'Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke' - Seiten 088 - 159

  • Ich mag dieses Buch immer mehr.
    Ich kann verstehen, dass er, obwohl die Großeltern ein wenig verrückt sind, das Leben dort als ruhigen Hafen begreift. Hier scheint er all die Unsicherheiten, die seinen Schulalltag begleiten, ablegen zu können.


    Über die Großeltern erfahren wir hier immer mehr, seine "Klassenkameraden" bleiben dagegen eher blaß. Hier geht es hauptsächlich um ihn.

  • Ich bin noch nicht ganz durch - knapp 5 Stunden Hörgenuss.
    Die Großeltern sind Alkoholiker. Arm sind sie scheinbar nicht mit dem großen Haus in München, obwohl sie nicht Jahrzehnten nichts geändert haben.
    Das Probehalbjahr hat er überstanden. Die Dozenten sind alle exzentrisch.
    17 Mark für einen Zoobesuch ist doch geschenkt - in Leipzig blecht man 21 Euro.
    Bitte einmal Nilpferd. :lache :lache

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Saiya
    Ich mag dieses Buch immer mehr.
    Ich kann verstehen, dass er, obwohl die Großeltern ein wenig verrückt sind, das Leben dort als ruhigen Hafen begreift. Hier scheint er all die Unsicherheiten, die seinen Schulalltag begleiten, ablegen zu können.


    Er hat es schon echt schwer. ;-)Ich sage nur "Nussknacker" :rofl
    Was ich immer noch nicht begreifen kann, ist warum er überhaupt dieser Schauspielstudium angestrebt und angenommen hat, wo er sich doch immer noch nach dem Schwesternwohnheim und dem Zivildienst, den er nicht angetreten hat, sehnt.


    Zitat

    Über die Großeltern erfahren wir hier immer mehr, seine "Klassenkameraden" bleiben dagegen eher blaß. Hier geht es hauptsächlich um ihn.


    Ich fand der Abstecher in die Vergangenheit der Großeltern interessant, ganz schön bewegt, gerade auch das Leben der Großmutter. Das und der schwierige Weg seiner Mutter in deren Kindheit (war auch lange ohne ihre Mutter und bekam einen pedantischen, neuen Vater) hat ihn und seine Brüder geprägt. Mir gefällt, dass man so verstehen lernen kann, wie er so wurde, wie er ist.

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Ich bin noch nicht ganz durch - knapp 5 Stunden Hörgenuss.
    Die Großeltern sind Alkoholiker. Arm sind sie scheinbar nicht mit dem großen Haus in München, obwohl sie nicht Jahrzehnten nichts geändert haben.
    Das Probehalbjahr hat er überstanden. Die Dozenten sind alle exzentrisch.
    17 Mark für einen Zoobesuch ist doch geschenkt - in Leipzig blecht man 21 Euro.
    Bitte einmal Nilpferd. :lache :lache


    Die Idee, einen klassischen Text aus der Sicht eines Tieres zu sehen und darzustellen, finde ich sehr bizarr, und der Nutzen erschließt sich mir leider nicht ganz. Aber die Lehrerin wurde ja von der Großmutter auch die "Gymnastiklehrerin" genannt. ;-)

  • Diese Tieraufgabe fand ich auch völlig schräg - aber ich muss zugeben, von Schauspielunterricht habe ich keine Ahnung. Die abwertende Beurteilung der "Gymnastiklehrerin" fand ich in dem Zusammenhang recht interessant, wobei wir natürlich nicht wissen können, ob die Gute wirklich nicht kompetent für ihre Aufgabe ist oder ob die Großmutter sie mit einer gewissen Arroganz betrachtet, weil sie sich für was besseres hält.


    Die Familiengeschichte fand ich auch interessant und bewegend. Weniger gut gefällt mir im Moment, dass die Mitschüler fast schon klischeehaft wirken.


    Meine Lieblingsstelle war die Beschreibung der ersten Aikidostunde. Hat gleich Erinnerungen an meine Jugend geweckt. Die erste Aikidostunde war auch für mich sehr beeindruckend.

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Die Gymnastiklehrerin kann doch nicht schon Oma unterrichtet haben. Das leuchtet mir nicht ganz ein. Wie alt muss sie denn sein?


    Sie waren Kolleginnen, und gerade viel von Gretchen gehalten kann die Großmutter nicht haben.

  • Zitat

    Original von Ellemir
    Die Familiengeschichte fand ich auch interessant und bewegend. Weniger gut gefällt mir im Moment, dass die Mitschüler fast schon klischeehaft wirken.


    Ein bisschen Klischee ist sicher immer dabei. Immerhin betrachtet Joachim sie aus seiner jugendlichen Perspektive. Ich finde es aber nicht übertrieben, wie er sie beschreibt oder es ist mir nicht unangenehm aufgefallen. Vielleicht musst du auch noch ein bisschen warten. Sie kommen uns alle noch näher.

  • Zitat

    Original von Clare


    Sie waren Kolleginnen, und gerade viel von Gretchen gehalten kann die Großmutter nicht haben.


    Entweder war Gretchen damals sehr jung oder Oma kurz vor der Rente. :lache

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Clare


    Ein bisschen Klischee ist sicher immer dabei. Immerhin betrachtet Joachim sie aus seiner jugendlichen Perspektive. Ich finde es aber nicht übertrieben, wie er sie beschreibt oder es ist mir nicht unangenehm aufgefallen. Vielleicht musst du auch noch ein bisschen warten. Sie kommen uns alle noch näher.


    Ok, ich warte noch ein wenig. Im Großen und Ganzen gefällt mir das Buch ja auch sehr gut, ich mag seinen Humor einfach. Übertrieben finde ich ihre Beschreibung auch nicht, eher, wie Saiya schon schrieb, etwas blass.

  • Zitat

    Original von Ellemir


    Ok, ich warte noch ein wenig. Im Großen und Ganzen gefällt mir das Buch ja auch sehr gut, ich mag seinen Humor einfach. Übertrieben finde ich ihre Beschreibung auch nicht, eher, wie Saiya schon schrieb, etwas blass.


    Du kennst ja die anderen Bücher, Ellemir. Diese überspitzten, teils klischeehaften Beschreibungen sind typisch für Meyerhoff bzw. Absicht.


    Ich denke beim Lesen über die Rollen der Mitschüler nach. Denn ich finde das auch, wie oben schon angemerkt, auffällig.
    Ich bin mir mittlerweile nicht sicher, ob für das, was er erzählen will, die Schauspielkollegen überhaupt mehr Tiefe brauchen bzw. ob er sie uns überhaupt näher bringen will. Vielleicht geht es ihm ja hauptsächlich um die Großeltern und wie er die Ausbildung an der Schule für sich empfindet.

  • Zitat

    Original von Clare
    ...
    Was ich immer noch nicht begreifen kann, ist warum er überhaupt dieser Schauspielstudium angestrebt und angenommen hat, wo er sich doch immer noch nach dem Schwesternwohnheim und dem Zivildienst, den er nicht angetreten hat, sehnt....


    Eine Mischung aus Zufall, Berufung, Einfluss der Großmutter, innerer Eingebung- so in etwa stelle ich mir das vor. :grin


    Zitat

    Original von Clare
    ...
    Ich fand der Abstecher in die Vergangenheit der Großeltern interessant, ganz schön bewegt, gerade auch das Leben der Großmutter. Das und der schwierige Weg seiner Mutter in deren Kindheit (war auch lange ohne ihre Mutter und bekam einen pedantischen, neuen Vater) hat ihn und seine Brüder geprägt. Mir gefällt, dass man so verstehen lernen kann, wie er so wurde, wie er ist.


    Der Abschnitt hat mich sehr berührt. Ich habe die beiden ersten Bücher gelesen. Im zweiten Buch geht es unter anderem viel um Meyerhoffs Mutter. Für mich setzt sich immer mehr ein Bild zusammen.
    Was für ein Schicksalsschlag! Erst verliert sie den erkämpften Hermann, der zur damaligen Zeit seine Erstfamilie verlässt und sie heiratet, was schon erstaunlich ist. Dann überlebt sie den Krieg und wird von besoffenen Amis über den Haufen gefahren. Welche Tragik!

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Clare


    Die Idee, einen klassischen Text aus der Sicht eines Tieres zu sehen und darzustellen, finde ich sehr bizarr, und der Nutzen erschließt sich mir leider nicht ganz. Aber die Lehrerin wurde ja von der Großmutter auch die "Gymnastiklehrerin" genannt. ;-)


    Ich fand die Effie aus der Perspektive des Nilpferdes sehr eindrücklich. Das Tier/die Effie auf Tauchstation, wie sie immer mehr an die Wand und in die Enge getrieben wird, dann die Langsamkeit, die zum Gefängnis wird- ich fand das sehr passend.
    Ich glaube, Meyerhoff hat damals gar nicht erkannt, wie gut er die Aufgabe umgesetzt hat.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Eine Mischung aus Zufall, Berufung, Einfluss der Großmutter, innerer Eingebung- so in etwa stelle ich mir das vor. :grin



    Der Abschnitt hat mich sehr berührt. Ich habe die beiden ersten Bücher gelesen. Im zweiten Buch geht es unter anderem viel um Meyerhoffs Mutter. Für mich setzt sich immer mehr ein Bild zusammen.
    Was für ein Schicksalsschlag! Erst verliert sie den erkämpften Hermann, der zur damaligen Zeit seine Erstfamilie verlässt und sie heiratet, was schon erstaunlich ist. Dann überlebt sie den Krieg und wird von besoffenen Amis über den Haufen gefahren. Welche Tragik!


    Interessanterweise habe ich von diesem Buch hauptsächlich sein Verhältnis zu seinem Vater in Erinnerung. Bei mir ist es schon eine Weile her, dass ich "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war"gelesen habe, aber auch für mich fügt sich mit der Geschichte der Großeltern alles zusammen.

  • Ich weiß auch nicht, warum mich das mit den Mitschülern in diesem Buch etwas stört - bei den anderen beiden Büchern konnte ich mit der teilweise klischeehaften Darstellung der Figuren gut umgehen.


    Mir ging es beim ersten Buch wie Saiya - die Mutter spielt zwar eine wichtige Rolle, aber das eigentliche Thema für mich war Joachims Verhältnis zum Vater, dessen Position in der Familie und der Gesellschaft und natürlich die für ein Kind eher ungewöhnliche Lebensweise auf dem Anstaltsgelände.


    Die tragische Geschichte der Großmutter ist wirklich berührend - aber wahrscheinlich nicht mal so ungewöhnlich für die Zeit. Ich habe als Jugendliche und junge Frau viel mit alten Menschen zu tun gehabt und ihnen gern zugehört, wenn sie erzählt haben. Was ich da an Geschichten gehört habe. Dazu die Geschichten meiner Großmütter. Ich glaube ja, die allermeisten Menschen in unserem Jahrhundert haben eine aufschreibenswerte Familiengeschichte...

  • Zu der Tagebuch-Geschichte gibt es eine erstaunliche Parallele zu meinem Großvater. Auch er führte Buch über alles mögliche. Z.B. schrieb er jeden Tag auf, ganz kurz nur, was er gemacht hatte. Dazu notierte er ein Wettersymbol, das das Tageswetter festhielt mit der entsprechenden Temperatur. Außerdem schrieb er akribisch seine Ausgaben auf. Als Kind wunderte ich mich über diese Angewohnheit. Als mein Opa verstorben war, fanden wir über 80 dieser Büchlein, Wetteraufzeichnungen fast eines Jahrhunderts. Die Preisentwicklung der Lebensmittel konnte man genau verfolgen.
    Außerdem war sehr schön zu lesen, wenn da stand "...lein zu Besuch. Ein wundervoller Tag." Oder: "...noch 3 Tage, dann kommt mein ...lein."
    Ich blättere gerne in diesen Büchlein.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Saiya
    ...
    Interessanterweise habe ich von diesem Buch hauptsächlich sein Verhältnis zu seinem Vater in Erinnerung. Bei mir ist es schon eine Weile her, dass ich "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war"gelesen habe, aber auch für mich fügt sich mit der Geschichte der Großeltern alles zusammen.


    Das ist ja auch Hauptthema. Aber ich weiß, dass ich mich über manche Verhaltensweisen der Mutter gewundert habe. Um nicht zu sehr zu spoilern, nehme ich als Beispiel eine eher unbedeutende.
    Z.B. als die Familie das Wochenendhaus kauft und die Mutter es mit den Kindern allein bewohnbar macht. Sie nimmt vieles hin, krempelt die Ärmel hoch und macht einfach. Das fand ich erstaunlich, nach dem Bild ihrer Kindheit, das jetzt entsteht, kann ich das nachvollziehen.
    In diesem Elternhaus wurde gehorcht.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin