'Weiter Himmel, wilder Fluss' - Seiten 113 - 251

  • Im ersten Abschnitt gab es eine große Anzahl an Figuren, wovon viele mehr oder wenig gleichgestellt waren. Eine führende Hauptfigur sah ich nicht.


    Jetzt im zweiten Abschnitt, überraschenderweise in Württemberg, wird eine neue Figur eingeführt. Christian Walter, der gerade einen Schicksalsschlag hinnehmen musste. Seine Ehefrau Josefine starb bei der Totgeburt ihres Babys.
    Christian ist eine ambivalente Figur, durchdrungen von einer seltsamen Kriegsbegeisterung, die er nur durch Einfluß seiner Frau und seines Vaters unterdrückt hatte. Jetzt schließt er sich Napoleons Truppen an.
    Ich denke, dass Christian stellvertretend für viele Menschen dieser Zeit war.
    Ich bin gespannt wo und wie wir Christian wieder begegnen werden.


    Jetzt geht es erst einmal mit Christina in St.Petersburg weiter. Sie ist auch eine ungewöhnliche, aber interessante Figur.


    Inzwischen empfinde ich neben Christina, Eleonora und besonders Klara als stärkste Figuren. Erstaunlich, wie unterschiedlich die Schwestern sind.

  • Erst in Kapitel 16 treffen wir Christian Walter wieder. Ein kurzes, aber intensives Kapitel, dass die Härte des Krieges zeigt. Christian hingegen ist unbeirrbar in seiner Kriegsbegeisterung. Er steigert sich geradezu hinein.
    An seiner Seite der junge Gernot als sein Sidekick, der aber von den sinnlosen Toten (z.B. die Zivilisten) bekümmert ist.
    Der Tod schlägt im Krieg wahllos zu. So trifft es den begeisterten wie den widerwilligen Kriegsteilnehmer.


    In den späteren Kapiteln des Abschnitts ist Christinas Wirken in Waidbach am spannendsten, z.B. ihr Einwirken auf ihren Neffen Philipp. Christina geht meist gut durchkalkuliert und entschlossen vor. Sie wirkt streckenweise kalt, aber nicht gleichgültig.


    Nicht lange dürfen die 3 Schwestern zusammen sein. Doch immerhin führt Christina ihrer Schwester die Tochter Sophia wieder zu.


    Das Buch gefällt mir inzwischen richtig gut!

  • Ich bin froh für Sophia, dass ihr Jiri die Schlacht bei Austerlitz 1805, wenn auch verletzt, überlebte. Diese Schlacht kennt man wegen Tolstois Krieg und Frieden. Im dritten Teil von Krieg und Frieden gibt es die Schilderungen der verlustreichen Schlacht. Eigentlich schade, dass in diesem Roman nicht auch Beschreibungen der Schlacht gibt, aber das hätte den eigentlich Plot überfrachtet.
    In Moskau im Januar 1806 kann Sophia ihren Mann besuchen. Jiri hat deutliche Worte dafür, was Krieg bedeutet. Nämlich nicht Ruhm und Ehre sondern Tod, Verzweiflung und blankes Entsetzen. Hoffentlich muss Jiri nicht wieder kämpfen, wenn der noch kommende Russlandfeldzug von Napoleon einsetzt.


    Auch eine gute Entscheidung, Sophia und ihr Baby die Frühgeburt überleben zulassen. Schließlich gibt es in diesem Abschnitt schon genug Verluste.

  • Ich kann es gar nicht glaube, dass Franeck doch geheiratet hat und sogar schon ein Kind bekommen hat. Das hätte ich nicht erwartet, dass diese Domina zu einer braven Hausfrau wird. Aber so kann man sich täuschen.


    Der Sohn von Klara hat also den Überfall auf Christina und Sophia in der Steppe begangen. Ich finde es gut von Christina, dass sie es erst einmal verschweigt und es Klara nicht erzählt. Klara wäre bestimmt daran zerbrochen. Aber ich denke irgendwann wird es doch noch rauskommen.


    Bei mir geht es jetzt mit Kapitel 16 und dem Krieg weiter. Ich befürchte ja schon das Schlimmste.
    :-(

  • Da ich mich übers Wochenende vor allem mit meinem anderen großen Hobby beschäftigt habe, bin ich hier nur mit dem ersten Drittel des Abschnitts fertig geworden.


    Er beginnt in Württemberg. Ich nehme an, Christian wird eingeführt, weil er im kommenden Krieg eine Rolle spielen wird. Möglicherweise werden Frannek und er sich direkt gegenüber stehen? Jedenfalls sehr traurig, wie er doch noch zu seinem Lebenstraum - Soldat zu werden - kam. In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu wissen, ob seine Napoleonbegeisterung damals weit verbreitet oder doch eher ein Einzelfall war.


    In St. Petersburg hat Christina also das Modegschäft übernommen, aber so richtig glücklich wird sie damit nicht. Spät - ich schätze zu spät - erkennt sie, daß Geld und Wohlstand doch nicht alles im Leben sind; mit ihrer Tochter fand auch keine Aussöhnung oder gar nur Annäherung statt. Immerhin ist anscheinend Sophia glücklich geworden, wenngleich Jiri zum Militär eingezogen wurde. Hoffentlich kommt er wieder lebend zurück! Auf den Brief vom Klara hin reisen die beiden Richtung Waidbach ab. Und werden kurz vor dem Ziel überfallen. Wenigstens werden sie nicht verletzt, aber ohne Geld dazustehen, fern von zuhause, könnte auch schwierig werden. Denn ein funktionierendes Banksystem wie heute gab es nicht.


    Eleonora ist also inzwischen schwer krank und wird wohl nicht mehr lange zu leben haben. Wenigstens konnte sie erst noch einige schöne Monate in Waidbach genießen.


    Klaras Familie stimmt einem melancholisch. Luise schwanger, was damals eine üble Situation war. Ob aber eine Abtreibung die richtige Lösung ist, vor allem, wenn sie dann - vermutlich - keine Kinder mehr bekommen kann? Das schmälert ihre Chancen doch auch. Ein Sohn bei den Räubern - so hatte sich Klara das nicht vorgestellt. Und ich mir als Leser auch nicht. Aber es ist wohl oft so, daß die zweite Generation die Arbeit der vorherigen nicht so recht würdigen kann.


    Etwas irritiert hat mich, daß die meisten der Einwanderer anscheinend überhaupt nicht versuchen, die Landessprache zu lernen. Wenn ich in ein fremdes Land gehe, sollte ich auch die dort übliche Sprache verstehen können.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Rouge
    Ich kann es gar nicht glaube, dass Franeck doch geheiratet hat und sogar schon ein Kind bekommen hat. Das hätte ich nicht erwartet, dass diese Domina zu einer braven Hausfrau wird. Aber so kann man sich täuschen.


    Der Sohn von Klara hat also den Überfall auf Christina und Sophia in der Steppe begangen. Ich finde es gut von Christina, dass sie es erst einmal verschweigt und es Klara nicht erzählt. Klara wäre bestimmt daran zerbrochen. Aber ich denke irgendwann wird es doch noch rauskommen.


    Bei mir geht es jetzt mit Kapitel 16 und dem Krieg weiter. Ich befürchte ja schon das Schlimmste.
    :-(


    Mir ging es genauso, ich war mehr als angenehm überrascht das Frannek, doch diese Inna geheiratet hat und Vater ist. Daran hätte ich im Traum nicht geglaubt. Ja Menschen können sich zum Vorteil verändern.


    Ja auch Christina ist über sich hinaus gewachsen, das sie ihrer Schwester Clara verschwieg das deren Sohn Phillipp sie überfallen hat. Klara hat ja wirklich Sorgen genug.

  • Hier kommt das Politische Weltgeschen zur Sprache, Napoleon und Zar Alexander.


    Sehr leid tat mir Christian, das er seine geliebte Frau und Tochter behindert Geburt verlor.
    Aber nun kann er seinen Schwur den er dem Vater gab vergessen und zieht in den Krieg an der
    Seite von Napoleon
    Ich bedaure es sehr das sich Christina nicht mit ihrer Tocher aussöhnt. Da sie doch alleine ist, Danile ist in Amerika und ihre Gesundheit scheint mir nicht die beste.


    Auch die Arme Klara hat ihre Sorgen , da ist ihre Schwester Elenore um die sich liebevoll kümmert und ihre Kinder. Luise ist schwanger, aber dank Elenore die sich für sie verwendet scheint es gut auszugehen, hoffen wir das sie nicht wieder leichtsinnig wird.


    Claudius und Mathilda entfernen sich immer weiter auseinander, jeder verzehrt sich nach einem anderen
    Menschen, Amelia und Johannes .
    Als Mathilde als sie bei Klara eingeladen sind das Frannek noch lebt, das Offizier ist, sich dank seiner Liebevollen Pflegeeltern zum Vorteil verändert hat, verheiratet ist und einen Sohn hat. Dies schlug wie eine Bombe ein, aber Mathilde hat es geschafft das man ihm verzeiht, besonders Martin war es


    Die Szene an Elenoras Bett fand ich berührend, das sie ihre Tochter Sophie in die Arme schließen kann, das Christina ihr Mut zu spricht, ich sah Klara, Christina und Sophie an deren Bett sitzen.


    Christina sammelte bei mir Pluspunkte, das sie Klara nicht verriet das deren Sohn Philipp sie überfallen hat, das war mehr als souverän. Schön das sie Klara schonte.


  • Klasse, dass du so gut in den Roman hineingefunden hast, obwohl du die Vorgängerbände nicht kennst! Und ja, Christian steht stellvertretend für all die Kriegsbegeisterten, die Napoleon vergötterten und sich seinen Truppen anschlossen.

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Etwas irritiert hat mich, daß die meisten der Einwanderer anscheinend überhaupt nicht versuchen, die Landessprache zu lernen. Wenn ich in ein fremdes Land gehe, sollte ich auch die dort übliche Sprache verstehen können.


    Zu der Zeit, in der meine Romane spielen, war es laut meiner Quellen tatsächlich so, dass die meisten gar nicht erst versucht haben, Russisch zu lernen. Jede Kolonie hatte einen eigenen deutschen Dialekt, der davon bestimmt wurde, woher die Mehrheit der Bewohner ursprünglich stammte.

  • Zitat

    Original von Tina
    Ohne Zitat, weil ich sonst zu viele zitieren müsste: Ich lese mit großer Freude, wie ihr "gefühlsmäßig" im Romangeschehen mitgeht, dass ihr euch von manchen Szenen berührt fühlt, euch für die Figuren freut oder mit ihnen leidet!


    Du bzw. deine Geschichte macht dem Leser das auch einfach!
    Ich bin besonders froh darüber, denn im vorhergehenden Leserundenbuch fühlte ich mich leider gar nicht wohl.
    Mit Christian fremdele ich allerdings noch ein wenig. Zwar tut es mir sehr leid, dass er Frau und Kind verlor, aber ich empfand ihn anfangs als etwas störend, weil er mich vom russischen Strang fernhielt. Nun führt Napoleon ja alle Stränge irgendwie zusammen. Ich erinnere mich an schlimme Szenen mit Henry Fonda als Pierre Besuchow in dem schönen alten Hollywoodfilm nach Tolstois Krieg und Frieden.
    Ich hoffe, Franneck bleibt sein Familienglück erhalten...
    Irgendwie befürchtete ich, dass Andrés Tod Christina doch noch irgendwie Schaden könnte, Erpressung von Seiten des richtigen Mörders oder so etwas, aber jetzt kommt da gewiss nichts mehr, hoffe ich.
    Ihr Verhalten Klara und deren Sohn gegenüber gefiel mir gut.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • So, jetzt geht es mit dem Rest des 2. Leseabschnitts weiter


    Claudius und Mathilde haben sich getrennt, jeder ist jetzt bei dem Partner den er liebt.
    Obwohl Claudius , trauert Mathilde nach, ihm fiel es sehr schwer, obwohl sein Herz für Amelia schlägt. Ich bin froh das sie sich so in Frieden von einander trennen konnten.


    Christina ist schon eine taffe Frau, ich habe sie bewundert das sie Klara nichts sagte das Philipp der Übeltäter war. Aber sie hat ihn ganz schön im Griff und hatte ihn zur Vernunft gebracht, er will sogar bei Claudius lernen. Also ein Lichtblick am tostlosen Himmel.


    Es freute mich für Elenore das sie noch 2 schöne Jahre in der Kolonie hatte, obwohl ich im stillen gehofft hatte sie würde wieder gesund. Ich konnte die beiden Schwestern und Sophie am Bett von Elenore sehen, sehr nah ging mit das ganze, aber tröstend das sie in Matthias Armen starb.


    Christinas Pläne, Matthias für sich zu gewinnen, ihre Tochter Alexandra zu enterben, gingen nicht auf. Aber das sie so jämmerlich Sterben musste, hatte sie nicht verdient.


  • Das fand ich auch schön das Christina mit Sophie zu deren Mutter und ihrer Schwester fuhr.
    Christina kann auch anders. Endlich mal eine Positive Seite von ihr. Auch fühlte sie sich doch sichtlich wohl dort.

  • Christians Träume erfüllen sich also und er kämpft in der Armee Napoleons. Daß ihm letztlich ausgerechnet sein Mitgefühl zum Verhängnis wird, entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Die Kriegsschilderungen waren ausreichend ausführlich, mehr brauche ich nicht um auch so zu wissen, wie furchtbar so etwas ist.


    Frannek hat Inna also tatsächlich geheiratet, und sie haben bereits ein Kind! Wer hätte das gedacht, als er vor Jahren bei Nacht und Nebel aus Waidbach verschwand. Seine Zieheltern haben wohl wirklich ein großes Herz, daß sie Inna anscheinend akzeptieren. Ob man von Frannek noch einmal etwas erfährt? Zum Ende des Abschnitts heißt es nur, daß er unverletzt aus dem Krieg gekommen ist.


    Christina und Sophia reisen also nach Waidbach und werden kurz vor dem Ziel überfallen. Ausgerechnet von Klaras Sohn. Aber der hat seine Meisterin gefunden, obwohl ich mir einige Zeit nicht sicher war, ob Christina dieses „Kampf“ gewinnen würde. Aber Philipp ändert sich tatsächlich. Wenigstens ein Mal hat Christina etwas Gutes bewirkt.


    Mit Eleonora geht es zu Ende, wenigstens war sie von ihrer Familie umsorgt. Da ich beim Lesen nicht alleine im Zimmer war, hatte ich schon Befürchtungen, das Sterben würde ausführlich beschrieben - zum Glück nicht. Vom Erzählerischen her sehr gut gelöst.


    Ein Lichtblick dann der Besuch von Sophia bei Jiri in Moskau. Er wird seine Verwundung wohl gut überstehen, und das Kind kommt zwar zu früh, ist aber anscheinend gesund. Wenigstens ein Hoffnungsstrahl in diesen düsteren Tagen - denn daß Napoleon bis Moskau kommt, wissen derzeit nur wir Leser. Und wer weiß, was dann passiert! :yikes


    Hochemotional empfand ich dann den Abschluß des Abschnittes. Der Kampf ist vorbei. Rückblick über viele Jahre, Ausblick auf das, was sein könnte, aber nicht sein wird. Und dann der einsame Tod von Christina. Irgendwie habe ich das Gefühl, als ob die Haupthandlung damit an ihr Ende gekommen ist und jetzt nur noch ein Epilog, ein Abgesang, ein Schwanengesang auf eine vergangene bzw. untergehende Zeit kommen kann.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von SiCollier ()

  • Zitat

    Original von Rouge
    Ich kann es gar nicht glaube, dass Franeck doch geheiratet hat und sogar schon ein Kind bekommen hat. Das hätte ich nicht erwartet, dass diese Domina zu einer braven Hausfrau wird. Aber so kann man sich täuschen.


    :-(


    Ich kenne ein nettes Ehepaar, welches nach außen hin ganz spießig und "normal" (mag das Wort ja nicht) daherkommt. Die führen seit 30 Jahren eine harmonische glückliche Ehe und eine ebenso harmonische (klingt hier lustig, gell) Sado-Maso-Beziehung, die sie in einer gemieteten Wohnung nach allen Regeln der Kunst ausleben.


    Ich denke, wir machen uns manchmal vielleicht falsche Vorstellungen von diesen Dingen. Ich konnte mir deshalb schon vorstellen, dass Franeck und seine Domina ein glückliches Ehepaar werden könnten. Was daheim im Schlafzimmer vor sich geht, geht niemanden etwas an und weiß man ja auch im wahren Leben meistens nicht. Ich denke, da würden wir alle staunen. :grin

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    In den Farben des Dunkels - Chris Whitaker

    Die Rettung des Imperiums - Isaac Asimov

    Die Bahnhofsmission 2 - Veronika Rusch (ab 20.6.)



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Christians Träume erfüllen sich also und er kämpft in der Armee Napoleons. Daß ihm letztlich ausgerechnet sein Mitgefühl zum Verhängnis wird, entbehrt nicht einer gewissen Tragik.


    Christian ist für mich eine ambivalente Figur. Seine Kriegsbegeisterung konnte ich nicht verstehen, aber darin ist er stellvertretend mit vielen und das schützt ihn letztlich auch nicht vor den Grausamkeiten des Krieges. So ist er tatsächlich eine ganz tragische Gestalt im Roman und die Schilderungen vermögen entsprechend zu berührend.