'Der Meister und Margarita' - Seiten 269 - 341

  • Ich spitze mal in die Anmerkungen von Herrn Nitzberg, vielleicht finde ich dort Hilfe und Anleitung.

    Die Auflistung der am Ball beteiligten prominenten Figuren fand ich sehr interessant. Diese Recherchearbeit dazu hätte ich persönlich nicht leisten wollen. Sie führt vielleicht nicht unbedingt zu einem besseren Verständnis der Szene an sich, aber ich finde die vielen Anspielungen einfach spannend - vor allem die auf die Kindsmörderin Frieda Keller und die Schneiderin Soja Denissowna Pelz. Ich habe ja parallel auch wieder angefangen, Bulgakows Dramen zu lesen, und als nächstes steht just das Stück "Sojas Wohnung" auf meiner Leseliste, das sich um die obskuren Vorkommnisse in der Wohnung ebenjener Schneiderin dreht. Ich mag es, wenn AutorInnen ihre Werke auf diese Weise miteinander verknüpfen. :-)

  • Ich finde Eure Gedanken und Anmerkungen zu dem Buch weiterhin sehr interessant. Ich lese alles aufmerksam mit. So richtig was dazu schreiben kann ich allerdings nicht, mir fehlt dazu einfach das Hintergrundwissen, vor allem über die Zustände in der damaligen Sowjetunion habe ich fast gar kein Wissen.

    Aber ich glaube, dieses Buch mit den Anmerkungen muss ich auch haben. Die Anmerkungen, die ihr hier erwähnt, finde ich schon sehr interessant.

  • Ich finde die Übersetzung von Thomas Reschke sprachlich viel schöner. EDIT: Mal abgesehen von den "Negern" - aber seine Übersetzung war vor der entsprechenden Rassismus-Debatte.


    Aber es war nur halb ernst gemeint - vom "Meister"-Werk Bulgakows kann man doch ruhig zwei Ausgaben im Regal stehen haben. :teufel

  • Was mir hier zu diesem Abschnitt gerade noch einfällt: wie wird in der neuen Übersetzung den "Neger" wiedergegeben? In der Reschke-Übersetzung taucht das ja recht oft auf. Wie wird das denn "politisch korrekt" übersetzt?

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Die neue Übersetzung ist auch nicht politisch korrekt.

    Beide Übersetzer schreiben mal "Neger", mal "Schwarzer". Ich persönlich hätte es heutzutage einfach bei letzterem belassen.

    Keine Ahnung, was in der russischen Version steht. Ich schlage das jetzt nicht nach, sondern lese lieber ein bisschen weiter. :lesend

  • Mittlerweile habe ich es doch nachgeschlagen. In meiner russischen Version steht mal ein Äquivalent zu "Neger", mal eins zu "Schwarzer". Reschke hat das entsprechend übernommen. Zu seiner Zeit war es ja auch noch kein Schimpfwort bzw. die Wahrnehmung fing erst an, sich entsprechend zu wandeln. Da es aber heute nunmal so ist, dass "Neger" abwertend wahrgenommen wird, wundere ich mich darüber, dass auch Nitzberg es noch so übersetzt, denn Bulgakow hat es sicher nicht abwertend gemeint und eine Übersetzung, die ja so modern sein will und den Geist des Gesagten transportieren möchte, auch wenn dann Dinge mal völlig anders übersetzt werden, sollte das doch ausmerzen? :gruebel


    Ich habe ja an anderer Stelle schon einige kritische Anmerkungen zur Übersetzung des Herrn Nitzberg gemacht; dies kommt nun also noch dazu. Wer sich so frei fühlt, Namen von Nebenfiguren einfach zu ändern, damit ein bestimmtes Flair, ein besonderer Sprachduktus oder vom Autor gewollte Assoziationen erhalten bleiben, hätte m.E. im Sinne des Autors auch ruhig den "Neger" streichen können. Ich glaube nicht, dass Bulgakow deswegen so einen Bohei gemacht hätte wie z.B. Astrid Lindgren.

  • Mittlerweile habe ich es doch nachgeschlagen. In meiner russischen Version steht mal ein Äquivalent zu "Neger", mal eins zu "Schwarzer". Reschke hat das entsprechend übernommen. Zu seiner Zeit war es ja auch noch kein Schimpfwort bzw. die Wahrnehmung fing erst an, sich entsprechend zu wandeln. Da es aber heute nunmal so ist, dass "Neger" abwertend wahrgenommen wird, wundere ich mich darüber, dass auch Nitzberg es noch so übersetzt, denn Bulgakow hat es sicher nicht abwertend gemeint und eine Übersetzung, die ja so modern sein will und den Geist des Gesagten transportieren möchte, auch wenn dann Dinge mal völlig anders übersetzt werden, sollte das doch ausmerzen?

    Ich hätte das bei einer Neuübersetzung auch erwartet. Wenn ich diese abwertenden Bezeichnungen in einem älteren Buch lese, so stört mich das nicht, weil man früher bekanntermaßen nichts dabei fand und es, meistens, auch nicht abwertend gemeint war. In diesem Sinn kann ich das überlesen. Aber wenn man etwas neu übersetzt...

    Da bin ich ganz bei dir.

  • Ich hätte das bei einer Neuübersetzung auch erwartet. Wenn ich diese abwertenden Bezeichnungen in einem älteren Buch lese, so stört mich das nicht, weil man früher bekanntermaßen nichts dabei fand und es, meistens, auch nicht abwertend gemeint war. In diesem Sinn kann ich das überlesen. Aber wenn man etwas neu übersetzt...

    Da bin ich ganz bei dir.

    Auch deshalb stehe ich Neuübersetzungen oftmals kritisch gegenüber. Ich mag keine Modernisierungen oder heutige Anpassungen an die "political correctness". Mich persönlich stören Begriffe wie Neger oder Schwarzer nicht. Ich bin da auch ganz bei Astrid Lindgren. Man muss doch sehen, wann die Bücher geschrieben wurden und in welchem Kontext die Begriffe verwendet wurden.

  • Auch deshalb stehe ich Neuübersetzungen oftmals kritisch gegenüber. Ich mag keine Modernisierungen oder heutige Anpassungen an die "political correctness". Mich persönlich stören Begriffe wie Neger oder Schwarzer nicht. Ich bin da auch ganz bei Astrid Lindgren. Man muss doch sehen, wann die Bücher geschrieben wurden und in welchem Kontext die Begriffe verwendet wurden.

    Nun ist aber nicht jedes literarische Werk mit Quellen und Fußnoten zum Kontext versehen, nicht alle Menschen haben das entsprechende Hintergrundwissen oder Gespür über die mitschwingenden Assoziationen in einem Wort. Welche Eltern sitzen beim Vorlesen von Pippi Langstrumpf da und erklären ihren Kindern die Geschichte des Wortes "Neger"?


    Ich betrachte die oft gescholtene oder belächelte "political correctness" z.B. in der Sprache nicht als Selbstzweck, sondern im besten Fall dient sie dazu, Menschen (wieder) mit ins Geschehen einzuschließen, die vorher ausgeschlossen waren. Im Fall von "Neger" ist es für mich irrelevant, ob ich persönlich als nichtbetroffene Weiße das Wort als störend empfinde oder nicht, solange ich weiß, dass es Betroffene gibt, die es stört. Wenn es dunkelhäutige Menschen gibt, die es schmerzt, dieses Wort zu lesen, weil sie eben oft genug so beschimpft werden, tut es mir nicht weh und ich leide keinen Verlust, wenn ich es einfach ersetze. Zumal man in diesem Fall nichtmal Bulgakow Gewalt antun müsste, der ja das Wort "Neger" ebenso wie das m.W. unbelastete Wort "Schwarze" gleichermaßen und austauschbar verwendet.

  • Wobei man bedenken muß, daß dieses "Früher" noch gar nicht so lange her ist. In meiner Kindheit waren Begriffe wie Mohrenkopf, Negerkuß oder auch Neger schlicht normal, niemand dachte sich etwas dabei. Erst in den letzten Jahren hat sich die "political correctness" dermaßen laut fordernd breitgemacht, wie das heute üblich ist.


    Auch deshalb stehe ich Neuübersetzungen oftmals kritisch gegenüber. Ich mag keine Modernisierungen oder heutige Anpassungen an die "political correctness". Mich persönlich stören Begriffe wie Neger oder Schwarzer nicht. Ich bin da auch ganz bei Astrid Lindgren. Man muss doch sehen, wann die Bücher geschrieben wurden und in welchem Kontext die Begriffe verwendet wurden.

    :write Da bin ich genau so, ich reagiere auf solche "korrekten" Neuübersetzungen äußerst kritisch und verärgert. Ich entsinne mich, vor einigen Jahren wollte ich die sehr zerlesenen Jim Knopf Bücher meiner Kindheit durch Neuausgaben ersetzen. Als ich dort aber die Veränderungen und "Korrekturen" bemerkte, habe ich das sehr schnell verworfen. Es bleibt bei den alten Ausgaben - die neuen (für meine Begriffe!) zensierten Ausgaben will ich hier nicht haben.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Nun ist aber nicht jedes literarische Werk mit Quellen und Fußnoten zum Kontext versehen, nicht alle Menschen haben das entsprechende Hintergrundwissen oder Gespür über die mitschwingenden Assoziationen in einem Wort. Welche Eltern sitzen beim Vorlesen von Pippi Langstrumpf da und erklären ihren Kindern die Geschichte des Wortes "Neger"?

    Aber man weiß doch, wann ein Buch geschrieben wurde.

    Ich war da immer recht kreativ, wenn ich den Kindern vorgelesen habe und habe spontan beim Vorlesen Wörter ersetzt, die ich nicht vorlesen wollte.

    Aber du hast schon Recht, das macht oder kann vielleicht nicht jeder.

  • Aber man weiß doch, wann ein Buch geschrieben wurde.

    Ich war da immer recht kreativ, wenn ich den Kindern vorgelesen habe und habe spontan beim Vorlesen Wörter ersetzt, die ich nicht vorlesen wollte.

    Aber du hast schon Recht, das macht oder kann vielleicht nicht jeder.

    Ich habe auch noch Uralt-Ausgaben von Pippi Langstrumpf und Jim Knopf und und ersetze den "Neger" beim Vorlesen auch, mir sträubt sich da die Zunge und bei Kinderbüchern finde ich solche Änderungen absolut in Ordnung.

  • Ich finde Eure Gedanken und Anmerkungen zu dem Buch weiterhin sehr interessant. Ich lese alles aufmerksam mit. So richtig was dazu schreiben kann ich allerdings nicht, mir fehlt dazu einfach das Hintergrundwissen, vor allem über die Zustände in der damaligen Sowjetunion habe ich fast gar kein Wissen.

    Aber ich glaube, dieses Buch mit den Anmerkungen muss ich auch haben. Die Anmerkungen, die ihr hier erwähnt, finde ich schon sehr interessant.

    So geht es mir auch, ich lese hier auch aufmerksam mit, kann aber selbst nicht wirklich was beitragen, da mir auch jegliches Hintergrundwissen über das Leben in der Sowjetunion zu dieser Zeit fehlt und ich mir beim Lesen ehrlich gesagt auch kaum Gedanken über irgendwelche Hintergründe mache.