'Schundroman' - Kapitel 18 - 32

  • Was der Autor da schreibt, ist eine Farce, und ich glaube, das so etwas gar nicht so einfach zu schreiben ist. Aber nach dem, was ich bisher gelesen hat, schaffte Kirchhoff das.


    Manchmal entlockt es mir ein Auflachen, wenn ich wieder eine neue Verkettung lese, mit der die Figuren einander verbunden sind.
    Die Nahtszene war auch dazu passend, so als stünde der Held auf, klopfe sich den Staub von den Klamotten und gehe weiter seinem Ziel entgegen.
    In der Selbsthilfegruppe kommen kurz mal ein paar philosophische Gedanken auf über Männlichkeit und Schmerz, wobei da auch aneinander vorbei geredet wird. Nicht, dass hier noch Sinnhaftigkeit aufkommt. Die Damen aus der Gruppe tauchen ab in einen Teich aus Kindheitssymbolik und das Aufdröseln von Metaphern, während Willem über etwas sehr Reales, Physisches spricht oder es dann doch lieber lässt. Schöne Szene.


    Ich vermute mal, dass der "Racheautor", von dem mal vermutet wurde, dass er den Kritiker aus Rache ermordet haben könnte, und dessen Name mir gerade nicht einfällt (Ollenbeck), Zidona ist, der Bekannte und Folterer aus der Jugend, von dem wir nun auch wissen, dass er Lou auf Willem angesetzt hat.
    Also, wenn man hier durchsehen will.... :chen

  • Was du da alles über die Szene mit der Selbsthilfegruppe schreibst :wow!
    Ich glaube, da bin ich zu schnell drüber und muss sie noch einmal genauer lesen.
    Mir ist da nix in Erinnerung außer, dass er da fix abhauen musste, weil Feuerbach angeradelt kam. Auch so eine total überzeichnete, aber irgendwie coole Szene wie die beiden da im Treppenhaus aufeinander treffen, der eine um Schreibzeug bittet und der andere ihm den Stift reichen will - bis sie endlich merken, wen sie da vor sich haben :grin.


    Zitat

    Was der Autor da schreibt, ist eine Farce, und ich glaube, das so etwas gar nicht so einfach zu schreiben ist. Aber nach dem, was ich bisher gelesen hat, schaffte Kirchhoff das.


    Ja, das glaube ich auch. So etwas zu schreiben ohne komplett lächerlich zu wirken, stelle ich mir schwierig vor. Dazu gehört mehr, als es auf den ersten Blick scheint.


    Erstaunlich fand ich auch, wie Feuerbach und Hold unabhängig voneinander die gleichen Schlüsse ziehen in Bezug auf einige Hintergründe, z.B. Busche und die Campus und die Sache mit der Notwehr etc.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Was du da alles über die Szene mit der Selbsthilfegruppe schreibst :wow!
    Ich glaube, da bin ich zu schnell drüber und muss sie noch einmal genauer lesen.
    Mir ist da nix in Erinnerung außer, dass er da fix abhauen musste, weil Feuerbach angeradelt kam. Auch so eine total überzeichnete, aber irgendwie coole Szene wie die beiden da im Treppenhaus aufeinander treffen, der eine um Schreibzeug bittet und der andere ihm den Stift reichen will - bis sie endlich merken, wen sie da vor sich haben :grin.


    Naja, muss ich die Szene noch mal lesen? Ich fand, dass sie etwas von Schwungrad hatte, nur dass der Effekt ausblieb. Diese punktuelle Anschneiden großer Probleme, die Selbstzerfleischung und die auch nur punktuell angedeuteten Ratschläge, die aber alle nur ins leere laufen, weil jeder in dieser Gruppe doch nur sich selbst verwirklichen, verbessern, bejammern lassen will...Willems Kommentare entlarven und schmettern ab, und schon ist er weg.


    Zitat


    Erstaunlich fand ich auch, wie Feuerbach und Hold unabhängig voneinander die gleichen Schlüsse ziehen in Bezug auf einige Hintergründe, z.B. Busche und die Campus und die Sache mit der Notwehr etc.


    Stimmt. Was mir noch auffällt, ist dass Hold "Willem" ist und Feuerbach immer nur "Feuerbach", selbst bei Helene, die ihn eigentlich vom Untermieter zum Liebhaber befördern möchte.

  • Zitat

    Stimmt. Was mir noch auffällt, ist dass Hold "Willem" ist und Feuerbach immer nur "Feuerbach", selbst bei Helene, die ihn eigentlich vom Untermieter zum Liebhaber befördern möchte.


    Ich glaube, er will das so.
    Ich kann mich an eine Stelle erinnern, an der Helen(e) oder Nola ihn mit Vornamen anspricht und er sofort abwiegelt und auf Feuerbach besteht.

  • Zitat

    Original von Lumos


    Ich glaube, er will das so.
    Ich kann mich an eine Stelle erinnern, an der Helen(e) oder Nola ihn mit Vornamen anspricht und er sofort abwiegelt und auf Feuerbach besteht.


    Jetzt, wo du es sagst, stimmt. Sehr aufmerksam. Das hatte ich nicht mehr auf dem Schirm.

  • Zitat

    Original von Clare



    Ich vermute mal, dass der "Racheautor", von dem mal vermutet wurde, dass er den Kritiker aus Rache ermordet haben könnte, und dessen Name mir gerade nicht einfällt (Ollenbeck), Zidona ist, der Bekannte und Folterer aus der Jugend, von dem wir nun auch wissen, dass er Lou auf Willem angesetzt hat.
    Also, wenn man hier durchsehen will.... :chen


    Interessante Idee, auch wenn ich mir Zidona so gar nicht als Autor vorstellen kann.


    Bei der Szene mit der Selbsthilfegruppe ist bei mir auch eher die Begegnung im Treppenhaus hängen geblieben.



    Ich finde auch, dass das dem Autor sehr gut gelingt.

  • Feuerbach ist doch Carl, oder?


    Am besten fand ich ja Kapitel 24. Das war das Interview mit der drallen Buchautorin Vanilla Campus. Hat Kirchhoff eigentlich reale Personen da verarbeitet? Ist das vielleicht Verona Feldbusch? Der tote Kritiker ist dann Marcel Reich-Ranicki usw. Ich finde das Buch genial. Nicht die Handlungen sind hier wichtig, sondern die Schreibweise.

  • Zitat

    Original von xexos
    Feuerbach ist doch Carl, oder?


    Am besten fand ich ja Kapitel 24. Das war das Interview mit der drallen Buchautorin Vanilla Campus. Hat Kirchhoff eigentlich reale Personen da verarbeitet? Ist das vielleicht Verona Feldbusch? Der tote Kritiker ist dann Marcel Reich-Ranicki usw. Ich finde das Buch genial. Nicht die Handlungen sind hier wichtig, sondern die Schreibweise.


    An die Feldbusch musste ich auch denken, auf MRR wär ich jetzt nicht gekommen, wobei es durchaus vorstellbar ist, dass der ein oder andere Autor keine allzu freundlichen Gefühle für ihn gehegt hat.

  • Zitat

    Original von xexos
    Feuerbach ist doch Carl, oder?


    Am besten fand ich ja Kapitel 24. Das war das Interview mit der drallen Buchautorin Vanilla Campus. Hat Kirchhoff eigentlich reale Personen da verarbeitet? Ist das vielleicht Verona Feldbusch? Der tote Kritiker ist dann Marcel Reich-Ranicki usw. Ich finde das Buch genial. Nicht die Handlungen sind hier wichtig, sondern die Schreibweise.


    Ich habe auch schon überlegt, ob man einen Bezug zu realen Personen herstellen kann.
    So richtig ist mir das nicht gelungen, an Reich-Ranicki hab ich auch gedacht, aber sonst drängt sich mir keiner auf. Da ruhen meine Hoffnungen auf meinen Mitlesern ;-).


    Auf die Feldbusch wäre ich nicht gekommen. Zu Vanilla finde ich spontan kein Pendant.

  • Zitat

    Original von Lumos


    Ich habe auch schon überlegt, ob man einen Bezug zu realen Personen herstellen kann.
    So richtig ist mir das nicht gelungen, an Reich-Ranicki hab ich auch gedacht, aber sonst drängt sich mir keiner auf. Da ruhen meine Hoffnungen auf meinen Mitlesern ;-).


    Auf die Feldbusch wäre ich nicht gekommen. Zu Vanilla finde ich spontan kein Pendant.


    RR war recht klar, wenn er es denn gemeint hat.
    Vanilla löste bei mit ganz andere Assoziationen aus, die zwar nicht ganz passten, aber sie kamen halt so. Und zwar musste ich an Eva Herrmann denken und ihren "Abgang" aus der Fernsehwelt.

  • Zitat

    Original von Clare
    Und zwar musste ich an Eva Herrmann denken und ihren "Abgang" aus der Fernsehwelt.


    Ich hatte zwar den Verdacht, musste aber googlen (https://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Herman): "Am 9. Oktober 2007 war Herman ... Gast in der Talkshow Johannes B. Kerners zum Thema Geschlechterrollen." Der Schundroman ist aber von 2002. ;-)

  • Zitat

    Original von xexos


    Ich hatte zwar den Verdacht, musste aber googlen (https://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Herman): "Am 9. Oktober 2007 war Herman ... Gast in der Talkshow Johannes B. Kerners zum Thema Geschlechterrollen." Der Schundroman ist aber von 2002. ;-)


    Was soll ich sagen...Ich habe nicht nachgesehen, wann das Buch geschrieben wurde.
    Und für die Assoziationen, die mich beim Lesen überkommen, kann ich doch nichts. :grin