Ellen Sandberg - Der Verrat

  • Ellen Sandberg - Der Verrat

    Penguin-Verlag, 2019

    TB, broschiert

    ISBN 978-3-328-10090-4




    Inhalt:


    "Als Nane nach zwanzig Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen wird, hat sich vieles verändert. Nicht aber die Schuld, die auf ihr lastet. Nicht die Erinnerung an die Nacht, die ihr Leben zerstörte, und schon gar nicht das Verhältnis zu ihrer Schwester Pia.
    Pia hat es gut getroffen. Die erfolgreiche Restaurateurin lebt mit ihrem Mann auf einem idyllischen Weingut an der Saar. Da lässt es sich gut verdrängen, auf welcdh zerbrechlichem Fundament ihr Glück gebaut ist. Doch dann tritt ihre Schwester Nane wieder in ihr Leben und Pia ahnt: Es ist Zeit für die Wahrheit. Und damit Zeit für Rache - oder Vergebung." (Quelle: Buchrückentext)


    Meine Meinung:


    "Der Verrat" ist der erste Roman, den ich von der vielgelobten Spannungsautorin Ellen Sandberg alias Inge Löhnig gelesen habe. Der Klappentext geht auf das Motiv und die Faszination der Autorin ein, weshalb sie diesen Roman schrieb: Es geht hier um ein Familiendrama, das vielleicht aus der Kindheit der drei sehr unterschiedlichen Schwestern Pia, Birgit und Nane stammen könnte und in "der Tat" im Jahre 1998 ihren Höhepunkt findet. Dramatisch die Familienkonstellation (leider werden die Eltern der 3 Schwestern nur schemenhaft umrissen), in der sich Rivalität und Neid aufbaut und auf allen Frauen der Familie ein "Fluch" lasten soll: Ein Drama aber auch, dass durch absolutes Desinteresse und fehlenden Bezug und Nähe zueinander Beziehungen entstehen, die Verletzungen nach sich ziehen, gar Gewalt, Wut und Rachsucht sowie Lügen, die jahrzehntelang vertuscht werden.


    Die Autorin nimmt besonders Nane und Pia ins Fadenkreuz, eine nicht unerhebliche Rolle spielt auch Thomas von Manthey, den Pia später ehelicht: In dieser Konstellation nimmt das Unglück seinen Lauf und Ellen Sandberg versteht es hervorragend, dem Leser einen hohen Spannungsbogen zu liefern, der bis zur letzten Seite anhält.


    Ausser Nane war mir kein/e Protagonist/in wirklich sympathisch: Pia, die älteste Schwester wird als sehr rational, emotionslos schon fast, unnahbar, kühl und herrisch sowie dominant gezeichnet; Birgit, die mittlere Schwester, spielt eher eine Nebenrolle und ist (dazwischen) wohl nicht ohne Grund immer um Ausgleich bemüht; Nane, die Jüngste, tritt nach 20 im Knast abgesessenen Jahren auf den Plan, da sie eine Frage beschäftigt, die mit dem Unfall 1998 zu tun hat.... Die Ablehnung, die sie von Pia erfährt, ist schon erschreckend genug, aber auch die Rivalität von Pia gegenüber Margot, die wie eine Schwester mit Thomas aufwuchs, gipfelt darin, dass sie ihre eigene Tochter, die noch Weinbau studiert, dem Winzer Marius, der Sohn von Margot, vorzieht und sich hier ebenfalls ein Machtkampf entspinnt, der tragische und dramatische Folgen haben soll - aber auch der endgültigen Aufklärung dient letztendlich, was wirklich im Sommer 1998 geschah....


    Die kleine Exkursion zur Geschichte des Saarweins hat mir gut gefallen; der Schreibstil der Autorin ebenfalls, ganz überzeugen konnte mich der Plot jedoch nicht, da mir die Handlung der überaus auf Sicherheit bedachten und strenger Selbstkontrolle unterworfenen Pia (gerade was den betreffenden Protagonisten betrifft) nicht einleuchtet und etwas "dick aufgetragen" erscheint: An dem Gefühlsausbruch nahm ich keinen Anstoß, aber das Gegenüber passte hier m.E. überhaupt nicht, da solcherart kontrollierter Menschen, die kaum Zugang zur eigenen Gefühlswelt (und damit auch -tiefe) haben oder entwickeln konnten, nicht völlig unkontrolliert an der hier exakt "falschen" familiären Stelle ihre Keuschheit fallen lassen.


    Ansonsten fühlte ich mich durch den atmosphärischen und spannenden Schreibstil gut unterhalten und wünsche Nane, die für mich die authentischste Figur war, dass sie sich auf ihrer Wanderung wiederfinden möge.


    Fazit:


    Ein unterhaltsamer, dramatischer Spannungsroman, der am Ende jedoch so einige Fragen für mich offenließ. Ich vergebe knappe 4*

  • Ich habe den Krimi in zwei Tagen gelesen. Von der ersten Seite an wurde die Spannung aufgebaut und durch die Perspektivwechsel auch hoch gehalten. Der Schreibstil ist wie immer bei der Autorin flüssig zu lesen. Die Figuren - vor allem der drei Schwestern - wurden gut skizziert, wenngleich ich keine als Freundin haben möchte. Das Ende fand ich auch relativ abrupt, trotzdem hoffe ich, daß Nane ihr Gleichgewicht auf ihrem Weg findet.