'Die Kastellanin' - 2. Teil "Die Witwe"

  • Hallo Churchill und Angelcurse,


    wir sind noch ein wenig geschlaucht von gestern. Die Fahrt nach Regensburg und die Lesung waren anstrengend, aber mit dem gesamten Rahmenprogramm des Jubiläums einfach nur wunderschön. Trotzdem wollen wir ein paar Worte schreiben.


    Zu Michel:
    Wir haben einige Berichte über den Gedächtnisverlust bei Menschen durchgelesen und dabei nichts gefunden, was gegen unsere Version gesprochen hätte. Es gab zwar durchaus Fälle, wo die Betroffenen auch die Sprache vergessen haben, selten aber besondere Fähigkeiten. Erinnert euch hier an den Mann, der vor einigen Tagen an Englands Küsten aufgegriffen wurde. Er kann zwar nicht sprechen, erweist sich aber als ein genialer Musiker.


    Übrigens hoffen wir, dass wir Michels Gedächtnisschwund in euren Augen nicht übermäßig ausgeschlachtet haben. Er war ein Aspekt des Romans, aber gewiss nicht der wichtigste.


    zu Maries und Michels Träumen:
    Es gibt Fälle, in denen ähnliches geschehen sein soll. Außerdem standen beide unter Streß und da reagieren die Gehirne manchmal recht eigenartig. Als Autor sollte man sich aber auch bis an die Grenzen seiner Möglichkeiten wagen.

    Michels angebliche Gelassenheit:

    zuerst ist er schwer verletzt und dadurch nicht einmal in der Lage, sich seines Verlustes bewusst zu werden. Später findet er sich in einer für ihn völlig unbekannten Situation wieder, mit der er erst einmal fertig werden muss. Trotzdem kann man sicher sein, dass er sein Schicksal nicht so einfach hinnimmt wie ein Schaf, das seine Wolle verliert. Im späteren Verlauf des Romans wird durchaus darauf eingegangen. Wir sind gespannt, was ihr dazu sagen werdet.


    Damit liebe Grüße
    Sysai und Gheron
    :knuddel1 :wave

  • Zitat

    Original von Gheron Erinnert euch hier an den Mann, der vor einigen Tagen an Englands Küsten aufgegriffen wurde. Er kann zwar nicht sprechen, erweist sich aber als ein genialer Musiker.


    Ohja, daran erinnere ich mich. Die haben dem ein Blatt gegeben und er hat detailgetreu einen Flügel gezeichnet, mit allen Tasten und Schattierungen. Daraufhin haben sie ihn an einen Flügel gesetzt... aber danach habe ich nichts mehr von ihm gehört...

  • Das mit den Träumen fand ich erst gar nicht sooo abwegig. Man hat schliesslich schon von solchen Sachen gehört. Doch etwas zu dick aufgetragen, fand ich dann, dass Michel auch solche Träume hat. Aber für die Handlung war das wohl sehr wichtig.

  • Hallo Tanzmaus und Sisi,


    Zu dem Mann an Englands Küsten:
    Ich habe gelegentlich noch was über ihn gehört oder gelesen, weiß aber nicht, ob er jetzt schon identifiziert werden konnte. Aber nach allem, was wir über das Thema gelesen haben, glaube ich nicht, dass wir Michels Gedächtnisschwund übertrieben oder falsch dargestellt haben.

    Zu Maries und Michels Träumen:

    Bei Marie können diese Träume durch ihr Unterbewusstsein ausgelöst worden sein, sprich durch ihre Sehnsucht nach Michel und dem Wunsch, dass er noch lebt und bald zu ihr zurück kommt.
    Auch bei Michel kann die traumhafte Erinnerung an Marie von seinem Unterbewusstsein kommen. Immerhin ist ihr Name das Einzige, das ihn noch mit seiner Vergangenheit verbindet.
    Dass die Träume zu dem Zeitpunkt in etwa im Gleichklang auftraten, zeigt gewissermaßen die enge, seelische Verbundenheit der Beiden.


    Wie es mit den Zweien weitergeht, werdet ihr ja bald lesen.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Zitat

    Original von Gheron
    Hallo Tanzmaus und Sisi,


    Zu dem Mann an Englands Küsten:
    Ich habe gelegentlich noch was über ihn gehört oder gelesen, weiß aber nicht, ob er jetzt schon identifiziert werden konnte. Aber nach allem, was wir über das Thema gelesen haben, glaube ich nicht, dass wir Michels Gedächtnisschwund übertrieben oder falsch dargestellt haben.
    Liebe Grüße
    Gheron :wave



    nein, das denke ich auch nicht. Nur die "Erinnerung-kehrt-wieder" -Szene .. ich weiß nicht, geht das so fix ? :gruebel

  • Mich hatte es nur so irritiert, dass er seine Erinnerungen wiederbekam und dann sofort zum Tagesgeschehen überging. Hätte er sich nicht erst ein wenig sammeln müssen ? Alle die einströmenden Erinnerungen sortieren ?

  • Tanzmaus, bitte sei so lieb und diskutier das im entsprechenden Teil. In Teil zwei ist da definitiv noch nicht die Rede von... :-)

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Mein Fazit zum 2. Teil:


    Ok, Marie hat ein Mädchen bekommen (ich war mir soo sicher, daß es ein Junge wird), und zwar bei Hiltrud. War irgendwie klar, hat aber gut gepaßt. Daß sie sich gegen eine Heirat wehr, paßt ebenso zu ihrem Gemüt, vor alle, wenn sie davon überzeugt ist, daß Michel noch lebt.


    Michel besinnt sich zwischenzeitlich auf seine Fähigkeiten: Daß er diese nicht verloren hat, seine Erinnerungen aber schon, kommt mir nicht abwegig vor. Vielmehr hat es mich - wie oben schon angesprochen - auch gewundert, daß er das so "locker" genommen hat. Klar, neue Erfahrungen, ein neues Umfeld und so, daran muß man sich erst gewöhnen. Ich hätte trotzdem erwartet, daß ihm das mehr zu schaffen macht.


    Zu den Träumen: ich finde das auch nicht unlogisch, sondern - ebenso wie Churchill - einfach schön romantisch :-].

  • Hallo Tanzmaus, Azrael und Kalypso,


    So leicht nimmt Michel seinen Gedächtnisverlust nicht. Siehe den weiteren Fortlauf des Romans. An der Stelle, an der wie bei diesem Thread sind, ging es aber erst einmal ums nackte überleben. Außerdem ist ein durchaus ernsthaft verletzter Mensch nicht so in der Lage, seine Gedanken fliegen zu lassen. Schmerzen dämpfen durchaus das Denkvermögen. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Als Frau Kunigunde das erste Mal im zweiten Teil in Erscheinung tritt, hab ich mich kringelig gelacht :lache...ich musste sofort an einen alten Schulkollegen aus der 8. Klasse denken, der hieß mit Nachnahmen, glaub ich, Kunibert oder Kunert...auf jeden Fall war sein Spitzname Kunigunde...das hatte er seiner äh etwas weiblichen Art zu verdanken :grin...naja, das nur am Rande...ich finde es wirklich eine Frechheit, wie diese Frau Kunigunde und ihre Sippe sich ganz dreist in der Burg einnisten und Marie auch noch mit diesem Widerling verheiraten wollen...*schüttel*Dieses geldgierige Pack! Und dann diese Unverschämtheit, eine hochschwangere Frau in so ein kaltes zugiges Turmzimmerchen zu quatieren :fetchzum Glück gibt es Leute auf die Sie sich verlassen kann: Ischi, die Marie regelmäßig zu Essen bringt und sich einen Dreck darum kümmert, dass Frau Kunigunde den Knechten und Mägden verboten hat, Marie zu bedienen...ich war richtig erleichtert, als Sie es Marie möglich macht, ungesehen aus der Burg zu kommen um bei ihrer Freundin Hiltrud zu entbinden. Hiltrud...wenn man eine Freundin wie Hiltrud hat, dann kann einem nichts passieren! Marie ist wirklich beneidenswert!


    Ich freue mich rieeesig für Marie, dass es mit dem Nachwuchs doch noch geklappt hat und natürlich, dass Michel noch lebt. Leider ist Marie die Einzige, die daran glaubt und das mit einer Verbissenheit, wie sie typisch ist für Marie...wenn Sie sich einmal was in den Kopf gesetzt hat, läßt Sie sich nicht davon abbringen.


    Ich kann es kaum erwarten, heute abend weiterzulesen :-]

    Du kannst dem Leben nicht mehr Tage geben - aber dem Tag mehr Leben


    Ich lese gerade: "Das Erbe von Ragusa" von Corinna Kastner

  • Hi,


    um so mehr man einen Menschen liebt, kann es schon passieren das man einen verloren Menschen in seinen Träumen sieht.
    Find ich schön beschrieben!
    Kunigunde ist natürlich der Neid persönlich eine kleine arrogante ...
    Na ja sie bekommt ihr Fett weg!


    Janet

  • Wie erwartet gestern noch mit Teil 2 fertig geworden. Marie wird sich von Rheinsobern verabschieden müssen und sehr bald schwebt die drohende Zwangsverheiratung über ihr. Scheußlich sich vorzustellen, dass das wirklich mal so war. Michel lebt und hat sein Gedächtnis verloren – der Arme. Gefallen hat mir die Stelle, an der er sagt, dass er mit den Begriffen Deutsche und Tschechen nichts anfangen kann (S. 132). Als Mensch ist man tagtäglich damit beschäftigt sich zu kategorisieren: Nationalität, Beruf, usw. Was aber bleibt, wenn man nichts mehr von sich weiß?
    Eine Frage: Dass Marie Kunigunde auf S. 148 duzt, Marie sie aber siezt – war das Absicht? Passen würde es ja durchaus ...
    Der Schnee auf S. 169 ist wunderbar beschrieben. Mir ist richtig kalt geworden und das nicht nur wegen dieser frostigen Junitemperaturen ... Ich hoffe, ich werde den nächsten Teil heute beenden. Die Chancen stehen gut.


    Liebe Grüße
    Solas :wave

  • Hallo Emilia, Callabluete und Solas,


    Zu Kunigunde:
    Personen niederen Standes wurden geduzt und für Kunigunde war Marie als ehemalige Hure nun einmal Abschaum. Maries Geld allerdings lockte. Hätte man es ihr jedoch anders abnehmen können, wäre Kunigunde nie auf die Idee einer Heirat zwischen Marie und ihrem Vetter gekommen.
    Kunigunde, die aus eher ärmlichen Verhältnissen stammte, war natürlich neidisch auf Marie. Zur Hyäne wurde sie aber dann doch wohl nur wegen Margas Hetzereien. Hätte diese ihr nicht alle Achtung vor Marie ausgetrieben, wäre Kunigunde gewiss zuvorkommender gewesen. Do so sah sie ihre Chance, auf leichte Art reich zu werden und wollte diese nützen. Das Turmzimmer war der Versuch, Maries Willen zu brechen. Doch zu Kungundes Pech war diese aus einem etwas härterem Holz geschnitzt als erwartet.


    Trudi:
    Maries Nachwuchs erwies sich ein wenig als Hemmnis, denn wegen der Kleinen konnte Marie nicht so energisch handeln wie sie es sonst getan hätte. Sie musste warten, bis die Kleine geboren war und ein gewisses Alter erreicht hatte, um etwas unternehmen zu können.


    Zum Schnee:
    Ich habe mal eine Szene geschrieben, in der ich meine Hauptperson durch einen heftigen Wintersturm gehetzt habe, und sah mich danach äußerst staunend im. Es war Juli, ein heißer Tag und die Sonne brannte vom Himmel, und ich habe gefroren!
    Soviel zur Macht der Phantasie.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Hallo Solas,


    Michels Satz mit den Deutschen und Tschechen erschien mir logisch. Da er nicht wusste, was, wo und wie er war, gab es für ihn kein Feindbild. Als Autor sollte man sich auch hüten, irgendwelche klischeehaften Feindbilder zu pflegen. Es muss auf allen Seiten Schurken geben, aber auch positive Leute. Das war auch unsere Leitlinie bei der Kastallanin und wird es auch bei Marie-3 sein.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Es hat mich wieder gepackt. Ich muss wissen wie es weitergeht. Es gibt nichts schöneres als ein Buch, das einen so fesseln kann.


    Dieser Teil war herrlich zu lesen. Vor allem wenn Kunigunde ihre Auftritte absolvierte musste ich immer schmunzeln. Ich kann mir sie und ihre Sippe richtig gut vorstellen. Wie sie in Hiltruds Hütte stürmt und dann ohne Marie wieder abziehen muss, war eine sehr gut beschriebene Szene.


    Und Michel scheint sich auch langsam wieder an sein Leben zu erinnern. Ich bin schon sehr gespannt wie er sich verhalten wird, wenn er sein Gedächtnis wieder zur Gänze zurückerlangt hat.


    Jetzt werde ich weiterlesen bis mir die Augen zufallen.

  • Das Buch ist für mich ein page-turner, wie gut, dass ich soviel Zeit habe :-)


    Im 2. Teil passiert ja einiges:


    Marie hat einen fürchterlichen Traum, wo sie Michels Schicksal miterlebt. dann lebt die Hoffnung noch mal auf, als sie die Nachricht von dem Ritterschlag erhält, doch dann die Mitteilung des Todes. Was für ein Auf und Ab der Gefühle. :-(


    Ja, Sysai und Gheron, das "Pack" habt ihr super hingekriegt, Geier, die über der Burg kreisen.


    @ Sysai/Gheron: Wie war das damals mit Witwen? Ich hab mich gefragt, was mit Marie geschieht. Dürfte sie auf der Burg bleiben, bis sie einen neuen Gemahl vermittelt bekommt? War sie abhängig von dem Willen ihres Vormunds und konnte nichts machen? Und wovon konnte sie leben?


    Dass Michels Gedächtnis verloren ging, macht die Geschichte spannend, dass er sich an den Namen Marie erinnert, zeigte mir, wie tief er mit ihr verbunden ist, auch wenn er das Ganze im Moment nicht einordnen kann. Schööön :-)


    Wie gut für ihn, dass er auf ein deutsch-tschechisches Paar trifft, so hat er eine Chance. Dass der Burgvogt von Falkenhain ihn nicht so recht einzuordnen weiß, fand ich gut, denn genau das macht Michel ja aus, die bürgerliche Herkunft, dabei aber die hohe Stellung. Die Jagdszene fand ich ebenfalls sehr spannend. Als Marek über seinen Schatten springen kann und die Leistung Michels anerkennt, war ich erleichtert, noch so ein Konkurrent wie Falko wäre übel gewesen.


    Dann die Geburt. (Der Name ist da doch noch nicht bekannt, oder?) Zuerst die Zustände in der Dachkammer bei dem neuen Burgvogt :fetch, dann der Marsch durch die Winterlandschaft, und dann die Anstrengung. Arme Marie. Der Höhepunkt ist aber wirklich der Auftritt von Kunigunde. (Der Name passt auch, ich stelle mir dabei eine dicke Vettel vor) Aber ich bin mir sicher, sie wird ihre gerechte Strafe kriegen. Oder? Och bitte :-)



    Zitat

    Original von churchill


    Schön die Idee, die enge Verbindung von Marie und Michel über die Traumschiene aufrecht zu erhalten. Dadurch wird die ständige Verknüpfung zweier sonst unabhängiger Handlungsstränge erreicht. Die Schilderung der Geburt aus zwei Perspektiven ist beeindruckend.


    Das mit den Träumen gefiel mir auch gut. :-]

  • Hallo Geli,


    adlige Witwen waren meist versorgt, selbst wenn sie selbst keinen eigenen Besitz besaßen und den ihrer Männer nicht erben konnten. Ihnen wurde ein sogenanntes Wittum zugeschrieben, meist ein Gut oder Maierhof, der für Nahrungsmittel und durch Verkauf auch für ein wenig Geld sorgte, sowie ein Wohnsitz, der der von einem besseren Bauernhof bis zu einer hochherrschaftlichen Burg reichen konnte.


    Manchmal besaßen sie die freie Entscheidung über eine neue Eheschließung, doch meistens hatte die eigene Familie oder der Landesherr die Finger drinnen. In Maries Fall war Pfalzgraf Ludwig ihr Vormund und ihr Landesherr und hätte ihr daher einen neuen Ehemann aufnötigen können.


    Liebe Grüße


    Gheron :wave

  • Stimmt, so ein "Pfeffersack", Fulbert Schäfflein. Schon der Name ließ mich grausen, Marie trifft ihn ja später sogar noch. Bah, der Pfalzgraf ist wirklich fies zu ihr. Aber sie kann sich dem ja entziehen.