Beiträge von wampy

    Autor und Sprecher in Bestform


    Buchmeinung zu Andreas Winkelmann – »Entführung im Himmelreich«


    »Entführung im Himmelreich« ist ein Kriminalroman von Andreas Winkelmann, der 2025 bei Knaur TB erschienen ist. Das ungekürzte Hörbuch wird von Charles Rettinghaus vorgetragen und ist bei Audio-to-go erschienen. Dies ist der zweite Band der Reihe, die auf und um den Campingplatz Himmelreich spielt.


    Zum Autor:

    Andreas Winkelmann, geboren an einem kalten Dezembertag im Jahre 1968 in einem kleinen Nest in Niedersachsen, ist der geborene Geschichtenerzähler. Schon als Schüler schrieb er erste Romane in Mathematikhefte. Von dort bis zum Bestsellerautor brachte er ein buntes und bewegtes Berufsleben hinter sich. So war er Bäcker, Soldat, Fitnesslehrer, Taxifahrer, Versicherungsverkäufer und arbeitete in einer Honigfabrik.


    Zum Sprecher:

    Charles Rettinghaus, geboren am 24. Mai 1962 in Remagen, ist ein deutscher Synchronsprecher, Schauspieler sowie Hörbuch- und Hörspielsprecher.


    Zum Inhalt:

    Dauercamper und Ex-Schauspieler Björn Kupernikus und Annabelle Schäfer entdecken den Lieferwagen des Bäckers in der Nähe des Sees; die Schuhe des Vermissten stehen am Ufer. Die Backwaren sind im Auto, aber der Bäcker bleibt verschwunden.


    Meine Meinung:

    Auch der zweite Band der Reihe hat mir sehr gut gefallen. Die beiden Hauptfiguren Björn und Annabelle sind trotz einiger Grautöne sympathisch. Durch ihre recht normale Art animieren sie die Leser zum Miträtseln und Mitfiebern. Der kleine Hund Pinguin tut ein Übriges dazu. Die anderen Figuren sind einfacher gezeichnet, haben aber alle ein Alleinstellungsmerkmal. Manche verhalten sich ein wenig merkwürdig, manche leben eher zurückgezogen, manche scheinen etwas überzeichnet und manche wirken sogar ein wenig bedrohlich. Die Handlung ist komplex und bietet einige überraschende Wendungen. Die Geschichte wird meist aus der Perspektive Björns erzählt und seine Gedanken werden ausführlich geschildert. Auch die Beschreibung des Lebens auf dem Campingplatz macht Lust auf einen Campingurlaub. Der Showdown auf der Halloween-Party mit den ganzen Horrorverkleidungen gab einen besonderen Kick. Besonders gefallen hat mir der mit reichlich Wortwitz durchsetzte Schreibstil, der mich mitgerissen hat. Erneut war es ein wunderbares Lese- und Hörerlebnis, beim dem ich herrlich entspannen konnte. Der Vortrag von Charles Rettinghaus ist sehr gelungen und passt hervorragend zum Wohlfühlkrimi.


    Fazit:

    Dieser Wohlfühlkrimi hat mich in weiten Teilen begeistert. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Lese- und Hörempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0FR8VFGS1

    Fehlende Spannung und wenig überzeugende Figuren


    Buchmeinung zu Kelly Mullen – »Die Einladung – Mord nur für geladene Gäste«


    »Die Einladung – Mord nur für geladene Gäste« ist ein Kriminalroman von Kelly Mullen, der 2025 bei Rowohlt in der Übersetzung von Katharina Naumann erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »This Is Not a Game« und ist 2025 erschienen.


    Zum Autor:

    Kelly Mullen ist Autorin, Produzentin und Marketingmanagerin. Ihre kreative Arbeit für Marken wurde mit über fünfzig Preisen ausgezeichnet, als leitende Produzentin hat sie unter anderem den für den Oscar nominierten Film Trumbo und den Dokumentarfilm Dads verantwortet. Kelly Mullen ist in Iowa geboren, heute lebt sie mit ihrem Mann und einigen geretteten Katzen in London.


    Zum Inhalt:

    Rosemary McLane wird mit einem dunklen Geheimnis erpresst und erscheint mit ihrer Enkelin Addie, die ein erfolgreiches Computerspiel mit Mördersuche erstellt hat, auf einer Feier. Dort trifft sie auf eine Gruppe von Menschen, die ebenfalls dunkle Geheimnisse hüten. Bald darauf wird die Gastgeberin ermordet und Rosemary und Addie beginnen zu ermitteln, weil die Polizei erst nach Abflauen eines Sturms kommen kann.


    Meine Meinung:

    Das Setting klang vielversprechend: Abgelegenes Gebäude, begrenzte Anzahl von Figuren, wetterbedingte Notlage und viele zu lüftende Geheimnisse. Die Geschichte wird aus der Sicht der beiden Ermittlerinnen erzählt, deren Gefühlswelt so deutlich werden kann. Addie kennt das Geheimnis ihrer Großmutter nicht und muss ihr mühsam Informationen entlocken. Diese beiden Figuren werden detailliert mit Ecken und Kanten beschrieben und auch ihre Probleme werden angesprochen. Es werden Bezüge zur Spielewelt aufgezeigt und die Handlung entwickelt sich analog. Die Figuren empfand ich nicht besonders sympathisch und ihr Vorgehen mit Gesprächen und unerlaubtes Betreten diverser Räumlichkeiten war grenzwertig. Die Versuche mit Geheimgängen und weiteren Toten Spannung zu erzeugen konnten mich nicht überzeugen. Spannung blieb Mangelware, aber wenigstens kamen Rosemary und Addie sich näher. Eventuelle Anspielungen auf Miss Marple wirkten für mich aufgesetzt. Trotzdem gab es eine nachvollziehbare Auflösung und Rosemary offenbarte Addie ihr Geheimnis. Der Sprachstil war okay und durchaus atmosphärisch. Die Informationen über die Konstruktion von Mörderspielen waren interessant. Insgesamt blieb mein Lesevergnügen aber im überschaubaren Rahmen.


    Fazit:

    Mich hat dieser Kriminalroman mit fehlender Spannung und wenig überzeugenden Figuren weitgehend enttäuscht. Deshalb bewerte ich den Titel mit zwei von fünf Sternen (40 von 100 Punkten) und spreche keine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0F3L2R8JZ

    Die Geschichte um Mads Madsen hat mich begeistert


    Buchmeinung zu Andreas Izquierdo – »Über die Toten nur Gutes«


    »Über die Toten nur Gutes« ist ein Kriminalroman von Andreas Izquierdo, der 2025 im DUMONT Buchverlag erschienen ist.


    Zum Autor:

    Andreas Izquierdo ist Schriftsteller und Drehbuchautor. Er wurde am 09. August 1968 in Euskirchen (Deutschland) als Sohn einer spanischen Krankenschwester und eines deutschen Ingenieurs geboren.


    Zum Inhalt:

    Mads Madsen arbeitet als Trauerredner in Glücksburg an der Ostsee. Nun soll er auf Wunsch seines ehemals besten Freund Patrick die Abschiedsrede halten. Vor Jahren haben sich Mads und Patrick aus den Augen verloren. Bei der Sammlung von Informationen über den Verstorbenen sticht Mads in ein Wespennest und gerät in große Gefahr.


    Meine Meinung:

    Mich hat schon das Buchcover begeistert. Ein Hund hebt an einem Sarg sein Hinterbein und irgendwie gehört dies nach dem Verständnis des Trauerredners zu seinem Job. Schon die ersten Kapitel zeigen einen glänzend aufgelegten Autor, der mit den Erwartungen des Lesers spielt. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick aussieht. Diese Episode zeigt den mit schwarzem Humor durchsetzten Schreibstil des Autors, der ein aufmerksames Lesen erfordert. Die Geschichte wird aus der Perspektive des Trauerredners erzählt, so dass dessen Gefühle deutlich spürbar werden. Mads, sein Vater Fridtjof, sein bester Freund Fiete, dessen neue Liebe und Hauptkommissarin Luisa Mills sind alle etwas verschrobene und eigenwillige Charaktere, die aber liebenswürdig und sympathisch wirken. Der späte Patrick erscheint viel dunkler und unsympathischer als der Patrick, den Mads gekannt hat. Auch hat er mächtige Feinde gehabt, denen Mads nun auf die Füße tritt. Es braucht Ideenreichtum und einige überraschende Wendungen, damit Mads den Kopf aus der Schlinge zieht. Manches an der Geschichte wirkt wenig glaubwürdig und doch war es ein Vergnügen der amüsant erzählten Handlung zu folgen. Der Showdown und die Schlusspointe haben gepasst und für einen angemessenen Abschluss gesorgt.


    Fazit:

    Ein etwas anderer Krimi, der mit einem ungewöhnlichen Ermittler, schrulligen Figuren und ideenreicher Handlung punktet. Da ich mich glänzend unterhalten habe, bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (95 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0F4GJ6GB3

    Die Senioren ziehen ihr Ding durch


    Buchmeinung zu Richard Osman – »Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code«


    »Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code« ist ein Kriminalroman von Richard Osman, der 2025 bei List in der Übersetzung von Sabine Roth erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »The Impossible Fortune« und ist 2025 erschienen. Dies ist der fünfte Band der Mordclub-Serie.


    Zum Autor:

    Richard Thomas Osman (* 28. November 1970 in Billericay, Essex) ist ein britischer Komiker, Produzent, Fernsehmoderator, Autor und Co-Moderator der BBC One TV-Quizshow Pointless.


    Zum Inhalt:

    Während einer Hochzeitsfeier wird Elizabeth von einem Gast angesprochen, der eine Bombe unter seinem Auto entdeckt hat. Als kurze Zeit später seine Geschäftspartnerin nach einem Essen mit den Senioren getötet wird, hat der Mordclub eine neue Aufgabe gefunden..


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat meine hohen Erwartungen erfüllt und mich teilweise sogar begeistert. Die vier Senioren sind ein wenig gealtert und Elizabeth ist von Trauer geplagt. Ron und Ibrahim sind mit eigenen Problemen beschäftigt, die als ausführliche Nebenhandlungen in den Roman einfließen. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt und enthält eine ordentliche Prise meist schwarzen Humors. Die Figuren sind gewohnt skurril und haben ihre Ecken und Kanten. Der Erzählstil ist angenehm, leicht verdaulich und sehr unterhaltsam. Die Handlung ist komplex konstruiert und die umfangreich und detailliert geschilderten Nebenhandlungen fügen sich am Ende scheinbar nahtlos ein. Lange Zeit sorgen eher die Nebenhandlungen für Spannung, während die Aktivitäten im Hauptfall nicht so recht vorankommen. Gegen Ende ziehen Tempo und Spannung deutlich an und überraschende Wendungen bringen die Wahrheit ans Licht. Mir hat es viel Spaß gemacht, dieser Schilderung zu folgen.


    Fazit:

    Ein ruhiger Kriminalroman, mit Humor erzählt, der die sympathischen Senioren auf typisch britische Art agieren lässt und mich sehr gut unterhalten hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3471360654

    Verliert sich oft in Nebenhandlungen


    Buchmeinung zu Michelle Salter – »Die Toten von Crookham Hall«


    »Die Toten von Crookham Hall« ist ein historischer Kriminalroman von Michelle Salter, der 2025 im dp Verlag in der Übersetzung von Andrea Kienitz erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Death at Crookham Hall« und ist 2023 erschienen.


    Zum Autor:

    Michelle Salter schreibt historische Kriminalromane, die in ihree Heimat Hampshire spielen und von realen Ereignissen im Großbritannien der 1920er Jahre inspiriert sind.


    Zum Inhalt:

    England, 1920. Die Reporterin Iris Woodmore soll über den Wahlkampf in ihrer Heimat berichten, bei dem sich erstmals zwei Frauen um einen Parlamentssitz bewerben. Bei ihren Recherchen kommt sie auf die Spur von Geheimnissen und Unregelmäßigkeiten. Auch zum Tod ihrer Mutter Violet, einer aktiven Suffragette, gibt es neue Informationen.


    Meine Meinung:

    Iris Woodmore ist eine interessante Figur und ein Kind ihrer Zeit. Sie ist keine Superheldin, aber sie ist engagiert mit dem Willen, Missstände aufzudecken und zu beseitigen. Sie hat ein gutes Verhältnis zu ihrem Chef, der sehr gut vernetzt ist und ihr einigen journalistischen Spielraum lässt. Viele der anderen Figuren sind für einen Cosy Krimi mit etlichen Grautönen eher ungewohnt. Der Kriminalfall steht selten im Mittelpunkt, sondern wird als Einstieg in die Betrachtung gesellschaftlicher Strukturen und die Rollen der Frauen genutzt. Die Stärken der Journalistin liegen in ihren Fähigkeiten beim Zuhören und beim Aufbau von Vertrauen. Das gezeichnete Bild vom Leben auf Crookham Hall ist erschütternd und doch glaubhaft. Dies gilt auch für die Arbeit der Justiz, die mit dunklen Farben beschrieben wird. Es gibt einige überraschende Wendungen und am Ende steht eine nachvollziehbare und vollständige Auflösung. Die Spannung leidet unter den vielen Nebenthemen und zieht erst gegen Ende deutlich an. Der Schreibstil ist angenehm und atmosphärisch. Das Flair der Zeit wird deutlich und Iris Woodmore passt als sympathische Ermittlerin und Kämpferin gegen Unrecht sehr gut dazu.


    Fazit:

    Ein historischer Kriminalroman mit einer sympathischen Hauptfigur und Stärken in der Figurenzeichnung, der sich leider zu oft in Nebenhandlungen verliert. Deshalb bewerte ich diesen Titel nur mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). Wegen des erkennbaren Potentials werde ich aber einem Folgeband eine Chance geben.


    ASIN/ISBN: B0FLDXVZC8

    Groth und Gerstacker gehen einen oft steinigen Weg


    Buchmeinung zu Susanne Tägder – »Die Farbe des Schattens«


    »Die Farbe des Schattens« ist ein Kriminalroman von Susanne Tägder, der 2025 bei Tropen erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für Hauptkommissar Groth, der in der Nachwendezeit in Mecklenburg ermittelt.


    Zum Autor:

    Susanne Tägder, geboren 1968 in Heidelberg, hat in Deutschland und den USA studiert und arbeitete danach als Richterin in Karlsruhe. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Schweiz und in Kalifornien. Für ihre literarischen Texte wurde sie u. a. mit dem Walter-Serner Preis und dem Harder Literaturpreis ausgezeichnet.


    Zum Inhalt:

    Mecklenburg, 1992. Das neue Jahr hat gerade erst begonnen, da erreicht Hauptkommissar Arno Groth ein Notruf: Im Mönkebergviertel, einer Plattenbausiedlung, verschwindet der elfjährige Matti Beck auf dem kurzen Weg zum Einkaufen spurlos. Aus der Suchaktion wird bald eine Mordermittlung.


    Meine Meinung:

    Wie schon im ersten Fall stehen eher die Figuren und ihre Geschichte im Mittelpunkt als der eigentliche Fall. Kommissar Groth wirkt auch diesmal angeschlagen, obwohl er vorsichtig Kontakte knüpft. Groth leitet eine Suchaktion nach einem verschwundenen Jungen, die zu einer Mordermittlung führt. Schnell rückt ein Obdachloser als Hauptverdächtiger in das Zentrum der Ermittlungen, aber Groth ist nicht überzeugt, zumal er einen Hinweis auf einen ähnlichen Fall in der Vorwendezeit erhält. Kollege Gerstacker ist wegen seiner Stasi-Vergangenheit aus dem Dienst entfernt worden, doch er kennt den alten Fall und er geniest das Vertrauen Groths. Groth überzeugt Gerstacker zu einer Zusammenarbeit und gemeinsam machen sie sich auf die Tätersuche.

    Das Buch wirkt unauffällig, leise und unspektakulär, und doch wurde ich mehr und mehr in den Bann der Geschichte gezogen. Meist wird die Geschichte aus der Perspektive des Hauptkommissars erzählt, aber einige Kapitel folgen einer jungen Frau, die als Taxifahrerin arbeitet. Oft geht es um Alltägliches, das ein Gefühl für die jeweilige Zeit und die betroffenen Personen erzeugt. Die meisten Figuren wirken angeschlagen und vom Leben gezeichnet. Viel Zeit steckt die Autorin in die Beschreibung des Lebensgefühls und der damaligen Zustände. Der angenehm zu lesende Schreibstil schildert unaufdringlich, aber dennoch präzise die Entwicklung der Ereignisse. Groth, die Taxifahrerin und der ostdeutsche Kollege wirken mit Abstrichen sympathisch, denn sie haben ihre Ecken und Kanten und sie haben jeweils etwas zu verdauen. Obwohl lange Zeit relativ wenig passiert, hat mich die Geschichte mehr und mehr fasziniert und gefesselt. Zum Ende hin zieht das Tempo deutlich an und die Ermittlungen können erfolgreich beendet werden.

    Der Reiz der Geschichte liegt vor allem in den Milieuschilderungen und den aussagekräftigen Figuren, die ihren Weg gehen, auch wenn am Ende nicht alle gewonnen haben. Groth ist ein reflektierender Mensch, der seine Schwächen erkennt, sich aber schwer tut, etwas dagegen zu tun.


    Fazit:

    Ein Kriminalfall, der oft wie eine Milieustudie wirkt, mich aber erneut mehr und mehr fesseln und begeistern konnte. Deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3608502734

    Gelungener Serienauftakt mit sympathischen Ermittlern


    Buchmeinung zu Nina Ohlandt und Jan F. Wielpütz – »Der Tote am Sandstrand«


    »Der Tote am Sandstrand« ist ein Kriminalroman von Nina Ohlandt und Jan F. Wielpütz, der 2025 bei Lübbe erschienen ist.


    Zum Autor:

    Nina Ohlandt, ausgebildete Sprachlehrerin, arbeitete in vielen Berufen, bis sie zu ihrer wahren Berufung zurückfand: dem Krimischreiben. Ihre Nordsee-Krimireihe mit John Benthien als ermittelnden Kommissar war sensationell erfolgreich. Nina Ohlandt starb im Dezember 2020.

    Die Krimireihe der 2020 verstorbenen Autorin Nina Ohlandt wird von Jan F. Wielpütz fortgesetzt, der als Verlagslektor Krimi- und Thrillerautoren betreute und - teils unter Pseudonym - mehrere Bücher veröffentlichte, die auf der SPIEGEL-Bestsellerliste standen.


    Zum Inhalt:

    Frisch verwitwet kehrt Kommissarin Hannah Bülow in ihr Heimatdorf Ostersande zurück. Kurz darauf wird ein Psychiater, den sie seit ihrer Jugend kannte, erschlagen am Strand aufgefunden. Zusammen mit der Kriminalpolizei aus Wismar beginnt sie zu ermitteln.


    Meine Meinung:

    Neben dem Kriminalfall spielen persönliche Angelegenheiten der Kommissarin eine gewichtige Rolle. Bei einem Bootsunglück war 1993 eine Jugendfreundin von Hannah gestorben und ihr Vater gibt ihr eine Mitschuld daran. Sukzessive erfährt der Leser mehr über die damaligen Geschehnisse und in der Jetztzeit gibt es einen zweiten Todesfall. Außerdem versucht Hannah das Verhältnis zu ihrem Vater zu verbessern. Lange Zeit ist nicht klar, ob die beiden Morde mit dem Unglück von 1993 zusammenhänge, denn es gibt auch aktuelle Motive.

    Hannah ist Dorfpolizistin und der Autor bemüht sich sehr, Hannahs Mitarbeit an den Ermittlungen zu legitimieren. Die beiden Wismarer Kollegen scheinen Hannahs Hilfe zu brauchen, zeigen sich aber im weiteren Verlauf als kompetente Ermittler. Mir hat der angenehm zu lesende ruhige Schreibstil sehr gut gefallen, da er auch atmosphärisch wirkt. Auch die Figurenzeichnung konnte mich mit vielen Grautönen überzeugen. Die Handlung war komplex mit einigen Überraschungen. Einzig die vielen Nebenhandlungen taten dem Spannungsbild nicht immer gut. Am Ende zog das Tempo deutlich an und es gab einen passenden Showdown. Der aktuelle Fall und die Geschehnisse in der Vergangenheit wurden vollständig und nachvollziehbar aufgelöst.


    Fazit:

    Mir hat dieser Serienauftakt vor allem wegen des Schreibstils und der Figurenzeichnung sehr gut gefallen. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde ruhiger und atmosphärischer Krimis aus.


    ASIN/ISBN: 3404194950

    Eine Karikatur als Hauptfigur


    Buchmeinung zu Petra Erna Jörns – »Kerwe, Kater und Kadaver«


    »Kerwe, Kater und Kadaver« ist ein Kriminalroman von Petra Erna Jörns, der 2025 im dp Verlag erschienen ist.


    Zum Autor:

    Petra Erna Jörns erblickte 1964 in der schönen Pfalz das Licht der Welt. Schon früh schlug ihr Herz zum einen für die Natur und zum anderen für das Fabulieren. So studierte sie Biologie in Kaiserslautern und betreut nun seit über 25 Jahren als selbstständige Biologin die Naturschutzgebiete ihres Heimatlandkreises.


    Zum Inhalt:

    Kommissar Jonas Braun tritt seinen Dienst in seiner südpfälzischen Heimat an. Sein erster Fall ist ein toter Landwirt in der Jauchegrube und er erhält die Unterstützung seiner Tante Sabine Spieß, einer pensionierten Staatsanwältin. Nebenbei muss er sein chaotisches Privatleben auf die Reihe bringen.


    Meine Meinung:

    Diese Buch verfügt über eine Menge pfälzischen Lokalkolorits, da viele Reden im Dialekt gehalten sind, dabei aber gut verständlich bleiben. Der Schreibstil ist angenehm und leicht verdaulich. Zwei Kuchenrezepte und ein als Glossar bezeichnetes Personenverzeichnis runden den Inhalt ab. Das Buch wird als humorvoll beworben, aber ich empfand einige Figuren eher als Karikaturen. Die Zeichnung der Figuren des Kommissars, seiner Exfreundin und seines Kollegen war für mich eine echte Spaßbremse. Bei der zweiten Hauptfigur Sabine Spuieß, einer pensionierten Staatsanwältin, zeigt die Autorin, dass es auch anders geht. Kommissar Jonas Braun kommt kaum zum Ermitteln, da seine privaten Probleme viel Zeit und Energie erfordern. Ermittlungsergebnisse kommen eher zufällig zustande und der Kommissar tappt lange Zeit im Dunkeln. Seine Tante geht deutlich geordneter und planvoller vor. Sie war mir deutlich sympathischer als der junge Kommissar, der oft verloren wirkte. Als die beiden Ermittler ihre Informationen zusammen besprechen, kommen sie auf die richtige Spur. Dieser Abschnitt hat mir gut gefallen, aber der dominierende Eindruck war die ärgerliche Figurenzeichnung des Kommissars und seines direkten Umfelds.


    Fazit:

    Dieser Titel hat viele Zutaten eines soliden Regiokrimis, insbesondere der angenehme und atmosphärische Schreibstil. Leider wirken etliche Figuren wie Karikaturen und beeinträchtigen mein Lesevergnügen massiv. Deshalb bewerte ich das Buch nur mit zwei von fünf Sternen (50 von 100 Punkten) und sehe von einer Leseempfehlung ab.


    ASIN/ISBN: B0FJMPL5BB

    Wohlfühltipps mit Hintergrund


    Buchmeinung zu Ingo Froböse, Hanka Lantzsch & Christine Kluge – »Fühl dich wie neugeboren!«


    »Fühl dich wie neugeboren!« ist ein Sachbuch von Ingo Froböse, Hanka Lantzsch & Christine Kluge, der 2024 im Kneipp-Verlag erschienen ist.


    Zum Autor:

    Prof. Dr. Ingo Froböse ist Bestsellerautor, TVExperte und lehrte als Professor an der Sporthochschule Köln. Seine »Formel Froböse« für einen gesunden Lebensstil mit hoher Lebensqualität basiert auf über 30 Jahren Begeisterung für Gesundheitsförderung und Prävention.

    Christine Kluge ist Resilienztrainerin, Buch- und Nordsee-Liebhaberin. Die Beraterin für Verlage und Autor:innen trainiert Achtsamkeit auch im Job. Denn kleine Auszeiten bringen die besten Ideen zu Tage.

    Dr. med. Hanka Lantzsch ist Chefärztin der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Nordseeklinik Sylt. Als ausgebildete Yogalehrerin übt sie gerne Asanas und liebt es am Sylter Strand zu joggen.


    Zum Inhalt:

    52 Mini-Kuren für mehr Bewegung, einen besseren Stoffwechsel und ein aktiveres Immunsystem


    Meine Meinung:

    Dieses Buch war für mich eine reichhaltige Fundgrube für Tipps und Tricks für ein verbessertes Gesundheitsgefühl. Kleine Übungen, verschiedene Rezepte, diverse Checklisten und allgemeine Gesundheitsinformationen sollen dabei helfen, eine positive Einstellung zu finden und zu leben. Dies ist in meinem Fall ausgezeichnet gelungen. Zwar kannte ich eine Reihe an Informationen bereits, aber in dieser Form mit der aktiven Herangehensweise waren sie sehr hilfreich und nützlich. Mir hat dieser Titel sehr geholfen und deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0DY7VPZNY

    Luc Verlain ermittelt im Baskenland


    Buchmeinung zu Alexander Oetker – »Wolfstal«


    »Wolfstal« ist ein Kriminalroman von Alexander Oetker, der 2025 bei Hoffmann & Campe erschienen ist. Dies ist der neunte Fall für Commissaire Luc Verlain, der seine Fälle in der Aquitaine löst.


    Zum Autor:

    Alexander Oetker, geboren 1982, ist Bestsellerautor und TV-Journalist, als Frankreich-Experte von RTL und n-tv berichtet er seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift Der Feinschmecker. Er lebt mit der Familie zwischen Brandenburg, Berlin und der französischen Atlantikküste.


    Zum Inhalt:

    Ein menschenscheuer Schäfer wird in Espelette am Rand des Jacobweges auf brutale Art umgebracht. Luc Verlain wird von seinem baskischen Kollegen Etxeberria um Hilfe gebeten. Zusammen mit einer neuen Kollegin nehmen sie die Ermittlungen auf, stoßen aber auf eine Mauer des Schweigens.


    Meine Meinung:

    Bei den Kriminalromanen von Alexander Oetker freue ich mich immer auf die Informationen um den Fall herum. Diesmal geht es um das französische Baskenland, den Jacobsweg samt zugehörigem Tourismus und den Piment d’Espette. Der zu Tode gekommene Schäfer hat das ganze Dorf gegen sich aufgebracht, weil er einen Wolf angelockt und geschützt hat und weil er den Touristen gegenüber unfreundlich aufgetreten ist. Auch die Nach- und Auswirkungen der ETA werden thematisiert.

    Mit Rose Schillinger begleitet eine neue Ermittlerin Luc Verlain bei seinen Ermittlungen. Sie wirkt unsympathisch, sondert sich ab und macht ihr eigenes Ding. Verlain und Etxeberria müssen ohne sie auskommen, glauben aber an einen persönlichen Hintergrund für ihr Verhalten. Die Figuren sind mit etlichen Grautönen gezeichnet und bieten Raum für Überraschungen. Die Ermittlungen kommen nur schleppend voran und so stehen atmosphärische Landschaftsbeschreibungen, geschichtliche Einschübe, touristische Sehenswürdigkeiten und leckere Mahlzeiten an. Das eiserne Schweigen der Dorfbewohner scheint undurchdringlich, bis neue Hinweise den Fall voranbringen. Tempo und Spannung nehmen zu und es kommt zu einem Showdown in der Grenzregion.

    Die Auflösung ist überraschend, vollständig und nachvollziehbar, hat mich aber nur bedingt überzeugt. Mich hat der Titel sehr gut unterhalten und wie eigentlich immer Lust auf einen Urlaub in der Region gemacht. Grenzwertig war für mich die Entwicklung der Figur Rose Schillinger und der Umgang Verlains damit.


    Fazit:

    Mich hat auch dieses Buch des Autor sehr gut unterhalten und die Zusatzinformationen um den Fall herum sind ein deutlicher Mehrwert. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten). Empfehlen kann ich das Werk als atmosphärischen Urlaubskrimi.


    ASIN/ISBN: B0F3FHMHNB

    Morde im faszinierenden Kosmos Prater


    Buchmeinung zu Oliver Pötzsch – »Der Totengräber und die Pratermorde«


    »Der Totengräber und die Pratermorde« ist ein Historischer Kriminalroman von Oliver Pötzsch, der 2025 bei Ullstein erschienen ist. Das ungekürzte Hörbuch ist bei Hörbuch Hamburg erschienen und wird von Hans Jürgen Stockerl vorgetragen. Dies ist der vierte Band in der Reihe um den Wiener Totengräber.


    Zum Autor:

    Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalist und Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Heute lebt er als Autor mit seiner Familie in München.


    Zum Sprecher:

    Hörbuchsprecher Hans Jürgen Stockerl lässt das historische Wien lebendig werden und sorgt für spannende Krimi-Unterhaltung. Er macht einen herausragenden Job.


    Zum Inhalt:

    Wien, 1896:

    Eine zersägte Jungfrau und mehrere verschwundene junge Frauen, die später tot aufgefunden werden, beschäftigen Inspektor Leopold von Herzfeldt und die Wiener Polizei. Reporterin Julia Wolf und Totengräber Augustin Rothmayer unterstützen den Inspektor bei seinen Ermittlungen.


    Meine Meinung:

    Auch in diesem Buch gelingt es dem Autor Historie und Fiktion auf fesselnde Art zu verknüpfen. Die Handlung ist komplex und umfasst einige Nebenstränge. Die Figuren sind interessant mit etlichen Grautönen gezeichnet und bieten Raum für Überraschungen. Treibende Kraft der Geschichte ist diesmal die Reporterin Julia Wolf, die zur Artikelrecherche tief in den Praterkosmos eintaucht. Der Prater ist eine eigene Welt und man möchte öffentliche Institutionen außen vorlassen. Auch der allgegenwärtige technische Fortschritt findet seinen Niederschlag in der Handlung, seien es die bewegten Bilder oder Weiterentwicklungen bei der Zauberei. Kriminaltechnisch sind es Fingerabdrücke und die Insektenkunde, der sich der Totengräber mit Hingabe widmet. Anna, die beim Totengräber aufwächst, kommt in die Pubertät und Augustin wendet sich hilfesuchend ausgerechnet an Leo. Die aufkommende Fußballbegeisterung und die Furcht vor Anschlägen von radikalen Elementen bei den anstehenden Staatsbesuchen spielen ihre Rolle. Durch etliche überraschende Wendungen wurden meine eigenen Überlegungen zum Täter immer wieder ad Absurdum geführt und ich habe es genossen. Die drei Hauptfiguren geraten in große Gefahr und brauchen neben Glück auch jede Unterstützung, die sie bekommen können. Der Spannungsbogen ist gekonnt konstruiert und ruhige Phasen lockern die harten Handlungselemente auf. Die Sprache ist eindringlich, der Zeit angepasst und mit humorvollen Einschüben durchsetzt. Auch wird der Gegensatz zwischen strahlender Fassade und dem oft schweren Leben der Schausteller deutlich. Besonders beeindruckt hat mich Hans Jürgen Stockerl, der den Figuren mit seinem Vortrag Leben einhaucht und die Atmosphäre spüren lässt.

    Selbstverständlich sind am Ende alle Verbrechen nachvollziehbar aufgelöst und Julia und Leo nähern sich einander an.


    Fazit:

    Ein opulentes Meisterwerk in allen Facetten, gekrönt durch den herausragenden Vortrag des Sprechers Hans Jürgen Stockerl. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine Lese- und Hörempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0DMTD79B1

    Erholsam und entspannend


    Buchmeinung zu Alex Wagner – »Kein Urlaub für Mörder«


    »Kein Urlaub für Mörder« ist ein Kriminalroman von Alex Wagner, der 2025 im dp Verlag erschienen ist. Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des 2022 erschienenen Titels »Der Tote im Moor«.


    Zum Autor:

    Alex Wagner, geb. 1972, lebt mit ihrem Mann in der Nähe von Wien, im Schatten einer alten Burgruine, wo man sich die kniffligsten Morde ausdenken kann. Sie schreibt Krimis und Thriller, ist aber auch gerne mal in anderen Genres unterwegs. Ihre Romane sind in Österreich, Deutschland und an den schönsten Sehnsuchtsorten angesiedelt.


    Zum Inhalt:

    Anna Pilgram liebt ihre ihre Krimisammlung. Ihre Schwester schenkt ihr einen Krimi-Urlaub im Dartmoor, der sich jedoch als Single-Börse entpuppt. Sie lernt Frau Adele und Louis kennen, die beide ebenfalls eingefleischte Krimifans sind. Als es im Umfeld einen Toten gibt, beginnt das Trio zu ermitteln.


    Meine Meinung:

    Anna Pilgram ist eine sympathische Frau, die Krimis mag. Mit der Teilnahme an einer Krimiveranstaltung lockt Annas Schwester sie nach Dartmoor. Die Veranstaltung stellt sich aber als Partnervermittlung heraus. Doch Anna findet gleichgesinnte Krimifans in der älteren Dame Frau Adele und Louis. Bald stoßen die drei auf Geheimnisse und nach der ersten Leiche sind die drei in ihrem Element. Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt angenehm, leicht verdaulich und erzeugt Wohlbehagen. Die Figurenzeichnung ist leider eher flach und die Handlung bietet wenig Überraschungen. Die Polizei agiert wenig überzeugend und die drei Krimifans gehen ideenreich vor, aber zuerst auch nicht besonders erfolgreich. Einige örtliche Sehenswürdigkeiten werden gewürdigt und das Hochmoor bringt ein paar Gruselelemente. Wechselnde Perspektive erhöhen die Intensität und die Spannung. Mit Glück und Geschick kommen Adele, Anna und Louis dem Täter auf die Spur, überstehen ein paar gefährliche Momente und können ihre entstandene Freundschaft im nächsten Band erneuern.


    Fazit:

    Trotz beschränkter Spannung und flacher Figurenzeichnung habe ich diesen Titel als Entspannungslektüre empfunden, die mir einige erholsame Stunden beschert hat. Deshalb bewerte ich das Buch mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten) und kann das Werk zur Entspannung empfehlen.


    ASIN/ISBN: B0FRFTX1BL

    Die Hummerfrauen liefern Denkanstöße


    Buchmeinung zu Beatrix Gerstberger – »Die Hummerfrauen«


    »Die Hummerfrauen« ist ein Roman von Beatrix Gerstberger, der 2025 bei dtv erschienen ist.


    Zum Autor:

    Beatrix Gerstberger, geboren 1964, ist freie Autorin für ›Brigitte‹, ›Stern‹ und ›Geo‹. Sie schrieb den SPIEGEL-Bestseller ›Keine Zeit zum Abschiednehmen‹ über den frühen Tod ihres Partners und die Geschichten von weiteren jungen Witwen vor 20 Jahren, als sie für sechs Monate in einem Hummerfischerdorf in Maine lebte. Viele Jahre später kehrte sie an diesen Ort zurück, fuhr mit Hummerfischerinnen hinaus aufs Meer und sprach mit ihnen über das Leben, über Verluste, Trauer und das Weitermachen. Daraus entstand die Idee für diesen Roman. Beatrix Gerstberger lebt in Hamburg.


    Zum Inhalt:

    20 Jahre zuvor hat Mina ihren letzten Urlaub als Kind mit Bruder und Eltern auf Eagle Island verbracht, einem Dorf mit Hummerfischern und wundervoller Natur. Nach dem Tod ihres Bruders und dem Zerwürfnis mit ihrer Mutter, will Mina einen Neuanfang an dem Ort wagen, an dem sie glückliche Tage verbracht hat. Dort begegnet sie den starken Frauen und Hummerfischerinnen Ann und Julie sowie ihrer Jugendbekanntschaft Sam.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch bietet reichlich Denkansätze, vor allem zum Thema Umgang mit Verlusten. Ann (72) und Julie (Mitte 50) haben selbst einen Neuanfang auf Eagle Island gewagt und kümmern sich um Mina (Anfang 30). Die Hummerfischerei bietet einen festen, aber auch harten Rahmen für die Inselbewohner. Wenn etwas Schlimmes passiert wird kurz getrauert und dann wird zum Alltag zurückgekehrt. Durch mehrere Rückblenden erfahren wir mehr über Ann und Julie, aber auch über andere Dorfbewohner und Ereignisse jener Zeit. Sam hatte andere Pläne, aber durch den Tod seines Bruders akzeptiert er ungeschriebene Gesetze und bleibt auf der Insel. Sam und Mina kommen sich näher, aber der unterschiedliche Umgang mit Geschehenem macht es nicht einfach. Mina möchte Dinge hinterfragen, während Sam sie als abgeschlossen betrachtet. Schnell ist man bei der Frage »Wie hättest du dich unter diesen Umständen verhalten?« angelangt und gerät ins Grübeln.


    Fazit:

    Dieses Buch hat mich wiederholt zum Nachdenken angeregt, auch wenn die eigentliche Geschichte eher unaufgeregt abläuft. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0DKTP7WDR

    Härter und direkter als der erste Band, aber nicht besser


    Buchmeinung zu Nikolas Kuhl & Stefan Sandrock – »Bittere Nacht«


    »Bittere Nacht« ist ein Kriminalroman von Nikolas Kuhl & Stefan Sandrock, der 2025 bei Rowohlt erschienen ist. Dies ist der zweite Band der LKA Hamburg-Reihe.


    Zum Autor:

    Stefan Sandrock, geb. 1976 in Bilbao, arbeitet für den NDR und kuratiert Ausstellungen.

    Nikolas Kuhl, geb. 1986 in Münster, schreibt Drehbücher und ist Kopf der Musikband Giant Crow.


    Zum Inhalt:

    Die Ermittler Juha Karhonen und Lucas Adisa vom LKA Hamburg ermitteln in zwei Tötungsdelikten an Geschäftspartnern, aber die Suche nach Motiv und Täter gestaltet sich schwierig.


    Meine Meinung:

    Meine Erwartungen waren sehr hoch, da mir der erste Band ausgezeichnet gefallen hatte. Der Einstieg war spektakulär mit einer Wasserleiche und einem Opfer in einer Sauna, deren Leiden live übertragen wurde und die Ermittler in Aufruhr versetzte. Auch im weiteren Verlauf gab es Szenen von unglaublicher Gewalt gepaart mit Gefühlskälte der Protagonisten. Dies war mir doch etwas zu viel, auch wenn Einschübe aus dem Privatleben der Kommissare für Entspannung sorgten. Der Grundton blieb dunkel und die Kommissare stocherten im Dunkel herum. Lucas fühlt sich zu einer Verdächtigen hingezogen und gerät in Problemen mit den Dienstvorschriften und wird schließlich von den Ermittlungen freigestellt. Seine Aufgaben werden von Kollegen übernommen und Juha diskutiert den Fall nun meist mit seiner Kollegin Selma, die einen positiven Akzent setzen konnte. Ein positives Element waren auch die Einschübe mit einem asiatisch stämmigen Privatdetektiv, der seine Spiele mit den Ermittlern trieb.

    Wie gewohnt wird die Geschichte aus mehreren Perspektiven vorgetragen und der Leser erlebt die Gefühle der agierenden Personen intensiv mit. Die Handlung ist verschachtelt und spielt auf drei Zeitebenen. Ein Bootsausflug 2017 in Spanien und ein Erholungskurs von vor einem halben Jahr bleiben vorerst unklar, gewinnen aber an Bedeutung. In der Jetztzeit wird atmosphärische Handlung aus Hamburg und Umgebung präsentiert. Das Erzähltempo und die Spannung sind moderat, nehmen aber zum Ende hin deutlich zu. Es gibt etliche überraschende Wendungen und erst mit Verzögerung werden die wahren Vorgänge klar. Der Showdown auf der gefrorenen Wasserfläche wirkte auf mich etwas überzogen. Der aktuelle Fall und die Vorgänge in der Vergangenheit werden vollständig und nachvollziehbar aufgelöst. Mich hat dieser Band trotz einiger Abstriche sehr gut unterhalten und ich bin gespannt, wie es mit dem Team des LKA weitergehen wird.


    Fazit:

    Meine hohen Erwartungen konnte dieser Titel nicht vollständig erfüllen und blieb deutlich hinter dem ersten Band zurück. Trotzdem habe ich mich sehr gut unterhalten und bewerte das Buch mit vier von fünf Sternen 80 von100 Punkten). Ich kann dieses Buch allen Krimifreunden empfehlen.


    ASIN/ISBN: 3499014297

    Ein herausragender historischer Krimi


    Buchmeinung zu Peter Lorath – »Gesetz des Midas«


    »Gesetz des Midas« ist ein historischer Kriminalroman von Peter Lorath, der 2025 bei between pages by Piper erschienen ist. Dies ist der dritte Band um den Sonderermittler Leopold Kern.


    Zum Autor:

    Der gebürtige Wiener Peter Lorath, im Hauptberuf Arzt, beschäftigt sich seit einigen Jahren mit den politischen und gesellschaftlichen Zuständen im Wien des Fin-de-Siècle. 2022 erschien sein erster historischer Kriminalroman um den Sonderermittler Leopold Kern, der es gleich auf die Shortlist des Leo-Perutz-Preis geschafft hat.


    Zum Inhalt:

    Wien 1881: Nach der Ermordung des russischen Zaren fürchtet der Polizeipräsident ein Attentat aus dem Arbeitermilieu, zumal der Fall eines ermordeten Ziegelarbeiters Ungereimtheiten aufweist.


    Meine Meinung:

    Bisher hatte ich kein Buch von Peter Lorath gelesen und ich wurde positiv überrascht. Atmosphäre und Setting haben mich sofort in das Wien von 1881 gebracht. Leopold Kern ist Sonderermittler des Wiener Polizeipräsidenten Marx und ist meist auf sich allein gestellt. Er ist in der Halbwelt gut vernetzt und nimmt im Zweifel auch große Risiken in Kauf. Unterstützt wird er vom Herrn Johann, der sein Leben als Diener in besseren Kreisen verbracht hat. Beeindruckend und zugleich erschreckend ist das Bild der Arbeits- und Lebensbedingungen der Ziegelarbeiter und ihrer Familien. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, aber meist begleitet der Leser den sympathischen Sonderermittler. Viele der Figuren, denen Leo begegnet, agieren undurchsichtig und sind mit Ecken und Kanten gezeichnet. Die Handlung beinhaltet etliche Szenen voller Gewalt und Grausamkeiten, manchmal allerdings auch einen Hauch Romantik. Etliche Nebenhandlungen sorgen für kurzzeitige Entspannung. Leopold Kern agiert nicht fehlerfrei und manchmal bricht sein Temperament durch. Die Spannung nimmt stetig zu und Leo und Herr Johann geraten in scheinbar ausweglose Situationen.

    Mich hat dieses Teil hervorragend unterhalten, weil es einerseits spannend ist und andererseits ein glaubwürdiges Bild der damaligen Zustände zeichnet. Lesenswert und interessant sind die Anmerkungen des Autors am Ende des Buches.


    Fazit:

    Dieser Titel konnte mich mit Handlung, Figurenzeichnung, historischen Beschreibungen, Spannungskurve und Schreibstil begeistern. Auch dank der Hauptfigur ist dies mein Lesehighlight des Jahres. Deshalb bewerte ich diesen Titel mit fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0DJPH8V1B

    Verlustbewältigung


    Buchmeinung zu Jan Costin Wagner – »Eden«


    »Eden« ist ein Roman von Jan Costin Wagner, der 2025 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen ist.


    Zum Autor:

    Jan Costin Wagner, geboren 1972, lebt als Schriftsteller und Musiker bei Frankfurt am Main.


    Zum Inhalt:

    Markus, Kerstin und ihre Tochter Sophie sind eine glückliche Familie bis Sophie bei einem Anschlag auf ein Konzert getötet wird. Markus und Kerstin stehen vor einem Scherbenhaufen und müssen einen Weg finden, das Geschehene zu verarbeiten.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch widmet sich dem schwierigen Thema der Bewältigung von Verlusten. Zu Anfang erleben wir eine glückliche Familie samt Sophies Schulfreund Tobias. Dann die Fahrt zum Konzert und das Attentat, dass der Vater Markus vor Ort miterleben muss. Wie man später eher beiläufig erfährt, rettet Vater Markus einem Mädchen als Ersthelfer das Leben. Markus ist ein besonderer Mensch, der akkurat das Beste tun will. Der Verlust seiner Tochter trifft ihn so hart, dass er die Auswirkungen auf seine Ehefrau nicht bemerkt und ihr nicht zur Seite steht. Markus und Kerstin finden keinen gemeinsamen Weg, um den Verlust zu verarbeiten. Sie sind noch nicht einmal in der Lage, sich gegenseitig zu helfen. Auch Schulfreund Tobias leidet unter dem Verlust, zumal die Ehe seiner Eltern zerbrochen ist. Er sucht die Nähe zu Markus und beide reden viel miteinander. Diese Abschnitte haben mich berührt und zum Nachdenken angeregt. Markus Annäherung an die Täterfamilie konnte mich hingegen weniger überzeugen.

    Die Geschichte wird aus etlichen Perspektiven erzählt, so dass der Leser die Ansichten und Gefühle der Figuren gut nachvollziehen kann. Schwierigkeiten bereitete mir der Erzählstil, der oft Sätze und Gedanken unvollendet lässt.


    Fazit:

    Mich hat dieser Titel in weiten Teilen zum Nachdenken gebracht und deshalb bewerte ich ihn mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und gebe eine Leseempfehlung.


    ASIN/ISBN: B0F49D4LWL

    Ein weiterer Höhepunkt der Reihe


    Buchmeinung zu C. S. Harris – »Die Sünden von Warwick House«


    »Die Sünden von Warwick House« ist ein Historischer Kriminalroman von C. S. Harris, der 2025 im dp Verlag in der Übersetzung von Angelika Lauriel erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Why Kill the Innocent« und ist 2018 erschienen. Dies ist der dreizehnte Band in der Serie um Sebastian St. Cyr.


    Zum Autor:

    C. S. Harris, auch bekannt als Candice Proctor und C. S. Graham, ist die USA-TODAY-Bestsellerautorin von mehr als zwei Dutzend Romanen, darunter die historische Krimi-Bestsellerserie rund um Sebastian St. Cyr. Als ehemalige Akademikerin mit einem Doktortitel in europäischer Geschichte hat Candice einen Großteil ihres Lebens im Ausland verbracht und in Spanien, Griechenland, England, Frankreich, Jordanien und Australien gelebt. Heute wohnt sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem pensionierten Armeeoffizier Steven Harris, in New Orleans, Louisiana.


    Zum Inhalt:

    London, 1814. Während ein grausamer Winter die Stadt in eisigem Griff hält, findet Hero St. Cyr die Leiche der jungen Musikerin Jane Ambrose halb begraben in einer Schneewehe. Jane Ambrose war als Musiklehrerin für Prinzessin Charlotte tätig. Sebastian St. Cyr, Viscount Devlin, und seine Frau Hero nehmen gegen den Widerstand des Palastes die Ermittlungen auf..


    Meine Meinung:

    Der Tod einer jungen Frau, die für die Thronfolgerin arbeitete, beschäftigt natürlich auch Lord Jarvis, den mächtigsten Mann im Reich. Er möchte keine Ermittlungen, aber Sebastian und Hero wollen den Mörder überführen. Bei ihren Nachforschungen stoßen Sebastian und Hero auf Spione, vertuschte Finanzskandale, Diplomaten mit zweifelhaftem Ruf, ehrgeizige Politiker und marode Familienverhältnisse in mehr als einer Familie. Niemand sagt die Wahrheit und die Motive dafür sind nur in Teilen ehrbar. Historisch spielen die Beziehungen der Prinzessin zum Hause Oranien, der Jahrmarkt auf der zugefrorenen Themse, der rabiate Umgang der Regierung mit seinen Untertanen und die unglaublichen Beschränkungen, denen Frauen unterliegen, eine Rolle. Auch diesmal ist es eine spannende und mit überraschenden Wendungen gespickte Geschichte geworden. Sebastian und Hero geraten in große Gefahr und müssen sich ihrer Feinde erwehren. Die Handlung ist voller Gewalt und eher zufällig stoßen die Ermittler auf die richtige Spur. Am Ende steht ein vollständig und nachvollziehbar gelöster Fall.

    Die Geschichte ist fesselnd, atmosphärisch und flüssig erzählt und das gezeichnete Bild der Zustände im London jener Zeit lässt mich erschaudern. Die Figuren sind meist mit reichlich Grautönen gezeichnet. Dieser Band ist für mich ein Höhepunkt der Reihe.


    Fazit:

    Dieser historische Kriminalroman hat mich trotz der harten Thematik sehr gut unterhalten und hat mich in fast jeder Hinsicht überzeugt. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0FDK9Z7FG

    Idylle kombiniert mit verstörender Gefühlskälte


    Buchmeinung zu Kaisu Tuokko – »Gerächt sein sollst du«


    »Gerächt sein sollst du« ist ein Kriminalroman von Kaisu Tuokko, der 2025 bei Aufbau Taschenbuch in der Übersetzung von Anu Katariina Lindemann erschienen ist. Der Titel der finnischen Originalausgabe lautet »Kosto« und ist 2023 erschienen.


    Zum Autor:

    Kaisu Tuokko ist eine finnische Schriftstellerin, die in Kristinestad aufgewachsen ist. Und nun in Helsinki lebt.


    Zum Inhalt:

    In Kristinestad wird die Leiche des siebzehnjährigen Jonas im Wasser gefunden. Journalistin Eevi Manner und Kriminalkommissar Mats Bergholm, die als Jugendliche befreundet waren, beginnen zu ermitteln.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich zu Beginn mit Atmosphäre und angenehmem Schreibstil positiv überrascht. Es herrscht trotz der idyllischen Umgebung ein dunkler Grundton vor, der zu diesem Nordic Noir passt. Eevi Manner ist eine engagierte Journalistin mit etlichen privaten Problemen, die sympathisch wirkt. Ihre Stärke ist der Vertrauensaufbau zu potentiellen Gesprächspartnern, die ihr Zugang zu vielen vertraulichen Informationen liefert. Besonderes Augenmerk liegt, auch aus eigenen leidvollen Erfahrungen, auf die unterdrückte Rolle der Frauen in Finnland. Kommissar Mats Bergholm hat Eheprobleme und wird mit der Ermittlungsleitung betraut. Seine Mitarbeiter haben Stärken und Schwächen, kommen aber nur schleppend voran. Diese Figuren sind interessant und glaubwürdig gezeichnet. Etliche Betroffene und Zeugen zeigen eine verstörende Gefühlskälte und wirken wie Marionetten. Der Toter wechselt im Laufe der Geschichte mehrmals zwischen Opfer und Täter und wirkt wie eine ganz arme Sau, wie man bei uns sagen würde. Ermittlungsfortschritte kommen oft aus dem Nichts und wirken oft zufällig. Weiterhin wurden immer mehr Problematiken angesprochen und der Plot wirkte überladen. Zudem wirkte der immer wieder angesprochene unerfüllte Kinderwunsch der Journalistin nervig auf mich. Stellenweise ging die Spannung in den Keller, weil der Fokus auf eine der vielen Nebenhandlungen lag. Erst gegen Ende nahm die Handlung Fahrt auf und Spannung und Tempo stiegen deutlich. Nach einigen überraschenden Wendungen gab es eine nachvollziehbare Auflösung ganz im Sinne des Nordic Noir.


    Fazit:

    Dieser finnische Küstenkrimi kann mit Atmosphäre, Schreibstil und interessanten Hauptfiguren punkten, verliert sich aber auch (zu) oft in den vielen Nebenhandlungen. Deshalb bewerte ich diesen Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten), sehe aber durchaus Potential für mehr.


    ASIN/ISBN: 3746642086

    Die Online-Omi hat einen weiteren Fan gewonnen


    Buchmeinung zu Renate Bergmann – »Ihr habt es gut, ihr habt ja mich«


    »Ihr habt es gut, ihr habt ja mich« ist ein Roman von Renate Bergmann, der 2025 bei Rowohlt Taschenbuch erschienen ist. Dies ist bereits der zwanzigste Band um die Online-Omi.


    Zum Autor:

    Renate Bergmann ist ein Pseudonym des Autors Torsten Rohde.

    Torsten Rohde, Jahrgang 1974, hat in Brandenburg/Havel Betriebswirtschaft studiert und als Controller gearbeitet. Sein Social-Media-Account @RenateBergmann entwickelte sich zum Internet-Phänomen.


    Zum Inhalt:

    Renate Bergmann, geb. Strelemann, 82, lebt in Berlin-Spandau. Sie war Reichsbahnerin, kennt das Leben vor, während und nach der Berliner Mauer und hat vier Ehemänner überlebt. Renate Bergmann ist Haushalts-Profi und Online-Omi. Eigentlich möchte sie nur ihren Schwiegersohn in Schönweide unterstützen, aber dann will sie örtliche Probleme angehen und kandidiert für den Gemeinderat. Meist sind es alltägliche Dinge und Probleme, zu denen Renate Bergmann ihre Meinung äußert.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mir von Anfang an sehr gut gefallen. Die Protagonistin Renate Bergmann ist eine echte Sympathieträgerin, die zu fast allem eine Meinung hat, die sie auch kund tut. Sie agiert mit einer gewissen Bauernschläue, die auf ihren vielfältigen Erfahrungen beruht. Dabei bleibt sie immer positiv, sammelt Informationen und überlegt, was man verbessern könnte. Interessant sind ihre Gedanken, wie sie Tochter und Schwiegersohn unterstützen kann, ohne aufdringlich zu wirken. Zudem schafft sie es, Bekannte zur Mithilfe zu ermuntern. Einfach köstlich die Beschreibung des Umbaus einer ungenutzten Telefonzelle zu einer Buchstation. Doch auch ernste Dinge wie die schlechter werdende Versorgungslage auf dem Lande werden angesprochen und auch hier entwickelt Renate Bergmann eigene Ideen wie die des Kümmerers.

    Manche Figuren sind bewusst überzeichnet und sorgen für lustige Szenen. Besonders ist aber vor allem die Sprache, in der moderne Dinge absichtlich falsch genannt werden. Händi und Finstergramm bringen so ein Lächeln in mein Gesicht. Handlung und Sprache sind leicht verdaulich und haben mir viel Lesevergnügen bereitet.


    Fazit:

    Mich hat dieser humoristisch geprägte Titel positiv überrascht und viel Lesevergnügen bereitet. Deshalb bewerte ich das Buch mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3499016133

    Fast schon ein Cozy


    Buchmeinung zu Alexander Oetker – »Signora Commissaria und die kalte Rache«


    »Signora Commissaria und die kalte Rache« ist ein Kriminalroman von Alexander Oetker, der 2025 bei Atlantik erschienen ist. Dies ist der zweite Band der Reihe um Commissaria Giulia Ferrari, die in Florenz ermittelt.


    Zum Autor:

    Alexander Oetker, geboren 1982, ist Bestsellerautor und TV-Journalist, als Frankreich-Experte von RTL und n-tv berichtet er seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift Der Feinschmecker. Er lebt mit der Familie zwischen Brandenburg, Berlin und der französischen Atlantikküste.


    Zum Inhalt:

    In Florenz werden junge Frauen nachts verfolgt und Vermisstenplakate um ihre Wohnung herum angebracht. Es sind bereits mehr als ein Dutzend Fälle und dann verschwindet das nächste Opfer spurlos. Commissaria Giulia Ferrari und ihr Team um den blinden Polizisten Enzo und den Wirt und ehemaligen Kripobeamten Luigi ermitteln mit Hochdruck.


    Meine Meinung:

    Giulia, Luigi und Enzo wirken sympathisch und kompetent. Sie harmonieren gut, sind hartnäckig und haben ein Faible für gutes Essen. Hier kommt der Restaurantkritiker im Autor zum Tragen. Der Schreibstil ist fesselnd und eindringlich, aber auch leicht verdaulich. Dieser Fall ist deutlich ruhiger als der erste Band.

    Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt und insbesondere die Szenen aus der Sicht der Verfolgten vermitteln eindringlich die Gefühle der jungen Frauen. Es braucht einige Zeit bis sich eine erfolgversprechende Spur findet. Doch diesmal wird die Verfolgte entführt und das Tempo erhöht sich danach deutlich.

    Gefallen haben mir die atmosphärischen Beschreibungen von Florenz, den Sehenswürdigkeiten und den Speisen, die Lust auf einen Urlaub wecken. Weniger gelungen fand ich die Figurenzeichnung fast ohne Grautöne. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar. Als Bruch empfand ich die Einbindung der Mafia in die Handlung, zumal die Auswirkungen erst in späteren Folgen spürbar werden.


    Fazit:

    Mich hat dieses Buch des Autor trotz einiger deutlich spürbaren Schwächen gut unterhalten, zumindest bis zur Einbindung der Mafia. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). Empfehlen kann ich das Werk als atmosphärischen Urlaubskrimi, aber die in Frankreich spielen Krimis des Autors haben mir besser gefallen.


    ASIN/ISBN: B0DK63L6J5