Beiträge von Iris

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    Original von beowulf
    Aber je mehr ich mich in das Thema eindenke, desto mehr nähere ich mich Toms Provokation von der Fantasy. Es gab bei dem ersten Band von Viola Alvarez Trilogie zur Bronzescheibe von Nebra eine heftige Diskussion in der die Verfechter des historischen Romans dieses Buch als Mischung aus Mystery und Fantasy- und damit nicht tragbar- bezeichneten (abqualifizierten?). Das fand ich absurd- aber in einen größeren Zusammenhang gestellt macht mich das nachdenklich.


    I beg to differ! Dieses Abqualifizieren oder Abschaffenwollen ganzer Genre, weil nicht alles, was publiziert wird, im strengen Sinne den Kriterien entspricht, heißt, das Wasser samt Baby in den Gully zu kippen. :grin


    "Genre" ist eine thematische Einteilung in der Literaturwissenschaft, und wie alles in der Literaturwissenschaft, ist diese Einteilung kein striktes Raster, sondern beschreibt die Zugehörigkeit von Texten zu einem Genre, weil diese Texte bestimmte Kriterien erfüllen.


    Kein Text erfüllt nur *ein* Kriterium, sondern immer mehrere. Ein Roman ist nie nur ein historischer, sondern immer auch etwas anderes, z.B. ein Entwicklungsroman, ein Liebesroman, ein Abenteuerroman, ein Kriegsroman oder was es sonst noch für Oberbegriffe gibt.


    Diese Ordnung ist keineswegs hierarchisch -- nur in dem Sinne, dass Kriterien, welche im Text überwiegen, bei der Einordnung stärker gewichtet werden.


    In Buchhandlungen hat "Genre" inzwischen die Bedeutung einer systematischen Aufteilung in Verkaufsbereiche bekommen, d.h. steht auf einem Buchdeckel "Historischer Roman", landet er in einem speziellen Regal. Dabei ist völlig egal, ob der Roman überhaupt den entsprechenden Kriterien standhält oder nicht -- entscheidend ist, was der Verlag auf den Einband druckt oder wie das Buch in der Verlagsvorschau angekündigt wurde!



    Viola Alvarez sieht ihre Roman verständlicherweise nicht wirklich als "historische Romane" -- es sind literarische Mythenadaptionen. Aber da tun sich Verlag und Buchhandel natürlich schwer, denn das Buch muss ja irgendwo plaziert werden. Also nimmt man das verkaufsträchtigste unter den naheliegenen Etiketten. Ökonomisch gesehen ist das sinnvoll.


    Dass es allerdings zu Frustrationen führt, wenn Historienleser sich enttäuscht glauben oder anspruchsvollere Leser keinen Nerv mehr haben, bei all diesen gleichgeschalteten Aufmachungen nach etwas, das ihren Vorstellungen nahekommt, endlos lange suchen zu müssen, ist verständlich. Mir geht es ja nicht anders.


    Allerdings kommt mir schon die Galle hoch, wenn es den Autoren angelastet wird, nicht alle bereits mit dem Einband verbundenen Lesererwartungen erfüllt zu haben, wenn eigentlich seit langem klar sein müsste, dass diese Aufmachung ebenso wie die Vermarktung weitgehend nach ökonomischen Gesichtspunkten gestaltet wird und die Autoren ziemlich wenig Einfluss darauf haben!


    Andererseits: Solange die übliche Vorgehensweise sich als die ökonomisch sinnvollste erweist, wird man es in den Verlagen und Buchhandlungen so machen. Verlage und Buchhandlungen sind keine hochgesponserten Wohltätigkeitseinrichtungen, sondern Wirtschaftsunternehmen mit allen dazugehörigen Zwängen. Und solange die überwiegende Mehrheit der Buchkäufer auf bestimmte Versatzstücke wie Glutaugen-und-Dekolletee-Cover, "Die ...in"-Titel, Schwerpunkt Liebe im Klappentext und weibliche Hauptperson fliegt, wird sich an der bestehenden Vorgehensweise zur Etikettierung nichts ändern.

    Hallo, Eny!


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    Original von Eny
    Ich frage mich gerade, ob man die Fragestellung nicht auch auf viele Vertreter der zeitgenössischen Belletristik übertragen kann.


    Im Grunde auf alle, und deine Einschätzung:


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    Romanfiguren zeichnen sich in den meisten Fällen dadurch aus, das sie in irgendeiner Form besonders sind, beziehungsweise in einer besonderen Situation stecken.


    ist völlig richtig.


    Aber:

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    Dasselbe trifft auf doch auf Figuren in historischen Romanen zu. Auch die sind nicht alltäglich, brechen mit Konventionen, geraten in Situationen, die für ihre Zeit sehr ungewöhnlich sind. Der Punkt ist ja gerade der, dass ich ein Buch über eine ganz normale Magd aus dem 13. Jahrhundert auch nicht sonderlich interessant finden würde.


    Mir ist es im Falle eines historischen Romans lieber, jemand erzählt von einer für damalige Verhältnisse (!) besonderen Magd in einer halbwegs wahrscheinlichen Umgebung, die nicht unbedingt jede Klischeevorstellung und jedes Vorurteil erfüllt, die heutige Durchschnittsmenschen vom damaligen Leben haben. Umgekehrt darf es auch eine Durchschnittsmagd sein, die in eine für damalige Verhältnisse (!) besonderen Situation gerät -- ebenfalls bitte ohne die üblichen Klischees etc.


    Wenn der geschichtliche Untergrund nichts als eine prallbunte Kulisse sein darf, in der auch für heutige Verhältnisse anachronistische Frauen- und Männerbilder herumhüpfen, dann -- sorry -- ist das nichts als triviale Unterhaltung.


    Die Leser als historisch etikettierter Romane glauben, dass sie sich bei der Lektüre zumindest ein bisschen bilden. Das Gegenteil ist häufig der Fall! Da mögen oft sogar viele Fakten stimmen, aber man kann sogar Fakten dergestalt zusammenfügen und dem Ganzen eine rein aus Klischees, Versatzstücken und Vorurteilen zusammengebastelte Weltanschauung zugrundelegen, dass am Ende ein Zerrbild entsteht, dass dem Original auch nicht im Entferntesten nahekommt.


    Das muss nicht mal Bosheit sein, da passiert viel aus gutem Glauben.


    Klar, keiner von uns war damals dabei. Aber das ist kein Freibrief, die Vergangenheit als Halde beliebig recycelbarer Materialien anzusehen.

    Hallo, Helene Luise!


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    Original von Helene Luise
    Aber solche "perfekten" Bücher - so man sie sucht - gibt es doch auf dem Markt, Bellamissimo!
    Das Problem liegt vielleicht woanders: Man kann sie auf den ersten Blick nicht von den anderen unterscheiden. Blättert man jedoch kurz im Buch, entdeckt man evtl. Personenverzeichnisse (viele Autoren kennzeichnen die authentischen Figuren mit einem *); oder man wirft einen Blick in den Anhang, der - so mache ich es - ausführlich erklärt, um welche reale Geschichte es in diesem Roman geht.


    Nein, die Textaufmachung ist ebenso wie die äußerliche Aufmachung längst kein Kriterium mehr. Ein Personenverzeichnis beim HR muss inzwischen immer sein, und in den Nachwörtern steht so manches, bei dem sich jemandem mit Sachkenntnis (um das schöne Wort noch ein wenig zu strapazieren) die Zehennägel aufrollen! :grin

    Hallo, Corinna!


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    Original von CorinnaV
    Da kommt bei mir der Punkt, wo ich sagen muss: Ein wirklich gut erzählter historischer Roman weckt in mir NIE das Bedürfnis, nachgrübeln zu müssen, ob das so auch passt. Einem Autor, der seine Arbeit richtig gemacht hat, nehme ich alles ab. Einem Autor, der ganz ganz tief reingeht in die Lebensweisen, in das Denken und auch in Medizin, Handwerk, Essen (so als Beispiele), dem merke ich schon an der Schreibe an, dass er mir keinen Bären aufbindet.


    Ich bezweifle sehr, dass du "an der Schreibe" merkst, ob ein Roman wirklich gut recherchiert ist oder nicht; denn das würde alle begeisterten Fans von Donna Cross' "Päpstin" zu Deppen erklären, weil sie nicht merken, dass ihnen da ein Märchen aufgetischt wird.


    Nur jemand, der über Sachkenntnisse verfügt, merkt, dass Frau Cross extrem selektiv recherchiert hat, dass Wunschdenken gepaart mit großer Ignoranz die Eltern der Story waren, aber sie damit wohl einen Nerv traf (speziell hier in Deutschland, wo das Buch ein Riesenbestseller wurde).


    Aber da kannst du argumentieren, was du willst: Da der Nerv getroffen und die Story ziemlich rührend erzählt ist, wirst du die Fans nicht davon überzeugen können, dass das Ganze eine ziemlich plumpe Kolportage ist -- eben weil es innig geliebte Vorurteile nährt und rührend ist!


    Genauso dürfte es uns beiden gehen, wenn wir einen historischen Roman lesen, der erzählerisch und sprachlich unsere Ansprüche voll erfüllt und unsere Vorurteile bestätigt -- ganz egal, ob diese nun berechtigt sind oder nicht. Wenn wir nicht über Sachkenntnis verfügen, können wir den realen historischen Gehalt oder gar Wert nicht beurteilen!


    Und wenn du dich als Autor noch so bemühst, in einem historischen Roman Figuren agieren zu lassen, wie es wahrscheinlich realistisch ist (über eine hohe Wahrscheinlichkeit kommen wir eh nicht hinaus!), dann wirst du massive Ablehnung bei Lesern erfahren, die ihre Vorurteile nicht bestätigt sehen! Man wird dir das in der Tat als "historisch nicht korrekt" oder "anachronistisch" ankreiden. Und damit als unglaubwürdig.


    Und prompt heißt es, das sei ein schlechter, ein anspruchsloser Roman.



    Zitat

    Aber bei denen, die mich reinziehen, die mich miterleben lassen, wie es war - da denke ich darüber überhaupt nicht nach. Da genieße ich nur, und da weiß ich irgendwo auch tief drinnen, hier hat ein Autor seine Hausaufgaben gemacht, hier stimmt einfach alles.


    Tut mir leid, Corinna, aber man kann sehr leicht auf einen angenehmen Erzählstil hereinfallen. Selbst eine völlig irreale Geschichte kann einen reinziehen und alles miterleben lassen, ohne dass derjenige Autor sich große Mühe mit den Hintergründen gemacht hat.


    Damit die Leser mitgehen, muss ein Autor vor allem toll erzählen können, Atmosphäre schaffen und einen Nerv treffen. Dafür brauchst du erzählerisches Können und Phantasie, aber keine großartigen Hintergrundkenntnisse.


    Als Leser ist niemand von uns vor dieser Täuschung gefeit, solange es sich um Sujets handelt, von denen wir keine oder nur wenig Sachkenntnis haben.

    Hallo, Katerina!


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    Original von Katerina
    Will und kann der Leser sich überhaupt mit Figuren identifizieren, die nicht unseren heutigen Wertvorstellungen gemäß handeln und denken?


    Diese Frage kannst du dir getrost mit NEIN beantworten. Kein Leser kann sich mit irgendeiner Romanfigur identifizieren -- es würde bedeuten, er und die Figur würden in der Lektüre zu einer und derselben Person werden. Das ist -- offen gestanden -- Humbug! :grin


    Es geht doch im Grunde darum, die Leser für die Figuren in einer Geschichte zu interessieren, sie intensiv mitfühlen zu lassen, was diese Figuren bewegt -- erst in der Vorstellung der Leser erwachen Figuren eigentlich zum Leben.


    Eine Identifikation findet niemals statt! Es kann ein Rückbezug auf die eigene Person stattfinden ("Was würde ich in dieser Situation tun?") oder eine gedankliche Verallgemeinerung ("Menschen sind nun einmal so, dass ..."), und manchmal geschieht auch ein kurzzeitiges träumerisches Sich-an-Stelle-der-Figur-Setzen, aber beide, Leser und Figur, verschmelzen nicht zu einer Person.


    Man kann Leser durchaus für Figuren interessieren und intensiv mitfühlen lassen, obwohl diese Figuren Dinge tun, die die betreffenden Leser niemals tun würden. Eine Einschränkung ist dabei (abgesehen den erzählerischen und sprachlichen Fertigkeiten des Autors!) die Tatsache, dass das nicht jeder kann oder auch nur will! Und offenbar machen Verlage die Erfahrung, dass es eine Menge Leser (vor allem Leserinnen) gibt, die einfach nur kurzzeitig in eine andere Welt wegträumen wollen. Das funktioniert im Grunde nur mit anachronistischen Puppen in prallbunter Kulisse.


    Aber daran kann man nicht jeden Leser messen. Und möglicherweise ist das bei vielen Lesern auch auch ein wechselndes Lesebedürfnis: mal Klischees, mal Denkanstoß.


    Wenn es wirklich so wäre, dass man Leser grundsätzlich nicht für ihnen zunächst fremd(artig)e Figuren interessieren und bis zum tiefen Mitfühlen begeistern könnte, dann sollten wir uns ganz schnell von der Hoffnung auf die Möglichkeit eines friedlichen Miteinander der Kulturen verabschieden! Denn die Voraussetzungen sind in beiden Fällen die gleichen: Interesse für das Andere gewinnen, Ähnlichkeiten und Gemeinsames entdecken, nachempfinden können -- und trotzdem die eigene Identität nicht blind preisgeben.


    Natürlich muss man seine Leser abholen, um sie auf die Reise einer Geschichte mitzunehmen -- die Frage ist, ob man sie in eine Geisterbahn oder einen LoveTunnel hockt oder sie auf eine richtige Reise mitnimmt. Letzteres macht natürlich mehr Arbeit, aber auch viel mehr Freude.

    Hallo, nochmal!


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    Original von Charlie
    Als Autor suche ich nach Geschichten in der Geschichte, die ich wiedererkenne, die sich mir aufdraengen, weil sich mir der Vergleich, die Parallele, das uebertragbare Element aufdraengt. Beim Erzaehlen, bei der Vorbereitung des Erzaehlens halten mich diese beiden Fragen (und die Spannung zwischen ihnen) am staerksten bei der Stange, treiben mich um: Was ist gleich/aehnlich/vergleichbar? Und: Was ist anders?


    Bingo!


    Der allgemeine Umgang mit der Historie ist m.A.n. ohnehin ein Spiegel unseres Umgang mit dem Anderen, Fremdartigen überhaupt! Aber genau darum geht es eigentlich in der Historie: das uns nächste Fremde, das Ähnliche im Andersartigen und das Andersartige im Ähnlichen zu entdecken. Zu erkennen, dass wir über die Jahrtausende und über alle Kontinente hinweg Menschen sind, die sich im Kern ihrer Menschlichkeit gleichen, so verschieden sich das kulturell auch ausprägen mag.


    Um ein passendes Zitat anzubringen:
    »Ich habe das Historische nie als eine Flucht aus der eigenen Zeit empfunden, sondern als einen Abstand, von dem aus man die eigene Zeit schärfer erkennt.« (Gertrud von le Fort)


    Gründliche Recherche, die sich nicht nur auf das jeweils passende Detail beschränkt, hat einen gewaltigen Vorzug: Man bewegt sich weitgehend sicher im rekonstruierten Raum, trotz der vielen Lücken in diesem Mosaik. Man ist imstande, die Lücken behutsam zu füllen, denn man erkennt viele Zusammenhänge. Man wächst am eigenen Staunen auch über sich selbst hinaus. Und hoffentlich gelingt es einem auch, nicht an den Vorstellungen und Vorurteilen, mit denen die Arbeit an diesem Projekt begann, zu kleben, sondern den Horizont um das Verstehen anderer Positionen zu erweitern, die sicherlich nicht dem entsprechen, was man zunächst glaubte.


    Aber natürlich zeigt sich im Roman von alledem nur die Spitze des Eisbergs, denn für die meisten Leser spielt natürlich eine in das Mosaik eingefügte Geschichte die Hauptrolle.

    Hallo, janda!


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    Original von janda
    Als Leserin muß ich aber sagen: mein Grund keine historischen oder historisierten Romane zu lesen ist der, dass ich es nicht mag, wenn vor einem historischen Setting Figuren sind, die denken und handeln, wie im hier und jetzt. Wenn eine Frau des Mittelalters emanzipatorische Thesen des 20. Jahrhunderts propagiert - um es mal überspitzt zu schreiben - fühle ich mich verschaukelt.
    Da frage ich mich, wozu da das historische Setting mehr gut ist, als nur als exotische Kulisse.
    Konsequent finde ich dann ja wenigstens noch, wenn man die neuzeitlich denkenden Figuren als Zeitreisende verkauft.


    Das ist meine persönliche Meinung und mein Geschmack in Bezug auf das Lesen. Ich ziehe dann die Jetztzeit als Kulisse vor, wenn die Figuren schon unserer Zeit entspringen.


    Glaubst du ensthaft, liebe Janda, dass ALLE historischen Romane nach diesem einen Muster gestrickt sind?


    So gerät ein "Genre in seiner Gesamtheit in Misskredit.

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    Original von Tom
    "Historische Romane" ist schon von vorneherein ein falsches Etikett. "Historische Romane" im Sinn des Wortes "historisch" sind Bücher aus vergangenen Jahrhunderten, die also vor gefühlten Ewigkeiten geschrieben worden sind. Das, was heutzutage unter diesem Begriff verkauft wird, sind i.d.R. bestenfalls "historisierende Romane". Meistens sind es aber, wie auch die Autorin hier ausgeführt hat, nur zeitgenössische Geschichten vor irgendwie historischem Hintergrund. Von Fall zu Fall wird mal mehr und mal weniger der Versuch unternommen, soziale, kulturelle und weltanschauliche Authentizität zu gewährleisten. Unsere Iris gehört m.M.n. zu den Autoren, die das sehr intensiv versuchen.


    Da ich heran gezogen wurde, melde ich mich mal kurz zu Wort. :grin


    Was Tom schreibt, kann ich nur bestätigen, und so habe ich es auch mal in einem Nachwort formuliert:

    Zitat

    Ein Schriftsteller kann und will nicht Vergangenheit rekonstruieren. Im Idealfall ist ein historischer Roman eine Übersetzung dessen, was man von der damaligen Welt begriffen hat, in eine Darstellung, die für heutige Leser nachvollziehbar ist. Abweichungen von der historischen Realität sind unvermeidlich. Manche sind durchaus der Unaufmerksamkeit des Schriftstellers geschuldet. Andererseits gibt auch der aktuellste Forschungsstand bei aller Faktentreue nur Meinungen wieder, zu denen die Gruppe der mit diesem Thema und diesen Personen beschäftigten Wissenschaftler gekommen ist.


    Diese Erkenntnis ist für mich nie ein Freibrief gewesen, die Geschichte als Kiste voll Plastilin anzusehen, aus der ich mir für meine Story rauspicke, was mir gerade gefällt und sich prima kneten lässt, um ein buntes Bild von prallem Leben zu basteln -- sondern eine Aufforderung zu besonderer Gründlichkeit und ständigem Hinterfragen sowohl der Positionen in der Forschung als auch meiner eigenen. Die Historie ist für mich kein Korsett, in das ich meine Geschichte zwänge, sie ist Grundlage, Raster und umfasst all die zahllosen Punkte, zwischen denen das Netz der Geschichte gesponnen wird.


    Aber diesen Anspruch kann man beileibe nicht von jeder Autorin und jedem Autor verlangen! Das ist eine grundsätzliche und individuelle Entscheidung, die man nicht einmal von Rezensionen und Leserstimmen abhängig machen darf, sondern nur vom eigenen Wollen!


    Ines' Entscheidung, vor einem sauber recherchierten Hintergrund Figuren agieren zu lassen, deren Denken und Handeln heutige Leserinnen und Leser spannend unterhält, ohne sie übermäßig mit Fremdartigem zu strapazieren, ist völlig legitim! Es ist schon ein Segen, wenn ein Autor so weit geht wie sie und auf diese Weise bei möglichst vielen Leserinnen und Lesern Interesse für die beschriebene Zeit weckt und darüber hinaus den einen oder anderen Denkanstoß gibt.



    Wolke : Ach du liebe Zeit, der gute alte His in seinem Element! :lache

    Hallo, kamelin!


    Zitat

    Original von kamelin
    Ich habe Eskalina so verstanden, dass sie einen Roman mit mittelalterlichem Hintergrund sucht, kein Sachbuch.


    Richtig, und zwar einen Roman, der ein bisschen "echtes" Mittelalter transportiert, wie sie im Titel des Threads und im Eingangsbeitrag schreibt:

    Zitat

    Original von Eskalina
    weil ich nach einer langen Pause gern einmal wieder ein Buch lesen würde, in dem nicht nur die Handlung eine Rolle spielt, sondern in dem auch die Lebensumstände zu der Zeit wichtig sind und nicht nur ganz am Rande erwähnt werden. (Wohnen, Kochen, Essen, Kleidung, medizinische Versorgung...usw) Bei vielen "historischen" Themen habe ich immer das Gefühl, die Handlung könnte zu jeder x-beliebigen Zeit spielen, wurde aber ins Mittelalter verlegt, weil das gerade angesagt ist/war...


    Setzt man die These: "Die Nachfrage bestimmt das Angebot" voraus, scheint das allerdings leider ein äußerst ungewöhnlicher Wunsch zu sein.


    Ein wunderschönes Buch zum Thema, das obendrein eine Fülle von Kenntnissen transportiert, ist -- abgesehen von der bereits genannten Regine Pernoud und Jacques Le Goff -- Barbara Tuchmans Der ferne Spiegel.

    Hallo, SiCollier!


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    Original von SiCollier
    So sehr, daß ich wieder nicht mit dem geplanten Leserundenbuch weiterlesen konnte, sondern ein passendes Sachbuch angehängt habe. „Die Religion der ersten Christen. Eine Theorie des Urchristentums“ von Gerd Theißen. Nach der Einleitung (44 Seiten) fand ich bisher keine Widersprüche zum diesem Buch hier und bin mir in der Zuordnung zu den „historischen Romanen“ nun sicher.


    Widersprüche sind kaum zu erwarten, da sowohl Janette Oke und Davis Bunn als auch Gerd Theißen evangelikale Christen sind. :-)


    Ein weiteres sehr gutes Buch zum Thema ist Die Urchristen des Heidelberger Neutestamentlers Klaus Berger, das ich dir in diesem Zusammenhang unbedingt ans Herz legen möchte! :wave

    Liebe Lipperin,


    wieder eine bemerkenswerte Wiedergabe deines Leseeindrucks, die mich sehr berührt und freut! :anbet
    Vielen herzlichen Dank dafür! Mehr kann und sollte ich dazu eigentlich gar nicht mehr sagen ... :knuddel1

    Liebe Lipperin,


    ehe ich anfange, mich zu wiederholen: Ich finde es gerade sprachlich schön, wie du deine Leseeindrücke wiedergibst. :anbet


    Vielen lieben Dank für deine Worte! Ich werde mich bemühen, den gesetzten Ansprüchen auch in Zukunft standzuhalten. :-) Das wird hart, aber ich bin schließlich selbst schuld!


    Und einen ganz besonderen Dank dafür, dass du meine Lieblinge ziehen lässt. Auch Romanfiguren haben nach dem Ende einer Handlung ein Recht auf ihr eigenes Leben -- z.B. in den Köpfen der Leserinnen und Leser. :-)

    Liebe Lipperin,


    vielen lieben Dank für deinen wirklich bemerkenswerten Leseeindruck! :anbet :anbet
    Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte, als ich diesen Beitrag las (ich bin derzeit so gut wie nie in Foren, mein Leben spielt sich in Haus und Garten und an der Tastatur ab, weil ein Auftrag drängt ...).


    Es gäbe vieles zu sagen zu dem, was du schriebst, aber ich möchte meine eigenen Bücher nicht interpretieren -- das ist m.A.n. allein Sache der Leserinnen und Leser. Deshalb nur eins dazu: Reaktionen wie deine zeigen mir, dass ich mein Ziel nicht ganz verfehlt habe. :-)


    Alle Menschen zu berühren und zu bewegen, das ist ohnehin ein unmögliches Ziel, dazu sind wir alle zu verschieden. :wave


    Auf jeden Fall hast du mich dazu gebracht, mich mal wieder mit Saint-Saëns zu beschäftigen -- auch dafür vielen Dank! :knuddel1

    Uuups! :wow Sorry, Magna, dieser Beitrag ist mir total entgangen ... :schaem


    Neues ist in Arbeit, dauert aber noch bis 2010. Nur soviel: Ich tummle mich mal wieder im 13. Jh., diesmal in der "hilligen Stat Coellen". :lache

    Ich fürchte, ich habe vergessen, euch die Daten zu den Lesungen im Herbst zu geben -- wird hiermit nachgeholt:


    25. 9. 2009; 19:30 - Dersa Kino Center, Damme am Dümmer
    Am Stadtmuseum
    49401 Damme


    Veranstalter:
    Buchhandlung im alten Rathaus
    Lindenstr. 6
    49401 Damme am Dümmer
    Tel. 05491/996066
    info@buchhandlung-damme.de



    28. 10. 2009, 19:30 - Museum für antike Schifffahrt, Mainz
    Neutorstraße 2b
    55116 Mainz
    Tel.: 6131/28663-0


    Veranstalter: Römisch-germanisches Zentralmuseum (in Zusammenarbeit mit dem Kulturdezernat der Landeshauptstadt Mainz)
    Ernst-Ludwig-Platz 2
    55116 Mainz
    Info: "Archäologie und Geschichte im historischen Roman - Fünfte Lesung: Varus"



    Vielleicht sieht man sich! :wave

    Umzug ist beendet, Renovierung läuft noch -- und so ein total verwaldeter Riesengarten fordert auch viel Aufmerksamkeit.


    Aber heute hab ich mir mal ne Stunde abgezwackt, um aufgelaufene Beiträge zu beantworten. <hinterherhechel>


    Die Lesungen in Minden waren übrigens wunderschön (auch dank eines tollen Veranstalters), und die Vernissage in Bielefeld hat auch viel Freude gemacht!


    Und natürlich gehöre ich jetzt auch zu Verschwörung ... :chen

    Hallo, SiCollier!


    Vielen Dank für die schöne Rezi! :anbet :wave :knuddel1


    Was den Grund für deine Unzufriedenheit angeht:


    ... Und wenn der Abschied schwerfiel, hilft "wiederlesen". :grin