'Lunapark' - Seiten 245 - 300

  • oje, ich hab das Ende überlesen und weiß momentan nicht wo ansetzen. Außer die grandiose Versöhnung, nun ja, Gereon übertreibt ja wohl mit seiner Eifersucht und Überwachung. WEnigsten kommt der dabei den eigentlichen Zielen näher.

  • Ich finde Gereon in dieser Hinsicht schon immer schwierig - eben ein Mann, der zwar die besten Vorsätze hatte, aber auch nicht aus seiner Haut und Erziehung rauskonnte.

    Auf der anderen Seite bringt die spezielle Konstellation und die Spannungen zwischen den beiden eine Menge Möglichkeiten für die Geschichte.

    Charly gräbt Sachen aus, auf die Gereon nie stoßen würde - und umgekehrt.


    Habe ich doch auf S. 258 einen interessanten Satz gefunden. " da kann die SA in ihrem schweren Kampf gegen die Feinde des deutschen Volkes nicht auf jedes Gesetz Rücksicht nehmen, ..." An irgendetwas erinnert mich das.

  • Eigentlich ist in diesem Band der Kriminalfall, worum geht es da eigentlich nochmal? total nebensächlich. Viel bedrohlicher und beklemmender sind die politischen Entwicklungen.

  • Auch wenn Querelen zwischen Gereon und Charlie die Geschichte wirklich voran bringen, mich nervt es gewaltig.

    Eigentlich ist in diesem Band der Kriminalfall, worum geht es da eigentlich nochmal? total nebensächlich. Viel bedrohlicher und beklemmender sind die politischen Entwicklungen.

    Für die meisten an den Ermittlungen Beteiligten ist die Frage wer der Mörder ist, ja auch Nebensache.

  • Auch wenn Querelen zwischen Gereon und Charlie die Geschichte wirklich voran bringen, mich nervt es gewaltig.

    Für die meisten an den Ermittlungen Beteiligten ist die Frage wer der Mörder ist, ja auch Nebensache.

    :D das stimmt. Ich finde ja, dass sich Gereon in Bezug auf seine Frau total dämlich benimmt. Wozu die Heimlichkeiten und Lügen? Er sollte sie eigentlich besser kennen. Genervt hat es mich nicht, ich dachte mir eigentlich ist es auch stimmig.

  • Eigentlich hat er eine Frau wie Charly gar nicht verdient.

    Und ich frage mich gelegentlich, was Charly in ihm sieht und an ihm findet. Sie sind schon lange genug zusammen, dass sich Vertrauen hätte aufbauen können, seine Eifersucht ist völlig daneben. Vielleicht ist es aber auch der Zeit und den Umständen/Zuständen geschuldet, dass keiner keinem vertraut.

  • Ich kann es mir nicht vorstellen, dass eine andere Zeit und andere Umstände Gereons Verhalten ändern würden. Eifersucht und Misstrauen, oder fehlendes Vertrauen wären sicher auch dann vorhanden.

  • Vermutlich spielt bei ihm auch eine große Rolle, dass er als "Zugereister" in Berlin nie wirklich Fuß gefasst hat, er weder Freunde noch sonstige private Kontakte oder Interessen hat.

    Keine Ahnung, ob er sich nicht ähnlich entwickelt hätte, wenn er im heimatlichen Köln geblieben wäre, das bleibt Spekulation.


    Jedenfalls ist er ein einsamer Wolf - wie soll er da zu jemand Vertrauen entwickeln?


    Was mich aber zunehmend stört ist seine völlige Unfähigkeit, sein Verhalten zu überdenken und vielleicht auch einmal wirklich zu verändern.

  • Naja, ich stimme euch bei Gereon ja völlig zu, finde Charlys Verhalten bzw. ihre Kommunikation aber um keinen Deut besser. Sie druckst auch nur die ganze Zeit rum, erzählt nichts, wird wütend, mault Fritze an usw. Jeder der drei (auch Fritze) hat für sein persönliches Verhalten vielleicht gute Gründe, aber alle drei machen Fehler und kommunizieren nicht offen und somit nicht gut. Wir als Leser kennen aber immer beide Seiten und wundern uns daher immer nur über deren Verhalten. Die Protagonisten kennen aber jeweils immer nur ihre eigene Perspektive. Offene Kommunikation könnte eventuell helfen. Aber zumindest versöhnen sie sich ja immer wieder miteinander.


    Diese Situation in der Gestapo-Zentrale ist auch furchtbar. Die vermutlichen Täter stehen schon fest, Kritik an dieser Sichtweise ist nicht erlaubt. Aber vielfach ist das in heutigen Büroetagen kaum besser. Ähnliches habe ich auch schon öfter erlebt, auch wenn es dabei zum Glück nicht um Mord oder Totschlag ging.

  • Naja, ich stimme euch bei Gereon ja völlig zu, finde Charlys Verhalten bzw. ihre Kommunikation aber um keinen Deut besser. Sie druckst auch nur die ganze Zeit rum, erzählt nichts, wird wütend, mault Fritze an usw. Jeder der drei (auch Fritze) hat für sein persönliches Verhalten vielleicht gute Gründe, aber alle drei machen Fehler und kommunizieren nicht offen und somit nicht gut. Wir als Leser kennen aber immer beide Seiten und wundern uns daher immer nur über deren Verhalten. Die Protagonisten kennen aber jeweils immer nur ihre eigene Perspektive. Offene Kommunikation könnte eventuell helfen. Aber zumindest versöhnen sie sich ja immer wieder miteinander.

    Meine Damen, auch wenn das nicht solidarisch ist, muss ich hier xexos zustimmen: Charly - so klug, taff und eigenständig sie ansonsten ist - ist zwischenmenschlich sehr schwierig. Was soll Gereon denn denken, wenn sie nicht nur heimlich mit irgendwelchen Unbekannten irgendwohin fährt, sondern ihm (in meinen Augen nochmal wesentlich schliemmer) auch direkt mit einem Lächeln ins Gesicht lügt. Nee, das geht nicht und das er da sauer wird, kann ich wirklich nachvollziehen.


    Klar kann ich auch Charlys Verhalten nachvollziehen, gerade ihre schlechte Laune, weil sie ja eigentlich ein schlechtes Gewissen hat ... ?( Kenn ich. ;)

    Jedenfalls ist er ein einsamer Wolf - wie soll er da zu jemand Vertrauen entwickeln?


    Was mich aber zunehmend stört ist seine völlige Unfähigkeit, sein Verhalten zu überdenken und vielleicht auch einmal wirklich zu verändern.

    Bei dem "einsamen Wolf" stimme ich absolut zu. Nur empfinde ich Charly auf ihre Art genauso. Sie zieht auch ihr Ding durch, ohne Absprache, ohne Information, ohne alles. Von daher sind sich die beiden m. M. nach sehr ähnlich und gerade das schätzen sie wohl auch aneinander. Was würde Charly mit einem Mann anfangen, der klammert? Der sie nicht alleine aus dem Haus gehen lässt, geschweige denn arbeiten ...? Gereon lässt ihr diese Freiheit, weil er sie genauso braucht.


    Die (aus unserer Sicht berechtigte) "Aufforderung", sein Verhalten zu überdenken und ggf. auch zu verändern ist schon sehr hoch gehängt. Wer macht das denn schon? So von ganz alleine? Ohne äußeren Druck? Jeder ist doch so, wie er ist und kann nur ganz schwer aus seiner Haut. Ich sehe auch von Gereons Seite keinen Grund, sein Verhalten zu ändern.


    Noch was anderes: endlich taucht auch der Lunapark auf. Darauf habe ich schon die ganze Zeit gewartet! Der bringt wenigstens auch mal eine andere Atmosphäre in das Buch als das ewige Betongrau. :)

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Da hast Du auch wieder Recht. Die beiden stehen sich in Nichts nach. Vielleicht macht das den Reiz der Beziehung aus.

    Was aber das ändern des Verhaltens anbelangt, ich spreche jetzt nur von mir, da arbeite ich viel daran. Oft überdenke ich meine Handlungen oder was ich gesagt habe, und, wenn es falsch war, lerne ich daraus. Egal in welcher Hinsicht. Und versuche es zu ändern. Nicht immer leicht aber man profitiert auch davon.

  • Da hast du natürlich recht Findus. Natürlich kann man sein Verhalten ändern. Aber, wie du ja auch schreibst, es ist harte Arbeit und erfordert viel Selbstkritik und Eigenreflexion. Und vor allem Motivation dazu und Einsicht. Davon sehe ich bei Gereon nur überhaupt nichts.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021