Owen Meany - John Irving

  • Der Vollständigkeit halber, damit es auch im Verzeichnis steht und Eulen, die nicht an der Leserunde teilnehmen, ihren Senf abgeben können :-)


    Originaltitel: A Prayer for Owen Meany


    Kurzbeschreibung:
    Die bewegende Geschichte der einzigartigen Freundschaft zwischen Owen Meany und John Wheelwright: John Irvings Auseinanderstzung mit einem halben Jahrhundert amerikanischer Geschichte, mit der Frage nach dem Glauben in einer chaotischen Welt, ein großartiger Roman in der Tradition der besten angelsächsischen Erzähler.


    Über den Autor:
    John Irving wurde 1942 in Exeter in New Hampshire geboren. Als Berufsziele gab er schon sehr früh an: Ringen und Romane schreiben. Irving lebt und schreibt heute abwechselnd in New England und Kanada.


    Meine Meinung:
    „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als sich unsere Schulweisheit erträumen lässt“. Die Figur des Owen Meany gehört eindeutig dazu. Eine Geschichte über die Freundschaft, über Vertrauen, Liebe, Anderssein, Glauben, den Sinn des Lebens und den eigenen Platz in der Welt. Irving beginnt scheinbar chaotisch mit einer eher zusammenhangslosen Erzählung verschiedenster kleiner Episoden über den skurrilen Owen Meany, den kleinwüchsigen Jungen mit der schrillen Stimme, die er auch in der Pubertät nie verliert. In den ersten beiden Dritteln des Buches sucht der Leser nach dem tieferen Sinn, dem Rahmen, der dies alles zusammenhält. Doch die anfänglichen Längen macht Irving durch das perfekte Ende mehr als wett, er schafft ein riesiges Mosaik, bei dem jedes noch so kleine Steinchen seine wesentliche Bedeutung hat. Ein faszinierender, kritischer und doch zutiefst liebevoller Roman, den ich jedem geduldigen Leser nur empfehlen kann, er wird auf jeden Fall belohnt!

  • Ja, Owen Meany... Ich bin ja im Allgemeinen kein besonderer Fan von John Irving, habe "Garp" zwar zu Ende gelesen, habe aber daran seinerzeit ziemlich viel zu mäkeln gehabt. Das "Hotel New Hampshire" habe ich nach einigen Seiten abgebrochen, so sehr hat es mich genervt. Dann legte mir ein Bekannter nahe "A Prayer for Owen Meany" zu versuchen, das sei ein ganz Irving-untypischer Irving. Tatsächlich habe ich das Buch ganz gern gelesen. Der Ich-Erzähler und Owen Meany sind Charaktere, die ich wesentlich weniger aufdringlich fand als die, die ich aus "Garp" kannte.
    Aber dieses Ende... ich weiß nicht so recht. Glauben schön und gut, aber das Ende ist doch wirklich sehr dick aufgetragen. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob ich finde, das Irving hier noch die Kurve gekriegt hat, oder ob ich doch eher der Ansicht bin, dass das alles zu messianisch ist.


    Herzlich, B.

  • Oh, fast mein Lieblings-Irving ... (nach Garp).
    Und by the way: ich könnte mal ein bißchen klugscheißern (dieser neue thread ist ja furchtbar anregend ... :grin) :


    Wer weiß denn, warum Irving seinem Protagonisten die Initialen O und M gegeben hat ?????

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • John Irving hat mit "Owen Meany" ein phantastisches Buch geschrieben. Es ist mein Lieblingsbuch. Und dann ist da jemand hingegangen und hat gemeint, er müsse dieses Buch verfilmen. Ergebnis: peinlich!

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, Fritzi.


    Irving hat sich von Günter Grass' Roman "Die Blechtrommel" und der Hauptfigur desselben, Oskar Mazerath, inspirieren lassen.


    Mensch Tom, das sehe ich ja jetzt erst !!!! "Eins rauf mit Mappe!" .


    Ich fand das echt toll, als ich das mal in einem Interview gelesen hab. Meistens denkt ja die Allgemeinheit, nichtdeutsche Autoren würden deutsche Autoren links liegen lassen, aber da kann man mal sehen... :-)

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Wow...also OWEN MEANY ist mit Abstand das allerbeste Buch, was ich je gelesen habe. Und ich werde es mit Sicherheit nicht das letzte Mal gelesen haben.


    Ein fulminantes Werk, das mich von der ersten bis zur letzten Seite demaßen gefesselt hat. Das kann ich nur von wenigen Büchern behaupten.


    Mit Owen hat Johnny einen einzigartigen Charakter gefunden, den man im Laufe des Romans so lieb gewinnt, dass man am Ende einfach gar nicht anders kann, als hemmunglos zu weinen.


    Alle Handlungsstränge, die gesponnen werden, laufen am Ende auf beeindruckendste Art und Weise zusammen, Details werden aufgeklärt, die man vielleicht schon vergessen hat.


    Vor allem die Einflechtungen über den Vietnamkrieg gefielen mir ausgesprochen gut und man kann bei den ganzen Wahrheiten, die John Irving da ablässt, immer nur abnicken und sich freuen, dass mal jemand genauso denkt wie ich.


    Süchtigmachend... :yikes

  • Ich habe das Buch jetzt gerade beendet und kann wirklich nicht behaupten, daß es von der ersten bis zur letzten Seite durchgehend fesselnd war. Nach ca. 300 Seiten war ich fest entschlossen, das Buch zur Seite zu legen und nicht mehr zu beenden.


    Ich machte ein, zwei Versuche ein anderes Buch zu beginnen, aber es gelang mir irgendwie nicht. Erstaunlicherweise war ich trotz der Längen von "Owen Meany" doch zu sehr in der Geschichte drin, um mich auf etwas anderes einlassen zu können. Also "musste" ich weiterlesen - und habe das Buch gerade mit einem höchst befriedigtem Gefühl zugeklappt.


    Das Ende haut wirklich alles wieder raus :-)


    Empfehlenswert!!

  • Nachdem ich schon fast alle anderen Romane von Irving gelesen habe, fang ich endlich mit diesem hochgelobten, von vielen als "der beste Irving" bezeichneten Buch an.
    Ich bin erst auf Seite 215, muss aber bereits jetzt feststellen, dass sich dieser Roman von anderen Werken Irvings deutlich unterscheidet. Ob positiv oder negativ, wird sich noch zeigen. :gruebel Es ist auf jeden Fall nicht nur gesellschaftskritisch und amüsant, sondern auch äußerst politisch und ein kleines bisschen seriöser.
    Die für Irving chrakteristische Tragikomik, die skurrilen, grotesken Charaktere, fehlen. Owen Meany ist zwar eine originelle, tragikomische Figur, aber die Handlung verläuft bis jetzt ganz normal, um nicht zu sagen langweilig. Das was ich an Irving schätze, hab ich hier noch nicht finden können.


    Da das Buch aber mit jeder Seite spannender werden soll, lese ich weiter.


    Ich weiß auch nicht wie ich dazu stehen soll, dass Irving die Hauptfigur der "Blechtrommel" geradezu kopiert hat. Er macht aus seiner Bewunderung für den deutschen Nobelpreisträger zwar kein Geheimnis, aber es ist irgendwie zu hochgegriffen... Er kann dem Grass, was die sprachliche Ausdruckskraft und literarische Wortstärke angeht, nicht das Wasser reichen. Andererseits ist es ein kluger und interessanter Kunstgriff, den Haupthelden "Der Blechtrommel" für seine Zwecke zu benutzen. Die Person des Oskar Matzerath hat mich schon immer fasziniert.


    Es würde mich mal interessieren, wie und ob sich Grass zu "Owen Meany" jemals geäußert hat? ?(

    Edit: hab einen wichtigen Fehler korrigiert

    "Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene."
    (Carl Hillty)

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  • Zitat

    Original von Charlotte
    Ich machte ein, zwei Versuche ein anderes Buch zu beginnen, aber es gelang mir irgendwie nicht. Erstaunlicherweise war ich trotz der Längen von "Owen Meany" doch zu sehr in der Geschichte drin, um mich auf etwas anderes einlassen zu können. Also "musste" ich weiterlesen - und habe das Buch gerade mit einem höchst befriedigtem Gefühl zugeklappt.


    Das Ende haut wirklich alles wieder raus :-)


    Empfehlenswert!!


    Witzig. Genau so ist es mir auch ergangen. :-)

  • :yikes
    Was soll ich bloß schreiben?


    Ich habe ein sehr sehr tolles Buch gelesen, am Anfang war ich sehr skeptisch ob mir dieses Buch überhauot zusagt, doch ich wurde eines besseren belehrt.


    Ich fand es super. Dieser kleine Junge später Mann hat ein Talent Mensch für sich zu gewinnen auf seine eigene Art.


    Es war das erste Buch was ich von John Irving gelesen habe und ich glaube ich werde auch noch die anderen von ihm lesen.



    Dieses Buch sollte man unbedingt weiter empfehlen.

  • Dieses Buch hat mich trotz mancher Längen sehr gefesselt.


    Die Außeinandersetzung mit Kirche/Glaube, Vietnamkrieg und Gesellschaft war sehr interessant, manchmal erinnerbar, aber immer gut dargestellt und nie langweilig.
    Mit dem Vietnamkrieg hatte ich mich vorher schon beschäftigt, viele Details waren mir trotzdem neu. Andere wurden wieder in Erinnerung gerufen.


    Auch die Darstellung, dass Kanada eben nicht eine nördlichere USA ist, sonderen ein eigener Staat, fand ich gelungen.
    In den meisten US-Kriegen waren auch Kanadier involviert, von denen (und deren Gefallenen) meist keine Rede ist.


    Alles in allem ein sehr gelungenes Buch, das mir zufällig in die Hände fiel.
    Das war mein erstes Irving-Buch - sicher nicht das letzte.


    LG

  • Bitte, kann mir jemand von euch sagen, was man nach so einem Buch als nächstes lesen soll???


    Ich habe es gestern Abend beendet und bin immer noch tief berührt von diesem Buch.


    Ich hatte noch niemals das Gefühl mich vor einem Autor verneigen zu müssen, bis jetzt. Das meine ich vollkommen ernst: es gibt einige Szenen im Buch, da habe ich wirklich den Kopf geneigt und nur noch gedacht, WOW oder von Herzen gelacht oder geweint!!!


    Ich finde "Garp und wie er die Welt sah" und "Gottes Werk und Teufels Beitrag" schon so unglaublich gut. Aber ich weiß im Moment nicht, wie ich beschreiben soll, was "Owen" und "John" für (Lese-)Gefühle bei mir hinterlassen haben. Mein Kopf ist so voll und ich muß das irgendwo aufschreiben, auch wenn jetzt wahrscheinlich totaler Blödsinn hier steht. Ich weiß nicht, wohin sonst damit.


    Die kritische Auseinandersetzung mit der Politik der USA und der Kirche andererseits fand ich nie langweilig. Natürlich hat es mir "Owen" angetan und vor allem "John" als Erwachsener, sein Leben in Kanada und seine Abrechnung mit der alten Heimat. Dadurch, daß die Zeitebenen immer wechselten war das Buch auch nie langweilig oder langatmig.


    Irving hat das alles in eine Geschichte verpackt, die mich sprachlos zurückläßt. Alle Handlungsstränge finden am Ende in einem grandiosen und tief berührenden Schluß zusammen. Alles wird schlüssig erklärt, nichts bleibt offen und dennoch ist es spannend und auch, wenn man glaubte, alles schon vorher zu wissen oder zu erahnen, wird man doch noch überrascht.


    Das Buch habe ich ganz sicher nicht zum letzten Mal gelesen. Ich weiß, es wird mich weiter begleiten. Das ist ein besonderer Bücherschatz in meinem Regal.


    Nur was soll ich jetzt bloß lesen?

  • Für "Owen Meany" reichen wohl all die Superlative nicht aus, die man gemeinhin bei einer begeisterten Rezi verwenden kann - es ist schon so lange eines meiner absoluten Lieblingsbücher, das auch bei wiederholter Lektüre nichts von seinem Reiz verliert.
    Den kleinen Kerl mit der quietschenden Stimme muß man einfach ins Herz schließen; und auch wenn John Irving die Geschichte auf über 800 Seiten ausbreitet, hatte ich an keiner Stelle ein Gefühl der Langatmigkeit oder der Redundanz.
    Der einzige Punkt, der mir nicht ganz so gut gefällt, ist, daß John Wheelwright niemanden findet, aber er scheint ja auch so ganz gut über die Runden zu kommen.

  • Meine Meinung
    Was schreibt man in eine Rezi zu einem Roman, der hochgelobt und von vielen Lesern, deren Urteil man vertraut, als eines ihrer Lieblingsbücher bezeichnet wird?
    Die Wahrheit!


    „Owen Meany“ konnte mich von Anfang bis Ende weder fesseln, noch faszinieren oder überzeugen, was aber nichts über die schriftstellerische Qualität des Romans aussagt.
    Was mir fehlte sind nicht die durch den Autor oder die Handlung gegebene Lösungsmöglichkeiten für eine schwierige Geschichte an sich, sondern der Raum für Lösungsmöglichkeiten überhaupt. Was passieren wird, ist von Anfang an in Stein gemeißelt und feststehend. Das Ende steht fest, bevor überhaupt etwas geschehen konnte, und alles, wovon der Roman, teilweise auch ins Mystische abgleitend, erzählt, ist Mittel zum Zweck. Es geht um Schicksal und Schicksalsergebenheit, und es deprimiert mich, wenn jede Entwicklung, jeder Kampf umsonst, sinnlos sein soll.


    Auf einzelne Kritikpunkte kann ich hier nicht eingehen, weil das zu viel von Anfang und Ende des Buches verraten würde, aber in den einzelnen Abschnitten der Leserunde habe ich mich dazu ausgiebig geäußert.


    Dieser Roman war für mich das erste Buch von Irving. Der Autor ist ein wahrer Meister der Worte, das muss man ihm lassen, und obwohl ich so etwas eigentlich schätze: Einer meiner Lieblingsschriftsteller wird er mit Sicherheit nicht.



    Ich habe das Buch in einer Leserunde der Querbeet-Lesegruppe gelesen.
    Leserunde August 2014

  • Zitat

    ...; der Sommer 1968 litt an der Mischung von Mörderischem und Trivialem, die für unsere Gesellschaft typisch und alltäglich werden sollte.


    Owen Meany ist ein sehr langsames Buch, wenn es auch mit abstrusen Teilen zu schockieren versteht. Ja, Geduld braucht man als Leser wahrhaftig, um sich durchzukämpfen zu Owens Geschichte, und hier ist wirklich das Ende erst das Ende.


    Ich persönlich würde dieses Buch niemandem empfehlen, denn ich selber musste mich bis zum 4. Kapitel immer wieder überwinden, weiterzulesen. Hätte ich es nicht in der Leserunde in Angriff genommen, wäre ich wohl kläglich gescheitert, nicht, weil ich nicht Lesen kann, sondern weil meine Lebenszeit ganz einfach begrenzt ist und ich für viel Geschwafel zwischen der Story nicht viel übrig habe.
    Aber an einem John Irving setzt wohl kein Lektor den Rotstift zum Kürzen an.


    Alles in allem ist Owen Meanys Geschichte jedoch so anrührend, dass man schon wissen möchte, wie es mit ihm weitergeht. Und zumindest am Schluss ergibt doch alles einen Sinn.


    6,5 Punkte von mir.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“