'Willkommen in Wellville' - Seiten 223 - 319

  • Es geht mir ähnlich wie euch:

    Obwohl mir das Buch gefällt und mich gut unterhält, finde ich es schwierig, etwas dazu in der LR zu schreiben, ohne Inhaltszusammenfassungen zu machen.


    Insgesamt finde ich es krass dargestellt, wie Dr. Kelloggs Will vorführt (ich sage nur eheliche Wollust) und auch andere Patienten und was sich diese alles gefallen lassen.

    Haben die noch nicht genug auszuhalten? Was ist das? Ist Lust an Erniedrigung?


    Ein Lichtblick für Will ist Irene, Sr. Graves, obwohl sie ihm nicht gerade Hoffnung macht, an der Linie des Sans festhält, noch.
    Eleanor entfernt sich immer weiter.

    Was will sie überhaupt? Will sie ihren Mann wirklich gesund sehen, ein Kind von ihm? Oder wäre sie lieber raus aus der Ehe und versucht, das Beste daraus zu machen? ich bin mal gespannt...

    - Freiheit, die den Himmel streift -

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  • Ich habe Will den "Ausbruch" von Herzen gegönnt. Den anschließenden Kater allerdings auch. Mal sehen, wie sie ihn in der Klinik jetzt bloßstellen und erniedrigen. Sein "Versagen" ist sicher schlimmer als der Tod des Mitpatienten und wird zur Ablenkung öffentlich breit getreten werden.


    Dr. Kellogg selbst und sein Verhalten finde ich nur noch abstoßend. Er benimmt sich wie ein Möchtegern-Napoleon, ihm geht es nur um sich selbst.

  • Insgesamt finde ich es krass dargestellt, wie Dr. Kelloggs Will vorführt (ich sage nur eheliche Wollust) und auch andere Patienten und was sich diese alles gefallen lassen.

    Haben die noch nicht genug auszuhalten? Was ist das? Ist Lust an Erniedrigung?

    Immerhin nennt er in seiner Rede keine Namen. Es werden sich noch mehr Paare angesprochen gefühlt haben, hoffentlich. :grin Dr. Kellogg verhält sich wie jeder Sektenführer. Er spielt mit den Ängsten, hält flammende Reden, die an das Gewissen appellieren und die Kunden, die den ganzen Spaß bezahlen, bei der Stange halten. Wenn die Reichen und Schönen sich gesund fühlen würden, können sie ja nicht weiter gemolken werden.

    Ich bin sehr gespannt, ob Kellogg wirklich so asketisch lebt und von dem ganzen Humbug wirklich überzeugt ist.


    Ein Lichtblick für Will ist Irene, Sr. Graves, obwohl sie ihm nicht gerade Hoffnung macht, an der Linie des Sans festhält, noch.

    Die Schwestern tun mir echt leid. Ich kann mir lebhaft vorstellen, welchen Blicken sie bei ihrer Arbeit ausgesetzt sind. Bei dieser aufgezwungenen Enthaltsamkeit geht es bestimmt mit dem ein oder anderen durch. Auch bei ihr Frage ich mich, ob die Angestellten wirklich durch und durch von der Philosophie des Dr. Kelloggs überzeugt sind oder nur dort arbeiten.


    Eleanor entfernt sich immer weiter.

    Was will sie überhaupt? Will sie ihren Mann wirklich gesund sehen, ein Kind von ihm? Oder wäre sie lieber raus aus der Ehe und versucht, das Beste daraus zu machen? ich bin mal gespannt...

    Schlimm finde ich, dass Eleanor einer derartigen Hirnwäsche unterlegen ist, dass sie meint, ernsthaft krank zu sein. Sie ist schon so abhängig von dem Leben im Sanatorium, dass sie Will bestimmt verlässt. Das Leben dort gibt ihr eine Struktur vor, gibt ihr anscheinend Halt und einen Sinn. Traurig, aber all das scheint sie vorher nicht gehabt zu haben.

    Im Moment ist Will nur ein peinliches, störendes Anhängsel für sie.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe Will den "Ausbruch" von Herzen gegönnt. Den anschließenden Kater allerdings auch. Mal sehen, wie sie ihn in der Klinik jetzt bloßstellen und erniedrigen. Sein "Versagen" ist sicher schlimmer als der Tod des Mitpatienten und wird zur Ablenkung öffentlich breit getreten werden.

    Das denke ich auch. Die Toten im Sinusbad werden bestimmt schnell vertuscht, da kommt die Völlerei eines Unbekehrbaren gerade recht. Außerdem braucht der gute Doktor ja auch immer ein mahnendes Beispiel.


    Besonders gelacht habe ich über die Szene, in der der Schimpanse die Küche zerlegt. Ich gönne Kellogg ja jeden Zwischenfall und hoffe, dass die zahlenden Patienten wachgerüttelt werden.


    Auch sein Auftritt als Weihnachtsmann fand ich sowas von peinlich. Der Mann schreckt vor nicht zurück. Ich freue mich jetzt schon darauf, mir die Verfilmung anzusehen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe Will den "Ausbruch" von Herzen gegönnt. Den anschließenden Kater allerdings auch.

    Naja, das war nicht nur ein Kater, auch, aber nicht nur. Wenn man so lange gefastet, auf feste Nahrung oder Nahrung überhaupt, verzichtet hat, kann der Magen und Darm so etwas gar nicht bewältigen, nicht nur von der Menge, sondern auch von der Art der Nahrung her. Ich denke, dass das, was er aß, schlimmer war als der Alkohol.

  • Dr. Kellogg verhält sich wie jeder Sektenführer. Er spielt mit den Ängsten, hält flammende Reden, die an das Gewissen appellieren und die Kunden, die den ganzen Spaß bezahlen, bei der Stange halten. Wenn die Reichen und Schönen sich gesund fühlen würden, können sie ja nicht weiter gemolken werden.

    An Sekten muss ich die ganze Zeit denken beim Lesen. Kelloggs flammende Ideologiereden passen da genau rein. Wenn die Klienten nicht bezahlen und sein San am Laufen halten würden, hätte er die Abtrünnigen und Unbelehrbaren bestimmt schon längst raus geschmissen.

    Auch bei ihr Frage ich mich, ob die Angestellten wirklich durch und durch von der Philosophie des Dr. Kelloggs überzeugt sind oder nur dort arbeiten.

    Irene macht den Eindruck, als glaube sie wirklich daran. Ich bin gespannt, ob das so bleibt.


    Schlimm finde ich, dass Eleanor einer derartigen Hirnwäsche unterlegen ist, dass sie meint, ernsthaft krank zu sein. Sie ist schon so abhängig von dem Leben im Sanatorium, dass sie Will bestimmt verlässt. Das Leben dort gibt ihr eine Struktur vor, gibt ihr anscheinend Halt und einen Sinn. Traurig, aber all das scheint sie vorher nicht gehabt zu haben.

    Im Moment ist Will nur ein peinliches, störendes Anhängsel für sie.

    Sie sucht sich bestimmt einen, der sie besser versteht, ihr beim gesund und rein leben hilft, eine wie diesen DR. Frank Liniman, so einen gesunden Gott in Weiß.

  • Schlimm finde ich, dass Eleanor einer derartigen Hirnwäsche unterlegen ist, dass sie meint, ernsthaft krank zu sein. Sie ist schon so abhängig von dem Leben im Sanatorium, dass sie Will bestimmt verlässt. Das Leben dort gibt ihr eine Struktur vor, gibt ihr anscheinend Halt und einen Sinn. Traurig, aber all das scheint sie vorher nicht gehabt zu haben.

    Im Moment ist Will nur ein peinliches, störendes Anhängsel für sie.


    Ich fand hier sehr interessant, dass sie ebenso süchtig bzw. abhängig ist wie ihr Mann. Nur eben von etwas anderem.

    Die beiden spiegeln sich hier ziemlich umf sind sich auch ein bisschen ähnlich. Ich glaube auch, dass bei ihrer Eheschließung Liebe eine Rolle gespielt hat.

    Wenn beide ihr Leben in den Griff bekommen, zu sich selbst finden, glaube ich, dass die beiden noch eine Chance haben. Sie werden dann aber eine andere Ehe führen.

    Jedenfalls sind das die beiden Figuren, bei denen mich interessiert, wie das Buch weiter geht und endet.

  • Naja, das war nicht nur ein Kater, auch, aber nicht nur. Wenn man so lange gefastet, auf feste Nahrung oder Nahrung überhaupt, verzichtet hat, kann der Magen und Darm so etwas gar nicht bewältigen, nicht nur von der Menge, sondern auch von der Art der Nahrung her. Ich denke, dass das, was er aß, schlimmer war als der Alkohol.

    Ich habe das absichtlich salopp formuliert. Ich kann das, was im San fabriziert wird, nicht ganz ernst nehmen. ;-)

    Wie es ihm tatsächlich geht, erfahren wir hoffentlich im nächsten Abschnitt.


    Ich würde mir wünschen, dass er anfängt selbst die Verantwortung für sich zu übernehmen. Dann besteht für ihn noch Hoffnung.

  • Ich fand hier sehr interessant, dass sie ebenso süchtig bzw. abhängig ist wie ihr Mann. Nur eben von etwas anderem.

    Die beiden spiegeln sich hier ziemlich umf sind sich auch ein bisschen ähnlich.

    Beide sind süchtig oder auch sehnsüchtig, aber jeder nach etwas anderem und nicht nach einander. Beiden fehlt Halt und ein Ziel.


    Wenn beide ihr Leben in den Griff bekommen, zu sich selbst finden, glaube ich, dass die beiden noch eine Chance haben. Sie werden dann aber eine andere Ehe führen.

    Vielleicht...auch wenn ich zur Zeit nicht sehen, dass sie einander wieder finden werden oder ob man ihnen das wünschen sollte.:gruebel

    Jedenfalls sind das die beiden Figuren, bei denen mich interessiert, wie das Buch weiter geht und endet.

    Das geht mir genau so. Mich interessiert, was mit ihnen geschieht, wie sie weiter kommen und was sie erleben.

    Insgesamt bin ich aber, abgesehen von der Geschichte um die Beiden und das San, ein Bisschen genervt, je weiter ich im Buch lese, genervt von den Tiraden Kelloggs und seinen flammenden Reden und Beispielen, die sich wiederholen.:(

  • Wie es ihm tatsächlich geht, erfahren wir hoffentlich im nächsten Abschnitt.

    Ja, genau:grin


    Ich würde mir wünschen, dass er anfängt selbst die Verantwortung für sich zu übernehmen. Dann besteht für ihn noch Hoffnung.

    Ich finde auch, dass es für Will noch Hoffnung gibt und dass er auch Potential hat, aus sich heraus zu kommen und sein Leben in die Hand zu nehmen. In dieser Richtung traue ich ihm mehr zu als Eleanor.

  • Ich finde es übrigens klasse, dass wir hier nun doch noch "diskutieren" können (ich hatte ja die Befürchtung mir fällt dazu nix ein). Die Runde gefällt mir immer besser.

  • Ich würde mir wünschen, dass er anfängt selbst die Verantwortung für sich zu übernehmen. Dann besteht für ihn noch Hoffnung.

    Das bleibt ihm zu wünschen. Wahrscheinlich aber gibt er sich der nächsten Sucht hin, was auch immer das ist. Irgendwie scheinen mir die Menschen zu dieser Zeit ziemlich ziellos, zumindest die Reichen im Sanatorium. Wie finanzieren die den ganzen Spaß überhaupt? :gruebel


    Nachklapp: Ich habe eben erst eure letzen Beiträge gelesen. Entschuldigt die Wiederholung. :bonk

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich finde es übrigens klasse, dass wir hier nun doch noch "diskutieren" können (ich hatte ja die Befürchtung mir fällt dazu nix ein). Die Runde gefällt mir immer besser.

    Das freut mich auch sehr, ich hatte auch Befürchtungen. Es gibt so Bücher...


    Mich begeistert auch der Wissenszugewinn, den ich habe. Ich war mir gar nicht klar darüber, wie alt die Strömungen zur gesunden oder vermeintlich gesunden Ernährung schon sind...

  • Das bleibt ihm zu wünschen. Wahrscheinlich aber gibt er sich der nächsten Sucht hin, was auch immer das ist.

    Ich weiß nicht so recht... Ich traue Will ziemlich viel zu, auch Konsequenz. Ich glaube, dass er es schaffen kann, wenn er will und auch einsehen kann, warum er was tun oder über sich ergehen lassen soll, was so im San nicht der Fall ist.

  • Ich weiß nicht so recht... Ich traue Will ziemlich viel zu, auch Konsequenz. Ich glaube, dass er es schaffen kann, wenn er will und auch einsehen kann, warum er was tun oder über sich ergehen lassen soll, was so im San nicht der Fall ist.

    Ja, könnte ich mir auch vorstellen. Ich bin gespannt, wie er sich weiter entwickelt.


    Nicht, dass ihr mich falsch versteht: Ich finde Dr. Kellogg auch eine wirklich umstritten geschilderte Persönlichkeit. Ein ganz schwieriger Mensch. Trotzdem versuche ich, sein Verhalten nachzuvollziehen, auch wenn ich persönlich anderer Meinung bin. Und andere Erziehungsmethoden anwende.

    Manchmal, zum Beispiel gerade jetzt am ersten Schultag nach den Ferien, sehne ich mich nach einem bisschen mehr Respekt und Aufmerksamkeit. Kaum ein Kind war heute in der Lage, zuzuhören oder eine Frage zu beantworten. Ich muss mir dann innerlich immer sagen, dass die Kinder nichts dafür können, ommmmm, es sind nicht deine Kinder...ommmmmm. Manchmal fällt mir das ganz schön schwer.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Trotzdem versuche ich, sein Verhalten nachzuvollziehen, auch wenn ich persönlich anderer Meinung bin. Und andere Erziehungsmethoden anwende.

    Ich verstehe dich nicht falsch. Ich versuche auch, alles irgendwie nachzuvollziehen. Allerdings finde ich seine wirklichen Motive fragwürdig. Ich glaube ihm den uneigennützigen Wohltäter einfach nicht.

    Manchmal, zum Beispiel gerade jetzt am ersten Schultag nach den Ferien, sehne ich mich nach einem bisschen mehr Respekt und Aufmerksamkeit. Kaum ein Kind war heute in der Lage, zuzuhören oder eine Frage zu beantworten. Ich muss mir dann innerlich immer sagen, dass die Kinder nichts dafür können, ommmmm, es sind nicht deine Kinder...ommmmmm. Manchmal fällt mir das ganz schön schwer.

    Das kann ich so gut verstehen:knuddel1

    Ich denke nicht mal, dass das nur unbedingt etwas mit unserer Zeit zu tun hat. Schon als ich Kind war, war die "Jugend von heute" unmöglich und vermeintlich respektlos. Das gab es wohl zu allen Zeiten, was es aber nicht besser und leichter macht.

  • Ich denke nicht, dass Boyle Verständnis für Dr. Kellogg im Sinn hatte, als er dieses Buch schrieb. Im Gegenteil geht es ihm doch eher darum dessen Verhalten anzuprangern bzw. den Lesern die Absurdität vor Augen zu führen Er führt ja quasi jede Figur vor.

  • Manchmal, zum Beispiel gerade jetzt am ersten Schultag nach den Ferien, sehne ich mich nach einem bisschen mehr Respekt und Aufmerksamkeit. Kaum ein Kind war heute in der Lage, zuzuhören oder eine Frage zu beantworten. Ich muss mir dann innerlich immer sagen, dass die Kinder nichts dafür können, ommmmm, es sind nicht deine Kinder...ommmmmm. Manchmal fällt mir das ganz schön schwer.

    Das kann ich sehr gut verstehen. :knuddel1