Old School - John Niven

  • Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
    Verlag: Heyne Verlag (9. November 2015)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3453269454
    ISBN-13: 978-3453269453
    Originaltitel: Sunshine Cruise Company


    Inhaltsangabe:


    Susan und Julie sind gerade 60 Jahre alt geworden. Sie leben in einem kleinen Dorf in Südengland und sind seit der Schulzeit miteinander befreundet. Susan führt ein bürgerliches Hausfrauendasein, Julie lebt in einer Sozialwohnung und arbeitet als Aushilfe in einem Pflegeheim. Als Susans Ehemann Barry tot aufgefunden wird, offenbart sich, dass er ein surreales Doppelleben führte und Susan einen finanziellen Scherbenhaufen hinterlassen hat. Um nicht in die Altersarmut abzurutschen, greifen sie zu einer radikalen Lösung.


    Autoreninfo:


    John Niven, geboren in Ayrshire im Südwesten Schottlands, spielte in den Achtzigern Gitarre bei der Indieband The Wishing Stones, studierte dann Englische Literatur in Glasgow und arbeitete schließlich in den Neunzigern als A&R-Manager einer Plattenfirma, bevor er sich 2002 dem Schreiben zuwandte. 2006 erschien sein erstes Buch, die halbfiktionale Novelle "Music from Big Pink" über Bob Dylan und The Band in Woodstock. 2008 landete er mit dem Roman "Kill Your Friends" - einer rabenschwarzen Satire auf die Musikindustrie - einen internationalen Bestseller. John Niven schreibt außerdem Drehbücher. Er lebt derzeit in Buckinghamshire, England.


    Meine Meinung:


    Titel: Frauenpower deluxe - wer rastet, der rostet...


    Seitdem ich von John Niven "Straight White Male" gelesen habe, ist er für mich als Autor nicht mehr wegzudenken, da sein Stil etwas ganz Besonderes ist. So freute ich mich wie Bolle auf sein neustes Werk.


    In der Geschichte geht es dieses Mal um zwei beste Freundinnen, die bereits ein reifes Alter erreicht haben. Während Susan Frobisher bisher ein glückliches Leben als Hausfrau führte, hatte ihre Freundin Julie Wickham weniger Glück, denn sie lebt in einer Sozialwohnung und arbeitet als Aushilfe. Doch dann stirbt Susans Mann und ihr Leben verändert sich schlagartig. Kann ein Bankraub ihr Leben und das ihrer Freundin positiv verändern?


    Wer John Nivens Bücher kennt, der weiß dass der Autor alles direkt und ungeschönt beschreiben muss. Da darf auch mal erklärt werden, wie der Urin einzelner Patienten aussieht. Trotz des ernsten Themas gelingt es Niven eine ordentliche Portion Humor der Geschichte beizufügen, denn ich habe mich herrschaftlich amüsiert.


    Ein auktorialer Erzähler führt uns durch die überaus spritzige Handlung.


    Die dargestellten Charaktere sind alle sehr speziell und trotzdem kann man sich sowohl in Susan und Julie als auch in Jill und Ethel hervorragend hineinversetzen. Die Protagonisten sind mit Gefühl beschrieben und haben Tiefgang.


    Die Story regt zum Nachdenken an, denn beim Lesen fragte ich mich, ob ich in so einer Situation ähnlich handeln würde und ob ich es überhaupt könnte? Dem Autor gelingt es zudem sehr gut die Ängste der 60 plus Ladys darzustellen.


    Fazit: Wer auf skurrile Geschichten steht und dem Sarkasmus nicht abgeneigt ist, der sollte sich diese actiongeladene Verfolgungsjagd nicht entgehen lassen. Ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Genial!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Ich finde das Buch klasse. Die Geschichte gefällt mir sehr gut. Ich mag zum einen gerne Bücher über Roadtrips und zum anderen mag ich einfach die Art, wie John Niven schreibt, seinen derben Humor. Bezüglich seines derben Humors finde ich insgesamt jedoch, dass dieses Buch nicht mehr so derb wie z.B. "Kill your Friends", "Straight White Male" oder auch "Coma" ist. Wird Niven jetzt jugendfrei? :rofl

    Nur wo du zu Fuß warst,
    bist du auch wirklich gewesen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Eggi ()

  • Ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit ausgelesen - es aus der Hand legen war unmöglich.


    Was tut eine Frau, nicht mehr ganz jung, deren unspektakuläres aber geruhsames Leben von einem Tag auf den anderen völlig umgekrempelt wird, weil die teuren sexuellen Vorlieben des Ehemannes nicht nur zu seinem unerwarteten Ende, sondern auch zum finanziellen Ruin geführt haben?
    Aufgeben und als wenig willkommener Gast beim Sohn wohnen? Das kommt für Susan nicht in Frage und sie hat schnell einen Plan.
    Und Freunde und Freundinnen, die auch nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen und wenig zu verlieren haben.
    Gemeinsam setzen sie Susans Plan um und wie zu erwarten, geht einiges schief und es entwickelt sich eine spektakuläre Verfolgungsjagd mit teilweise unglaublichen Szenen.
    Als jugendfrei habe ich das Buch nicht gerade empfunden und Nivens Beschreibungen sind für empfindsame Gemüter bestimmt auch ein wenig derb.
    Allerdings geht es hier eher um rabenschwarzen Humor als um Schilderung von Gewalt als Selbstzweck.
    Oft habe ich schallend gelacht und war nur traurig, als das Buch zu Ende war.
    Was kann man mehr erwarten?


    Gelegentlich fühlte ich mich an die Bücher von Carl Hiaasen erinnert.

  • Ziemlich lahmer Sharpe-Lindsey-Abklatsch


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    Susan Forbisher sieht ihrem sechzigsten Geburtstag entgegen. Was sie nicht sieht, das ist das Doppelleben ihres Angetrauten Barry, hinter dessen Buchhalterfassade offenbar schon seit Jahren Dinge vorgehen, die man keiner Ehefrau wünscht, und sei sie auch noch so naiv. Aber als Barry dann bei SM-Spielchen in der heimlich angemieteten Londoner Kellerwohnung abnippelt, steht Susan vor dem Nichts. So, wie ihre beste Freundin Julie schon seit einer ganzen Weile, die ebenfalls fast sechzig ist und das Leben so lange gefeiert hat, bis es für eine gute Altersvorsorge zu spät war. Ironischerweise jobbt sie als Putze in einem Altersheim.


    Zusammen mit zwei anderen Freundinnen planen und verüben Susan und Julie deshalb einen Banküberfall, der verblüffenderweise gelingt und zur noch größeren Überraschung mit einer fetten Millionenbeute einhergeht. Aber den vier alten Damen ist umgehend die Polizei auf den Fersen, in Person des unter verdauungsgestörten und nicht sonderlich klugen Detective Boscombe und seines Helfers Wesley. Eine Odyssee beginnt, die bald nach Frankreich führt.


    Und äußerst vorhersehbar endet.

    John Niven hat ein paar herrlich anarchistische Romane vorgelegt, echte Hardcore, um den Namen des Heyne-Labels, das Niven in Deutschland veröffentlicht, auch mal zu erwähnen. Aber „Old School“ bietet eine überwiegend ziemlich lineare Handlung, eine überschaubare Anzahl unkonventioneller Ideen und recht viel Pipikakahumor, aber nicht von der wunderbaren Sorte wie in „Koma“, sondern eher den mit ungewolltem Dünnschiss in der Hose und irgendwo eingeklemmten Hoden. Dazu kommt eine Figurenschar, die weder richtig ans Herz wachsen will, noch ausreichend amüsiert, sondern eher ein bisschen langweilt, denn tumbe Polizisten haben andere Autoren vorher viel besser beschrieben, etwa Tom Sharpe in seinen früheren Jahren oder Douglas Lindsey in seinen ersten Romanen. Und die Mädels rund um Susan wollen nicht so recht zünden.


    Bleibt ein mäßig lustiger, durchschnittlich unterhaltsamer, selten origineller Roman, dessen Ende so überraschend ausfällt wie der Zeitpunkt des Fünf-Uhr-Tees. Der schwächste Niven bisher.