie es besser wüßten, oder meinten, sie müssten mit ihrem Problem alleine fertig werden.
    Oder ob es nicht oft auch eine alte Angst ist, der Glaube der Menschen, dass zum Psychotherapeuten nur Verrückte gehen, und wenn man sich selbst in Therapie begibt ist es wie das Eingeständnis, dass man Verrückt wäre. Oder von anderen (und hier schließt sich der Kreis) nicht mehr für normal gehalten wird, weil man eine Therapie nötig hat?!

  • Zitat

    Original von Tempe
    Ich habe mich beim Lesen gefragt, ob es wirklich fast immer die Meinung der Leute mit einem behandlungswürdigen Problem ist, dass sie es besser wüßten, oder meinten, sie müssten mit ihrem Problem alleine fertig werden.
    Oder ob es nicht oft auch eine alte Angst ist, der Glaube der Menschen, dass zum Psychotherapeuten nur Verrückte gehen, und wenn man sich selbst in Therapie begibt ist es wie das Eingeständnis, dass man Verrückt wäre. Oder von anderen (und hier schließt sich der Kreis) nicht mehr für normal gehalten wird, weil man eine Therapie nötig hat?!


    Wahrscheinlich bei vielen eine Mischung von all dem.
    Und auch hier wie bei so vielem ist es meist an Mangel an Information darüber, was Psychotherapie ist, was dort geschieht und für wen sie geeignet und hilfreich ist.

  • Hm dieser Abschnitt hat mich wieder sehr nachdenklich gestimmt.


    Ich komme mir immer komisch vor mich bei anderen einzumischen, wenn ich zu bestimmten Methoden mich in irgendeiner Form äußere. Wenn Kinder von ihren Eltern im Supermarkt angeschrien werden, wie soll man da reagieren? Das Ganze ist doch aus dem Zusammenhang gegriffen. Wenn das Kind dem Erwachsenen die ganze Zeit auf der Nase rumtanzt, ist es dann nicht normal, dass die Eltern vielleicht mal die Nerven verlieren? Mir ist es lieber, wenn Eltern etwas sagen (notfalls schreien) als wenn Eltern ihre Kinder als Sirenen durch den Laden rennen lassen.


    Zum Thema schlagen habe ich auch so meine Gedanken: Ist ein Schlag auf die Hand dann schon zu viel? Es ist ja immer die Rede davon, dass Kinder nicht geschlagen werden sollen. Unter Schläge verstehe ich aber "Prügel", d.h. wenn rohe Gewalt angewendet wird. Aber ein Schlag auf die Finger kenne ich aus meiner Kindheit und wenn ich Kinder hätte, wüsste ich nicht ob ich das auch machen würde. Wäre das dann gleich falsch? Das Thema ist echt arg schwierig. Ich muss gestehen, dass ich arge Zweifel habe, ob ich in unserer heutigen Leistungsgesellschaft überhaupt Kinder in die Welt setzen möchte...


    Und dann beschäftigt mich noch folgendes: In der Generation meiner Großmutter väterlicherseits gab es zwei Selbstmorde (Gründe angeblich unbekannt), mein Dad selbst leidet unter Depressionen, da mache ich mir regelmäßig Sorgen, ob es mich auch treffen könnte? :-(

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Witzigerweise hat mich die Erzieherin im Kindergarten darauf angesprochen, dass das Buchdoktorkind immer wüsste, was es wollte. Wenn es sich ein blaues Blatt Papier ausgesucht hat, hat es in Blau gefaltet und nicht eine Minute später - schreiend - beschlossen, dass es lieber Rot hätte. Kind und ich waren damals beide der Meinung, das wäre kein außergewöhnliches Verhalten. Da "man" doch weiß, welche Farbe man will, gäbe es nichts zu Schreien.


    Sollte ich mal ein Kind haben, dann hole ich mir bei dir Tipps. :lache

  • Zitat

    Original von nicigirl85
    Ich komme mir immer komisch vor mich bei anderen einzumischen, wenn ich zu bestimmten Methoden mich in irgendeiner Form äußere. Wenn Kinder von ihren Eltern im Supermarkt angeschrien werden, wie soll man da reagieren? Das Ganze ist doch aus dem Zusammenhang gegriffen. Wenn das Kind dem Erwachsenen die ganze Zeit auf der Nase rumtanzt, ist es dann nicht normal, dass die Eltern vielleicht mal die Nerven verlieren? Mir ist es lieber, wenn Eltern etwas sagen (notfalls schreien) als wenn Eltern ihre Kinder als Sirenen durch den Laden rennen lassen.


    Hier wurde ja schon als mögliche Lösung angeboten, die Mutter anzulächeln, das Kind abzulenken oder ähnliches. Eingreifen würde ich nur bei körperlicher Gewalt oder bei einem so extremen Beispiel, wie ich es im Buch beschrieben habe (der Vater, der seinen elfjährigen Sohn grundsätzlich beschimpfte.)


    Zitat

    Zum Thema schlagen habe ich auch so meine Gedanken: Ist ein Schlag auf die Hand dann schon zu viel? Es ist ja immer die Rede davon, dass Kinder nicht geschlagen werden sollen. Unter Schläge verstehe ich aber "Prügel", d.h. wenn rohe Gewalt angewendet wird. Aber ein Schlag auf die Finger kenne ich aus meiner Kindheit und wenn ich Kinder hätte, wüsste ich nicht ob ich das auch machen würde. Wäre das dann gleich falsch?


    Wie gesagt, Fachleute stehen der Aussage "nur ein Klaps" skeptisch gegenüber. Die sind dafür, auch da eine andere Lösung zu finden.


    Zitat

    Das Thema ist echt arg schwierig. Ich muss gestehen, dass ich arge Zweifel habe, ob ich in unserer heutigen Leistungsgesellschaft überhaupt Kinder in die Welt setzen möchte...


    Andererseits - gab es je eine Zeit, die besser war? Viele von uns sind dankbar dafür, dass ihre Vorfahren selbst in der Kriegszeit Kinder bekommen haben, sonst wären sie heute nicht am Leben. Ich kenne wunderbare, glückliche Kinder, die heute etwa Zwanzig sind. Sie gehen ihren Weg, lieben das Leben und seine Möglichkeiten - weil sie früh bekommen haben, was ein Kind stark und widerstandsfähig macht.


    Zitat

    Und dann beschäftigt mich noch folgendes: In der Generation meiner Großmutter väterlicherseits gab es zwei Selbstmorde (Gründe angeblich unbekannt), mein Dad selbst leidet unter Depressionen, da mache ich mir regelmäßig Sorgen, ob es mich auch treffen könnte? :-(


    Da sind die Forscher sich recht einig: Die Wahrscheinlichkeit, selbst zu erkranken, hängt sowohl von den Genen als auch von der Umwelt ab. D.h. jemand, der weiß, dass er da eine familiäre Vorbelastung gibt, sollte einfach ein bisschen besser auf sich aufpassen und rechtzeitig die Reißleine ziehen, wenn man merkt, dass man in einer Lebenssituation steckt, die einem nicht gut tut. Ausreichend Entspannung, Interessen, Freunde sind das beste Gegenmittel. Und wenn man merkt, man steckt seit ein paar Wochen in einem Stimmungstief, sollte man nicht so so lange wie die meisten anderen Menschen warten, um sich Hilfe zu holen.

  • Der abschließende Abschnitt habe ich jetzt auch noch schnell gelesen ;)


    Ich fand es gut das hier mal das Problem von Psychotherapie und die damit verbundenen Voruteile angesprochen werden. Ich selber habe zwar noch keine gemacht, aber hätte auch keine Probleme damit Hilfe in Anspruch zu nehmen. (Sofern es den möglich ist einen Platz zu bekommen ohne sich vorher aus dem Dritten Stock zu stürzen oder damit zu drohen)
    Es ist doch eigentlich auch ein Zeichen von Stärke nach Hilfe zu bitten und diese anzunhemen.


    Ich bin der Meinung das viele Ärzte zum schlechten Ruf beitragen, weil man Therapie auch oft mit Psychopharmaka in Verbindung bringt. Und diese zum Teil wie Zuckerbonbons verschrieben werden.
    Und tatsächlich wurde es mir schon von einem Arzt angeboten. Aber ich denke in den meisten Fällen sollte die Ursache des Problems ermittelt werden und Strategie erlernt werden um in solchen Sitation zu reagieren. Nur Tabletten sollten doch eigentlich keine Lösung sein. (Ausnahmen sind hier natürlich schwerwiegende psychische Erkrankungen, darüber möchte und kann ich mir kein Urteil erlauben)


    Und sich und sein Verhalten zu ändern ist nun mal nicht mit einer Zauberpille zu beheben.

    Das Buch ist wie eine Rose, beim Betrachten der Blätter öffnet sich dem Leser das Herz.


    (Sprichwort aus Persien)


    LG büchervamp :flowers


    Ihr findet mich auch bei Instagram besucht mich mal

  • Ich bin schon länger durch, aber irgendwie ist alles freizeitmäßige versumpft, da ich Klausuren und Arbeitsstress hatte.



    Zitat

    Original von büchervamp



    Ich fand es gut das hier mal das Problem von Psychotherapie und die damit verbundenen Voruteile angesprochen werden. Ich selber habe zwar noch keine gemacht, aber hätte auch keine Probleme damit Hilfe in Anspruch zu nehmen. (Sofern es den möglich ist einen Platz zu bekommen ohne sich vorher aus dem Dritten Stock zu stürzen oder damit zu drohen)
    Es ist doch eigentlich auch ein Zeichen von Stärke nach Hilfe zu bitten und diese anzunhemen.


    Ich habe auch schon überlegt zur Therapie zu gehen, erst einmal aus purem Interesse. Ich würde so etwas einfach gerne mal testen. Meiner Tante scheint es sehr zu helfen und ich hatte immer große Selbstzweifel und Schüchternheit. Allerdings bin ich aktuell sehr gefestigt, weswegen ich eine Therapie derzeit nicht machen würde. Leider ist dieses Thema bei uns (zumindest mütterlicherseits) sehr verschrien. Da ist man dann gleich "gestört", "gehört eingewiesen" etc.


    Diese Leserunde fand ich aber sehr hilfreich und auch aufschlussreich! Vielen Dank! Ich hoffe, dass ich auch bald eine Rezi schaffe, aktuell weiß ich arbeitsmäßig nicht wo mir der Kopf steht. :-(

  • Zitat

    Original von hasewue
    Leider ist dieses Thema bei uns (zumindest mütterlicherseits) sehr verschrien. Da ist man dann gleich "gestört", "gehört eingewiesen" etc.


    Jaja, der Klassiker. Zum Glück bekomme ich von diesen Leuten nur erzählt. Wenn sie mir selbst über den Weg laufen, behalten sie diese Meinung offenbar für sich.
    Und das ist auch gut so. Bevor der Erste das zu mir sagt, möchte ich unbedingt einen Rechtsanwalt konsultiert haben, der mir sagen kann, was es schlimmstenfalls kosten könnte, wenn ich zu jemandem sage: "Entschuldigung - kann es sein, dass Sie dumm sind?" :grin
    Nicht nur für diesen Fall. Ist ja grundsätzlich interessant, mal zu wissen, was das kosten könnte. :grin


    Zitat

    Diese Leserunde fand ich aber sehr hilfreich und auch aufschlussreich! Vielen Dank! Ich hoffe, dass ich auch bald eine Rezi schaffe, aktuell weiß ich arbeitsmäßig nicht wo mir der Kopf steht. :-(


    Dann wünsche ich Dir, dass es bald etwas weniger stressig wird! :liegestuhl


    Und nutze ansonsten die Gelegenheit, mich noch einmal bei euch für diese wunderbar lebendige Leserunde zu bedanken und natürlich auch bei Wolke, die sie möglich gemacht hat! :knuddel1


    Und selbstverständlich stehe ich für weitere Beiträge und Fragen jederzeit parat!

  • Zitat

    Original von Katerina
    Und selbstverständlich stehe ich für weitere Beiträge und Fragen jederzeit parat!


    Das ist gut zu wissen. Sobald ich meine streikbedingt noch "unterwegsen" Leserunden- und Leihbücher gelesen habe, lese ich die beiden Vorläufer. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer


    Das ist gut zu wissen.


    Ich wohn doch hier. :grin

    Zitat

    Sobald ich meine streikbedingt noch "unterwegsen" Leserunden- und Leihbücher gelesen habe, lese ich die beiden Vorläufer. :wave


    Die freuen sich darauf!
    Und was die Post betrifft: Ich genieße es gerade auch, endlich nach und nach die Sachen zu bekommen, auf die ich seit Wochen warte. (Teilweise auch echt wichtige. In der Praxis beispielsweise Unterlagen, ohne die ich keine Anträge schreiben kann. :-()

  • Zitat

    Original von Katerina
    Bevor der Erste das zu mir sagt, möchte ich unbedingt einen Rechtsanwalt konsultiert haben, der mir sagen kann, was es schlimmstenfalls kosten könnte, wenn ich zu jemandem sage: "Entschuldigung - kann es sein, dass Sie dumm sind?" :grin
    Nicht nur für diesen Fall. Ist ja grundsätzlich interessant, mal zu wissen, was das kosten könnte. :grin!


    Etwa anderthalb Stunden Zeit. Du wirst von der Polizei zu einer Aussage gebeten, dort gehört, erzählst die Geschichte aus deiner Sicht und der Staatsanwalt stellt das Vefahren ein. (Wahrscheinlichkeit 98%).

  • So, jetzt bin ich mit dem Buch durch und auch der letzte Abschnitt war nicht ganz ohne. :grin


    Dass es für Kinder wichtig ist, jemanden wie eine "zwölfte Fee" zu haben, wenn es sonst nicht so läuft, das hab ich schon öfter gehört und finde das auch logisch. Aber obwohl ich weiß, dass gerade bei Kindern auch winzige Ereignisse Spuren hinterlassen können, hab ich vielleicht bestimmtes "einmaliges Eingreifen" bisher nicht so bedeutend gesehen. Es ist schon erstaunlich (und vielleicht auch gut sich in Erinnerung zu rufen), wie viel ein für einen selbst "unbedeutendes" Eingreifen letztendlich für ein Kind ändern kann.


    Was mich ein wenig "gestört" bzw. an meinen Erwartungen "vorbeigeschrammt" ist, war der Abschnitt "Warum wir so wenig über uns selbst wissen". Ich beschäftige mich relativ viel (vielleicht auch zuviel) mit meinem Inneren und warum ich auf bestimmte Ereignisse, Verhaltensweisen, Menschen,...reagiere, wie ich es tue. Manchmal weiß ich es nicht. Manchmal weiß ich es und es hilft mir weiter. Manchmal weiß ich es und es nützt erstmal wenig, weil ich das so einfach nicht ändern kann. So oder so - es interessiert mich. Es interessiert mich auch bei anderen, aus verschiedenen Gründen. Aber sehr viele Menschen finden dies überflüssig - solange es für sie läuft im Leben, sind sie da eben nicht so neugierig wie ich. Und wenn es mal nicht läuft, finden bzw. versuchen sie oft andere Wege als in sich hineinzuhorchen. Ich verstehe das nicht, weil es meiner Neugier widerspricht. Aber ich kann ja schlecht jedem meine Sicht aufzwingen.


    Diese Frage, warum wir so wenig über uns wissen, würde ich aber aufteilen - zum einen ist das Wissen darüber, wie wichtig die ersten Lebensjahre sind, wohl wenig verbreitet. Okay. Find ich schade. Verstehe ich nicht, dass es noch nicht in den Köpfen ankam. Aber braucht leider wohl immer noch seine Zeit, vielleicht auch "Beweise" oder es kommt nie richtig an. Was weiß ich. Zum anderen aber - und das ist die für mich zumindest spannendere Frage - warum beschäftigen wir uns so wenig mit uns? Mir begegnen viele Menschen, die andere für ihre eigenen Gefühle verantwortlich machen statt zu gucken, warum sie denn jetzt das empfinden, was sie empfinden. Und zu merken, dass es oft gar nicht mit der aktuellen Situation zu tun hat oder dem jeweiligen Menschen, sondern eher mit alten Situationen und Gefühlen. Gut, vielleicht ist es auch einfacher andere "für sein Leid" verantwortlich zu machen. "Du machst mich wütend" sagt sich eben doch leicht, dann ist eben der andere "schuld" (wobei ich dieses Wort nicht mag).
    Naja, und in diesem Abschnitt wird eben angesprochen, ob die "Skepsis" (oder was auch immer) evtl. damit zusammenhängt, dass es immer noch Vorurteile gegenüber Psychologen und Psychotherapeuten gibt. Und dann folgte lange Abhandlung über diese Vorurteile, über Psychologie als Naturwissenschaft usw.
    Also, ich bin da im Großen und Ganzen der gleichen Meinung wie die Autorin - Psychologen versuchen vieles wissenschaftlich zu beweisen, damit das auch ernst genommen wird. Leider bleibt es so - vom kaputten Knochen hab ich gute Röntgenbilder, mit der Psyche ist es trotz vieler bildgebender Verfahren leider nicht so einfach. Auch glauben viele "Hobbypsychologen", dass sie ja soviel Ahnung haben und Psychologen und Therapeuten nur "schwafeln". Fairerweise muss man sagen, dass es vielen anderen Berufen auch so geht (ich weiß nicht, ob z.B. Lehrer da soviel besser dran sind :lache). Die Sicht der Welt auf die Psychologen und Psychotherapeuten regt mich so oft und so sehr auf, dass ich durchaus nachvollziehen kann, dass die Autorin da "etwas gereizt" erscheint und ihren Unmut niederschreibt. Seh ich alles genauso.
    Nur ist das für mich persönlich als Erklärung, warum wir so wenig über uns wissen, etwas zu kurz gegriffen. Und ich hätte mir auch andere Gedankenanstöße gewünscht als diesen hier. Die Frage der Patientin, warum das in der Schule nicht so gelernt wird, find ich berechtigt. Große Theorien und viel Einzelwissen wird in der Schule nicht in den Lehrplan passen. Und sicher gibt es auch Schulen, an denen es Psychologie als Wahlfach gibt. Dennoch finde ich, dass viele Menschen das Thema der Selbstreflexion zu wenig beachten und ihr Verhalten zu wenig hinterfragen. Und ich fände es schön, wenn solche Themen in der Schule und auch in der Gesellschaft mehr Anklang finden würden. Wie oft lästern wir über das Verhalten bestimmter Menschen, ohne sich zu fragen, warum sie so sind. Wie oft reagieren wir gereizt und wissen nicht so genau, warum. (Und ich behaupte, sowohl uns als auch unseren Mitmenschen würde dieses Wissen nutzen.) Wie oft kann jemand gar nicht so genau sagen, was er gerade empfindet und warum?


    Ich habe von den meisten Menschen, die eine Psychotherapie machen, gehört, dass das eigentlich jeder mal machen sollte. Natürlich ist das auch eine Frage der Kosten und es könnte sein, dass unser Gesundheitssystem endgültig zusammenbrechen würde, wenn jeder eine Therapie macht. Aber es muss ja nicht gleich eine Therapie sein. Etwas über sich erfahren kann man auch auf ganz andere Art und Weise, ohne dass es einem dafür so schlecht gehen muss, dass man einen Therapeuten aufsucht.


    Okay...jetzt schweif ich ab. :grin


    Insgesamt ein sehr interessantes Buch, auch wenn ich für mich wieder so richtigen roten Faden suche und noch ein wenig nachdenken muss. Kann aber auch sein, dass ich mir einfach bei dem Titel etwas anderes vorgestellt habe und nicht damit gerechnet habe, dass es so viel über die ersten Lebensjahre geht. :lache

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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