Mini-Leserunde Heavy Time und Hellburner von C. J. Cherryh - und noch ein paar mehr

  • Zumindest kann er es ihnen nicht sagen, dass sie es verstehen. Er versucht es ja und scheitert grandios zu unserer Belustigung :grin


    Gerade bin ich so weit, dass er seine Ansprache halten will und damit eventuell Verrat begeht. Kurz davor kommt Jago von Hans zurück. Ihre herrliche Art - sollen wir Hanks zu dir bringen wenn sie dich nicht empfängt.


    Bren ist da innerlich schon sehr zerrissenen zwischen seiner Pflicht gegenüber Mospheira und seinen Verpflichtungen bzw Erwartungen gegenüber den Atevi, insbesondere Tabini. Welcher ja gar nicht mein Fall ist, mir ist er in Invader noch politisch schmieriger als in Foreigner. Und damit eine tolle Figur, aber ich glaube wir werden keine Freunde mehr.


    Habe ich es eigentlich überlesen, oder wird nie ganz geklärt wer den Anschlag auf Bren wirklich in Auftrag gegeben hat?

  • Ich muss gestehen, ich weiß es gar nicht. Das alles wird politisch noch sehr viel verwickelter.


    Ich mag Tabini bzw. wäre mir gar nicht eingefallen, ihn nicht zu mögen. Aber macht es spannend, wenn Du ihn anders siehst. Aber Bren kämpft ja nicht nur um die Einhaltung des Vertrages, der für die Menschen so wichtig ist, für ihr Überleben, buchstäblich, sondern auch um Tabinis Stellung gegen gefährliche Intrigen (inkl. oder exklusive Ilisidi, was ja auch nicht so klar herauskommt), weil er derjenige ist, der den Bestand des Vertrages garantiert, wenn er fällt, könnte das hässlich werden für Mospheira. Nicht, dass das denen dort so klar zu sein scheint, da manche dort auch ein gefährliches Spiel spielen, mit dem Schiff. Womit sie Bren eigentlich kaum eine andere Wahl lassen, als schwierige Entscheidungen zu treffen, um das Gleichgewicht zu wahren.

  • Mit deinem Gedankengang finde ich Brems Aktion noch toller, dass er für mehr finanzielle Mittel einen Antrag stellt, nachdem er sich ja schon seeehr weit aus dem Fenster gelehnt hat vorab. Aber er macht das beste aus einer Situation, die ihn gleichzeitig überfordert und andererseits scheinbar total motiviert. Er sprüht finde ich vor Tatendrang, selbst wenn er immer wieder über Ruhe, eine Wanne oder sein Bett froh ist.


    Grandios fand ich sein Gespräch mit Deanna, und wie er es schafft sie trotz der Differenzen einzuspannen. Das ist auch ungefähr der Punkt wo ich gerade bin, ungefähr die Hälfte. Für mich in einer Arbeitswoche schon ein guter Schnitt. Ich finde mich in Invader auf jeden Fall besser zurecht als bei Foreigner, da ich dem Buch mehr Zeit widmen kann, was es auch benötigt.

  • Ja, für zwischendurch sind Cherryhs normalerweise nicht geeignet, aber oft geht es halt nicht anders. Solange man dran bleibt und Freude daran hat ...

    Bren ist halt der geborene Diplomat, sogar Hanks gegenüber. Wobei er natürlich auch Verantwortung ihr gegenüber hat, nicht zuletzt um Tabini davon abzuhalten, ihren Mord zu beantragen. Das übrigens finde ich auch stets faszinierend, dieses etwas martialische Rechtssystem der Atevi, legitimisierte Morde. Immerhin, wie Bren hier feststellt, als gewünschtes Opfer von jemandem, der abgeblitzt ist, kann es auch Vorteile haben!


    Die Unterhaltungen mit Deana sind zwar sehr unterhaltsam, ganz zu schweigen vom "schwangeren Kalender" :D - aber es hat mich immer ein bisschen gegrämt, dass gerade Cherryh, die hier eine Jago, eine Ilisidi, auch eine Saidin, ... (und all die faszinierenden Damen in den anderen Serien) erschaffen hat, sich in dieser Serie zumindest anfangs etwas schwer tut mit sympathischen Menschen-Frauen. Das dauert einige Bücher, bis wir andere treffen, als Brens Ex, die nicht weiß was sie will (wobei er auch keinen Zweifel lässt, dass er ihr gegenüber nicht immer fair war) und die höchst volatile Hanks.


    Da finde ich es übrigens interessant, dass Bren "Bren-Paidhi" ist und sie "Hanks-Paidhi". Ob das an der Person oder am Namen liegt?


    Und ich finde es auch hübsch, dass auch solche Details angesprochen werden, dass Bren Personal und Budget braucht und dann ein schlechtes Gewissen hat, dass er Tano für diese Aufgaben missbraucht, auch wenn es dem nichts ausmacht. Für uns hat es den Vorteil, dass wir Tano so auch ein bisschen besser kennenlernen.

  • Das mit den sympathischen Frauenfiguren ist mir gar nicht so aufgefallen, da es die von dir genannten auf Atevi Seite gibt. Stimmt,auf menschlicher Seite ist das anders. Vielleicht ist ja Yolanda anders?


    Deine Frage zu Bren-Paidhi und Hanks-Paidhi ist mir auch so nicht aufgefallen, aber klar, einmal Vor- und einmal Nachname. Vielleicht liegt es daran, dass Bren mittlerweile ein "Freund" von Tabini ist. Bei seinem Vorgänger war es ja auch der Nachname mit Wilson-Paidhi.

  • Vielleicht dient es auch einfach nur dazu, Brens Entfremdung von Mospheira voranzutreiben und der/die Gegen-Paidhi musste negativ sein, wobei ich finde, dass sie da ein wenig übers Ziel hinausschießt, denn Deana Hanks ist sichtlich komplett ungeeignet für jede Art von diplomatischer Stelle, schon gar eine so heikle. Aber es gibt halt sonst niemanden, der einigermaßen flüssig ist in Ragi und sie hat sich das wohl angetan, weil es eine wichtige Machtstellung ist, die sie haben will.

    Bren ist ja ein Sonderfall, weil er gelernt hat, in Ragi zu denken und sich den Atevi mehr anzunähern, als jeder andere vor ihm. Ob das zum Vor- oder Nachteil Mospheiras ist, ist wohl Ansichtssache.


    Ich habe über das mit den Namen bislang auch noch nie nachgedacht, fällt mir nur auf. Ah, wenn Du von Yolanda schon gehört hast, dann auch von Jason Graham. Also muss ich weniger vage sein, denn der ist dann später auch Jase-Paidhi. Bei Yolanda weiß ich es nicht mehr, aber vermutlich auch der Vorname. Aber, wir behalten das im Hinterkopf.

  • Genau, die beiden sind noch nicht da, aber es ist geplant.


    Mit der Entfremdung von Mospheira,da ist Bren ja tüchtig dabei. Gerade war die Stelle, als er Barb angerufen hat und er dann darüber nachdenkt, dass er sich in den Alltag in Mospheira gar nicht hineinversetzen kann. Wie gut das für einen Interpreten ist, der zwischen beiden vermitteln kann und soll, ist das wirklich fraglich. Vor allem in der Phase, in der Bren ja so getrieben wird durch die Ereignisse. Das er in Mospheira dadurch Probleme bekommt, die bis auf seine Familie ausstrahlen, ist da logisch. Was ich auch sehr gut finde, da hier getrost die Motivation und das Vorgehen von Bren als Leser hinterfragt werden kann, und es jxubt automatisch der einzig richtige Weg ist.


    Deana Hanks finde ich da als Gegenpol übrigens nicht überspitzt. Sie wird ja nur aus Sicht von Bren geschildert,die beiden hatten immer schon ihre Probleme und daher ist die Schilderung sicher nicht neutral. Und Bren gegenüber verhält sie sich dann extra aggressiv. Ich finde es schon plausibel, dass es bei den beiden auch sehr unterschiedliche Hintergründe gibt, bei ihr ja sowohl das wirtschaftliche, als auch das konservative. Bei Bren eben der linguistische, diplomatische Background. In der Krisensituation passt Deana da natürlich nicht rein, da eh so viel Unruhe ist. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass Deana den Posten als Paidhi gut ausgefüllt hätte, wenn sie statt Bren die Nachfolge von Wilson angetreten hätte.

  • Bren hat natürlich etwas ziemlich egoistisches, wenn man so will, er hat natürlich ein schlechtes Gewissen, weil seine Familie und Barb leiden müssen wegen ihm, aber er lebt nun mal nicht dort. Andersrum ist seine Funktion eine immens wichtige und er bringt diese Opfer, um den Vertrag stabil zu halten. Das sieht man auf Mospheira halt nicht ganz so. Und Bren weiß auch, dass er ein räudiger "boyfriend" für Barb war. Es ist halt die Frage, warum sich Cherryh entschlossen hat, dann den Ball eigentlich zu Barb zurück zu spielen, statt sie einfach aus der Handlung verschwinden zu lassen. Oder das ist, um eine etwas unfreundlichere Sicht auf Bren zu lassen?


    Ist nun natürlich die Frage, ist Bren so gut darin, sich mit den Atevi zu identifizieren, weil er immer schon ein bisschen anders war, nicht wahnsinnig gut in zwischen-menschlichen Beziehungen oder wird er dazu, weil er schon zu lange unter ihnen lebt? Ich glaube, ersteres, aber ich denke, darüber grübelt er selber noch.


    Wenn ich mich recht erinnere, erfahren wir, dass Tabini Brens Nachfolger Wilson fortgeschickt hat, weil er mit ihm nicht arbeiten konnte oder wollte. Aber ja, wenn es nur Deana Hanks gegeben hätte, hätte er wohl mit ihr vorlieb nehmen müssen. Ob das gutgegangen wäre, da ihre politische Haltung gegen engere Zusammenarbeit mit den Atevi ist ... Aber gut, ja, hängt immer von der Perspektive ab, denn Bren geht hier ja nach Ansicht der meisten Menschen zu weit, wird zum Verräter.

  • Wie sieht es bei dir denn mit Inheritor aus? Mit Invader bist du ja sicherlich fertig? Invader werde ich sicherlich diese Woche beenden, gerne fange ich Inheritor dann noch an. Am 13.3 startet eine Neil Gaiman Leserunde, da würde ich dann eine Pause einlegen.

  • Wie sieht es bei dir denn mit Inheritor aus? Mit Invader bist du ja sicherlich fertig? Invader werde ich sicherlich diese Woche beenden, gerne fange ich Inheritor dann noch an. Am 13.3 startet eine Neil Gaiman Leserunde, da würde ich dann eine Pause einlegen.

    Gut sieht es damit aus! Nach "Invader" musste ich mich mit brutaler Gewalt von dem Buch fernhalten, aber nachdem ich das hier nun gelesen habe, gibt es kein Halten mehr. :)

    Pause danach macht auf jeden Fall Sinn, weil es ja die erste Sub-Trilogie abschließt.

  • Eine Pause danach habe ich definitiv auch vor. Danke das du mit Inheritor gewartet hast :)

    Ich hatte ja schon ein schlechtes Gewissen, weil ich mit "Invader" so schnell durch war, dass ich mich kaum getraut habe, es zuzugeben. Das ist irgendwie so geflutscht! Mal sehen, wie es mit "Inheritor" läuft. Je nachdem, ob ich KollegInnen unterwegs treffe und/oder ob die Öffis spinnen, komme ich oft zu erstaunlich viel beim Weg zu und von der Arbeit.

  • Bren steht mal wieder vor einem Scherbenhaufen und weiß nicht was er denken soll nach dem Anschlag auf ihn und die Entführung von Hanks. Banichi hilft ihm da mit der Aufzählung der Verdächtigen nicht.


    Was mich extrem überrascht hat ist das Verhalten von Ilisidi nach dem Frühstück. Das kam für mich aus dem nichts. Das er plötzlich wieder Todesangst vor Cenedi hat, hat sich für mich im Gespräch auch nicht angedeutet. Auch die Reaktion mit dem Brief an Tabini. Da merke ich, ich lese das Buch, aber die Welt, die Cherryh für die Atevi erschaffen hat ist meinem Kopf zu abstrakt. Und genau das fesselt mich auch an diesen beiden Büchern.

  • Das liebe ich ja so an ihr, man denkt sich nichts Böses und auf einmal ist wieder alles anders. Das war die Szene, wo Banichi hofft, Bren hätte nicht geschossen, weil er wüsste, dass er das ist und nicht, weil er gezögert hat? Das finde ich auch immer so schön, wie das langsam zum gefährlichen Running Gag wird, dass Bren nicht ganz so einfach so beschützen ist.


    Das Gespräch mit Ilisidi und Brens Schock fand ich insofern interessant, als ihm da klar wird, wie leicht man seine guten Absichten missdeuten kann, wenn man ihm und Tabini misstraut. Überhaupt diese ganze Geschichte mit dem FTL und wie es die Grundfesten des Atevi-Glaubens erschüttert hat sich mir auch diesmal nicht so ganz erschlossen. Wobei es insofern Sinn ergibt, wenn Mathematik das Fundament ist und dann wird das alles erweitert und in Frage gestellt.

  • Das Problem der Atevi mit FTL ist soweit ich es überblicke ähnlich zu Einsteins Relativitätstheorie. Da gab es anfangs wenn ich es richtig im Kopf habe ja auch sehr starken Gegenwind. Oder man denke an Charles Darwin. Oder Galileo. Da wurde ja jeweils das menschliche Weltbild komplett auf den Kopf gestellt. Nachvollziehbar ist es daher schon. Aber wie es passiert ist, hatte mich komplett überrascht.


    Glücklicherweise sind Ilisidi und Cenedi ja doch auf der guten Seite, und haben sogar Mecheiti mitgebracht. Das war toll. Vor allem auch, wie sich Tabini und Ilisidi dann noch gestritten haben, köstlich.


    Ich bin gespannt wie es mit den Konflikten weitergeht, und wie sich Jase macht. Vielleicht stöber ich gleich noch kurz in Inheritor rein, richtig angefangen wird morgen.

  • Armer Jase und arme Yolanda, das war schon ein Ankommen, mitten in einem bewaffneten Konflikt und dann noch im Wasser! Aber ein hübsches Ende. Hast Du Jase nun schon ein bisschen kennengelernt? Den Anfang von "Inheritor" fand ich ein bisschen anstrengend, bis wir - also Bren - dann endlich in Sheijan sind und Jase treffen.

    Wobei es auch nicht uninteressant war, Geigi besser kennen zu lernen.


    Übrigens, zu der Frage kürzlich, warum es mal Vorname-, mal Nachname-Paidhi ist, da kam in "Inheritor" tatsächlich was. Die Atevi haben kein Konzept von Vor- und Nachnamen der Menschen, von daher nehmen sie stets den Namen, der für sie am besten fließt, sprachlich.

  • Zitat

    Sometimes, Bren thought, he had an amazing self-destructive streak.

    ^^ gute Zusammenfassung der ersten beiden Bücher.


    Ich habe dann doch erst heute angefangen zu lesen. Gerade bin ich noch im Teil von Bren und Lord Geigi, aber ich finde das nicht anstrengend, sondern richtig interessant wie das letzte halbe Jahr geschildert wird, während Bren den gleichen Ansatz hat und die Atevi, hier Lord Geigi mal wieder vermenschlicht,da ihm menschlicher Kontakt fehlt. Da bin ich wirklich gespannt wie er sich mit Jade verstehen wird.

  • Ich glaube, deswegen habe ich es da anfangs immer so eilig, weil ich es nicht erwarten kann, Jase endlich "richtig" zu treffen. Ich bin sehr gespannt, was Du zu ihm sagen wirst! Aber so ein bisschen kommt das anfangs ja schon raus, als Bren noch unterwegs ist und, wie Du sagst, wieder an Gefühlsdingen kaut, dass das auch nicht alles so einfach ist.

    Und ich habe, gemeinsam mit Bren, Banichi und Jago anfangs schwer vermisst, obwohl es auch sehr nett ist, mal mehr von Tano und Algini zu sehen.

  • Wir haben heute vormittag beschlossen, den Haushalt erstmal Haushalt sein zu lassen und uns mit Tee zu den Büchern verkrochen. Jase habe ich jetzt kennen gelernt, er ist ja ganz anders, als es in Invader noch wirkte. Die ganze Stimmung, 40 Seiten lang sind wir ja sehr nah an den beiden, und erst am Ende kommt der wahre Grund raus. Was für eine schlimme Situation für Jase, vom Tod des Vaters so zu erfahren und nichtmal seine Mutter "anrufen" zu können. Und Bren hat nebenbei ja die eigenen Probleme mit seiner Mutter und Toby in Mospheira. Da baut Cherryh ja ein ganzes Arsenal an emotionale Sprengstoff auf.


    Schön finde ich, wie beschrieben wird wie sich das Verhalten mit dem Wechsel der Sprache ändert.

  • Ich hoffe, der Tee ist sicher! :D

    Bren stellt ja irgendwann fest, dass er selber und alle anderen Paidhi-Kandidaten auf Mospheira sehr genau ausgesiebt und gescreent wurden und dass Jase mit seiner Art und seinem Temperament eigentlich nie eine Chance gehabt hätte, aber es ist halt eine Ausnahmesituation. Und natürlich ist Jase' Situation noch zusätzlich erschwert, dass er nicht mal sicher weiß, ob er je wieder auf das Schiff, zu seiner Welt, seiner Kultur, seiner Mutter, zurück kann.

    Interessant fand ich aber auch Brens Beobachtungen, dass es ihn selber ein bisschen enttäuscht, dass Jase so anders ist, als er erwartet hatte und dass es nicht der Beginn der wunderbaren Freundschaft ist, den er erwartet hatte. Aber das mag ich eben auch an Cherryh, dass sich Dinge nicht unbedingt so einfach entwickeln, weil es nun mal alles kompliziert ist und sich auch untersucht, was das mit der Psyche eines Menschen macht. Für Bren war es das Ziel seines Lebens, Paidhi zu werden, Jase wurde buchstäblich ins kalte Wasser geworfen. Dafür hält er sich ja eh nicht schlecht, von gelegentlichen Regenwolken abgesehen.