'Die Frauen vom Savignyplatz' - Kapitel 06 - 08

  • Ich habe nun schon weiter gelesen :)


    Auf S. 102 kam auch wieder das Wort katastrofürchterlich vor - ich verwende das jetzt so oft, damit es in meinen Sprachgebrauch übergeht un bin mal gespannt, wie die Leute in meinem Umfeld reagieren :grin, mal sehen, ob jemanden das was sagt. An dieser Stelle hat sich dann auch für mich gezeigt, dass es eine Modewort einer bestimmten Alterstufe ist, da Herr Ebert zu Vicky sagt, sie habe das früher immer gesagt. Da Herr Ebert ja älter als Vicky ist, ist ihm das auch nicht so gebräuchlich.


    Dann ist mir nun der Schwager von Vicky und sein Liebhaber/Freund genauer untergekommen. Wie gesagt, ich habe noch kein Buch von Joan bisher gelesen, aber bei der Restaurant-Szene hat sich bei mir irgendwas im Köpfchen getan. Ich habe dann ein wenig recherchiert und siehe da ... der Schwager von Vicky ist Paul Genzer, der Kommissar aus "Feine Leute" und "Noble Gesellschaft". Ich habe beide noch nicht gelesen, aber irgendwie muss ich da schon mal drüber gestolpert sein.

    War das so bewusst geplant, die beiden in diesem Buch unterzubringen? Oder kommt Vicky in den anderen beiden Büchern schon mal vor?

    Also keine Trilogie oder auch keine Reihe, es wirkt eher wie ein groß angelegtes Sittengemälde dieser Zeit. War das so beabsichtigt oder hat sich das jetzt eher so nach und nach ergeben?

  • So richtig warm werde ich mit Vicky immer noch nicht, aber gut, es liegen ja auch noch ein paar Seiten vor mir.


    Jedoch finde ich ihre Aussagen und Bemerkungen, die sie über die Literatur macht, ganz toll.

    Ab ungefähr Seite 107, wo sie sagt, dass das Leben ohnehin schon schwer genug wäre, da bräuchte man nicht auch noch die schwere Literatur wie Döblin oder Zweig.

    Ich sehe das genauso und finde nicht gut, dass Leute, die sich für leichte BücherKost entscheiden, mitunter dafür verurteilt werden. Jeder sollte nach seinem Geschmack gehen und ich finde es toll, wenn die Leute überhaupt noch lesen und den Weg in den Buchladen finden.


    Das bringt mich auf Deine Diss über die Literatur der Weimarer Republik zurück.

    Beschäftigst Du Dich in dieser eben mit der von Vicky so bevorzugten Frauenliteratur? Und sind da Fragestellungen wie sie Vicky auf S. 108 aufwirft: Wo sind die weiblichen Autoren? Wo sind die weiblichen Kritiker? Ist es nicht scheinheilig, Frauen vorzuwerfen, dass sie nur eichte Literatur lesen, wenn aber ernstzunehmende und kritische Autorinnen fehlen?



  • War das so bewusst geplant, die beiden in diesem Buch unterzubringen? Oder kommt Vicky in den anderen beiden Büchern schon mal vor?

    Also keine Trilogie oder auch keine Reihe, es wirkt eher wie ein groß angelegtes Sittengemälde dieser Zeit. War das so beabsichtigt oder hat sich das jetzt eher so nach und nach ergeben?

    Vicky tritt in den Krimis als Willis Frau auf und die männliche Hauptfigur im "Café unter den Linden" ist Willi Genzers Hauptmann, weshalb sie da an verschiedenen Stellen erwähnt wird und einmal auch kurz auftritt - ihr Bruder Bambi spielt auch eine entscheidende Rolle, obwohl er im Buch nicht persönlich in Erscheinung tritt.


    Es ist von Anfang an als Sittengemälde gedacht gewesen, wobei der Schwerpunkt auf dem künstlerischen Leben liegt.

  • Das bringt mich auf Deine Diss über die Literatur der Weimarer Republik zurück.

    Beschäftigst Du Dich in dieser eben mit der von Vicky so bevorzugten Frauenliteratur? Und sind da Fragestellungen wie sie Vicky auf S. 108 aufwirft: Wo sind die weiblichen Autoren? Wo sind die weiblichen Kritiker? Ist es nicht scheinheilig, Frauen vorzuwerfen, dass sie nur eichte Literatur lesen, wenn aber ernstzunehmende und kritische Autorinnen fehlen?

    Jein, mein Thema ist die weibliche Schönheit in der Literatur der Weimarer Republik gewesen, Schönheit und Mode als Weg zur Emanzipation. Ich hab mich zwar auch mit Triviallitertur beschäftigt - Vicki Baum, Feutchtwanger - aber der Schwerpunkt lag mehr auf den "Klassikern" der Zeit Roth, Remarque, Zweig, Tergit, etc.

  • Vicky tritt in den Krimis als Willis Frau auf und die männliche Hauptfigur im "Café unter den Linden" ist Willi Genzers Hauptmann, weshalb sie da an verschiedenen Stellen erwähnt wird und einmal auch kurz auftritt - ihr Bruder Bambi spielt auch eine entscheidende Rolle, obwohl er im Buch nicht persönlich in Erscheinung tritt.


    Es ist von Anfang an als Sittengemälde gedacht gewesen, wobei der Schwerpunkt auf dem künstlerischen Leben liegt.

    Wie bereits angesprochen, für mich ist dieses Buch eine Premiere.

    Beim weiteren Lesen begegnen mir auch immer mehr und öfters Figuren aus den anderen Büchern, vor allem nimmt ja dann Fritzi von Keller einigen Platz ein.

    Dann sollte ich vielleicht mal die anderen Bücher nachschieben :)

    Ich finde es aber gut, dass es nicht so auffällig ist. Würde ich nicht an der Leserunde teilnehmen und das Buch für mich alleine lesen, würde mir das keine Verständnisprobleme bereiten.

  • Herr Nicki Wassermann ist mir nicht gerade sympathisch, aber soviel Auftritt hat er ja zum Glück nicht.

    Die Lesung aus seinem Buch oder die Szene der Lesung hat mir aber gut gefallen, weil hier auch angesprochen wird, dass zur damaligen Zeit auch der Kriminalroman noch in den Kinderschuhen gesteckt hat. Es wird ja auch dann S.S. van Dine genannt.

    Das finde ich sehr spannend, da ich mir so beim Lesen die Frage gestellt habe, was hat man damals so gelesen? Vieles, was für uns heutzutage total selbstverständlich ist, also auch die Quantität an Genres, war damals nicht da oder hatte sich so noch nicht durchgesetzt und war verpönnt.

    Und auf Seite 265 kommt es ja:

    "Mein Mann duldet nicht, dass ich Romane lese. Er meint, da käme ich nur auf dumme Ideen und wenn ich lesen wollte, sollte ich die Bibel nehmen."

  • Mir sind da im 6. Kapitel 2 Fehler aufgefallen. Einmal auf Seite 87 da steht, wurde es ihr ganz heißt. Soll sicher heiß heißen ;) Dann auf Seite 97 das damit korrespondiere.... Vorhangmuster, sicher fehlt da der Abschluss nde.

  • An das Café unter den Linden hab ich ehrlich gesagt keine Erinnerung mehr bezüglich der Figuren.

    Dass Vicky jetzt einen Buchladen aufmachen will ist eine logische Folgerung ihres bisherigen Unabhängigkeitsbestrebens. Jakob hätte ich eigentlich nach diesem ersten persönlichen Treffen anders eingestuft, als dass er so perplex reagiert. Natürlich gefällt ihm wohl eher nicht, dass Vicky mit Wilhelm deshalb verheiratet bleiben will.

    Ist ja auch kompliziert, wenn man entweder die Unterschrift des Vaters oder des Ehemannes braucht.

    Das gefällt mir schon gut, dass diese historischen Tatsachen so deutlich werden.

    Wilhelm kümmert sich ja liebevoll um seine Kinder, da muss ich ihn loben. In der Weiterführung der Geschichte sehe ich aber Probleme mit dem Metzgergesellen. Bin ja gespannt, ob er starken Einfluss auf die Familie nimmt. Der Satz, dass in einer Demokratie ja jeder an das glauben kann was er möchte, den kann man auch auf aktuelle Situationen anwenden. Nur wissen wir ja leider, wie das geendet hat.

  • Ich seh schon, ich hätte alle Deine Bücher vorher nochmal lesen sollen :-) Das Cafe unter den Linden hab ich ja letztes Jahr gelesen, aber irgendwie sind die Erinnerungen verblasst... Und die beiden Krimis stehen eh noch auf der to-do-liste.


    Herr Ebert stellt sich ja doch als recht nett heraus. Der wäre ja vielleicht auch nicht schlecht als Lebenspartner. Allerdings stellt sich ja auch raus, dass mit Willi vielleicht doch noch was geht, wenn die beiden mal ordentlich miteinander reden. Der Ansatz ist ja schon gemacht.


    Die Idee mit dem Buchladen wird konkreter und Unterstützung scheint auch zu nahen. Mal schauen ob Fritzi zu dem Unternehmen auch noch was beitragen kann. Die Lesung von Wassermann war ja schon ganz schön interessant. Die Diskussion, was Literatur und was Schund ist, wird ja auch heute noch geführt, auch wenn es nicht mehr ganz so Männlein-Weiblein getrieben ist. HIer im Forum ist das Thema ja auch schon mehr als einmal hochgekocht.....


    So, ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht....ich geh dann mal lesen :schnellweg

  • Hmm, ich weiß nicht, ob die beiden nochmal richtig zusammen kommen. Und ob Jakob der bessere Ehemann wäre??? Beide haben gute Eigenschaften aber ehrlich, Jakob kommt mir intoleranter vor als Wilhelm, das tut nicht gut.

    Die Idee mit Lisbeth als Ladenhilfe finde ich gut, und die Einwände dafür stimmen ja. Ich hoffe jetzt nur, dass Bambi nichts passiert ist.

  • Willi ist trotz allem total toll. Er ist einfach nur impulsiv, was manchmal gar nicht sooo gut ist. Aber ich finde traurig, dass er trotz allem bei Christine bleiben moechte. Allerdings finde ich es ganz toll, dass er Vicky mit dem Buecherladen auf jede erdenkliche Weise unterstuetzen moechte.


    Bambi ist grossartig! Er hat schon alles in die Wege geleitet bzw. einen kompletten Plan, wie Vicky es schafft den Buecherladen zu eroeffnen. Und er ueberredet und redet und redet. Ich wusste auch ohne Klappentext, dass sie sich das ueberlegt. Dem Gerede kann man ja nicht widerstehen.


    Jetzt kennen wir auch endlich den Vornamen von Herrn Ebert - Jakob. So schlimm ist er gar nicht, wie ich ihn mir vorgestellt habe, allerdings ist er auch nicht so unkonventionell wie ich es mir erhofft habe. Mit im wird es dann also doch nichts.


    Den Gesellen finde ich sehr gruselig. So wie manch einer heutzutage hat er seltsame Ansichten und verkauft sie als Sorge um Vicky und die Kinder. Ich haette solche Leute vermutlich damals auch schon nicht ertragen.


    Und Carl von Baeumer hatte ich gar nicht sooooo zickig in Erinnerung :gruebel


    Man kann sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen, dass man sich die Erlaubnis arbeiten zu gehen vom Ehemann oder Vater holen muss. Heute ist man eher ein fauler Sack (oder Saeckin? :lache) wenn man nicht arbeitet, natuerlich nur, wenn man keine Kinder hat. Wie kompliziert das immer alles ist. Schlimm finde ich auch, dass immer geguckt wird, was die anderen Menschen ueber einen denken. Dieses Denken in der heutigen Zeit abzulegen ist auch nicht ganz einfach. Etwas weniger krass bin ich auch aufgewachsen, obwohl nie gesagt wurde, was die anderen wohl denken sollen. Es wurde eher gelebt statt ausgesprochen.


    Zitat

    Der Satz, dass in einer Demokratie ja jeder an das glauben kann was er möchte, den kann man auch auf aktuelle Situationen anwenden. Nur wissen wir ja leider, wie das geendet hat.

    Das habe ich auch direkt gedacht. Grundsaetzlich ist es aber auch richtig, so zu denken.

  • Selbstverständlich ist es richtig so zu denken. Und so wie die Republikaner verschwunden sind wird hoffentlich auch der aktuelle braune Sumpf verschwinden.


    Nach der ersten Begegnung dachte ich auch, das könnte was werden. Aber ich bin mir nicht mehr so sicher.

    Die Aussprache zwischen Vicky und Willi hat ja auf beiden Seiten Verletzungen gezeigt und war sicher wichtig. Vicky macht sich immer noch Hoffnungen, alles liegt quasi bei Christine. Kann aber auch sein, dass sie die Buchhandlung völlig ausfüllen wird.

  • Ach Jakob Ebert ist ja gar nicht so schlimm. Das Treffen mit ihm ist ja recht harmonisch verlaufen. Süß fand ich seine Beichte warum er Vicky überhaupt heiraten wollte. Weil er ihr Lachen schon immer mochte und mit der Heirat gehofft hat, dass auch er zu einem lachenden Menschen wird <3 Als Ehemann kann ich ihn mir an ihrer Seite aber nicht so richtig vorstellen.


    Bambi find ich großartig. Die Aktion beim Kleiderkauf :lache und die Überrederei, das Vicky unbedingt diesen Buchladen eröffnen muss. Toll. Das ist ein Bruder. Er glaubt an seine Schwester und unterstützt sie, wo er nur kann.


    Von Willi bin ich wirklich überrascht. Wie er Vicky behandelt hat, find ich zwar richtig blöd, aber er ist nach wie vor für sie und die Kinder da. Auch dass er sie in Sachen Buchladen unterstützen möchte, und seine Einwilligung gibt, dass sie arbeiten darf gefällt mir. Er ist doch ein netter Kerl und nach dieser nächtlichen Aussprache gibt es für beide vielleicht doch noch eine gemeinsame Zukunft. Es scheint ja viele Missverständnisse in der Vergangenheit gegeben zu haben.