'Die Straße der Ölsardinen' - Kapitel 22 - Ende

  • Es gibt immer wieder verblüffende, originelle kleine Episoden im Buch, zum Beispiel die mit Henry, dem Maler. Solceh Episoden werden immer geschickt eingeschoben. Danach geht es wieder merh zur Haupthandlung, wenn man so sagen kann, um Mack und seiner Bande.


    Nachdem Mack und seine Jungs Docs Haus unglücklicherweise so verwüstet hatten, werden sie gesellschaftlich geächtet. Sie ziehen sich unglücklich ins Palace zurück.


    Ich finde, dass John Steinbeck diesen Zustand gut beschreibt und analysiert folgerichtig:
    "Auf gesellschaftliche Ächtung gibt es zwei Arten der Reaktion: Entweder geht der Mensch gereinigt und gütiger daraus hervor, oder er wird schlecht, fordert die Welt heraus und verübt künftig noch schlimmere Taten; letzteres ist häufigste Folge sozialer Brandmarkung."


    Da ist sicher viel dran.


    Die Jungs eint die Sorge um die kranke Hündin Darling. Darauf hin wenden sie sich sogar an Doc, der sie relativ kühl empfängt, dann aber den richtigen Rat gibt.
    Da bin ich froh, das Darling überlebt und wieder glücklich die Schuhe der Jungs kaut.


    Es liegt Mack viel daran, mit Doc wieder ins reine zu kommen. Er wendet sich an Dora, die ihm den Rat gibt, noch einmal eine Party zu geben, diesmal aber in Anwesenheit von Doc. Das gibt bestimmt wieder Chaos!

  • Dann mache ich den Anfang mit meinen allgemeinen Gedanken zum dritten Teil.


    Im Mittelpunkt steht die neue Party für Doc, eine Geburtstagsparty, die aber (nur für Doc bekannt) eigentlich eine Nicht-Geburtstagsparty ist.
    Mich hat schon beeindruckt, dass der ganze Ort mitmacht und sich Geschenke ausdenkt. So einen Zusammenhalt kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen.


    Das Geschenk der Gang ist kurios, aber passend - für Mack & Co ebenso wie für Doc :katze


    Und wieder ist Frankie die tragische Figur. Um ihn sollte man sich wirklich mehr kümmern. Das passt für mich gar nicht zu den sozialen Typen der Cannery Row, dass sie den armen Kerl so sich selbst überlassen.


    Die Kapitel 24, 26 und 31 geben mir Rätsel auf. Ich bin gespannt, wie andere diese Kapitel sehen.


    Mich verblüfft, wie aktuell und modern das Buch auch heute noch ist, mehr als 70 Jahre nach der Entstehung.


    *Alice wartet nun auf die HeimkehrerInnen in die Cannery Row*

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Kapitel 24: So spät im Buch noch einmal zwei neue Figuren, Mary und Tom Talbot, die aber nur kurz auftreten.
    Steinbecks Beschreibung von Mary ist erstaunlich detailliert.
    John Steinbeck platziert mit ihnen zwischen all den Taugenichtsen und Prostituierten
    auch einmal ein relativ normales junges Ehepaar. Marys Teeparties für die streunenden Katzen sind aber auch recht skurril.

  • Ich bin dann heute nach einer Pause wieder in die Cannary Row zurückgekommen. Und bin gleich wieder total fasziniert von der schönen Sprache von Steinbeck.
    Im Kapitel 24 habe ich so einen wunderbaren Satz gefunden: "Die blaugraue Farbe der Trübsal war durch das Schlüsselloch und die Spalte zwischen Schwelle und Tür bis in den Garten gesickert." Das klingt für mich einfach nur wunderschön. :-]


    Ich bin ja wirklich froh, dass die neue Party für Doc nicht wieder in einer Katastrophe endet, sondern dass Doc eine tolle "Geburtstagsfeier" bekommt, die er auch selber genießen kann. Die Geschenke für ihn fand ich auch einfach genial und so einfallsreich.


    Zitat

    Original von Alice


    Die Kapitel 24, 26 und 31 geben mir Rätsel auf. Ich bin gespannt, wie andere diese Kapitel sehen.


    Ja diese Kapitel scheinen nicht im Zusammenhang mit der anderen Handlung zu stehen. Es sind irgendwie eingestreute kleine Geschichten über andere Bewohner des Örtchens. Ich finde sie aber trotzdem passend und gerade die kurze Geschichte über das Erdhörnchen, dass dann doch nur eine kurze Zeit in der Cannary Row bleibt, fand ich sehr gelungen und putzig.


    Das Buch ist einfach eine tolle Beschreibung sämtlicher skurillen Bewohnder von Monterey, wobei einige eine größere Rolle spielen als andere.


    Mir hat das Buch wahnsinig gut gefallen. Und auch diese nette kleine Leserunde hier mit meinen Mitlesern fand ich schön. :-)
    Und ich freue mich jetzt dann auf die Lektüre von "Wonniger Donnerstag"

  • So, ich bin heute auch fertig geworden und war am Ende richtig traurig, daß es erst mal vorbei ist - naja Wonniger Donnerstag folgt noch :-]


    Meinem Wunsch ist nachgekommen worden, mittlerweile wird zumindest nicht mehr das Bier in die Kannister gekippt :lache


    Der Weg hin zur neuen Geburtstagsfeier war toll. Erst das Herausfinden den Geburtstag, d.h. ja eigentlich nicht des Geburtstags, sondern eines beliebigen Tages. Und dann diese Wuselei, der ganze Ort war in Aufregung und jeder wollte sein Bestes geben - ein ganz toller Zusammenhalt. Und dann war Doc selbst schon aufgeregt, wann es endlich losgeht und die Leutchen kommen, herrlich.


    Auch die Familie Talbot war eine Bereicherung, Mary wollte so gerne Parties ausrichten und wenn es für die Katzen war - einfach liebenswert.



    John Steinbeck wirklich wieder ein Highlight :fingerhoch

  • Zitat

    Original von Richie


    John Steinbeck wirklich wieder ein Highlight :fingerhoch


    Absolut. Auch ich habe das Buch richtig genossen.


    Eigentlich schade, dass manche Episoden nur den Status einer kleinen Nebenhandlung hatten.
    Von Mary Talbot würde ich gerne ausführlicher lesen, ebenso von Henri, dem Maler, der gar keiner ist - und natürlich vom armen Frankie, der so viel Liebe brauchen würde.


    In den Charakteren der Cannery Row würde man Stoff für einige Romane finden.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von Alice


    Eigentlich schade, dass manche Episoden nur den Status einer kleinen Nebenhandlung hatten.
    Von Mary Talbot würde ich gerne ausführlicher lesen, ebenso von Henri, dem Maler, der gar keiner ist - und natürlich vom armen Frankie, der so viel Liebe brauchen würde.


    Ja das geht mir auch so. Die Personen sind alle so liebevoll gezeichnet, dass sie einem auch schon in den kleinen Episoden ans Herz wachsen.
    Ich bin mal gespannt, wer von ihnen in "Wonniger Donnerstag" wieder auftaucht. :-)

  • Ich habe mir gerade die Rezis zu "Wonniger Donnerstag" bei amazon durchgelesen und ich glaube das Buch ist nicht zu deprimierend, Alice. :wave


    Hättet Ihr den Lust, den Wonnigen Donnerstag auch noch mal zusammen in einer Leserunde zu lesen?? Vielleicht hat ja von den anderen Mitlesern hier, die noch nicht durch sind auch noch jemand Interesse, so das wir wieder eine richtige Leserunde zusammen bekommen würden?? So Richtung November oder Dezember vielleicht. :gruebel
    Ich fand diese Leserunde hier auf jeden Fall sehr schön mit Euch.
    :-)

  • So, ich bin dann auch am Ende der Straße angekommen :-)
    Hat ewig gedauert, aber ich habe jede Seite dieses Büchleins genossen.



    Zitat

    Original von Alice


    Eigentlich schade, dass manche Episoden nur den Status einer kleinen Nebenhandlung hatten.
    Von Mary Talbot würde ich gerne ausführlicher lesen, ebenso von Henri, dem Maler, der gar keiner ist - und natürlich vom armen Frankie, der so viel Liebe brauchen würde.


    [/quote]


    Ja so geht es mir auch, vor allem der kleine Frankie ist mir richtig ans Herz gewachsen, würde der Doc doch einfach mal die richtigen Worte für ihn finden ...


    Die zweite Party war wieder einfach herrlich erzählt :rofl zum Glück war der Doc diesmal vorbereitet und die Jungs um Mack haben zumindest eines gelernt und die Kater erstmal zu Hause gelassen.


    Bei einer LR zum Wonnigen Donnerstag bin ich auf jeden Fall dabei, auch wenn ich auch für das Buch bestimmt wieder einige Donnerstage brauchen werde. :-)

  • Die zweite Party war noch ein größeres Chaos als zuvor, aber da alle daran beteiligt waren, war sie gut. Was könnte man daraus lernen?


    Die Sätze über die guten und schlechten menschlichen Eigenschaften auf Seite 109 fand ich sehr gut und sehr weise. Die sind ein bisschen mein Highlight aus der Geschichte.
    Ansonsten fand ich noch auffällig, wie rücksichtsvoll und normal über die Frauen der Flotten Flagge gesprochen wurde. Prostitution fand hier nicht irgendwo am schmuddeligen Stadtrand statt, sondern wurde als ganz normale Arbeit in die Stadt integriert. Ein sehr diskussionswürdiger Ansatz, oder?


    Bei "Wonniger Donnerstag" wäre ich natürlich auch dabei, dann aber auch gerne ohne Überschneidungen mit anderen Leserunden. :wave

  • Jetzt warst du ja schnell mit den beiden Abschnitten, xexos.


    Zitat

    Original von xexos
    Ansonsten fand ich noch auffällig, wie rücksichtsvoll und normal über die Frauen der Flotten Flagge gesprochen wurde. Prostitution fand hier nicht irgendwo am schmuddeligen Stadtrand statt, sondern wurde als ganz normale Arbeit in die Stadt integriert. Ein sehr diskussionswürdiger Ansatz, oder?


    Da hast Du absolut Recht! Es ist überhaupt nicht selbstverständlich, dass Prostituierte als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft angesehen werden und voll integriert sind. Aber in diesem Buch war es wirklich so. Es gab kein schlechtes Wort über die Frauen aus der Flotten Flagge.


    Zitat

    Original von xexos
    Bei "Wonniger Donnerstag" wäre ich natürlich auch dabei, dann aber auch gerne ohne Überschneidungen mit anderen Leserunden. :wave


    Sehr schön! Ich denke mal, wir können die Leserunde vielleicht für Anfang des nächsten Jahres planen? Ich glaube dieses Jahr schaffe ich es nicht mehr.