'Früchte des Zorns' - Seiten 303 - 370

  • Man atmet förmlich auf mit den Joads, die eine friedliche, irgendwie fast normale Zeit im staatlichen Camp verbringen. Im Hinterkopf habe ich immer den Gedanken, dass bald etwas passieren wird. Ich rechne jederzeit damit, und das hält mich beim Lesen in Atem.
    Es gelten unter den dort Wohnenden klare regeln, die einzuhalten sind und den Frieden und die Ordnung garantieren. Ein bisschen kommen alle zur Ruhe.


    Diese Ruhe lässt wieder Gedanken zu, die nicht unmittelbar mit dem Überleben zu tun haben. Die Familie hat schon viel verloren, die Großeltern, einen Sohn, einen Schwiegersohn in spe, den Prediger...Behalten haben sie das Leben, gewonnen ein mehr an Zusammenhalt. Ob der reichen wird, um sie weiter überleben zu lassen und ihnen ein Zuhause zu schaffen, weiß ich nicht.


    Am schwersten scheint, und ich sage scheint, es für die schwangere Rosa zu sein, die sich mit körperlichen Beschwerden durch den Mangel herumschlägt, aber auch psychisch am Ende ist. Und dann kommt auch nicht eine frömmelnde Verrückte, die ihr richtig Angst um das Kind macht.


    Vergessen werden irgendwie immer die beiden Kleinsten. Sie laufen so nebenbei, zumindest bis jetzt.


    Schnell weiter lesen, immernoch voll schrecklicher Ahnungen...

  • Das staatliche Camp muß für die Familie wie das Ankommen im Schlaraffenland gewesen sein - so habe ich es mir zumindest vorgestellt. Die Regeln waren ja kein Thema, aber sehr viele nette und hilfsbereite Leute und dann die Sanitäranlagen, ein wahrer Traum. Die beiden "Kleinen" testen eine Toilette - herrlich (es gab auch mal etwas zum Schmunzeln) und für mich blüht jetzt die Mutter auf. Alle können sich waschen, sie kann die Kleider in Ordnung bringen und wenn es jetzt noch Arbeit geben würde, wäre ein großes Ziel erreicht. Tom hat durch seinen Kontakt zu Nachbarn schon Arbeit bekommen, aber Vater und Onkel John suchen und suchen. Ich hoffe für die Familie, daß sie hier für längere Zeit bleiben können, zur Ruhe kommen und .....?????


    Im "philosophischen" Part geht es wieder um das bekannte Thema große Gesellschaften und Banken und am Ende des Abschnitts bekommen wir die Erklärung für den Buchtitel "Früchte des Zorns"

  • Ja, irgendwie klingt das gerade wie die Ruhe vor dem Sturm. Die Schlägerei konnte zum Glück noch abgewendet werden. Allerdings wird die Gegenseite wohl kaum Ruhe geben. Und der allgemeine Teil mit der Vernichtung der vielen Lebensmittel deutet auch nicht gerade auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen hin. Ich bin auf den großen Knall gespannt.

  • Zitat

    Original von xexos
    Ja, irgendwie klingt das gerade wie die Ruhe vor dem Sturm.


    Genau so wollte ich es auch ausdrücken.


    Dieser vorletzte Abschnitt war etwas zum Durchatmen, er gibt ein wenig Hoffnung. Die Familie erlebt kleine Glücksmomente, das Baden, das Wäschewaschen, die Tanzveranstaltung. Ich hatte schon befürchtet, Tom würde etwas Unüberlegtes tun. Allerdings misstraue ich auch dem Frieden...


    Das Abschlusskapitel ist entsetzlich. Für Profit tun die Reichen und Mächtigen einfach alles. Sie vernichten Lebensmittel und Tiere, riskieren das Verhungern der Ärmsten und fördern das Lohndumping.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von Alice


    Das Abschlusskapitel ist entsetzlich. Für Profit tun die Reichen und Mächtigen einfach alles. Sie vernichten Lebensmittel und Tiere, riskieren das Verhungern der Ärmsten und fördern das Lohndumping.


    Und so sieht es global gesehen auch heute noch aus, für die einen reicht der Preis, den sie für ihre Produkte bekommen nicht zum wirtschaftlichen Überleben aus und für viele andere ist dieser Preis viel zu hoch um auch nur ihr nacktes Überleben zu sichern und irgendwo sitzen ein paar wenige und machen sich die Säckel voll.

  • Irgendwie traue ich dem Frieden in dem Camp nicht. Das hört sich ja alles ganz toll an, aber da muss es doch einen Haken geben. Oder ist der Haken der, dass es keine Arbeit gibt und sie für immer dort fest hängen?


    Einen oder mehrere Irre gibt es scheinbar immer irgendwo. Hier ist es die Frau, die so christlich ist. Wie gruselig.


    Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie die Mutter sich gefühlt hat. Sie hatte keine Zeit um überhaupt an irgendwas zu denken und hat einfach nur reagiert und jetzt, mit der geistigen
    Entspannung, kommt das Nachdenken und die Trauer um den Großvater und die Großmutter, um Noah und den Prediger. Connie scheint niemand so wirklich zu vermissen außer Rosasharn. :gruebel


    Zitat

    Original von Clare


    Vergessen werden irgendwie immer die beiden Kleinsten. Sie laufen so nebenbei, zumindest bis jetzt.


    Bei mir aber auch irgendwie. Ich bin immer wieder verwundert, dass sie auch da sind, wenn sie mal erwähnt werden.


    Zitat

    Original von Alice


    Das Abschlusskapitel ist entsetzlich. Für Profit tun die Reichen und Mächtigen einfach alles. Sie vernichten Lebensmittel und Tiere, riskieren das Verhungern der Ärmsten und fördern das Lohndumping.


    Das ist ja heute auch nicht viel anders. Wenn es auch nicht so auffällt.


    Zitat

    Original von Richie
    Ich finde auch, daß es in diesem Buch sehr viele Themen gibt, die gerade derzeit sehr aktuell sind


    Ja, das denke ich die ganze Zeit, während ich es lese. Erschreckend irgendwie. Aber ich glaube, dass so eine Phase immer irgendwo ist, das kann man gar nicht abwenden.