Fragen an Thomas Elbel

  • Ich weiß, dieser Thread ist für Fragen von Euch an mich reserviert, aber ich hätte tatsächlich doch erst mal eine an Euch. Nämlich: Kommt irgendwer von Euch aus Berlin?

    Hintergrund: Ich lese heute Abend im Rahmen des Berliner Krimimarathons in der Bodo-Uhse-Bibliothek in Berlin-Lichtenberg ab 19 Uhr aus dem Todesmeister vor. Eintritt: 4 Euro.

    :wave

  • Hallo, ich hab doch mal ne Frage: wieso dieses Thema? Also Foltern, Videos drehen etc? Wie kamst du darauf?


    Das Grand Guignol hat mich fasziniert seit ich vor Jahren einmal Kai Meyers "Schattenesser" gelesen habe. Auch "8 mm" war eine Inspiration. Und während ich dann geschrieben habe, passierten Dinge, wie dieses Facebooklivevideo eines Mordes in den USA oder hier in Deutschland der Fall "Marcel H.". Das Thema scheint in der Luft zu liegen, denke ich.

  • Hallo Thomas,


    schön, dass du uns bei der LR zur Verfügung stehst und Fragen beantwortest.


    Ist ein Wechsel vom Innenministerium zum LKA tatsächlich machbar, oder müssten noch weitere Ausbildungen etc. gemacht werden?


    Wieso jetzt ein Thriller, deine vorherigen Werke waren Fantasy/SiFi/Dystopie?

  • Das Grand Guignol hat mich fasziniert seit ich vor Jahren einmal Kai Meyers "Schattenesser" gelesen habe. Auch "8 mm" war eine Inspiration. Und während ich dann geschrieben habe, passierten Dinge, wie dieses Facebooklivevideo eines Mordes in den USA oder hier in Deutschland der Fall "Marcel H.". Das Thema scheint in der Luft zu liegen, denke ich.

    Ah verstehe. Vielen Dank! Kannte das Grand Guignol bisher nicht.

  • Meine Frage betrifft zwar schon den Todesmeister, aber auch generell deine Bücher, Thomas.


    Von Anfang an hat mich etwas gestört, das ich bis eben nicht definieren konnte. Nun weiß ich es: es ist der Titel. Todesmeister. Das Wort Meister ist für mich etwas Positives. Einen Meister bewundere ich und zolle ihm Respekt.

    Einen grausamen, perversen Mörder als Meister zu bezeichnen, ist für mich absolut unverständlich.


    Damit zu meiner Frage: wer sucht solche Titel aus, und wie sehr hast du Einfluss darauf? Ich habe schon oft gelesen, dass die Verlage das eigenmächtig tun, aber das ist mir zu vage. Ist es vielleicht ein billiger Werbetrick, reißerische Titel zu konstruieren?

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • In diesem Fall war es tatsächlich hauptsächlich der Verlag. Anders als bei meinen Science Fictions wurden alle meine etwa dutzend eigenen Vorschläge abgelehnt und ein verlagseigener gewählt. Ich würde ihn tendenziell auch eher auf der reißerischen Seite einordnen, kann aber auch verstehen, dass Verlage so was primär aus der Werbeperspektive betrachten und es gibt eben viele Leute, die auf so einen Titel anspringen. Wobei ich - wie gesagt - andererseits gut verstehen kann, wenn das bei eher feinsinnigen Seelen wie Dir gewisse Abwehrgefühle hervorruft. Ich persönlich hatte bei diesem Titel übrigens vor allem Angst, dass die Leute sofort das berühmte Gedicht von Paul Celan im Hinterkopf haben und dem Buch dann irgendwelche politischen Ambitionen unterstellen.

    Es ist halt schwierig. Bücher und vor allem Krimis sind Kunst und Kommerz ... Einzelstück und Massenware zugleich. Das ist auch für die Verlage eine ziemliche Gratwanderung. Aber ich habe da deine Idee. Du und jeder andere aus der Leserunde überredet zehn Leute das Buch zu kaufen, die wieder zehn weitere und immer sofort, das Buch wird ein Superbestseller und ich muss mir dann nie wieder einen Titel vom Verlag aufdrücken lassen ;)

  • In diesem Fall war es tatsächlich hauptsächlich der Verlag. Anders als bei meinen Science Fictions wurden alle meine etwa dutzend eigenen Vorschläge abgelehnt und ein verlagseigener gewählt. Ich würde ihn tendenziell auch eher auf der reißerischen Seite einordnen, kann aber auch verstehen, dass Verlage so was primär aus der Werbeperspektive betrachten und es gibt eben viele Leute, die auf so einen Titel anspringen. Wobei ich - wie gesagt - andererseits gut verstehen kann, wenn das bei eher feinsinnigen Seelen wie Dir gewisse Abwehrgefühle hervorruft. Ich persönlich hatte bei diesem Titel übrigens vor allem Angst, dass die Leute sofort das berühmte Gedicht von Paul Celan im Hinterkopf haben und dem Buch dann irgendwelche politischen Ambitionen unterstellen.

    Es ist halt schwierig. Bücher und vor allem Krimis sind Kunst und Kommerz ... Einzelstück und Massenware zugleich. Das ist auch für die Verlage eine ziemliche Gratwanderung. Aber ich habe da deine Idee. Du und jeder andere aus der Leserunde überredet zehn Leute das Buch zu kaufen, die wieder zehn weitere und immer sofort, das Buch wird ein Superbestseller und ich muss mir dann nie wieder einen Titel vom Verlag aufdrücken lassen ;)

    Dürfen Bestsellerautoren die Titel bestimmen?


    Meine Frage weiter oben ist bestimmt untergegangen.;)

  • Sorry, Die habe ich zu spät gesehen: In der Realität würde man denjenigen sicherlich erst mal noch zu irgendwelchen Fortbildungen schicken, wobei ich meinen Studenten im öffentlichen Dienstrecht immer einbimse: "Wasser fließt nicht bergauf, es sei denn, es ist politisch gewollt."

  • Dürfen Bestsellerautoren die Titel bestimmen?


    Meine Frage weiter oben ist bestimmt untergegangen.;)

    Da müsstest Du einen Bestsellerautoren fragen. Aber ich denke, auch ein Bestsellerautor tut gut daran, die geballte Erfahrung der Marketingabteilung seines Verlages nicht in den Wind zu schlagen. Und um es noch mal klipp und klar zu sagen: Ja. Auch nach meinem Gusto ist der Titel meines Buches ganz schön reißerisch und ja, ich habe deswegen gemischte Gefühle, aber am Ende zählt, wieviel Bücher der Titel verkauft. Und es ist halt nun mal so, dass man erstens ganz schön auf die Pauke hauen muss, um in der Masse der Titel aufzufallen und das Setzen eines starken Reizes dabei nicht die dümmste Idee ist. Warum sonst ist auf jedem zweiten Krimicover irgendwie Blut drauf. Ist zwar abgedroschen, aber wirkt offensichtlich immer wieder.

  • Da müsstest Du einen Bestsellerautoren fragen. Aber ich denke, auch ein Bestsellerautor tut gut daran, die geballte Erfahrung der Marketingabteilung seines Verlages nicht in den Wind zu schlagen.

    Danke für deine Antwort(en).

    Ja, das denke ich auch. Obwohl ich manchmal der Meinung bin, die Marketingabteilung hört sich am falschen Ende der Nahrungskette um. ;) Aber die Hand die einen Füttert beißt man nicht. :[

  • Danke für deine Antwort(en).

    Ja, das denke ich auch. Obwohl ich manchmal der Meinung bin, die Marketingabteilung hört sich am falschen Ende der Nahrungskette um. ;) Aber die Hand die einen Füttert beißt man nicht. :[

    Erstens das und zweitens gehen die Marketingabteilungen wahrscheinlich nicht völlig zu Unrecht davon aus, dass am "falschen" Ende der Nahrungskette die Fischschwärme am größten sind.