Einmal im Leben - Jhumpa Lahiri

  • OT: Unaccustomed Earth


    Kurzbeschreibung:
    Hema und Kaushik lernen sich als Jugendliche in Massachusetts kennen. Ihre Eltern, die aus Bengalen stammen, sind befreundet sie selbst können wenig miteinander anfangen. Dazu ist der ältere Kaushik, der den Krebstod seiner Mutter verarbeiten muss, viel zu in sich gekehrt. Hema himmelt ihn erfolglos von ferne an. Fast zwanzig Jahre später begegnen sie sich zufällig in Rom: Hema, nach zehnjährigem Geliebtendasein, auf der letzten Flucht vor einer Vernunftehe in Kalkutta Kaushik am Ende einer Fotojournalistenkarriere in den Krisengebieten dieser Erde. Heimatlos sind sie beide, kulturell wie geistig - weltgewandt und doch getrieben. Eine jähe, wilde Liebe schlägt sie in den Bann und verheißt einen Hafen, doch ein dunkler italienischer Herbst wirft seine Schatten voraus...


    Über den Autor:
    Jhumpa Lahiri wurde in London geboren und wuchs in Rhode Island auf. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Für ihre Romane wurde sie u.a. mit dem Pulitzer-Preis und dem PEN/Hemingway Award ausgezeichnet. Sie lebt in Brooklyn, New York.


    Meine Rezension:
    Auf weniger als 180 Seiten erzählt Pulitzer-Preisträgerin Lahiri die Geschichte zweier Menschen über 4 Jahrzehnte hinweg. Sie kommt dabei mit nur einigen Episoden aus, die selbst jeweils nur wenige Tage oder Wochen im Leben der Hauptfiguren Hema und Kaushik beschreiben und dennoch mehr über sie erzählen, als es detaillierte Beschreibungen über hunderte Seiten von anderen Autoren könnten. Ihre Erzählkunst ist präzise und voller Emotionen, sie trifft die richtigen Worte um Stimmungen und Gefühle zu beschreiben. "Einmal im Leben" ist die sensible und berührende Geschichte zweier Heimatloser, die das Leben mit seinen Turbulenzen und Problemen von vorne packt und doch auf subtile Art und Weise von Beginn an auf ihr scheinbar zwangsläufiges Ende zusteuert, das die Ironie und Tragik der Liebe und der Menschen in sich vereint.


    9 Punkte :-]

  • Einmal im Leben – Jhumpa Lahiri


    Eine Liebesgeschichte


    Rezension:
    Es handelt sich um eine Novelle aus dem Erzählungsband unaccustumed earth. Mich verblüfft die Veröffentlichungspolitik, denn was passiert jetzt mit den übrigen, noch nicht übersetzten Kurzgeschichten aus dem Band?
    Andererseits ist es diese Liebes- und Lebensgeschichte über Inder, eingewandert in die USA, es wert, so gut präsentiert zu werden.
    Diese lange Erzählung ist in mehreren Erzählperpektiven und einem langen zeitlichen Rahmen aufgeteilt.


    Es beginnt, als der junge Kauschik mit seiner Familie aus Indien in die USA kommt und zunächst von Hemas Familie in Brooklyn aufgenommen wird. Hema ist noch ein Teenager und verknallt sich sofort in den schweigsamen, zurückhaltenden Jungen aus Indien, der nicht die gängigen Klischees über Inder erfüllt. Doch diese Liebesgeschichte wird sich erst viele Jahre später erfüllen.
    Wie Inder in den USA zurechtkommen wird in einem zweiten Abschnitt Jahre später noch einmal gedoppelt.
    Kauschiks Vater hat noch einmal geheiratet und die beiden Töchter aus der ersten Ehe seiner Frau müssen sich auch erst in den USA zurechtfinden. Sowohl sprachlich als auch von den Sitten gibt es für die Kinder viel Neues. Doch auch sie werden später den lässigen, amerikanischen Dialekt angenommen haben.


    Kauschik hingegen ist als Erwachsener ein getriebener, der um die Welt reist und es nirgends lange aushält.
    Das Ende überrascht.


    Einmal im Leben ist ein kleines Meisterwerk der Pulitzerpreisträgerin Jhumpa Lahiri.

  • Ich bin gerade fertig geworden mit "Einmal im Leben" und bin nachhaltig beeindruckt. Wie milla und Herr Palomar schon berichtet haben, wird in diesem Buch die Geschichte von Hema und Kauschik erzählt. Das Buch besteht aus drei miteinander zusammenhängenden Geschichten, die über das Leben der beiden berichten, die in ihrer Kindheit nach Amerika immigriert sind.


    Das Ende ist nicht nur überraschend, sondern sehr beeindruckend! :-)


    Das der Verlag aus Unaccustomed Earth nur diese eine Erzählung als Buch herausgebracht hat verwundert mich auch. Ich hoffe, dass aus diesem Erzählband in Zukunft noch weitere Geschichten erscheinen werden.

  • Meine Meinung:


    Einmal im Leben lieben

    Als Hema und Kaushik sich kennen lernen, sind sie noch Kinder. Ihre Eltern sind befreundet und die Eltern von Hema geben der Familie von Kaushik eine Abschiedsparty nachdem diese von Amerika aus in ihre Heimat nach Indien zurückgehen. Doch nach ein paar Jahren kommen sie wieder und werden von Hemas Familie aufgenommen. Hema merkt sehr schnell, dass sie sich in Kaushik verliebt hat, hüllt sich aber aus Schüchternheit in Schweigen. Kaushik fühlt sich nicht wohl in seiner „Übergangsheimat“. Es fällt ihm schwer, den richtigen Platz in ihr und auch in seinem eigenen Leben zu finden.

    Irgendwann kauft die Familie von Kaushik sich ein eigenes Haus und so verlieren sich die beiden Teenager aus den Augen. Die Autorin beschreibt nun den Werdegang von Hema und Kaushik, der sich über zwanzig Jahre lang getrennt voneinander auf verschiedenen Bahnen durch das Leben zieht. Sehr gefühlvoll und intensiv beschreibt Jhumpa Lahiri die Gedanken und Geschehnisse, die Hema und Kaushik in all den Jahren begleiten. Sehr intensiv wird die Auswirkung auf sein Seelenleben nach dem Krebstod der Mutter von Kaushik beschrieben und auch als sein Vater eine neue Frau kennen lernt, die er später heiraten wird, verändert sich das Leben des in sich gekehrten Jungen.

    Wie das Schicksal es dann so will, treffen sich Hema und Kaushik nach über zwanzig Jahren in Italien wieder. Hema wird sehr schnell in den einstigen Sog der Liebe gezogen. Doch liebt Kaushik sie auch? Zumindest lässt er sich auf eine Affäre mit ihr ein. Doch die Lebensplanung von Hema hat anderes mit ihr vor. Sie steht kurz vor der Hochzeit mit Navin….

    Jhumpa Lahiri versteht es, eine Familien- und Liebesgeschichte so interessant zu erzählen, dass es nicht schwer fällt, das Buch in einem Atemzug zu lesen. Der Schreibstil selber erinnert mich ein wenig an den von Khaleid Hossein in seinem Buch „Drachenläufer“. Die Autorin hält sich nicht mit unnötigen Details auf, geht aber dennoch in die Tiefe, wenn es wichtig erscheint. Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Sichtweisen. Zum einen aus der von Hema, dann aus der von Kaushik und dann auch aus Sicht des Erzählers. Auf den ersten Blick erscheint das Buch aufgrund der doch sehr geringen Seitenzahl als „dürr und mager“, doch ist der Inhalt alles andere als das. Zwei ganze Leben zusammengefasst in 176 wunderschön beschriebenen Seiten. Ich habe mich in dem Buch und auch in der Geschichte sehr zuhause gefühlt und konnte sehr viele Empfindungen der beiden Protagonisten nachvollziehen.

    Ein schönes Buch über die Liebe und die Umwege, die sie gehen kann. Bis hin zu einem Ende, das ich so nicht erwartet hatte und welches mich sehr nachdenklich zurücklässt.

  • Ein sehr beeindruckendes Buch über Tod, Trauer, Liebe und Heimatlosigkeit.


    Jhumpa Lahiri schreibt in sehr schöner, ruhiger Sprache über das Leben zweier Inder, Hema und Kaushik, deren Eltern in die USA ausgewandert sind.


    Besonders gut hat mir auch der Wechsel der Erzählperspektiven gefallen.
    Zunächst erzählt Hema und scheint sich direkt an Kaushik zu wenden, dann erzählt Kaushik.
    Im dritten Teil wird dann in der dritten Person erzählt.


    Die Geschichte hat mich sehr berührt und traurig zurück gelassen.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Mir hat diese Geschichte - die ja eigentlich aus drei Geschichten besteht - sehr gut gefallen. Da war einfach alles gelungen; der Perspektivwechsel, die Figuren, was für eine Zerrissenheit die Immigration in die USA mit sich bringt, und zum Schluss fügt sich alles zusammen.


    Eine kurze, wenn auch sehr ausdrucksstarke Lebens- und Liebesgeschichte mit einem tollen, wenn auch irgendwie passenden Ende.


    Ich habe diese Geschichte als Teil dieses englischen Gesamtbandes gelesen:


    .

  • Eine sehr berührende Geschichte, der ich noch viele weitere Leser wünsche.


    Die Autorin hat es geschafft, mich von der ersten Seite an zu fesseln, auch wenn erstmal nur eher Alltägliches erzählt wird. Durch die wechselnde Erzählperspektive bekommt man einen guten Einblick in die Gedanken von Hema und Kaushik, sodass ich das Gefühl habe, sie wirklich gut kennengelernt zu haben, auch wenn das Buch recht kurz ist.


    Ich bin noch so beeindruckt, dass mir gar nicht mehr zu sagen einfällt, außer dass es einfach wunderschön geschrieben ist.

  • Ich schein hier die Einzige zu sein, der das Buch nicht so sehr gefallen hat.


    Der Schreibstil und die Sprache der Autorin waren wirklich gut. Allerdings hat mir irgendwas gefehlt und der Funke ist nicht übergesprungen. Einerseits ist es beeindruckend wie nah sie ihrem Leser die Personen auf diesen wenigen Seiten bringt. Andererseits hätte es wegen mir noch ein wenig mehr sein können. Insbesondere den Teil, den die beiden Liebenden zusammen bringen hat ja den kleinsten Teil der Geschichte ausgemacht, was ich schade fand.


    Das Ende war überraschend und traurig.


    Fazit: Leider hat mich diese kurze Liebesgeschichte nicht ganz überzeugt. Ich vergebe 6 von 10 Punkten.

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.