'Das Buch, in dem die Welt verschwand' - Seiten 207 - 307

  • Der Hinterhalt gegen den "Hintermann" der Überfälle schlägt fehl -- der Mann zerschießt sich das Gesicht, ist damit nicht mehr identifizierbar. Di Tassi, der den Toten auf der Suche nach Geheimnissen ausweidet, ergeht sich in seinen Verschwörungstheorien, während Röschlaub mehr über das Mädchen, Magdalena, herausfinden möchte (allerdings vorwiegend aus eigenem Interesse). Dabei stellt sich heraus, daß sie die Schwester eines in die Angelegenheit verwickelten ist.


    Di Tassi verdächtigt einen mächtigen Grafen, zu den Verschwörern zu gehören. Röschlaub glaubt zwar nicht daran, aber da er inzwischen für Di Tassi arbeitet, bleibt ihm nichts anderes als mitzugehen, und das Mädchen braucht man ja für eine mögliche Gegenüberstellung.
    Eine heimliche Inspektion des angeblichen Verschwörertreffpunkts auf dem Grund und Boden des besagten Grafen ergibt nichts, statt dessen gerät Röschlaub in die Händer der Soldaten dieses Mächtigen und wird bis zur Bewußtlosigkeit geprügelt -- als er wieder erwacht, hat Di Tassi den hohen Herrn schon von jedem Verdacht freigesprochen. Sehr merkwürdig, diese Wende ...


    Überhaupt verliert Röschlaub allmählich den Boden unter den Füßen. Di Tassis Theorien sind verwegene Luftnummern auf der Basis einiger Indizien, die sich bald so, bald anders kombinieren und auslegen lassen lassen. Mit Magdalena kommt es zwar zu einer Annäherung, aber auch sie bleibt verschlossen.


    Mein lieber Herr Di Tassi, wenn dieser Lizenziat der Medizin man bloß nicht anfängt, richtig zu kombinieren ... Der Nürnberger Verleger war offenbar näher an des Rätsels Lösung als jeder andere bislang: Da soll doch etwas an seiner Ausbreitung gehindert werden -- ein Buch.
    Das Buch, das im Titel gemeint ist? Aber welches Buch wäre das?


    Hmmm ... da fällt mir eigentlich nur eines ein ...
    Aber ich halte jetzt die Finger still, sonst verderbe ich noch jemandem den Spaß! :lache

  • Die tolle Geschichte hat dich ja erwischt!
    Röschlaub heißt er.
    Aber ich nenne ich auch bloß Nicolai, sicherheitshalber. Ich habe auch immer solche Probleme mit den Namen.... :grin

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Nein, übertrieben brutal finde ich die Szenen auch nicht - sie werden ja eigentlich mehr angedeutet als bis in alle Einzelheiten beschrieben. Den Rest erledigt die Phantasie des Lesers - und das finde ich gut!


    Was fällt mir sonst spontan zu den Seiten 200 - 300 ein?


    Tcha, die Geschichte entwickelt sich! Die geheimnisvolle Frau, die Nicolai so fasziniert, beginnt endlich zu sprechen - allerdings wird deswegen nicht weniger geheimnisvoll. Irgendwie spürt man als Leser einfach, das mehr hinter Magdalena steckt, als eine verstörte Frau die zufällig ein schreckliches Verbrechen mit ansehen musste.


    Nicolai lässt sich weiter mit di Tassi ein, obwohl mir schon klar ist, er tut das nicht wirklich, weil er meint, di Tassi unterstützen zu müssen. Di Tassi ist ihm eigentlich eher unverständlich, er weiß nicht so genau, was er von ihm halten soll (ich übrigens auch nicht). Aber da ist Magdalena und für die fühlt Nicolai sich verantwortlich. Um sie zu schützen, würde er vieles auf sich nehmen ...


    Langsam wird die Geschichte selbst immer vielschichtiger und ich muss zugeben, jetzt setzt für mich der Zeitpunkt ein, wo ich schon mal hänge. Es passiert eben sehr viel - und vieles wird nicht einmal sofort erklärt, sondern mehr angedeutet. Es ist schon alles ziemlich verworren und geheimnisvoll. Aber vielleicht ist dieser Eindruck ja sogar ein bißchen so gewollt - dadurch kann ich als Leser mich wirklich sehr gut an die Stelle von Nicolai denken, der irgendwo genauso einen verwirrten Eindruck macht wie ich. (Nur ich habe den Vorteil - ich kann manche Sachen einfach noch mal nachschlagen oder ein zweites und drittes mal lesen ;-) )

  • Warum tut Magdalena so geheimnis voll zu Nicolai? Sie fragt ihn wiederholt, wen er vertraut und ob er DiTassi vertraut.
    Also ich vertrauen keinem von beiden - bisher!

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Du vertraust keinem?
    Nicolai war von Anfang so nett und zugänglich, an dem hatte ich nie Zweifel.
    Ich war beim Lesen so neugierig auf Magdalena.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Nicolai ist auch der einzige im Buch, den ich von Beginn an vertraut habe - er kommt irgendwie so ehrlich und offen rüber. Ich glaube allerdings auch nicht, das "Lesebiene" Nicolai meinte, dem sie mißtraut, sondern Magdalena und Di Tassi - und die beiden waren ja nun von Beginn an geheimnisvoll genug, um ihnen nicht voll zu vertrauen ...

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Warum tut Magdalena so geheimnis voll zu Nicolai? Sie fragt ihn wiederholt, wen er vertraut und ob er DiTassi vertraut.
    Also ich vertrauen keinem von beiden - bisher!


    Ich denke, Magdalena möchte einfach nur wissen, auf welcher Seite Nicolai steht und vielleicht auch, ob sie ihm vertrauen kann.


    Ich finde auch, daß beide (Di Tassi und Magdalena) etwas zu verbergen haben. Und Nicolai wird unwissend in die ganze Geschichte hineingezogen.


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    magali: Magdalena und DiTassi traue ich nicht.


    Nicolai erscheint mir ein ganz ehrliche Haut, etwas naiv aber das mag mit der damalige Zeit zusammenhängen.


    Ja, ich habe es beim zweiten Lesen dann auch mitgekriegt, war wieder mal zu schnell. :grin


    Ich finde Magdalena faszinierend und Di Tassi ebenso, aber trauen würde ich dem auch nicht. Ich hatte hier schon den Eindruck, daß er nicht mal die Hälfte von dem sagt, was wirklich abgeht und daß er beim Rest nicht ehrlich ist.

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    K. Kraus

  • Und zum 3. Teil oder 2.Hälfte des 2. Teiles


    Sehr gut gefallen hat mir Nicolais Erklärung vom Zusammenhang zwischen Krankheitserreger und Immunsystem am Beispiel des wilden Wolfes und gezähmten Hundes. Ein netter Einfall.


    Nicht verstanden habe ich mal wieder:


    Zitat:
    Er hatte keine Übung in den komplizierten Überlegungen des Herzens. Es reflektierte sich damit so ganz anders als mit dem Kopf. Er war daran gewöhnt, widersprüchliche Gedanken zu lösen, indem er sie einer höheren Wahrheit zuführte, von der aus gesehen der Widerspruch keiner mehr war. Doch die Widersprüche, die er jetzt in seinem herzen spürte, führten zu keiner höheren Wahrheit - sondern zu einer tieferen. Sie betrafen nicht die Welt - sondern ihn.
    Zitat-Ende


    Ist es so zu verstehen, dass ein Hartz IV-Empfänger seine Situation zwar ungerecht empfindet, aber wenn er sie aus der Sicht der Staatskassen (höhere Wahrheit) sieht, als einzig mögliche Handlung??


    Einen herrlichen Einblick in das Aufeinanderprallen von „Alt" und „Neu" bzw. „bekanntes" und „unbekanntes" liefert die Rede Di Tassis. Es hört sich stellenweise an, wie Bush und seine Administration vor dem 2. Irakkrieg.


    Und die Sequenz: „Unsere Fürsten möchten dienen, und nicht herrschen.. Welch irrwitzige Idee". Höre ich da kräftigen Applaus unserer Politik- und Wirtschaftsmagnaten???


    Nicolais Deutung des Gemäldes, die Vertreibung aus dem Paradies.
    Neu ist mir dabei, dass mit der Annahme des Geschenkes des Feuers, der Verlust der Fähigkeit in die Zukunft zu blicken verbunden war. Wobei mir die Lucifer-Legende nur aus zweiter Hand bekannt ist. Aber ein interessanter Aspekt zum slbler mal nachlesen.


    Einen kleinen Hänger hat für mich die Geschichte bei der Durchsuchung des Felsengartens und deren Ausgang. Bisher scheint es nur zur richtigen Entflammung von Nicolais Wut und Hass und der Trotzreaktion der Flucht mit Magdalena zu führen.


    Ansonsten jagt ein Bild, eine neue Information die andere, wirkt aber nie aufgepropft, wie häufig bei Gegenwarts-Thrillern, sondern alles wie organisch gewachsen.


    Ist aber definitiv bei der Fülle der offenen Rätsel kein Buch für einen „30-Seiten-pro-Tag-Takt". Habe es letztes Jahr schon einmal angefangen, aber ungefähr hier abgebrochen (wie ein lesezeichen zeigte), da ich diesen Lesetakt hatte und einfach die Zusammenhänge nicht mehr auf die Reihe bekam.


    LG Dyke - der jetz am Ball äh.. Buch bleibt

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Original von dyke
    Ist aber definitiv bei der Fülle der offenen Rätsel kein Buch für einen „30-Seiten-pro-Tag-Takt". Habe es letztes Jahr schon einmal angefangen, aber ungefähr hier abgebrochen (wie ein lesezeichen zeigte), da ich diesen Lesetakt hatte und einfach die Zusammenhänge nicht mehr auf die Reihe bekam.


    Hmmm..... :gruebel ich glaube, ziemlich genau in der Situation bin ich gerade. Ich lese zwar weiter, aber kapiere nicht wirklich, und so hänge ich ein bisschen durch. Ganz so tiefsinnig wie Iris und magali lese ich natürlich sowieso nicht, aber ich hab wohl im Moment zu viel anderes um die Ohren. Ist irgendwie schade für das Buch...

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • MaryRead, ich glaube nicht, daß man Das Buch ... so "tiefsinnig" lesen muß. im Gegenteil denke ich, daß es einer von den Romanen ist, wo das Rudern über den Teich schon sehr viel Spaß macht, viele Leser gar nicht sehen, wie tief das Wasser unter ihnen ist und wieviele Fische da unten herumschwimmen, aber das macht auch gar nichts, denn oben ist es auch sehr schön!

  • Zitat

    Original von dyke
    Und zum 3. Teil oder 2.Hälfte des 2. Teiles


    Sehr gut gefallen hat mir Nicolais Erklärung vom Zusammenhang zwischen Krankheitserreger und Immunsystem am Beispiel des wilden Wolfes und gezähmten Hundes. Ein netter Einfall.



    Ja, diesen Vergleich fand ich auch sehr gelungen :-)
    Hat mir gut gefallen.


    Zitat

    Original von Lesebiene


    Nicolai erscheint mir ein ganz ehrliche Haut, etwas naiv aber das mag mit der damalige Zeit zusammenhängen


    Stimmt, er wirkt ziemlich naiv, aber ich glaube auch, dass das an der damaligen Zeit liegt und er ja auch noch recht jung ist.


    Zitat

    Orignal von Iris


    MaryRead, ich glaube nicht, daß man Das Buch ... so "tiefsinnig" lesen muß. im Gegenteil denke ich, daß es einer von den Romanen ist, wo das Rudern über den Teich schon sehr viel Spaß macht, viele Leser gar nicht sehen, wie tief das Wasser unter ihnen ist und wieviele Fische da unten herumschwimmen, aber das macht auch gar nichts, denn oben ist es auch sehr schön!


    Da kann ich mich dir nur anschließen. Ich bin sicher auch kein Leser, der besonders "tiefsinnig" liest, schon deshalb, weil ich beim Lesen ständig von meinen Kindern unterbrochen werde, aber dieses Buch macht trotzdem Spaß und ich habe bisher auch noch keine Probleme gehabt am Ball zu bleiben und glaube eigentlich auch, dass ich trotz der vielen Fragen und Rätsel noch halbwegs den Durchblik habe.