Ist Entwicklungshilfe für Afrika in Wirklichkeit Korruptions- und Armutsförderer?

  • Zitat

    Und selbst wenn Korruption in großem Stil für vieles verantwortlich ist/gemacht wird ............ dann sollten sich einige westliche Staaten mal an die eigene Nase packen und überprüfen, welche Staatsoberhäupter man selbst protegiert hat und in Amt und Würden verbracht hat und unter allen Umständen halten will/wollte.


    Völlig richtig.

  • Bei einem solchen Thema bin ich immer kurz vor einem massiven Wutanfall.


    Sorry, Branka, aber wenn man mich mit einem Menschen aus Liberia oder dem Kongo in einen Topf wirft, dann finde ich das genausowenig passend, wie wenn man Dich mit einem Albaner und einem Rumänen vergleicht.


    Jedes Land in Afrika hat eine andere Ausgangsposition, allein in Nigeria werden über hundert nicht miteinander verwandte Sprachen gesprochen und die Infrastruktur Kongos ist mit der Südafrikas einfach nicht vergleichbar, wobei in Südafrika übrigens die erste Herztransplantation der Welt vorgenommen wurde.


    Leider ist aber Korruption weit verbreitet und dabei wird auch auf die Stämme geachtet - so dass jeder einen kleinen Krümel vom Kuchen bekommt, damit man wiedergewählt wird.
    Auf der anderen Seite haben wir es mit Despoten wie in Zimbabwe zu tun, die erst einen Teil der Bevölkerung enteignet, um das Wahlvolk auf seine Seite zu ziehen und dann Säuberungen gegen missliebige politische Gegner vollzieht und dies als Kampf gegen Drogen und Schmuggel deklariert.


    Ich kann es verstehen, wenn die Gelder aus den europäischen Staaten von ihnen überwacht wird, damit die Gelder wirklich in Projekte fliessen, aber dann wird, wie schon Gabi sagte, die einheimische Bevölkerung aussen vor gelassen und das kann selbstverständlich zu einem Ohnmachtsgefühl führen und zu einer Mentalität des Bittstellers oder Bettlers.


    AIDS ist ein Thema, besonders im Süden Afrikas, wo man tatsächlich 2 Männer anlernen muss, damit man nach ein paar Jahren wenigstens einen als Arbeitskraft hat, weil der andere inzwischen das Zeitliche gesegnet hat.
    Natürlich haben wir einen anderen Umgang mit der Sexualität, aber das heisst nicht, dass viele doch aufgeklärt sind und sich schützen, wobei aber in Südafrika Fälle von Babyvergewaltigungen bekannt wurden, weil in der schwarzen (Zulu- oder Xhosa-)Bevölkerung das Ammenmärchen grassiert, dass Babies AIDS kurieren können, wenn man mit ihnen Geschlechtsverkehr hat.


    Viel wichtiger als Geldspenden sind Gastlehrer bzw. Fachkräfte, die sich mit der jeweiligen Bevölkerung auskennen und die Menschen auf den aktuellsten Stand bringen und ihnen gegebenenfalls die Scheu vor medizinischen oder ähnlichen Errungenschaften nehmen, ohne sie als lächerlich rückständige Lebewesen zu stigmatisieren.

  • Zitat

    Jedes Land in Afrika hat eine andere Ausgangsposition, allein in Nigeria werden über hundert nicht miteinander verwandte Sprachen gesprochen und die Infrastruktur Kongos ist mit der Südafrikas einfach nicht vergleichbar, wobei in Südafrika übrigens die erste Herztransplantation der Welt vorgenommen wurde.


    Hauptproblem.


    Die Menschen hier wissen NICHTS über Afrika.


    Nein, falsch.


    Natürlich haben die Menschen folgendes Image über Afrika:


    Arm - Aids - hilfsbedürftig.


    Aber Afrika ist Afrika.


    Versucht das mal, den Menschen auszutreiben!


    Und fang einmal über afrikanische Intellektuelle zu diskutieren an. "Hähh? In Afrika gibt es Intellektuelle?"


    :-(


  • Ich denke, daß das ein Problem der Aufklärung ist. Was sieht/hört man denn hier in Deutschland über Afrika? 3.-Welt-Land und eben, wie du angeführt hast: Armut, AIDS.
    Kein Wunder haben die meisten keine Ahnung, wenn sie sich nicht über dieses Land mit den wundervoll unterschiedlichen Kulturen informieren.


    Ich gebe zu - ich habe auch wenig Ahnung. Aber ich habe zumindest schonmal über den Tellerrand des Halbwissens geschaut.


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

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  • Zitat

    Versucht das mal, den Menschen auszutreiben!


    His,


    ich frage mich grade, ob du wirklich glaubst, dass es hier einen Haufen Idionten gibt, die deine Behauptungen als Wahrheiten annehmen. Das ist eine derartige Ansammlung von schrottigen Vorurteilen, denen maximal ein Bruchteil der Bevölkerung anhängt.
    Für wie blöd hälst du die Europäer eigentlich?

  • Zitat

    ch frage mich grade, ob du wirklich glaubst, dass es hier einen Haufen Idionten gibt, die deine Behauptungen als Wahrheiten annehmen. Das ist eine derartige Ansammlung von schrottigen Vorurteilen, denen maximal ein Bruchteil der Bevölkerung anhängt.


    Wo habe ich denn behauptet, dass es hier einen Haufen Idioten gibt? :wow


    Du siehst Gespenster oder vielleicht hast du den His-Komplex ("Alles was His schreibt, ist böse und negativ gegen uns gemeint!") :lache


    Nein, es ist Fakt, dass über Afrika Informationsdefizite herrschen.

  • Nein, so verallgemeinernd, wie du es darstellst, gefällt mir deine Argumentation nicht. Du unterstellst den Menschen eine vorgefasste, sehr eingeschränkte Meinung über einen ganzen Kontinent und vermittelst den Eindruck, als hätten deine Behauptungen einen allgemeingültigen Charakter. Stimmt aber nicht.


    Murmeltiergrüße Idgie

  • Zitat

    Original von Historikus
    Sorry, ich bin nun mal der Meinung, dass viele Menschen zu wenig über Afrika wissen.


    Dann solltest du es auch als deine persönliche Meinung kenntlich machen. Mehr will ich ja gar nicht.

  • Zitat

    Original von Oryx
    Idgie : Naja, es ist schon offensichtlich, dass Mitteleuropäer kaum wissen, was in Afrika passiert.


    Ich frage mich, wer hier im Forum aus dem Stegreif sofort 3 Staatsmänner nennen kann, die gerade im Amt sind.


    Yep, das könnte ich ............... aber ich denke, darum geht es nicht. Es geht einfach darum, dass kaum ein Europäer, selbst wenn er sich den Globus 100x anguckt, eine Vorstellung davon hat, wie groß und vielfältig der Kontinent ist und wie verschieden die Menschen und Völker dort sind.


    Ich bin froh, dass du dich hier auch äußerst ............ du bist glaube ich der einzige Insider outside und zumindest für einige Bereiche kompetenter als wir alle.


    Wenn ich überlege, wie wenig wir in der Schule gerade über Afrika gehört und gelernt haben und wie wenig sogar meine Kinder erfahren, dann ist es kein Wunder. Für mich war ganz Afrika besiedelt von Bantus und Pygmäen, alle laufen nackig herum und unsere Lehrerin hat uns damals von Menschenfleisch erzählt, das unter der Hand auf Märkten verkauft wurde .................... alles in allem ein gruseliger Kontinent, den man am meisten schätzte für die big five und spätere Trophäen an der Wand. Das nächste waren dann die Bilder der 'Biafra-Kinder', die man täglich im TV hungern sah. Dass es dort damals einen Krieg gab, das ging in der Flut der Bilder fast unter.


    Und so kennt man Afrika: Hungerbäuche, große Kinderaugen, weiße Helfer, Getreidesäcke, die vom Himmel fallen, korrupte Politiker, beschnittene Frauen ............. und dann als fast schon logische Folge den dealenden Afrikaner an einem x-beliebigen Hauptbahnhof.


    Das bisschen Afrika, das ich kennen gelernt habe war ganz anders.


    Arm?
    Ja, wenn man das nach deutschen Lebensverhältnissen definiert


    Hungrig?
    Ja, natürlich, in unserer Küche wurde den ganzen Tag gewerkelt, mal ein Stew, mal eine Peppersoup, mal Chicken mit Jolofreis ......... die erste warme Mahlzeit gab es zum Frühstück, die letzte wenn die Sonne noch nicht vom Himmel gefallen war.


    Dumm?
    Nein, ganz sicher nicht. Bildung hat einen hohen Stellenwert, wer nichts lernt, bleibt mit kleinem Business auf der Strecke und wird nie eine Familie ernähren können. Aber auch gebildete können das oft nicht weil die Verdienste unter aller S** sind. Das ist immer wieder ein guter Nährboden für Korruption im kleinen Stil. Wer gebildet ist und über die nötigen Beziehungen verfügt kann dagegen ein gemachter Mann sein ............ und tief stürzen, wenn dann nach endlosen Jahren wirklich mal ein anderer Präsident an die Macht kommt.
    Und selbst nicht gebildete Menschen habe ich als sehr lebenserfahren und teils als sehr weise erlebt.


    Stolz:
    JAAAAAAAAAA, sehr stolz und das trifft zumindest in Ghana auch für sehr viele Frauen zu. Ich kenne fast ausschließlich Ashanti-Frauen. Sie sind stolz, ständig busy busy und sind in ihren Familienclans oft die Hauptverdiener, Ernährerinnen und Erzieherinnen. Ihr Status in der Familie wächst mit der Anzahl der Lebensjahre und wenn ein Mann/Ehemann nichts taugt, dann kann er das Weite suchen.


    Aids?
    Ist für viele Menschen, die ich kenne, ein absolutes Fremdwort, eine 'Sache', die vom Westen kommt und man selbst kennt niemanden, der 'so etwas' hat ............. und überhaupt, es gibt so viele Krankheiten, die nicht oder nicht richtig behandelt werden (vor allem bei Menschen aus den Dörfern), wer will da immer die richtige Diagnose stellen? Zumindest muss in Ghana seit einiger Zeit vor jeder Eheschließung ein Aidstest vorgelegt werden. Solche Maßnahmen werden eher belächelt und als neue Schikane der Regierung gesehen. Es fehlt definitiv eine umfassende Aufklärung über diese Krankheit aber Ghana ist auf einem guten Weg, es gibt mittlerweile einige Programme zur Aufklärung, Prävention und Behandlung.


    Glauben?
    Stark, zu stark für meinen Begriff und teilweise lähmend für einen wirklichen Fortschritt. Ich kenne mehr Leute, die versucht haben, sich ihr Lebensglück zu erbeten als tatsächlich den Ar*** hoch zu heben und die Initiative zu ergreifen.
    Selbst habe ich einige Afrikaner kennen gelernt, die fest daran glauben, dass es Zeit ist, die Europäer zu remissionieren weil sie dabei sind, ihren Glauben zu verlieren. Die meisten waren selbst Priester einer der zahllosen christlich geprägten Gemeinden hier in Deutschland und auch in Ghana.


    Krieg?
    In Ghana Gott sei Dank nicht, Ghana gehört immer noch zu den Ländern Afrikas, die Flüchtlinge versorgen und beherbergen. Werden die Konflikte rund um Ghana größer und die Flüchtlingsströme größer, wird es auch dort nicht mehr so friedlich sein. Die ersten Anzeichen dafür gibt es.


    Wirtschaft?
    Jein. Minen und Fabrikationsstätten sind teilweise so veraltet, dass hier kein Mensch unter solchen Bedingungen arbeiten dürfte. Dort wird improvisiert, was das Zeug hält. Es gibt nur wenige moderne Betriebe, unter anderem werden dort Neoplan-Busse gebaut. Lukrativer Abbau von Bodenschätzen wird betrieben, allerdings existieren Kontrakte zu ausländischen Partnern und die sahnen kräftig ab. So kommt keine Wirtschaft auf die Beine. Es gibt einige Fair Trade-Projekte. Diese Projekte werden hauptsächlich von Frauen geführt. Landwirtschaftliche Produkte und Kakao gehören in diesen Projekten zu den Hauptexportgütern. Verstärkt kommen auch hochwertige handwerkliche Arbeiten auf den europäischen und amerikanischen Markt, es handelt sich um Möbel, Dekogegenständen und eine Fülle von Stoffen, die wir so hier nicht finden. Es gibt also nicht nur den berühmten handgeschnitzten Holzelefanten.
    Außerdem gibt es Ansätze, selbst 'Müll' zu recyceln, nicht immer mit Erfolg weil es nicht genügend 'hochwertigen' Müll gibt. Vieles wird von den Menschen selbst immer wieder verwendet bis es endgültig kaputt ist. Das Sammeln von Plastik aller Art und Papier ist üblich und dient hauptsächlich dem eigenen Business.


    Entwicklung?
    Ja, Ghana ist seit fast zwei Jahrzehnten 'stabil', politisch und wirtschaftlich, trotz galoppierender Inflation. Es gibt viele hochqualifizierte Leute in Ghana, die an eigenen Universitäten studiert haben oder im Ausland. Die vielen weißen Helferlein werden teilweise eher belächelt als wirklich ernst genommen aber niemand wird es den Helfern ins Gesicht sagen, was man über sie denkt. Überhaupt ist eine ehrliche Meinung nur schwer heraus zu bekommen .............. man spricht nicht klar und geradeaus sondern über viele verwundene Wege. DAS ist EIN Problem bei der Kommunikation zwischen schwarz und weiß.
    Ganz gerne wird auch mal ein Europäer zum Chief ernannt, die Europäer verwechseln das dann auch schon mal mit der Königswürde oder dem Status eines Häuptlings. Aber der König ist und bleibt auf alle Fälle ein Einheimischer, jemand, der die Belange seines Volkes kennt und Situationen besser beurteilen kann. Der König der Ashantis z.B. ist kein Herrscher, der tun und lassen kann, was er will. Er trägt Verantwortung und muss anstehende Probleme lösen, seien es private Konflikte oder Sorgen und Nöte von Bauern etc. Alle Entscheidungen trifft er gemeinsam mit einem Ältestenrat, den Chiefs. Sind die Entscheidungen falsch und haben negative Folgen, wird der König schnell seines Amtes enthoben.
    Die europäischen Chiefs bieten den Vorteil, dass sie nach Ansicht vieler Ashantis über die besseren finanziellen Mittel verfügen und so manches Projekt besser unterstützen können als ein einheimischer Chief. Außerdem weiß man ziemlich genau, dass Europäer sich gerne hofieren lassen. Dass man hinter ihrem Rücken über sie lacht, bekommen die meisten nicht wirklich mit.


    Alles was ich weiß von Ghana, bezieht sich auf EIN Volk (die Ashanti) unter vielen allein in GHANA .............. es gibt dort die Ga, die Ewe, die Fanti, die Ho, die Haussa und noch einige Völker mehr, jedes Volk hat seine Sprache, die Akan-Völker sprechen unterschiedliche Versionen Twi ............. also, Ghana ist nicht sehr groß und hat eine Fülle von Kulturen zu bieten, die selbst mein Mann nicht alle wirklich kannte.


    Tja, und Afrika ist halt soooooooooo riesengroß, dass man nicht alle Probleme und Nichtprobleme in einen Sack packen kann ............ Life is different.


    Gabi


    *ach ja, noch etwas: die meisten Schulsysteme in afrikanischen Ländern sind ausgerichtet nach den Schulsystemen der ehemaligen Kolonialherren. Das hat zur Folge, dass viele Afrikaner viel mehr über Europa und den Rest der Welt erfahren als wir über Afrika............. und das schließt alle Bereiche ein: Kultur, Industrie, Wirtschaft, Geschichte, Politik usw.

  • gabi... ich wollte nur mal kurz anmerken, das ich es total interessant finde, was du über diesen kontinent bzw das land ghana schreibst, weil ich zugegebener massen auch einfach schlicht und ergreifend keine ahnung habe.....


    bitte weiterhin viel dazu schreiben, auch buchtipps nehme ich gerne an...
    sonst krieg ich nur über ne freundin infos, die ist ab und an mal mit ärzte ohne grenzen eine längere zeit in afrika unterwegs...


    danke :anbet


    liebe grüssle
    die_kleene_

  • Hi Kleene,

    was Afrika betrifft, habe ich selbst zwar großes Interesse aber von vielem absolut keine Ahnung. Da geht es mir nicht anders als anderen hier............ ich kenne nur ein wenig aus der Heimat meines Mannes und das, was ich über Jahre von meinem Mann, seinen Freunden, seiner Familie gehört und gelernt habe................ aber auch da gibt es unterschiedliche Meinungen und Sichtweisen. Das ist nicht anders als in Deutschland.


    Ich hätte eine Menge Bücher zu empfehlen ............... aber die weiße Massai wirst du nicht darunter finden. Es sind fast ausschließlich Bücher afrikanischer Autoren und so richtig fand das hier keine Resonanz. Vielleicht muss man wirklich irgendwie mit etwas afrikanischem verbandelt sein, um auch die Bücher so zu lesen, wie sie verstanden werden sollen.


    Beim Lesen habe ich früher immer meinen Mann zu diesem und jenem gefragt ............. für einen Europäer sind viele Dinge einfach fremd. Mein Mann war in Ghana nicht nur Lehrer sondern auch Bibliothekar, was ich erst bei seiner Beerdigung erfahren habe. Er hat nie großartig über sich geredet und so konnte ich mir auf sein Interesse an afrikanischer Literatur erst sehr spät einen Reim machen.


    Was ich spontan empfehlen kann, sind Bücher von
    Ken Saro-Wiwa (nigerianischer Schriftsteller, er wurde vor Jahren hingerichtet, nachdem er sich für das Volk der Ogoni stark gemacht hatte)
    Chinua Achebe (nigerianischer Schriftsteller, lebt in den USA)
    Amma Darko (Schriftstellerin aus Ghana, sie beschreibt in ihren Bücher sehr eindruckvoll und teilweise bedrückend die Lebensgeschichten von Frauen)


    Wenn ich mehr Zeit habe, stelle ich mal wieder ein paar Titel rein.


    LG


    Gabi

  • Gabi : Mein Afrikabild ist wahrscheinlich auch nur begrenzt. Ich war nie in Zentralafrika, sondern kenne nur den Süden (d.h. die Nachbarländer) und ein wenig Maghreb, wobei ich letzteren für wahrlich rückständig im Gegensatz zu RSA halte.


    Mir ist es halt in Europa während meiner Studienzeit immer wieder passiert, dass die Leute einem nicht glauben, dass man Afrikaner ist, wenn man nicht die passende Hautfarbe hat und dann wieder vor gewissen Angewohnheiten bzw. Traditionen abgestossen sind oder so interessiert, wie an einer Fliege auf einem Gebäckstück. Das ist schade und hilft ja nicht gerade sich anzunähern.

  • Zitat

    Original von Oryx
    Gabi : Mein Afrikabild ist wahrscheinlich auch nur begrenzt. Ich war nie in Zentralafrika, sondern kenne nur den Süden (d.h. die Nachbarländer) und ein wenig Maghreb, wobei ich letzteren für wahrlich rückständig im Gegensatz zu RSA halte.


    Ja guck mal............ da wirst du einige Europäer und Deutsche finden, die vorgeben, mehr von Afrika zu wissen als du ............ du darfst nur nicht fragen, für welche der 52 Länder sie sich besonders interessieren :lache.



    Zitat

    Original von OryxMir ist es halt in Europa während meiner Studienzeit immer wieder passiert, dass die Leute einem nicht glauben, dass man Afrikaner ist, wenn man nicht die passende Hautfarbe hat und dann wieder vor gewissen Angewohnheiten bzw. Traditionen abgestossen sind oder so interessiert, wie an einer Fliege auf einem Gebäckstück. Das ist schade und hilft ja nicht gerade sich anzunähern.


    Ach was? Sie glauben dir nicht???? Vielleicht weil es den Begriff 'Weißafrikaner' nie als Wortschöpfung gegeben hat ............ vielleicht, weil Weiße ja gar keine 'richtigen' Afrikaner sein können und überhaupt nicht exotisch wirken :wow? Und andere Kulturen und Traditionen sind vielen Menschen unheimlich ............ wer weiß, was da hinter verschlossenen Türen alles veranstaltet wird. Wir hier leben so und die da leben anders
    :bonk


    Ganz ehrlich, ohne Neugier, Interesse und Offenheit geht gar nichts. Ich meine jetzt nicht damit, dass man zwangsläufig eine Partnerschaft eingehen muss oder sich in Workshops oder Hilfsprojekte einklinken muss ............... das alles kann schwer in die Hose gehen und kann genau das Gegenteil bewirken:-). Jeder für sich sollte, wenn möglich und interessiert, sein Weltbild gründlich überprüfen und versuchen, aus der anderen Richtung zu gucken. Wir haben immer alles schon wie Zement im Kopf, nicht nur was Afrika angeht.


    Ich hatte eine Menge davon im Kopf aber ich habe Gott sei Dank oft genug mein Maul gehalten, manchmal auch nicht. Und wenn mir solche Situationen in Erinnerung kommen, wo ich meinem Mann etwas von Afrika erzählen wollte und er nur still vor sich hin lächelte ........... dann könnte ich jetzt noch vor Scham im Boden versinken.


    Und ich bin immer wieder fasziniert, wie selbstsicher und wissend Nichtafrikaner über diesen Kontinent reden ................ warum läßt man nicht mehr Afrikaner zu Wort kommen? Spontan fallen mir da nur Nelson Mandela, Desmond Tutu und Kofi Annan ein, der Rest bleibt stumm, weil man hier und anderswo nicht davon ausgeht, dass es eine andere Meinung als die unsere geben könnte.


    Gabi

  • Zitat

    Original von Historikus
    http://www.sueddeutsche.de/,tt1m2/ausland/artikel/272/56216/


    Schon wieder einer, der vor Spenden warnt.


    ...........und auch diesem Mann wird keiner zuhören ............


    Afrika ist big business, nur nicht unbedingt unter der Prämisse, dass es den Afrikanern wirklich gut gehen soll. Manchmal glaube ich, dass man diese Hungerbilder GERNE sieht damit man sich entsprechend profilieren kann mit manchmal mehr als suspekten Hilfsaktionen. Nur WOFÜR?????


    Wenn du diverse Foren anguckst, die sich mit dem Thema Afrika befassen, dann wirst du immer wieder Anfragen lesen von Leuten, die den dringenden Wunsch haben, in Afrika zu helfen .............. sie suchen nach Projekten, Workshops (ganz beliebt sind Trommel- und Tanzkurse) und dem dicken Touch von Exotic. Die meisten sind ganz verstört, wenn sie hören, dass sie Ticket und Unterkunft selbst finanzieren müssen. Keine Organisation hat etwas zu verschenken, sie setzen auf blinden Idealismus.


    Vor 30 Jahren hatte ich auch mal den Wunsch auszubrechen aus meiner kleinen 'miefigen' Welt. Ich glaube, jeder junge Mensch bekommt solche Anwandlungen mehr oder weniger stark. Welt verändern, verbessern und überhaupt .............. nur raus, was anderes sehen und Gutes tun. Zwei Bewerbungen beim DED wurden von diesem abgeschmettert, falscher Beruf, keine Eignung .............. was für ein Glück für die Menschen dort und welche Enttäuschung bei mir. Ich konnte gar nicht begreifen, dass nur guter Wille nicht ausreicht und dass ich nicht 'erwünscht' bin.


    Kurz danach habe ich ein kleines Taschenbuch in irgend einem Antiquariat in die Hand bekommen: 'Was wollt ihr von uns?' Damals kam ein solches Buch schon fast einer Hetzschrift gegen Weiße gleich.


    Es waren Geschichten von Menschen, die 'entwickelt' werden sollten, oft auf ziemlich skurrile Art und Weise, eine Mischung aus Missionierung, Zwangsentwicklung und Zivilisierung. Aus Sicht der Einheimischen klang das für mich sehr beschämend und mir wurde bewußt, dass manche von 'uns' dort einfach nix verloren haben.


    Ich habe mir auch die Lebensgeschichte des Albert Schweitzer zu Gemüte geführt. Seine Arbeit, sein Lebenswerk haben mich beeindruckt .......... heute würde er, wenn er sein Werk genau SO durchführen würde, als Rassist und ewig Gestriger dastehen. Jedes Festhalten der Einheimischen an eigener Kultur und eigenen Traditionen sahen Schweitzer und seine weißen Helfer als Stillstand, Rückschritt und Verfall in alte Strukturen und Sitten und nicht als kulturelles Erbe der Menschen dort. Damals war er ein Wegbereiter für viele Individualisten, Idealisten und Abenteurer.


    Nach viel Afrikalektüre habe ich damals Afrika für viele Jahre aus den Augen verloren, hab nur noch das verfolgt, was die Medien zu berichten hatten und habe nie alles wirklich so glauben wollen, wie es geschildert wurde. Ich habe immer fest an ein Stück Afrika geglaubt, das nicht so desolat und krank ist, wie es immer geschildert wurde und meine Erfahrungen in den letzten Jahren haben mir ganz persönlich diesen Glauben bestätigt.


    Manchen Menschen würde ich einfach raten: Finger weg von Afrika!!!


    Gabi

  • gerade im radio gehört:


    vertreter von neoplan: "wir stellen fahrzeuge in ghana her!"
    anderer vertreter: "aber da ist doch gerade krieg, oder nicht? simbabwe oder so?"
    vertreter von neoplan: "das ist 5000km weg!"
    anderer vertreter: "ach so, na egal, für mich ist das alles afrika!"


    von welcher firma der andere vertreter war, wurde nicht genannt.


    bo