Der Hummelreiter Friedrich Löwenmaul - Verena Reinhardt (ab 10 J.)

  • Hardcover
    521 Seiten


    Rückentext:
    Von Anfang an ist Friedrich Löwenmaul, letzter Spross einer berühmten Familie von Hummelreitern, diese Mission nicht ganz geheuer: Zusammen mit Hieronymus Brumsel soll er im Auftrag von Ophrys, der Königin von Südwärts, den Norden des Landes ausspionieren - ein wildes Land, von dem Gefahr droht. Himmel noch mal! Wird es ihnen gelingen, alle Insekten und sonstige kuriose Kreaturen zu vereinen, um den großen Krieg von Skarnland zu verhindern?
    Ein irrwitzig spannender Abenteuerroman von dem tollkühnen Hummelreiter Friedrich Löwenmaul und der Hummel mit den goldenen Streifen, von gefährlichen Hornissen und zwielichtigen Seidenraupen.


    Über die Autorin:
    Verena Reinhardt, geboren 1983 in Wiesbaden, schreibt, seit sie ein Kind ist. Als Zehnjährige fand sie eine alte Schreibmaschine auf dem Sperrmüll und tippte fortan mit allen zehn Fingern in rasender Geschwindigkeit zahlreiche Romane und Kurzgeschichten, die aber niemals veröffentlicht wurden. Sie studierte Biologie und Anglistik in Mainz sowie in Birmingham/England und von 2011 bis 2014 promovierte sie über das Bestäubungsverhalten der Honigbiene. Während dieser Zeit schrieb sie, um eine Wette zu gewinnen, auch den "Hummelreiter". Ihre dritte Leidenschaft neben der Biologie und dem Schreiben gilt der Musik, sie spielt Lead-Gitarre in einer Punkband. Verena Reinhardt wohnt in Wiesbaden. "Der Hummelreiter Friedrich Löwenmaul" ist ihre erste Veröffentlichung.


    Meine Zusammenfassung:
    Friedrich Löwenmaul ist so etwas wie das schwarze Schaf seiner Familie. Alle seine Vorfahren waren berühmte und wagemutige Hummelreiter, er hingegen ist ein eher zurückgezogen lebender und etwas langweiliger junger Mann, dessen einzige Verbindung zum Hummelsport darin besteht die geerbten 23 Turnierpokale seines ruhmreichen Großvaters jeden Samstag abzustauben.
    Bis zu dem Tag, an dem plötzlich die sprechende schwarz-goldene Hummel Hieronymus Brumsel in sein Leben tritt, ihn kurzerhand in das südliche Teilreich „Südwärts“ des Landes Skarnland entführt (ein Land jenseits des Endmeeres), wo sich herausstellt, dass Hieronymus Chef des Geheimdienstes ist und zusammen mit Friedrich im Auftrag der bezaubernden Königin Ophrys losziehen soll um herauszufinden, ob vom nördlichen Teilreich – „Nordwärts“ – tatsächlich Kriegsgefahr droht. Noch ehe Friedrich sich versieht, wird er gegen seinen Willen als heldenhafter Hummelreiter gefeiert und auf die gefährliche und sehr abenteuerliche Mission geschickt, deren Verlauf mindestens so kurvenreich ist wie der Flug einer Hummel.


    Meine Meinung:
    Das erste, was mich zu diesem wunderbaren Buch hingezogen hat, war das hübsche und sehr fantasievoll gestaltete Cover mit Friedrich, Hieronymus und einigen Insekten, die hier ziemlich realistisch dargestellt sind. Passend zur Darstellungsweise in der Geschichte, in der auch meist sehr realistisch auf die jeweiligen Eigenheiten und körperlichen Besonderheiten dieser Tiere eingegangen wird (nicht umsonst hat die Autorin über Honigbienen promoviert). Im Buch selbst finden sich leider keine weiteren Illustrationen, wenn man von den eher Mustern gleichenden Trennseiten der drei Teile der Geschichte absieht. Durch die Magie, welche es in Skarnland gibt, können dort übrigens alle Tiere sprechen, was auch für Friedrich neu ist, sie aber im Übrigen nicht davon abhält einander weiter munter aufzufressen. Natur ist schließlich Natur.


    Friedrich und Brumsel sind einem sofort sympathisch, und neben der abenteuerlichen Geschichte mit einigen Wendungen die junge (und auch nicht mehr ganz so junge) Leser bestimmt bestens unterhalten wird, ist es vor allem der schelmisch-trockene Humor der mich begeistert hat: ob es der Onkel ist, der einen Sturz von der Hummel in einen 3-fachen Rückwärtssalto verwandelte (sich aber trotzdem dabei das Genick brach) oder die liebliche Königin, die Friedrich zuflötet, dass sie ihn in 10 verschiedenen Paketen nach Hause schicken würde, wenn er nicht tut was sie will, es gäbe viele Beispiele die ich hier nennen könnte.
    Auf der Seite des Verlages steht, dass das Buch ab 10 Jahren empfohlen wird, ich denke aber, dass in dem Alter vermutlich noch einiges was den Humor oder auch die politischen Anspielungen angeht nicht ganz verstanden wird.


    Das einzige, was mir ein bisschen negativ aufgefallen ist, war der Missbrauch einer Haschisch-ähnlichen Substanz die im Verlauf der Geschichte immer wieder auftaucht. Allerdings nimmt die Funktion der Substanz als richtige Droge zum Glück nicht viel Raum ein und ist damit immerhin verschmerzbar.


    Eine kleine persönliche Anmerkung noch zum Schluss: Sollte dieses Buch jemals verfilmt werden, so würde ich mir wünschen, dass es von der japanischen Animationsschmiede „Studio Ghibli“ produziert wird. Die vielen kleinen und liebevollen Details und schrulligen Figuren würden sehr gut zu deren Stil passen. :-)


    Fazit: Wer abenteuerliche und spannende Geschichten mit einem guten Schuss trockenem Humor und einer Menge fantasievoller sowie liebenswert-skurriler Figuren mag, sollte sich auf eine in der Nähe befindliche Hummel schwingen und über das Endmeer nach Südwärts fliegen. ;-)

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Weit mehr als nur ein Kinderbuch...


    Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um das Debüt der Autorin. Meine Aufmerksamkeit wurde vor allem durch das sehr spezielle Cover geweckt, bei dem man erst auf dem zweiten Blick hinter all den Ornamenten erkennt, dass jemand auf der Hummel sitzt. Gespannt begann ich mit der Lektüre, denn über Insekten habe ich noch nie ein Buch gelesen.


    In der Geschichte geht es um Friedrich Löwenmaul, der zur Dynastie der Hummelreiter gehört. Er soll zusammen mit Hummel Brumsel der Königin von Südwärts helfen. Wird es Friedrich gelingen den drohenden Krieg in Skarnland zu verhindern?


    Dieses Kinderbuch, welches sich auch herrlich als Erwachsener lesen lässt, besticht vor allem durch Ideenreichtum und einer ordentlichen Portion Humor. Während der gesamten Lektüre musste ich immer wieder schmunzeln und auch teilweise herzhaft lachen.


    Die dargestellten Charaktere sind sehr liebevoll und detailreich gezeichnet. Während Friedrich am Anfang noch recht ängstlich wirkt, wird im Laufe der Abenteuer schnell klar, dass mehr in ihm steckt. Besonders seine Cleverness sorgt dafür, dass Brumsel und er aus dem ein oder anderen Schlamassel wieder herauskommen. Hier ist wirklich gut spürbar wie sehr sich Friedrich im Laufe der Zeit mausert. Aber auch Hummel Hieronymus Brumsel ist einfach nur goldig. Mit seiner Vorliebe für Naschereien bringt er sich und unseren Helden öfter in die Bredouille als ihm lieb ist.


    Das Besondere an dem Buch ist wohl, dass hauptsächlich Kleintiere und Insekten wie Hornissen, Hummeln, Spinnen, Raupen, Mäuse und ähnliches als Akteure fungieren. Bisher hatte ich mich noch nie mit solchen Tieren beschäftigt, da ich sie meist als unangenehm empfinde, aber hier bekommt man eine völlig neue Sichtweise geboten. So viele interessante Informationen, besonders über Insekten, sorgen dafür, dass man sie mit anderen Augen sieht. Gerade für Kinder kann dies sehr hilfreich sein, um diese Tierchen als etwas Besonderes zu sehen und um keine Angst mehr davor zu haben.


    Die Handlung liest sich ansonsten wie ein richtiger Abenteuerroman, was mir sehr gut gefallen hat.


    Fazit: Ich habe atemlos gelesen, viel Neues dazu gelernt und herzhaft gelacht. Was will man mehr von einem Buch? Ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Genial!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Inhalt
    Friedrich Löwenmaul stammt aus eine Dynastie erfolgreicher und berühmter Hummelreiter. Doch Friedrich mag keine Hummeln und enttäuscht die Erwartungen seiner Familie. Die Hummel Hieronymus Brumsel hat keine Geduld mit Friedrichs Gezicke. Der junge Mann wird gebraucht im drohenden Krieg um das Königreich Südwärts. Das nicht einfache Verhältnis zwischen der lebenserfahrenen Hummel und dem unsportlichen Friedrich kann sich vermutlich jeder Leser vorstellen. Friedrich wurde in eine Versagerrolle gedrängt, vielleicht genießt er sein Dasein als Schwarzes Schaf der Familie sogar; denn Hummeln zu reiten, könnte so schweißtreibend wie gefährlich sein. Brumsel und sein Reiter kommen einer gigantischen Verschwörung auf die Spur, bei der Ameisenheere durch Manipulation ihres Geruchssinns als Söldner eingesetzt werden sollen.


    Mein Eindruck
    Verena Reinhardts Roman hat mich mit einer sehr witzigen Leseprobe angesprochen und imponierte mir mit seinem detailreichen Buchcover. In den einzelnen Waben hätte durchaus eine geheime Botschaft versteckt sein können. Angeboten wird die Geschichte aus der Welt der Lebewesen mit 6 oder 8 Beinen für Leser ab 10 Jahren. Auf den ersten Seiten wirken Friedrichs Erlebnisse noch, als könnten sie Leser aller Altersgruppen unterhalten und amüsieren. Ein Kinderbuch von 500 Seiten finde ich zwar gewagt, aber den Umfang von „Wunderbare Reise des Nils Holgersson mit den Wildgänsen“ schaffen einige geübte Grundschüler schon. Im Vergleich zu Lagerlöfs als Lehrstück für die Jugend konzipierten Text fehlen Reinhardts Hummelreiter jedoch wichtige Merkmale eines Kinderbuchs. Es wird sehr viel behauptet, nicht gezeigt, so dass Kinder sich in den alterslosen Friedrich nur schwer einfühlen können. Harry Potter z. B. oder Nils Holgersson sind deutlich als Kinder/Jugendliche zu erkennen, die stellvertretend für den jungen Leser Gefahren in der weiten Welt zu bestehen haben. Von Friedrich wird zwar behauptet, er wäre ein Jüngling, sein Verhalten zeigt mir das jedoch nicht. Was macht überhaupt einen Jüngling aus, wenn Hummeln und Ameisen eine doch sehr kurze Lebensspanne haben? Friedrich könnte ebenso gut ein 200 Jahre alter Gnom sein mit einer Vorliebe für lange Unterhosen. Friedrichs Rolle als Schwarzes Schaf wird behauptet, aber nicht gezeigt. Zur Identifikationsfigur für Kinder, mit der sie fühlen und fiebern können, taugt Friedrich meiner Ansicht nach kaum. Fehlt diese Möglichkeit, sind junge Leser nur schwer an ein Buch zu fesseln. Der Sprachwitz des Texts lässt Erwachsene zwar manches Mal schmunzeln, funktioniert jedoch nicht generationenübergreifend. Selbst wenn der Roman (realistischer) als Tierabenteuer für junggebliebene Erwachsene vermarktet würde, fehlt mir selbst als erwachsener Leser die Identifikation mit einer der Figuren (gern hätten das auch Brumsel oder eine erfahrene Ameisenkriegerin sein dürfen) und das Zeigen von Emotionen und Ereignissen statt des bloßen Behauptens.


    Fazit
    Als humorvolles phantastisches Tierabenteuer richtet sich Der Hummelreiter eher an junggebliebene Erwachsene als an Kinder ab 10.


    6 von 10 Punkten