'Der Meister und Margarita' - Seiten 409 - Ende

  • Ich bin heute mit dem Buch fertig geworden. Ich weiß jetzt gar nicht so genau, was ich zu dem Ende schreiben soll. Es ist dem Autor auf jeden Fall gut gelungen, die Pilatus-Szenen mit den Moskau-Szenen zu kombinieren und verstricken. Auch wenn ich immer noch das Gefühl habe, nicht alles wirklich verstanden zu haben.

    Insgesamt hat mich das Buch aber von der ersten bis zur letzten Seite begeistern können. Ich habe es mit größtem Vergnügen gelesen, war davon verwirrt und beeindruckt gleichermaßen.

    Ich finde es auch schön, es in der Leserunde mit Euch zusammen gelesen zu haben. Eure Anmerkungen haben mir viel gebracht, weil ich selber einfach gar kein Hintergrundwissen über diese Zeit und über den Autor habe. Ich habe das Gefühl, ich muss das alles erst mal ein wenig sacken lassen. Und dann werde ich wohl einzelne Kapitel noch mal in Ruhe nachlesen.

  • Ich bin erst zur Hälfte fertig mit dem letzten Abschnitt, kann aber auch schon mal für mich sagen, dass ich das Lesen dieses Buches in der LR genossen habe. Ich hätte es nach den Jahren wohl nicht nochmal zur Hand genommen. Erstaunt war ich, was ich alles vergessen hatte...


    Später mehr, wenn ich so weit bin.

  • Ich weiß jetzt gar nicht so genau, was ich zu dem Ende schreiben soll. Es ist dem Autor auf jeden Fall gut gelungen, die Pilatus-Szenen mit den Moskau-Szenen zu kombinieren und verstricken.

    Immerhin, es löst sich alles wieder auf. Alle sind wieder frei, schwer verwirrt über die Ereignisse oder beschämt.

    Ob man jetzt mag, wie der Meister und Margarita frei werden, für immer zusammenbleiben können, bleibt sicher jeden überlassen. In sich und im Roman ist es schlüssig.


    Was mich amüsiert hat, waren so kleine Details wie Korowjew im Delikatess-Laden der exzellent Lachs angeboten wird, nicht wie dem einfachen Volk in der Gaststätte weiter vorn im Buch der Stör zweiten Frischegrades. Ich kann mich an solche Läden erinnern, Intershops auch, wo du mit Devisen zahlen musstest, in denen es aber Sachen gab...Dieses Teilen der "Bürder" in zwei Lager, das derer, die haben und derer, die nicht haben...


    Schlüsselgedanke hier am Ende des Buches ist für mich, dass er für jeden Menschen einen gibt, der ihn befreien kann, frei machen, freigeben. Darüber muss ich mal noch etwas nachdenken.


    Ein verrücktes, interessantes Buch!

  • Ich habe das Buch auch fertig gelesen und kann voläufig nur sagen, dass mich das Ende ein wenig erschlagen hat. Ich muss noch mal in mich gehen, was ich da gelesen habe.


    Besonders interessiert mich: Wie ist denn bei euch das Ende? Gibt es einen Epilog? Und wie sieht das Ende des Kapitels davor aus?

    Da verstehe ich ehrlich gesagt die Anmerkungen nicht so ganz.

    Ich vermute aber, dass es da gerade Infos gibt, die ich im Moment gar nicht brauche.


    Ohne euch wäre ich auf dieses Buch nie gekommen. Und hätte einen bleibenden Leseeindruck und viel Vergnügen versäumt.

  • Mich hat die Anmerkung verwirrt.

    Der letzte Satz in meiner - und wohl auch in eurer Fassung, vor dem Epilog - ist:...Und dein Schlaf ist in meiner Obhut.


    Die Anmerkung sagt, dass ursprünglich noch ein Absatz folgte, den ich bei Interesse gern zitiere (ist nicht lang).

    Bulgakow hat diesen Absatz im Mai 1939 durch den Epilog ersetzt. Seine Witwe, Jelena Bulgakowa hat die Passage dann wieder in den Roman aufgenommen.

  • Mich hat die Anmerkung verwirrt.

    Der letzte Satz in meiner - und wohl auch in eurer Fassung, vor dem Epilog - ist:...Und dein Schlaf ist in meiner Obhut.

    Also ich habe einen anderen letzten Satz: "Dieser Held war ins Bodenlose gegangen, und er war gegangen ohne Wiederkehr, der in der Nacht zum Sonntag freigegebene Sohn des Königs und Sternendeuters, der grausame fünfte Prokurator von Judäa, der Ritter Pontiuis Pilatus."


    Anscheinend ist dann in meinem Buch dieser Absatz enthalten, von dem Du sprichst?

    Schlüsselgedanke hier am Ende des Buches ist für mich, dass er für jeden Menschen einen gibt, der ihn befreien kann, frei machen, freigeben.

    Ach Clare, das hast Du so schön zusammengefasst. So gut hätte ich es nicht in Worte fassen können. Und für mich ist das ein sehr hoffnungsvoller und guter und positiver Gedanke.

  • Ach Clare, das hast Du so schön zusammengefasst. So gut hätte ich es nicht in Worte fassen können. Und für mich ist das ein sehr hoffnungsvoller und guter und positiver Gedanke.

    Genau so habe ich es auch empfunden. Ich mochte das Buch, aber in dem ganzen Chaos und der Verwirrnis war es schon anspruchsvoll dabei zu bleiben.

    Diese, für mich, letzte Gedanke unterm Strich hat mich mit allem versöhnt.

  • Wir haben ja wohl ganz unterschiedliche Übersetzungen und vielleicht auch ganz unterschiedliche Ausgangstexte.

    Der Übersetzer meiner Ausgabe hat beschrieben, dass Bulgakow seinen Texte vielfach überarbeitet hat und es an manchen Stellen fast unmöglich ist, festzustellen, welcher Text denn nun gültig sein soll.

    Zudem hat wohl seine Witwe auch noch Veränderungen vorgenommen.


    Bei mir endet das letzte Kapitel, also 32 so:


    Du schlummerst ein, mit deiner ewigen speckigen Schlafmütze auf dem Kopf. Du schlummerst ein und lächelst dabei. Und dein Schlaf stärkt dich und macht dich weiser. Mich aber wirst du nie wieder los. Und dein Schlaf ist in meiner Obhut.

    -spricht Margarita zum Meister-


    Der Epilog endet so:


    Am Morgen erwacht er in Schweigen gehüllt, doch vollkommen ausgeruht und gesundet. Sein zerpicktes Gedächtnis erholt sich wieder. Und bis zur nächsten Vollmondnacht wird den Professor nichts mehr belätigen: Nicht der nasenlose Scharfrichter des Gestas. Nicht der hartherzige fünfte Statthalter von Judäa, der Reiter Pontius Pilatus.

    - es handelt sich ja wohl zweifelsfrei um Iwan-


    Der nur in der Anmerkung vorhandene letzte Absatz endet so:


    So fand Vergebung in der Nacht auf Sonntag jener Sohn des Sterndeuterkönigs, jener hartherzige fünfte Statthalter von Judäa, der Reiter Pontius Pilatus.


    Alles zitiert aus der dtv Ausgabe von 2014, 6. Auflage 2018, neu übersetzt von Alexander Nitzberg

  • Ausgelesen. Hm. Derzeitiger Erkenntnisstand (etwas überspitzt): Hä?


    Mehr morgen/übermorgen, jetzt gleich folgt der angenehme Teil des Tages: Neujahrskonzert mit dem Johann Strauß Orchester Frankfurt. :-]

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Aber ohne Johann Strauß, der spielt ja bei Voland auf dessen Ball;)

    Ach deshalb haben die kaum Strauß gespielt ;-) :grin Aber schön und lohnend war es trotzdem (auch wenn ich nicht so der Musical-Fan bin).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Auch nach längerem Nachdenken komme ich alleine nicht weiter, also will ich doch mal die lieben Mitleserinnen und den Mitleser fragen.


    Ich verstehe immer noch nicht so richtig, wie die Pilatusgeschichte genau hineinpasst.

    Sie scheint auf mehreren Ebenen zu spielen.

    Einmal ist es die Geschichte, die Satan über ihn erzählt, weil er ihn ja persönlich kennt.

    Dann ist es der Roman, den der Meister geschrieben hat und der offenbar mit der realen Geschichte, die Satan berichtet, übereinstimmt.


    Ist das so?

  • Einmal ist es die Geschichte, die Satan über ihn erzählt, weil er ihn ja persönlich kennt.

    Voland erzählt oder zitiert nur aus dem Buch, da er es kennt, was auch sonst. Ich denke, dass das, was wir lesen aus der Pilatusgeschichte, ausschließlich aus der Feder des Meisters stammen. Er hat über Pilatus geschreiben, wie er sich die Geschichte dachte. Ob das alles in irgendeiner Weise inspiriert wurde, kann man nicht sagen.

    So verstehe ich es.

  • Ich bin auch reichlich verwirrt. :konfus


    Auch die Schlusskapitel sind voll von Anspielungen auf biblische Geschehnisse, aber alles ist total verdreht. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Bulgakow das einfach aus Jux und Tollerei so gemacht hat, aber sicher bin ich mir da nicht. :lache Was wollte er den LeserInnen sagen? :help


    Besonders beeindruckt haben mich einige Szenen wie dieses doppelte Weltuntergangsgewitter bei der Kreuzigung von Jeschua und dann nochmal über Moskau. Und Jeschua schickt ausgerechnet Levi Matthäus als Boten zu Voland mit der Nachricht, dass er den Meister und seine Margarita gar nicht bei sich "im Licht" haben wolle, sondern Satan ihnen "Ruhe verschaffen" solle. Auf die beiden wartet also nicht der Himmel? Womit ich dann gar nicht gerechnet hätte, ist dieser nette, gemütliche Lebensabend, der ihnen da versprochen wird (habt ihr das auch so verstanden? ich fand die Idee ein wenig blass im Vergleich zu den sonstigen dramatischen Enden, die viele Figuren genommen haben), jedoch eben nicht die Hölle (warum auch?). Gibt es also die Hölle gar nicht? Oder gebietet Voland über mehrere Reiche? :gruebel


    Und dann diese Wiedervereinigung des kranken Pilatus mit seinem Sehnsuchtsgesprächspartner Jeschua. Pilatus könnte jetzt um Vergebung bitten, und Jeschua würde sie ihm sicher gewähren. Aber nein, der Täter Pilatus blickt seiner Untat nicht ins Auge, sondern nötigt das Opfer Jeschua zu der Bestätigung, dass die Untat doch gar nicht stattgefunden habe. Das hat so viele historische Parallelen und findet auch im kleinen zwischenmenschlichen Alltag so oft statt, dass ich glatt in den Tisch beißen möchte. Bulgakow hat so eine feine Art, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten...


    Dazu gehört für mich auch besonders die Szene in diesem "Ausländerladen". Auch ich musste an die Intershops in der DDR denken. Einen davon hatte ich als Kind mal betreten und ich erinnere mich bis heute an das Gefühl des Erschlagenseins angesichts all der dort verkäuflichen Herrlichkeiten, die man als "normale" DDR-Bürgerin nicht zu Gesicht bekam, geschweige denn besitzen durfte. Gleichzeitig wussten alle, die ich kenne, über die Heuchelei dahinter Bescheid, denn wer dort regelmäßig einkaufen konnte, musste etwas haben, das man eigentlich in der DDR nicht haben durfte, nämlich großzügige Westverwandtschaft, musste aber gleichzeitig politisch so abgesichert sein, dass der Besuch in diesem Geschäft einem nicht die Stasi auf den Hals hetzte. Man musste also selbst hundertfünfzigprozentig zum System gehören, um Dinge tun zu dürfen, die eigentlich in diesem System offiziell verpönt waren. Und doch haben diese Intershops existiert. Das hätte ich als Kind nicht formulieren können und es musste auch tunlichst darüber geschwiegen werden, aber unterschwellig war das immer da, dass die Menschen eben "gleich" und "gleicher" sind. Die Szene in dem Ausländerladen hat es wieder aufgewühlt, v.a. weil der "Ausländer", der sich dort den fetten Lachs leistete, eben doch ein Sowjetbürger war und man sich zu Recht wie das zornige alte Männlein fragen konnte, wie und wieso der an Devisen gekommen ist, während die normale arbeitende Bevölkerung sich mit mangelhafter Ware zufriedengeben muss. Wenn Bulgakow im Wortlaut den alten Mann kritisiert, kritisiert er vom Sinn her vielmehr die herrschenden Zustände und diese Heuchelei um den Laden für die "gleicheren" BürgerInnen. Es wundert mich also kein bisschen, dass der Roman zunächst nicht gedruckt wurde, und diese Szene gehörte bestimmt zu denen, die in der Sowjet-Version herausgestrichen waren, zumindest kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass so etwas veröffentlicht werden durfte.


    Ich bin auch sehr froh, den Roman nach so langer Zeit noch einmal gelesen zu haben. Damit, dass etliche Fragen offen bleiben, kann ich momentan gut leben, denke aber, da wird noch einiges nachhallen. Wenn auch nicht bis Ostern. ^^

  • Nadezhda, darüber muss ich jetzt aber erst einmal nachdenken :gruebel


    Mir ist - als Westkind - bei der Szene im "Ausländerladen" eines meiner liebsten "Spielzeuge" eingefallen. Auch im angeblich so reichen Wirtschaftswunderland BRD gab es arme Familien und wir gehörten dazu.

    Viel Spielzeug gab es bei uns nicht. Deshalb war über Jahre eine meiner liebsten Beschäftigungen, mir aus einem Katalog (gab es ja damals noch reichlich: Otto, Quelle, Neckermann) das auszuschneiden, was ich mir wünschte und ich doch nie bekommen würde.




  • Nadezhda, darüber muss ich jetzt aber erst einmal nachdenken :gruebel


    Mir ist - als Westkind - bei der Szene im "Ausländerladen" eines meiner liebsten "Spielzeuge" eingefallen. Auch im angeblich so reichen Wirtschaftswunderland BRD gab es arme Familien und wir gehörten dazu.

    Viel Spielzeug gab es bei uns nicht. Deshalb war über Jahre eine meiner liebsten Beschäftigungen, mir aus einem Katalog (gab es ja damals noch reichlich: Otto, Quelle, Neckermann) das auszuschneiden, was ich mir wünschte und ich doch nie bekommen würde.




    Aber im Osten hatte das nicht unbedingt mit Armut / Wohlstand zu tun und im Westen gab es m.W. keine speziellen Läden, deren Besuch politisch aufgeladen war oder wo nur AusländerInnen einkaufen konnten, oder?