'Bella Ciao' - Seiten 001 - 161

  • Natürlich wären deutliche Briefe zensiert worden. Hier wirken Pietros Postkarten mit den Gedichten wie ein Pflaster auf den Kriegswunden.

    Die Verletzlichkeit, die sie hier zeigen wollte, kam sehr gut rüber.

    Seine Zerissenheit, was er Anita wirklich schreiben soll, ist für mich beklemmend zu lesen. Hätte er Anita seine wahren Gedanken schreiben sollen? Wäre das für sie wichtig gewesen? Oder war es richtig, sie "zu schonen"?

    Ich glaube, dass es richtig war sie zu schonen. Er tut es aus Liebe, will nicht, dass sie mit und um ihn leidet. Wie soll er auch das Grauen, das er erlebt, ausdrücken. Es gibt Dinge, die man nicht ausdrücken kann, ohne sich und Andere zu verletzen, zugrunde zu richte.

  • Sie geht zurück zu ihren Wurzeln. Ich finde es verständlich, dass sie wissen möchte, was aus ihren Freunden geworden ist, wie ihre Mutter verstorben ist. Ich denke, nur so kann sie wirklich abschließen.

    Vielleicht hofft sie ja auch, eine Bestätigung zu finden, dass ihre Flucht nach Amerika die richtige Entscheidung war. Das wird sie sich wahrscheinlich im Laufe ihres Lebens oft gefragt haben.

    Für mich möchte sie nicht abschließen. Sie wollte ja gar nicht in die alte Heimat fahren. Michael nimmt sie mit.

    Die Frage danach, ob sie richtig gehandelt hat und was sie zurückgelassen hat, ließ sie all die Jahre wohl eher nicht zu, auch um sich selbst zu schützen. Sie hat die Brücken hinter sich abgebrochen und nicht zurückgeblickt. So habe ich es jedenfalls empfunden.

    - Freiheit, die den Himmel streift -

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Clare ()

  • Ich denke auch, dass Giulia gar nicht wirklich zurück wollte, ihr Sohn denkt wahrscheinlich ihr mit dieser Reise einen Gefallen zu tun, aber ob das stimmt bezweifle ich noch.

    Den Blick zurück hat sie jahrelang getreu ihrem Motto " immer vorwärts" vermieden.

  • Ich denke auch, dass Giulia gar nicht wirklich zurück wollte, ihr Sohn denkt wahrscheinlich ihr mit dieser Reise einen Gefallen zu tun, aber ob das stimmt bezweifle ich noch.

    Den Blick zurück hat sie jahrelang getreu ihrem Motto " immer vorwärts" vermieden.

    Auf mich wirkt es so, als habe sie sich schon relativ leicht überreden lassen. Wahrscheinlich hätte sie ohne Michaels Aufforderung diese nie gemacht, aber ich empfinde schon, dass sie diese Reise für sich noch einmal tun musste. Mal sehen, so ganz lässt sie sich ja nicht in die Karten gucken.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Auf mich wirkt es so, als habe sie sich schon relativ leicht überreden lassen. Wahrscheinlich hätte sie ohne Michaels Aufforderung diese nie gemacht, aber ich empfinde schon, dass sie diese Reise für sich noch einmal tun musste. Mal sehen, so ganz lässt sie sich ja nicht in die Karten gucken.

    Notwendig war diese Reise für sie selbst, das ist unbestreitbar.

    Je weiter ich im Buch gekommen bin, umso mehr hatte ich das Gefühl, dass Giulia das auch selbst erkannte. Erst war da vielleicht nur eine vage Absicht, ihre Freundin und ihren Exverlobten wierderzusehen, aber das Bedürfnis, es auch wirklich zu tun wurde dringender, auch die Angst, dass es vielleicht zu spät sein könnte.

    Vielleicht hatte sie auch nur Angst; davor, dass sie alte, tot geglaubte Emotionen sie überfallen könnten oder Angst vor Zurückweisung...Wer weiß?

    Giulia als Figur ist sehr verschlossen. Gerade hier am Anfang fiel es mir schwer, meine Position zu ihr zu finden, weil sie eben so wenig von sich preisgibt.

  • Ohne die anderen Beiträge gelesen zu haben, möchte ich mit der Ratlosigkeit beginnen, in der mich die ersten 161 Seiten dieses Romans zurücklassen. Nach wie vor ist mir nicht klar, was für eine Geschichte genau die Autorin mir eigentlich erzählen will. Ich habe kein Problem mit unterschiedlichen Erzählsträngen, aber hier werden nach Belieben diverse Themen und Zeiten gemischt, wie es der Autorin gerade in den Kopf zu kommen scheint. Ich zumindest kann hinter diesem Aufbau bisher keinen Plan, keine übergeordneten Motive erkennen.


    In einer disziplinierten, durchaus lesenswerten Sprache wird uns von der Kindheit zweier Mädchen in einem Kaff in Norditalien erzählt, aber schon bald verfranst sich die Geschichte, ufert aus ins Allgemeine, in einen Diskurs über das frühindustrielle, größtenteils im Feudalismus verharrende Italien des frühen 20. Jahrhunderts, über Armut und Resignation, die bittere Rivalität von Katholizismus und Sozialismus, vom Schicksal der Auswanderer bis hin zu den Gräueln des Krieges, usw usf. Leider verliert Frau Romagnolo dabei den Faden, was nicht bedeutet, dass ich mich gelangweilt habe - nur gelingt es ihr dabei mangels Masse nicht, irgendeines dieser vielen Themen wünschenswert zu vertiefen. Wenn es der - sozusagen - große italienische Roman werden sollte, prophezeie ich schon nach dem ersten Abschnitt, dass sie grandios scheitern wird. Sollte es eine sich um eine "bescheidenere" Geschichte handeln, in der sich das Große im Kleine widerspiegelt, wird es langsam Zeit, sich zu fokussieren, statt zu verlieren.


    Ach ja, die Stammbäume zu Anfang der jeweiligen Teile sind wohl seit dem Erfolg von Elena Ferrantes Napoli-Trilogie Mode in der italienischen Literatur. Andererseits wüsste ich angesichts des überschaubaren Personals in diesem Werk zu suchen hätten. ;)

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von harimau ()

  • Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe, erscheint mir meine Kritik am ersten Teil doch sehr harsch. Mein Gemäkel hat natürlich mit dem Anspruch des Buches und meinen eigenen Erwartungen daran zu tun. Die Geschichte ist wahrlich nicht schlecht, aber ich denke, sie könnte besser sein, wenn sie die Schwerpunkte klarer setzen würde. Wirklich gefallen hat mir die anfängliche Beschreibung des Streiks, seines Ursprungs und seiner Folgen für die Streikenden. Hier gelingt durch die Darstellung der Lebensumstände Giulias und ihrer Mutter der kritische Blick auf eine ganze Epoche, doch schon kurz darauf verliere ich die Protagonistin. Giulias Entwicklung in den USA läuft (zu) glatt, zu klischeehaft und uninteressant. Ich unterstelle der Autorin, dass sie diesen Teil nur verfolgt, weil er zwangsläufig dazugehört, sie eigentlich aber davon abhält, weiter von Italien zu erzählen.


    Dort, in Italien, wendet sich der Roman hauptsächlich Pietro und der Familie Leone zu. Seltsam ist, dass mir die meisten Figuren, obschon sie ausreichend Zeit zur Entfaltung bekommen, eigentümlich fremd bleiben. Man erfährt einiges über sie persönlich und vor allem über ihre Lebensumstände, von der Halbpacht bis zur Reblaus, doch sie packen mich nicht.


    Ziemlich gut gelungen finde ich die den ersten Teil abschließende Beschreibung von Pietros Kriegserlebnissen, brutal und realistisch, wenn auch ziemlich knapp. Ein gelungenes Motiv ist Molinaris "Tanz" zwischen den Schützengräben (S. 142/43), der stellvertretend für den allgemeinen Wahnsinn des Krieges steht, ebenso eindrücklich wie Pietros beinahe nebensächlich erwähnter Tod durch das Gas und den so brachialen wie anachronistischen Morgenstern. Irritierend fand ich hingegen, dass Pietro plötzlich anfängt, seiner Frau Gedichte zu schreiben. Sorry, aber so romantisch es auch scheint - das nehme ich der Autorin nicht ab. Ein ungebildeter Spinner und bauern, aufgewachsen unter Illiteraten, soll plötzlich seine Neigung zur Lyrik entdecken. Nee, nichts als Wunschdenken, total unrealistisch.


    Es gibt sicher noch reichlich erwähnenswerte Stellen, die mir momemtan nicht einfallen, was zum Teil mit der Länge des Abschnitts, aber auch der Tatsache zusammenhängt, dass ich das Buch überwiegend beim Arbeiten im Taxi gelesen habe. Nicht optimal, aber da ich das Buch erst so spät erhalten habe, wollte ich nicht zu sehr nachhinken. Nun bin ich aber ganz offenbar nicht der Einzige ...

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Ich finde vor allem mutig, dass sie sich so einfach, oder auch nicht einfach, auf den Weg macht, nicht nur in eine andere Stadt, sondern ein anderes Land, einen anderen Kontinent, wo sie garantiert keiner finden wird. Sie nimmt den schwersten Weg nach Genua, aus dem gleichen Grund. Das beeindruckt mich, und mich beeindruckt, dass sie nicht weint und klagt und streitet, sondern erkennt, dass ihr Verlobter da die wirkliche Liebe gefunden hat und es ihm und ihrer Freundin Anita leicht macht und fortgeht. Sehr reif!

    Reife kann ich hier nicht erkennen, wäre angesichts ihres Alters und ihrer Lebenssituation wohl auch zu viel verlangt. Triebfeder ihres Verhaltens, also der Flucht, ist vielmehr Verzweiflung. Sie ist zutiefst verletzt und ihrer Hoffnungen beraubt, hat als Perspektive nunmehr allein die Spinnerei und das Zusammenleben mit ihrer Mutter vor Augen. In diese Ecke gedrängt, greift sie nach dem nächsten Strohhalm, der zufällig (Ja, Regenfisch, ziemlich viele Zufälle in diesem Abschnitt :grin) in Form der Zeitunsannonce vorbeiweht.


    Sieht sie wirklich, dass ihr Verlobter mit Anita die große Liebe gefunden hat? Erkennt man das am Händchenhalten? Ich denke, ihr wird nur klar, dass Pietro sie fallenlässt, nachdem sie mit ihm geschlafen hat, was zu jener Zeit in jener Gesellschaft einen bedeutenden Einschnitt darstellte. Dass sie auch noch schwanger ist, was erst später herauskommt, macht es nur noch schlimmer. Viel schlimmer. Ich finde es keinesfalls beeindruckend, dass sie die gesamte Last allein auf ihre Schultern nimmt, damit Anita und Pietro ohne sie ein "schönes Leben" führen können, sondern vielmehr sehr irritierend bis ärgerlich. Ich denke, zu diesem Punkt haben wir sehr unterschiedliche Ansichten, Clare. :knuddel1

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Was verspricht Giulias sich davon, ihre Vergangenheit zu suchen?

    Das frage ich mich auch die ganze Zeit. Eine konkrete Antwort gibt der Roman bisher nicht. Mehrfach wird davon gesprochen, "eine Rechnung zu begleichen", aber im Dorf angekommen, handelt Giulia überhaupt nicht danach, irrt eher ziellos umher und verkriecht sich dann im Hotel. Eine Ähnlichkeit zu Claire Zachanassian kann ich keine erkennen.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Mutig ist Guilia sicherlich, aber elender leben kann man ja kaum. Ich finde bewundernswert, dass sie einen Ausweg sucht, sei es Heirat oder die Flucht nach Amerika. Sie nimmt ihr Leben in die Hand. Das finde ich gut. Wenn sie nicht so berbittern will wie ihre Mutter, ist sie damit auch gut beraten.

    Mutig aus Mangel an Alternativen, würde ich sagen. Ich sehe nicht, dass sie einen wirklichen Ausweg sucht, denn das Geld spart sie explizit für ihre Aussteuer. Damit wäre sie zwar den Fängen ihrer Mutter entkommen, nicht aber dem sie umgebenden Elend. Ihr Zukünftiger wohnt mit seiner Familie in derselben Baracke wie die Mutter und sie, da würde die Hochzeit, selbst wenn sie sich eine andere Bleibe suchten, kaum einen Fortschritt bedeuten. Erst durch die geplatzte Hochzeit mit Pietro geraten die Dinge essentiell in Bewegung. Insofern fragt sich, ob Giulia das Leben in die Hand nimmt oder doch eher umgekehrt. ;)

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Ich denke auch, dass Giulia gar nicht wirklich zurück wollte, ihr Sohn denkt wahrscheinlich ihr mit dieser Reise einen Gefallen zu tun, aber ob das stimmt bezweifle ich noch.

    Den Blick zurück hat sie jahrelang getreu ihrem Motto " immer vorwärts" vermieden.

    Die Frage ist schwierig zu beantworten, da das Buch keine klare Antwort darauf gibt, doch kann ich mir nicht vorstellen, dass Michael hinter dem Besuch in ihrem Heimatdorf steht. Der Junge ist durch und durch amerikanisch-pragmatisch, spricht weder die Sprache noch hat er emotionale Verbindung zu seinen Wurzeln. Der würde Italien kaum auf einer Landkarte finden. Selbst für den Fall, dass er seiner Mutter angeboten hat, sie auf einer Geschäftsreise zu begleiten, dürfte er dabei kaum an einen Besuch in Borgo di Dentro gedacht haben. Ich hoffe - und erwarte - der Roman wird später klären, was Giulia dort will.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Was verspricht Giulias sich davon, ihre Vergangenheit zu suchen? Muss man etwas, was so schmerzlich für einen war, wieder aufleben lassen, Aufarbeitung hin oder her? Es ist so lange vorbei, also was soll es bringen...

    Ich glaube, diese Fragen kann nur jeder für sich selbst beantworten. Ich muss dabei an die Flüchtlinge aus Ostpreussen denken, die Dörte Hansen im "Alten Land" beschreibt, wie sie zuhauf nach Jahrzehnten zurückkehren und mit leeren Blicken über das Haff schauen. Mancher braucht das, ein anderer überhaupt nicht. Meine Oma gehörte auch zu diesen Flüchtlingen, wollte aber um keinen Preis jemals wieder nach Ostpreussen.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Sieht sie wirklich, dass ihr Verlobter mit Anita die große Liebe gefunden hat?

    Ich hoffe es, möchte es glauben, alles Andere wäre nur weglaufen...Vielleicht dichte ich Giulia hier aber auch zu viel an.


    Ach ja, die Stammbäume zu Anfang der jeweiligen Teile sind wohl seit dem Erfolg von Elena Ferrantes Napoli-Trilogie Mode in der italienischen Literatur. Andererseits wüsste ich angesichts des überschaubaren Personals in diesem Werk zu suchen hätten.

    Die paar Namen hätte ich mir auch noch merken können. :grin

    Dass im Fortschreiten der Geschichte Namen dazukommen, verstehe ich ja auch noch, aber warum Pietro einmal an Anitas Seite vorkommt und beim anderen Stammbaum nicht, verstehe ich immer noch nicht.

  • Das frage ich mich auch die ganze Zeit. Eine konkrete Antwort gibt der Roman bisher nicht. Mehrfach wird davon gesprochen, "eine Rechnung zu begleichen", aber im Dorf angekommen, handelt Giulia überhaupt nicht danach, irrt eher ziellos umher und verkriecht sich dann im Hotel. Eine Ähnlichkeit zu Claire Zachanassian kann ich keine erkennen.

    Das ging mir genauso. Und Claire Z. hatte einen Plan, den sie soweit durchzog, bis das Leben sie einholte. Giulia hat für mich keinen solchen Plan, nur den Vagen Wunsch, die wichtigsten Menschen ihrer Vergangenheit wiederzusehen, aber was passieren soll, wenn sie sie wirklich findet, weiß sie nicht. Da lese ich nichts Greifbares, keine Wut, keine Trauer, nichts.

  • Mir hat die Geschichte von Anfang an gut gefallen. Ziemlich schnell wird klar, wie Triest das Leben der Menschen dort ist,ja wie triest dieses ganze „Kaff“ sein muss. Trostlos fällt mir dazu nur ein. Giulia nimmt ihr Leben in die Hand, das gefällt mir gut. Sie hat ja sehr vorausschauend viel Geld gespart, wenn auch ursprünglich eher für eine Aussteuer, das war ein weiser Entschluss. Mich hat es gefreut, dass sie per Zufall diese Anzeige fand und so e8ne Möglichkeit für sich gesehen hat, wegzukommen. Sie war ja durch Anitas Verrät bei der Versammlung schon enttäuscht und dann musste sie noch sehen, wie ihr Verlobter ihre beste Freundin küsst. Dazu noch diese Kälte, verbitterte Mutter, was für traurige Umstände.

  • Ziemlich schnell wird klar, wie Triest das Leben der Menschen dort ist,ja wie triest dieses ganze „Kaff“ sein muss. Trostlos fällt mir dazu nur ein.

    Meinst du wirklich, dass Giulia ihr Dorf als so trist empfunden hat. Ich glaube, sie wollte eigentlich nie woanders sein und wäre auch geblieben, wenn es nur Tristesse und Langeweile gewesen wären, die auf ihr lasteten. Vielleicht ist meine Sicht da aber auch zu sehr vom Rest des Buches geprägt, das ich schon ausgelesen habe.

    Ich meine, sie war zufrieden mit ihrer kleinen Welt und eine Heirat mit Pietro hätte sie auch ein Stückchen von der Mutter weggebracht.

  • Clare, ich glaube du hast recht, Giulia wäre vermutlich geblieben. Sie wollte nicht von Haus aus weg. Die Trostlosigkeit meine ich eher von außen betrachtet. Auf mich wirkt das alles schrecklich triest , das hat die Autorin gut rübergebracht finde ich.

  • Ich denke, eine Vision von Amerika hätte ihren Horizont gesprengt. Wie hätte sie auf diese Idee kommen sollen? Erst die subjektive Notwendigkeit, ihren Geburtsort zu verlassen, weckt zusammen mit der Annonce den Gedanken.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Mich hat ein bisschen gewundert, dass niemand sich darüber gewundert hat, dass so ein junges Mädchen so viel Geld zum Bestechen und für die Reise hat und ganz allein über den großen Teich will. Die entsprechenden Stellen sagten zu Geld bestimmt nicht nein, aber trotzdem war mir das nicht ganz schlüssig.

  • Mich hat ein bisschen gewundert, dass niemand sich darüber gewundert hat, dass so ein junges Mädchen so viel Geld zum Bestechen und für die Reise hat und ganz allein über den großen Teich will. Die entsprechenden Stellen sagten zu Geld bestimmt nicht nein, aber trotzdem war mir das nicht ganz schlüssig.

    Ich glaube nicht, dass es sich bei Giulia um einen Einzelfall handelte. Unter den Millionen, die sich nach Amerika aufmachten, gab es bestimmt genügend (alleinreisende) junge Mädchen. Solange sie ausreichend Geld besaßen, wurden keine Fragen gestellt. Warum auch?

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann