'Das Scheißleben meines Vaters ...' - Seiten 128 - 190

  • Obwohl ich mit dem Abschnitt erst zur Hälfte durch bin, muss das Wort "Versager" schon mehr als ein Dutzend Mal gefallen sein. Es ist grausam, wie sehr Andreas verinnerlicht, was sein Vater ihm suggeriert. Ich muss nochmals auf meine eigene Erfahrung zu sprechen kommen: Ich kann eigentlich auch nichts wirklich gut, und trotzdem wurde mir über das "Er ist ein sehr kluger Junge" hinausgehend ständig eingeimpft, dass ich etwas ganz Besonderes bin. Das mag im Nachhinein unrealistisch sein, aber es hat mein Leben leichter und schöner gemacht.


    Wirlich überrascht und beeindruckt hat mich, wie Andreas mit seiner Mutter im Urlaub am See über Sexualität redet. Das hätte ich ihm halbwegs, seiner Mama aber niemals zugetraut. :wow


    Zum Durchatmen fand ich übrigens auch die Mordpläne, erst das Abbrennen des Hauses, dann das Gift. An welchem Punkt geht Notwehr in Heimtücke über?

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Ach ja, ich hätte da ein ganz persönliches Anliegen. Mir ist gerade klargeworden, dass ich soeben sieben Beiträge in eine bisher eher begrenzte Diskussion geblasen habe, und da ich über ziemlich wenig LR-Erfahrung verfüge, weiß ich nicht, ob ich damit möglicherweise nicht anecke. Es ist bestimmt nicht meine Absicht, hier zu dominieren oder zu lenken, aber da ich ab Sonntag wieder intensiv schreiben und somit wenig Gelegenheit zum Lesen und Posten haben werde, wollte ich mit einem Schlag loswerden, was mir zum Buch einfällt. Wenn ich mich lieber etwas zurückhalten sollte, sagt es mir bitte ehrlich - ich werde weder beleidigt sein noch mich aus der LR zurückziehen. :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von harimau
    Ach ja, ich hätte da ein ganz persönliches Anliegen. Mir ist gerade klargeworden, dass ich soeben sieben Beiträge in eine bisher eher begrenzte Diskussion geblasen habe, und da ich über ziemlich wenig LR-Erfahrung verfüge, weiß ich nicht, ob ich damit möglicherweise nicht anecke. Es ist bestimmt nicht meine Absicht, hier zu dominieren oder zu lenken, aber da ich ab Sonntag wieder intensiv schreiben und somit wenig Gelegenheit zum Lesen und Posten haben werde, wollte ich mit einem Schlag loswerden, was mir zum Buch einfällt. Wenn ich mich lieber etwas zurückhalten sollte, sagt es mir bitte ehrlich - ich werde weder beleidigt sein noch mich aus der LR zurückziehen. :wave


    Ich nehme an dieser LR zwar nicht teil, lese mir die Beiträge aber trotzdem durch. Das Buch habe ich so vor rd. 4 Jahren gelesen.


    Und ich finde es gut, wenn jemand seine Eindrücke hier schildert - und wenn das dann in 100 Beiträgen passiert, dann ist das doch völlig in Ordnung. Dafür ist eine LR doch da. Und wenn die Diskussion eher begrenzt ist, dann liegt es an den Teilnehmern - aber nicht an dem, der hier Beiträge schreibt.


    Zudem fand ich die Beiträge von Harimau sehr interessant; nicht nur eine dumpfe Wiederholung des Gelesenen.


    Nee, mein Lieber - bitte weiter so. Und wenn jemand meckert, dann bekommt er von mir eine intensive Kauleistenmassage (ist keine Drohung, nur ein Versprechen).

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Bitte, harimau, hör nicht damit auf. Geraden die Querbeet-Runden leben davon und machen sie so interessant und herausragend. Ich kann leider erst heute mit dem Buch beginnen, freue mich aber schon auf die Auseinandersetzungen damit und den Beiträgen hier. Obwohl freuen fast schon zu viel gesagt ist, ich befürchte, das wird nicht leicht für mich.


    Und falls du dich wunderst, wieso ich hier in diesem Abschnitt reinschaue, obwohl noch gar nicht soweit bin, ich war einfach zu neugierig, was Voltaire hier schreibt. :-)

  • Ich kann mich nur meinen Vorrednern anschliesswen. Ich bin froh das du es tust, so kommt mein kleines Hirn auch mal wieder ins denken. :-)


    LG WP :wave

    Man muß noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können - frei nach Nietzsche
    Werd verrückt sooft du willst aber werd nicht ohnmächtig - frei nach Jane Austen - Mansfield Park

  • Voltaire
    Hast du eventuell den Nachfolger auch gelesen? Wenn ja, wie fandest du ihn?


    edit:


    Andreas Altmann knüpft da an, wo sein Bestseller »Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend« aufgehört hat. Nie wieder zurück in die Provinz, das war klar, aber was will er wirklich? Die Antwort heißt: Leben. Länder und Ideen, Drogen und Frauen, Missetaten und Mönchstum. Altmann schildert seine Erfahrungen mit Schonungslosigkeit gegen sich selbst – und mit Leidenschaft und Witz.

    Man muß noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können - frei nach Nietzsche
    Werd verrückt sooft du willst aber werd nicht ohnmächtig - frei nach Jane Austen - Mansfield Park

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von WaterPixie ()

  • @ Voltaire, Saiya und WaterPixie: Vielen Dank für euer Feedback auf meine Frage. Dann mach ich so weiter. :-)

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zum Ende des Abschnitts gibt es ein weiteres Gespräch mit seiner Mutter, in dem er sie mit "peinlichen" Fragen zur Sexualität bedrängt, und wieder staune ich über seinen Mut, da er sich selbst doch ansonsten als ziemlich verklemmt darstellt. :gruebel


    Die Mutter macht mich echt fertig. Was für ein trauriges, vergeudetes Leben, aber sie hat durch Passivität eindeutig ihren Teil zu dessen Misslingen beigetragen. Ich weiß nicht genau, ob ich sie bedauern oder mit einem zynischen "selbst Schuld" beurteilen soll.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von harimau
    Zum Ende des Abschnitts gibt es ein weiteres Gespräch mit seiner Mutter, in dem er sie mit "peinlichen" Fragen zur Sexualität bedrängt, und wieder staune ich über seinen Mut, da er sich selbst doch ansonsten als ziemlich verklemmt darstellt. :gruebel


    Die Mutter macht mich echt fertig. Was für ein trauriges, vergeudetes Leben, aber sie hat durch Passivität eindeutig ihren Teil zu dessen Misslingen beigetragen. Ich weiß nicht genau, ob ich sie bedauern oder mit einem zynischen "selbst Schuld" beurteilen soll.


    Er ist zwar verklemmt aber er spricht auch immer wieider davon das er ein Spätzünder war. Und die Frauen waren für ihn ein Wunder bzw. Wundergeschöpfe.


    Beim Stöbern ist mir ein neues Buch von Andreas Altmann über den Weg gelaufen. Er hat über alle "seine" Frauen und wie sie ihm in seinem Leben beeinflusst haben ein Buch geschrieben. Seine Mutter kommt garantiert darin vor.


    ---
    Frauen sind für Andreas Altmann Wundergeschöpfe: anbetungswürdig und inspirierend. Doch auch rätselhaft und manchmal sogar furchteinflößend. Sein neues Buch ist den Frauen seines Lebens gewidmet, ganz gleich, ob es sich dabei um einmalige Begegnungen handelte oder längere Verbindungen und Freundschaften. Der Leser erfährt etwas vom mitreißenden und gelegentlich auch anstrengenden Drama zwischen Frau und Mann, es geht um bereichernde Erfahrungen, die Wunder der Liebe, aber auch um Enttäuschung, Lüge, Zurückweisung und Betrug. Es sind beglückende, aber auch traurige Momente dabei, beängstigend schwere und heiter-leichte, ja, aberwitzig lustige, die Andreas Altmann in seiner poetischen Sprache schildert. Denn ganz gleich, welcher Art die gemeinsame Erfahrung war, jede Frau war für ihn in gewisser Weise prägend und lehrte ihn etwas über sich selbst.

    Man muß noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können - frei nach Nietzsche
    Werd verrückt sooft du willst aber werd nicht ohnmächtig - frei nach Jane Austen - Mansfield Park

  • Habe gerade diesen Abschnitt zuende gelesen. Und im letzten Kapitel musste ich schmunzeln. Das erste bei diesem Buch, und ich glaube auch das letzte.

    Man muß noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können - frei nach Nietzsche
    Werd verrückt sooft du willst aber werd nicht ohnmächtig - frei nach Jane Austen - Mansfield Park

  • Diese intimen Diskussionen mit seiner Mutter hatten mich auch verwundert. Solche Gespräche führen bestimmt nicht viele Menschen, ich jedenfalls nicht. Eigentlich würde ich für so einen Umgang auch ein sehr inniges Verhältnis zwischen beiden voraussetzen. Aber vielleicht ist es hier gerade die ansonsten herrschende Distanz und Einsamkeit, die diese Offenheit ermöglicht?


    Beim Lesen habe ich dauernd die Frage im Kopf, warum sich Andreas nicht Hilfe von außen holt oder einfach wegläuft. Sein Onkel scheint doch aufgeschlossen zu sein. Aber statt mit ihm zu reden, hat er mehr Interesse an Aufklärungsgesprächen. Ich bin verwundert, dass ihn die Gewalt nicht viel mehr interessiert. Er muss aber doch auch ständig Wunden und blaue Flecke am Körper und im Gesicht haben?

  • Zitat

    Original von xexos


    An welcher Stelle denn, beim musikalischen Versuch?



    Korrekt! Als die Band ihren Auftritt hatte. Ich fand es klasse vom Publikum, dass sie die Band nicht ausgebuht haben. Ohne den ganzen Mist der Jungs zu kennen haben sie denen doch in gewisser Weise Respekt entgegengebracht, für ihren Mut, ihren Biss den Auftritt hinter sich zu bringen.

    Man muß noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können - frei nach Nietzsche
    Werd verrückt sooft du willst aber werd nicht ohnmächtig - frei nach Jane Austen - Mansfield Park

  • Zitat

    Original von harimau
    Obwohl ich mit dem Abschnitt erst zur Hälfte durch bin, muss das Wort "Versager" schon mehr als ein Dutzend Mal gefallen sein. Es ist grausam, wie sehr Andreas verinnerlicht, was sein Vater ihm suggeriert. Ich muss nochmals auf meine eigene Erfahrung zu sprechen kommen: Ich kann eigentlich auch nichts wirklich gut, und trotzdem wurde mir über das "Er ist ein sehr kluger Junge" hinausgehend ständig eingeimpft, dass ich etwas ganz Besonderes bin. Das mag im Nachhinein unrealistisch sein, aber es hat mein Leben leichter und schöner gemacht.
    ...


    Genau so soll es sein, genau das sollen Kinder von ihren Eltern tausendmal gesagt bekommen und spüren. Jedes Kind ist etwas ganz Einmaliges und Besonderes. Das Leben ist schon schwer genug. Ich freue mich so mit dir über deine Erfahrungen! :knuddel1


    Zitat

    Original von harimau
    ...
    Wirlich überrascht und beeindruckt hat mich, wie Andreas mit seiner Mutter im Urlaub am See über Sexualität redet. Das hätte ich ihm halbwegs, seiner Mama aber niemals zugetraut. :wow...


    Das hat mich auch erstaunt. Auch wenn die Mutter nicht viel an Erfahrungen beisteuern kann. Die innige Beziehung der beiden war für mich wie ein Durchatmen, auch wenn immer durchschimmert, wie seelisch kaputt diese einst so strahlende Frau nun ist.


    Zitat

    Original von harimau
    ...
    Zum Durchatmen fand ich übrigens auch die Mordpläne, erst das Abbrennen des Hauses, dann das Gift. An welchem Punkt geht Notwehr in Heimtücke über?


    Eine gute Frage. Aus meiner laienhaften Sicht heraus ist Notwehr ungeplant und quasi im Affekt, ein Tod mit Rattengigt geplanz und somit Mord und heimtückisch.
    Ich kann aber bei diesem Buch nicht objektv bleiben. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von harimau
    Ach ja, ich hätte da ein ganz persönliches Anliegen. Mir ist gerade klargeworden, dass ich soeben sieben Beiträge in eine bisher eher begrenzte Diskussion geblasen habe, und da ich über ziemlich wenig LR-Erfahrung verfüge, weiß ich nicht, ob ich damit möglicherweise nicht anecke. Es ist bestimmt nicht meine Absicht, hier zu dominieren oder zu lenken, aber da ich ab Sonntag wieder intensiv schreiben und somit wenig Gelegenheit zum Lesen und Posten haben werde, wollte ich mit einem Schlag loswerden, was mir zum Buch einfällt. Wenn ich mich lieber etwas zurückhalten sollte, sagt es mir bitte ehrlich - ich werde weder beleidigt sein noch mich aus der LR zurückziehen. :wave


    Bitte weiter so! Deine Gedanken sind so wertvoll! :knuddel1

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von harimau
    Zum Ende des Abschnitts gibt es ein weiteres Gespräch mit seiner Mutter, in dem er sie mit "peinlichen" Fragen zur Sexualität bedrängt, und wieder staune ich über seinen Mut, da er sich selbst doch ansonsten als ziemlich verklemmt darstellt. :gruebel


    Die Mutter macht mich echt fertig. Was für ein trauriges, vergeudetes Leben, aber sie hat durch Passivität eindeutig ihren Teil zu dessen Misslingen beigetragen. Ich weiß nicht genau, ob ich sie bedauern oder mit einem zynischen "selbst Schuld" beurteilen soll.


    Das Verhalten der Mutter bleibt wirklich rätselhaft, zumal sie ja scheinbar eine gute Beziehung zu ihrer Herkunftsfamilie hat. Das bleibt im Dunkeln und ich finde zu wenige Informationen im Buch, um mir wirklich ein Bild zu machen. Ahnen kann ich nur durch die Einnäss-Geschichte, dass sie weit mehr gepeinigt wurde, als Altmann schreibt. Auch ihr Schutzpanzer, den sie nächts tragt, der Bunker, den sie sich baut, das deutet darauf hin, wie sehr der Alte sie gequält hat.
    Mir wird es immer schleierhaft bleiben, wie Mütter und Frauen nicht mit ihren Kindern und Sack und Pack vor solchen Tyrannen flüchten. Ich selbst würde wie eine Löwin für meine Kinder kämpfen.
    Ich habe das leider in meiner Tätigkeit schon oft so erlebt, auch das Frauen aus dem Frauenhaus wieder zurückkehren zu ihren Peinigern. Diese Frauen verfügen über kein Selbstbewusstsein und haben überhaupt kein Zutrauen, dass sie alleine klar kommen.
    Damals noch verständlicher als heute.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von xexos
    Diese intimen Diskussionen mit seiner Mutter hatten mich auch verwundert. Solche Gespräche führen bestimmt nicht viele Menschen, ich jedenfalls nicht. Eigentlich würde ich für so einen Umgang auch ein sehr inniges Verhältnis zwischen beiden voraussetzen. Aber vielleicht ist es hier gerade die ansonsten herrschende Distanz und Einsamkeit, die diese Offenheit ermöglicht?


    Das scheint mir genau der richtige Erklärungsansatz zu sein.


    Zitat

    Beim Lesen habe ich dauernd die Frage im Kopf, warum sich Andreas nicht Hilfe von außen holt oder einfach wegläuft. Sein Onkel scheint doch aufgeschlossen zu sein. Aber statt mit ihm zu reden, hat er mehr Interesse an Aufklärungsgesprächen. Ich bin verwundert, dass ihn die Gewalt nicht viel mehr interessiert. Er muss aber doch auch ständig Wunden und blaue Flecke am Körper und im Gesicht haben?


    Ich weiß nicht, ob er mehr Interesse an den Gesprächen als an der Vermeidung der Gewalt hat, nur scheint ihm Letzteres wohl eher nicht möglich. Hilfe von außen durch Ämter o.ä. kontempliert er ja gelegentlich, rechnet sich angesichts des guten Standings seines Vaters in der Gemeinde (Kirchentenor, erfolgreicher Unternehmer im Kruzifix-Business) aber nur wenig Chancen aus, Glauben zu finden. Stattdessen stünde danach umso härtere Bestrafung an.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von xexos
    ...


    Beim Lesen habe ich dauernd die Frage im Kopf, warum sich Andreas nicht Hilfe von außen holt oder einfach wegläuft. Sein Onkel scheint doch aufgeschlossen zu sein. Aber statt mit ihm zu reden, hat er mehr Interesse an Aufklärungsgesprächen. Ich bin verwundert, dass ihn die Gewalt nicht viel mehr interessiert. Er muss aber doch auch ständig Wunden und blaue Flecke am Körper und im Gesicht haben?


    Wohin denn? Beim Onkel hätte ihn der Vater sofort wieder abgeholt.
    Keine Ahnung, wie es damals mit Jugendämtern etc. aussah. Die gesetzliche Lage hat uns Altmann ja schon drastisch vor Augen geführt.
    Die große Frage ist für mich: Hätten die Erwachsenen ihm geglaubt? Besonders diese Erwachsenen in Altötting? Oder hätten sie eine Züchtigung durch den Vater nicht sogar gutgeheißen?


    Der Weg über Bildung, sprich Abitur, und dann abhauen, ist in meinen Augen der richtige. Nur der garantiert ihm eine dauerhafte Unabhängigkeit und Lösung vom Vater.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Genau so soll es sein, genau das sollen Kinder von ihren Eltern tausendmal gesagt bekommen und spüren. Jedes Kind ist etwas ganz Einmaliges und Besonderes. Das Leben ist schon schwer genug. Ich freue mich so mit dir über deine Erfahrungen! :knuddel1


    Danke! :kiss


    Zitat

    Original von harimau
    Wirlich überrascht und beeindruckt hat mich, wie Andreas mit seiner Mutter im Urlaub am See über Sexualität redet. Das hätte ich ihm halbwegs, seiner Mama aber niemals zugetraut. :wow...


    Das hat mich auch erstaunt. Auch wenn die Mutter nicht viel an Erfahrungen beisteuern kann. Die innige Beziehung der beiden war für mich wie ein Durchatmen, auch wenn immer durchschimmert, wie seelisch kaputt diese einst so strahlende Frau nun ist.


    Ich habe diese Gespräche eigentlich nicht als innig wahrgenommen, bestenfalls als vorübergehende Kumpanei unter Leidensgenossen.



    Zitat

    Original von harimau
    Zum Durchatmen fand ich übrigens auch die Mordpläne, erst das Abbrennen des Hauses, dann das Gift. An welchem Punkt geht Notwehr in Heimtücke über?


    Eine gute Frage. Aus meiner laienhaften Sicht heraus ist Notwehr ungeplant und quasi im Affekt, ein Tod mit Rattengigt geplanz und somit Mord und heimtückisch.


    Mir ging es weniger um die juristische als vielmehr die moralische Implikation. Wie weit geht das Recht auf Widerstand?

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann