Beiträge von buchregal123

    ASIN/ISBN: 3463000725


    Hamburg, 1946: Im Keller des Hauses der einstigen Schauspielerin Friede Wahrlich treffen der fast 16-jährige Gerd und die 14-jährige Gisela aufeinander. Hamburg ist ein großes Trümmerfeld und eine Unterkunft zu finden, ist nicht leicht. Die Menschen hungern und frieren, müssen jeden Tag ums Überleben kämpfen, aber in ihnen ist auch die Hoffnung, dass bessere Zeiten kommen. Gerd und Gisela hoffen, dass sie ihre Familie wiederfinden.


    Wieder einmal ist es der Autorin Carmen Korn gelungen, uns auf eine Zeitreise mitzunehmen, die es uns ermöglicht, ganz nahe bei den Menschen zu sein, die in der immer noch dunklen Zeit Hoffnung auf das Licht haben. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, wenn man sich erst einmal an die vielen Perspektivwechsel gewöhnt hat.


    Die Charaktere sind so liebevoll gezeichnet, dass man selbst für die unsympathischen Personen Verständnis aufbringt. Friede Wahrlich lebt in der Vergangenheit, als sie als Schauspielerin erfolgreich war und die Männer sich um sie rissen. Sie macht sich Vorwürfe, weil ihr Freund Victor Franke deportiert wurde und glaubt, dass ihr eifersüchtiger Verehrer Palutke seine Finger im Spiel hatte. Die ehemaligen Garderobiere Marta ist aus Friedes Leben nicht wegzudenken. Sie ist mit allen Wassern gewaschen, stets auf ihren Vorteil bedacht und handelt auf dem Schwarzmarkt. Gisela und Gert muss man einfach mögen. Sie leben bei Friede im Keller und machen die Räume so wohnlich, wie es eben geht. Darüber hinaus versuchen beide in den Trümmern etwas zu finden, dass das Leben möglich macht. Mit der Zeit kommen noch andere Personen ins Haus, wie der praktisch veranlagte Robert und der sensible Ludwig. Immer mehr wachsen die Zusammengewürfelten zu einer Familie zusammen. Haben Gerds Mutter und seine Schwester Barbara überlebt? Was ist aus Giselas Eltern geworden?


    Die Zustände in Hamburg in jener Zeit sind gut beschrieben. Ich selbst kann mich auch noch an die vielen Trümmer in der Nachkriegszeit in unserer Stadt erinnern und wie schwierig es damals für meine Eltern war, eine Wohnung zu finden.


    Mir hat dieser Roman gut gefallen und ich kann ihn nur empfehlen.


    10/10

    Nachdem ihre große Liebe spurlos verschwunden ist, stellt Ruth fest, dass sie schwanger ist. Sie zieht von Berlin in einen kleinen Ort in Mecklenburg. In Hannah, die ebenfalls schwanger ist, findet sie eine Freundin. Ruths Tochter Jule und Hannahs Sohn Andi wachsen gemeinsam auf. Später verlieben sie sich. Doch dann fällt die Mauer und Jule zieht es hinaus in die Welt, während Andi auf sie wartet.


    Dieser Roman beginnt im Jahr 1967, als Ruth feststellt, dass sie schwanger ist und endet im Jahr 2010. Der DDR-Alltag wird gut dargestellt, ebenso auch die Wendezeit, die große Veränderungen mit sich bringt.


    Die Charaktere sind lebensnah und individuell dargestellt. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, aber sie stehen zusammen. Jule möchte mehr über ihren Vater wissen. Ruth hatte immer vermutet, dass sich ihre Liebe in den Westen abgesetzt hat. Nach dem Fall der Mauer bekommt Jule einen Hinweis und macht sich auf die Suche nach ihrem Vater. Der introvertierte Andi bleibt zurück und wartet. Jules Suche dauert Jahre, doch sie und ihr geduldiger Freund bleiben über ihr Kinderspiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ verbunden. Besonders gut gefallen hat mir Frieda, die für die Kinder immer ein Ruhepol ist.


    Das Ende hat mich überrascht, aber dazu will ich nichts verraten.


    Es ist ein leiser, tiefgründiger und ergreifender Roman über Verlust und Liebe, der mir sehr gut gefallen hat.


    10/10

    Die junge Biologin Rachel Carson liebt die Natur und ganz besonders das Meer. Sie möchte dort forschen. Doch als ihr Vater stirbt, muss sie für ihre Familie sorgen. Aber ihr Interesse für die Natur bleibt und sie beginnt darüber zu schreiben. Sie beobachtet genau und ihr fällt auf, dass sich einiges verändert. Sie hinterfragt den Einsatz von DDT, denn wenn es keine Insekten mehr gibt, dann sterben auch die Vögel, da alles miteinander zusammenhängt. Sie macht ihre Erkenntnisse öffentlich mit ihrem Buch „Der stumme Frühling“ und verärgert damit die chemische Industrie.


    Mir sagte der Name „Rachel Carson“ zuvor nichts, aber von der Autorin Theresia Graw habe ich schon einige Bücher gelesen. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, und die Schilderungen von Meer und Umgebung sind bildhaft und sehr atmosphärisch, so dass ich alles gut vor Augen hatte. Erzählt wird diese Geschichte in der Ich-Perspektive, dadurch ist man beim Lesen ganz nah an Rachel, ihren Gedanken und Handlungen.


    Mir hat es gefallen mit Rachel durch die Natur zu streifen und zu mitzuerleben, was sie auf ihren Erkundungen hört und sieht. Dieses Beobachten und Forschen ist ihr so wichtig, dass sie sich gegen Ehe und Familie entscheidet, was damals von einer Frau erwartet wird. Sie zieht aufgrund ihrer Beobachtungen ihre eigenen Schlüsse und glaubt nicht, was von der Chemie über das angebliche Wundermittel DDT bekannt gegeben wird. Mit ihren Erkenntnissen geht sie an die Öffentlichkeit, auch wenn es ihr schwer gemacht wird. In einer männerdominierten Zeit nimmt man sie nicht für voll, da sie nicht promoviert hat. Aber sie ist eine starke Frau, die sich nicht unterkriegen lässt.


    Mich hat diese Romanbiografie über eine beeindruckende Frau gut unterhalten, aber auch zum Nachdenken gebracht.


    10/10

    ASIN/ISBN: 3471360506



    Inzwischen lebt Clara Lofthus mit ihren Söhnen und dem Lebensgefährten Alex in Nairobi, wo sie ein Hilfsprojekt leitet. Als sie nach einem Terroranschlag wieder die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zieht, wird ihr erneut der Posten der Justizministerin angetragen. Sie nimmt an. Doch dann taucht eine Leiche auf, was Auswirkungen auf Claras Leben hat, denn der Podcaster Erik Heier kommt Claras dunkler Vergangenheit immer näher.


    Mir haben die Vorgängerbände „Tiefer Fjord“ und „Dunkler Abgrund“ sehr gut gefallen, daher wollte ich natürlich auch das Finale miterleben. Es empfiehlt sich, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, auch wenn es für das Verständnis nicht unbedingt erforderlich ist.


    Der Schreibstil ist packend und lässt sich flüssig lesen. Eindrucksvoll und atmosphärisch wird die Landschaft in Norwegen beschrieben. Erzählt wird diese Geschichte wieder aus unterschiedlichen Perspektiven und gibt dabei Einblicke in die Psyche der Beteiligten. Dabei tun sich menschliche Abgründe auf.


    Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch dargestellt. Clara Lofthus liebt die Macht und agiert eiskalt und skrupellos, was sie aber nach außen gut zu verstecken weiß. Ihre dunkle Vergangenheit hat sie versucht geheim zu halten. Nun aber droht durch die Recherche von Heier alles ans Tageslicht zu kommen. Mir war Clara die ganze Zeit über unsympathisch, was sich sogar noch verstärkt hat. Axel tat mir nur leid.


    Dieses Buch beginnt etwas langatmig, doch die Spannung nimmt immer mehr zu. Die Auflösung ist überzeugen.


    Ein düsterer und spannender Thriller, der mir gut gefallen hat.


    10/10

    Die Zionistin Ruth kommt 1946 aus Ungarn nach Palästina. Fast alle aus ihrer Familie fielen den Nazis zum Opfer. Nun aber will sie sich ein neues Leben aufbauen. Im Kibbuz Trashim am Rand der Wüste muss sie hart arbeiten. Aber sie wird auch hart, kämpft für den Kibbuz und gegen alle Bedrohungen, die ihnen bevorstehen.

    Dieser Roman spielt in der Zeit von 1946 bis 2009 und erstreckt sich über vier Generationen. Die Geschichte, die der Autor Lavie Tidhar erzählt, ist interessant und spannend, erfordert aber auch Aufmerksamkeit beim Lesen, denn immer wieder wird zwischen den Zeiten hin- und hergesprungen. Der Schreibstil ist nüchtern, die Geschehnisse oft recht grausam.

    Immer wieder gibt es Auseinandersetzungen, mit denen der Staat Israel bis heute zu tun bekommt. Das hat Auswirkungen auf das Leben der Menschen, die dort leben. Sie kämpfen für ihr Land, halten loyal zusammen, werden aber auch hart, so hart, dass selbst Mord nicht abwegig erscheint. Wir lernen eine Reihe von Schicksalen kennen, die einen bewegen, aber manchmal auch schockieren.

    Daneben gibt es aber auch noch einen Todesfall, der als Suizid abgetan wird, was der Freund aber nicht glaubt. Daher ermittelt Lior, um herauszufinden, was wirklich geschehen ist.

    Diese fiktive Geschichte vor realem, historischen Hintergrund ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Mir hat dieser tiefgründige Roman gut gefallen und er wirkt sicherlich noch eine Weile nach. Lesenswert!


    10/10

    Es gibt Geschenke, die man eigentlich nicht will. Auch die Regierung der Bundesrepublik wird mit einem nicht gewollten Geschenk beglückt. Der Präsident von Botswana hat 20.000 Elefanten nach Deutschland geschickt, weil die deutsche Regierung ein Einfuhrverbot von Jagdtrophäen beschlossen hat. Botswana ist auf diesen Handel, der von anderen Ländern verurteilt wird, aber wirtschaftlich angewiesen.

    Dieser Roman, der nur 144 Seiten umfasst, basiert auf einem realen Angebot von Mokgweetsi Masisi, weil von der deutschen Umweltministerin der Umgang mit den Elefanten und Jagdtrophäen kritisiert wurde. Es ist natürlich aus der Sicht europäischer Länder leicht, die zu kritisieren, die arm sind und ihre Lebensgrundlage verteidigen.

    Diese Geschichte ist ein satirischer Blick auf das Politgeschehen und die herablassende Sicht derer, denen es wirtschaftlich gut geht und die herablassend auf andere schauen.

    Das Geschenk aus Botswana ist nun mitten in der Hauptstadt angekommen und verursacht ein Chaos, da die Tiere nicht erlegt oder weggesperrt werden dürfen. Der Bundeskanzler ist gezwungen, mit diesem Geschenk und den damit verbundenen Problemen zurecht zu kommen, denn er kann den Schenker natürlich nicht brüskieren. Außerdem geht es um seine eigene Position und so holt er sich Rat bei seiner Vorgängerin. Er schafft einen neuen Posten, doch die eigens ernannte Elefantenministerin Hartmann dringt mit ihren konstruktiven Vorschlägen nicht durch, muss aber die Verantwortung tragen. Das Problem lässt sich nicht so leicht lösen, da es auch im großen Zusammenhang betrachtet werden muss, jede Entscheidung hat Folgen. Das nutzen die Rechtspopulistischen erfolgreich um Stimmung zu machen, obwohl sie auch keine Lösung haben. All das ist ein gefundenes Fressen für die Medien.

    Natürlich sind die Figuren stereotyp dargestellt, damit die Satire auch deutlich wird.

    Während es anfangs noch recht vergnüglich für den Leser ist, wird es zum Ende hin recht deprimierend. Es wird ein bedrückendes Bild der Politik gezeichnet, das ein wenig wie ein Abbild der Politik im wahren Leben wirkt. Statt nachhaltig und zukunftsorientiert zu planen und Politik zu machen, hat man oft nur die eigene Karriere im Blick und den nächsten Wahltermin. Verantwortung wird delegiert, damit man später seine Hände in Unschuld waschen kann.

    Eine humorvolle, bitterböse Politik-Satire, die unterhält, aber auch nachdenklich stimmt.


    10/10

    Die Journalistin Hanna will über das schwere Schicksal von Verschickungskindern auf Borkum zu berichten. Auch ihre Mutter hatte dort Schreckliches erlebt. Dazu reist Hanna mit ihrer Tochter Katie auf die Insel. Sie wohnen in einem Hotel, das früher als Kinderkurheim betrieben wurde. Mit ihren Recherchen stößt sie aber auf Widerstand. Inselarzt Ole unterstützt sie bei ihren Nachforschungen. Doch dann wird ihr das Tagebuch einer ehemaligen Betreuerin zugespielt, das Hinweise auf ein Verbrechen gibt. Außerdem findet sie etwas heraus, das mit Oles Familie zu tun hat.

    Es ist noch gar nicht so lange her, dass das Thema Verschickungskinder in die Öffentlichkeit kam. Seither hat es schon einige Bücher dazu gegeben. Nun hat auch Eva Völler dieses Thema aufgegriffen. Leider aber gerät das Thema neben einigen Nebenschauplätzen etwas in den Hintergrund.

    Der Erzählstil der Autorin lässt sich sehr angenehm lesen. Erzählt wird diese Geschichte auf zwei zeitebenen. Die Inselatmosphäre ist schön eingefangen.

    Die Figuren sind gut und authentisch gezeichnet, aber nicht alle sind sympathisch. Hanna ist durch die Geschichte ihrer Mutter persönlich betroffen. Sie will mir ihrem Bericht aufrütteln und zeigen, was die Kinder damals häufig ertragen mussten, denn sie wurden bestraft, schlecht versorgt und missbraucht. Das hat Wunden bei den Kindern hinterlassen, die sie für ihr ganzes Leben beeinträchtigt haben. Als Hanna Ole kennenlernt, der sie unterstützt, verliebt sie sich. Aber wird das Geheimnis von Oles Familie, von dem er selbst nichts wusste, zwischen ihnen stehen? Katie ist 15 Jahre alt und in der Pubertät. Sie hat überhaupt keine Lust auf die Reise, lässt sich aber schnell von der Inselatmosphäre einfangen. Sabine war auch ein Verschickungskind. Sie erzählt Hanna davon, wie es seinerzeit zugegangen ist.

    Es ist interessant mitzuerleben, wie sich die alteingesessenen Bewohner von Borkum verhalten, wenn es um das Vertuschen der alten unangenehmen Geschichten der Insel geht.

    Es ist eine Geschichte, die an vielen Stellen schwer zu ertragen ist. Doch die Liebesgeschichte und die Urlaubsstimmung auf der Insel lockern das Ganze dann wieder auf. Mir wäre es lieber gewesen, wenn der Focus bei den Verschickungskindern geblieben wäre.

    Mich hat dieser Roman einerseits berührt, aber war mir dann aufgrund der vielen Themen etwas zu oberflächlich.


    6/10

    Der 19-jährige Jonas hat sein Germanistikstudium hingeschmissen. Sein Vater möchte, dass Jonas im Restaurant hilft, doch der möchte sich als Ghostwriter versuchen. Er soll die Biografie der alternden Diva Stella Dor schreiben. So kommt er an die Küste in ihr Haus voller Bücher, wo Stella abgeschieden lebt. Auf unzähligen Zetteln hat sie ihre Erinnerungen festgehalten, die sie nun hervorholt, um Jonas mit Informationen zu füttern. Dass sie die Fakten dabei ziemlich aufhübscht, bemerkt Jonas schnell. Er weiß selbst genau, wie schmerzhaft manche Erinnerungen sein können. Sie müssen sich beide ihren Problemen stellen, um sich dem Leben wieder zuwenden zu können.

    Der Autor Carsten Henn hat einen gut zu lesenden, einfühlsamen Schreibstil. Auch wenn es in diesem Roman um Verluste geht, so geht es nicht nur traurig zu, sondern durchaus auch humorvoll.

    Obwohl es in dieser Geschichte nur so von skurrilen Charakteren wimmelt, sind sie alle sehr liebevoll dargestellt. Jonas hat Probleme mit dem Leben und mit seinen Erinnerungen und flüchtet, statt sich mit seinem Vater auseinander zu setzen. Er ist aber ein ganz liebenswerter Mensch. Stella ist exzentrisch, nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau und duldet keine Rückfragen, dann steht ein weißer Elefant im Raum. So unterschiedlich die beiden sind, spürt man doch, dass sie sich mögen. Außerdem verbindet die beiden viel mehr, als sie anfangs ahnen.

    Dann sind da noch die Schwestern Imke und Britta Roose, bei denen Jonas ein Zimmer gemietet hat. Sie sind große Fans von Stella Dor und haben sich in ihrer Pension voller Erinnerungsstücke eingerichtet. Paul und sein Hund „Guter Junge“ versuchen, Stella immer nah zu sein, und der Maler Geraldo hat ganz spezielle Bildmotive. Da sind auch noch die alte Bentje von der Bushaltestelle, die ebenfalls einen Verlust erlitten hat, und die quirlige und zupackende Nessa, mit der sich Jonas anfreundet.

    Nach und nach erfahren wir mehr über die Schicksale der Personen und am Ende fügt sich alles schön zusammen.

    Mir hat diese warmherzige und berührende Geschichte mit liebenswerten Figuren sehr gut gefallen.


    10/10

    ASIN/ISBN: B0DF2J86DG


    Im eiskalten Frankfurt tauchen Leichen auf, die zuvor lebendig eingefroren wurden und danach enthauptet wurden. Dabei wird ein Buch mit persönlicher Widmung gefunden. Bei den Ermittlungen von Marc Davids und Zoé Martin führen Spuren zu einer Eliteschule, zu der einst auch Zoé ging. Sie wird in ein dunkles Kapitel ihrer Vergangenheit zurückversetzt, das nicht in ihrem Bewusstsein war.


    „Narbenkünstler“ ist der dritte Band der Trilogie um die Frankfurter Ermittler Marc Davids und Zoé Martin von Chris Dominik. Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen, die Perspektiven wechseln häufig.


    Dieser Thriller ist packend, aber auch sehr brutal, denn die Mordmethoden werden doch sehr detailliert beschrieben.


    Die Geschichte beginnt auch gleich beklemmend, als dem Gefangenen seine Situation und das damit verbundene Grauen bewusst wird.


    Marc und Zoé aus der Abteilung Sonderermittlungen sind sympathische Ermittler, auch wenn Marc so seine Probleme hat. Mit im Team sind noch Ayman Elmaleh und Nicole Unger. Die Zusammenarbeit aller funktioniert gut. Schön fand ich, dass auch der selbstbewusste Leon Dieken mit seiner Drohne wieder mit im Spiel war. Aber auch die anderen Charaktere sind gut und authentisch dargestellt. Es ist schon erschreckend, welche Abgründe sich bei manchen Menschen auftun.


    Manchmal glaubte ich, dass ich die Lösung kannte, doch immer wieder gab es Wendungen, die dann einiges über den Haufen geworfen haben. Die Auflösung war dann auch überraschend.


    Ein spannender, aber auch brutaler Thriller.


    9/10

    ASIN/ISBN: 3404194950


    Kommissarin Hannah Bülow kommt nach Ostersande zurück, um sich um ihren Vater zu kümmern. Ihre Freundin Constanze hat ihr einen Job in der hiesigen Polizeiwache gegeben. Doch es geht nicht so ruhig zu, wie Hannah es erwartet hatte, denn am Strand wird ein Toter gefunden. Es handelt sich um Hannahs Jugendfreund Philip Langmar, der Psychiater in der nahen Klinik war. Eine Notiz, die bei ihm gefunden wurde, gibt Rätsel auf. Hannah unterstützt die Kripo Wismar bei den Ermittlungen zu diesem Fall und muss dabei auch in ihre Vergangenheit eintauchen, als sie in ein Bootsunglück involviert war. Dann verschwindet auch noch Philips Bruder spurlos.


    Der Schreibstil lässt sich wieder angenehm flüssig lesen. Bei diesem Buch handelt es sich um den ersten Band einer neuen Reihe des Autoren-Duos Nina Ohlandt und Jan F. Wielpütz. Die Atmosphäre des kleinen Ortes ist gut geschildert.


    Auch die Personen sind authentisch und individuell dargestellt. Hannah trauert um ihren Mann als sie in ihren Heimatort zurückkehrt. Zu ihrem Vater hat sie ein schwieriges Verhältnis seit dem Bootsunglück von damals, dabei plagen sie selbst aber auch noch Gewissensbisse. Der Vater hat keine Lust darauf, dass Hannah ihn betüddeln will, und zeigt sich bockig. Ihm fehlt eine sinnvolle Beschäftigung. Aber auch an Hannahs Freundin Constanze, die damals ebenfalls dabei war, scheint die Vergangenheit nicht spurlos vorbeigegangen zu sein. Sie lässt Hannah mit den Kollegen von der Kripo Wismar ermitteln. Henning Grewe trägt seinen Teil zu den Ermittlungen bei, obwohl er privat ziemlich eingespannt ist. Daher ist er auch für Hannahs Hilfe dankbar. Seine junge Kollegin Mara Abedi Steyn bleibt daneben ein wenig blass.


    Obwohl es einige Verdächtige gibt, gelingt es Hannah zusammen mit Grewe und Steyn den Fall zu lösen. Dabei hilft aber auch ein wenig Kommissar Zufall mit. Das Ende ist schlüssig, aber auch ein wenig überraschend.


    Für Hannah als auch für ihren Vater zeigen sich am Schluss auch neue Zukunftsperspektiven.


    Mir hat dieser spannende Krimi gut gefallen und ich freue mich schon auf einen Folgeband.


    10/10

    Wien, 1896: Bei der Vorführung des Zaubertricks „Die zersägte Jungfrau“ stirbt die junge Frau. War es ein missglückter Trick oder war es Mord? Inspektor Leopold von Herzfeldt ermittelt in dem Fall und muss dabei feststellen, dass es rund um den Prater verschwundene junge Frauen gibt, die wohl niemand wirklich vermisst. Auch die Reporterin Julia Wolf geht der Sache nach. Aber um den Mörder zu stoppen, müssen Leopold, Julia und der Totengräber des Wiener Zentralfriedhofs Augustin Rothmayer zusammenarbeiten.

    Dies ist nun schon der vierte Band aus dieser Reihe, die mich von Anfang an begeistert hat. Wien zeigt auch heute noch überall Bezüge zur Vergangenheit. Ich mag diese Stadt. Aber in diesen Krimis lernen wir ein Wien kennen, das düster, morbide und abweisend ist, auch wenn es immer mehr fortschrittliche Entwicklungen gibt. Der Schreibstil des Autors Oliver Pötzsch liest sich gut und flüssig.

    Die Charaktere sind authentisch und sehr individuell beschrieben. Leopold von Herzfeldt benutzt moderne Ermittlungsmethoden, da er Kriminalistik studiert hat. Dennoch benötigt er immer wieder die Unterstützung des kauzigen Totengräbers. Doch der ist gerade mit anderen Dingen beschäftigt, denn er sorgt sich um seine Ziehtochter Anna und auch sein nächstes Buch nimmt in voll in Anspruch. Julia ist als Reporterin auch an der Sache dran und bringt sich damit in Gefahr. Es ist schön mitzuerleben, wie sich die Protagonisten entwickeln.

    Auch wenn die Geschichte anfangs noch ein wenig ruhig verläuft, so kommt zunehmend Spannung auf, zumal es immer wieder unverhoffte Wendungen gibt. Am Ende löst sich dann alles schlüssig auf.

    Dieser historische und komplexe Krimi ist wieder sehr spannend und hat mir gut gefallen.


    10/10

    Als Kind verbrachte Mina Sommer voller Freiheit mit ihrer Familie in dem kleinen Fischerdorf Stone Harbour auf Eagle Island in Maine. Nun, fast zwanzig Jahre später, kehrt sie zurück an den Ort, wo sie immer so glücklich war. Sie wird von den Hummerfischerinnen Ann und Julie aufgenommen und fährt mit ihnen hinaus aufs Meer.

    Mir ist es nicht leichtgefallen, mich in diese Geschichte einzufinden. Es ist ein leiser Roman, in dem die Zeiten immer wieder wechseln. Der Schreibstil lässt sich angenehm lesen. Aber besonders atmosphärisch dargestellt ist die Landschaft dort in Maine und das Leben der Menschen, wenn die Touristen wieder abgereist sind.

    Die Fischerei ist ein Beruf für Männer. Doch Ann und Julie haben sich davon nicht beirren lassen und werden nun toleriert.

    Die 72-jährige Ann lebt alleine; nur der blaue Hummer Mr. Darcy leistet ihr Gesellschaft. Die 54-jährige Julie hatte einen Unfall und ist dabei, sich ein neues Leben aufzubauen. Sie ist geradeheraus, anpackend und hilfsbereit. Sie mag den Fischer Nat, macht es sich aber selbst schwer. Mina muss sich selbst wiederfinden, nachdem ihr Bruder plötzlich verstorben ist und sie sich mit der Mutter zerstritten hat. Auch möchte sie herausfinden, warum die Familie damals nie mehr dorthin zurückkehrte. Sie begegnet auch Sam, dem Freund aus Kindertagen, wieder und erfährt, dass auch er seinen Bruder verloren hat. Ann, Julie und Mina verbindet eine ungewöhnliche Freundschaft. Sie sind starke Frauen, die sich trotz mancher Widrigkeiten nicht unterkriegen lassen. Leider muss ich sagen, dass mir keine der Figuren wirklich nahekam.

    Ein ruhig verlaufender Roman über Freundschaft und Zusammenhalt wie auch über Verlust, Trauer und Neuanfänge. Mir hat diese nachdenklich stimmende Geschichte gefallen.


    7/10

    Jonas Waider war früher Polizist. Doch dann verschwand seine Tochter Isabell und sein Leben geriet aus den Fugen. Jonas verdächtigte Bernd Vollstedt, den Vater einer Mitschülerin seiner Tochter. Dann ist der Verdächtige tot und Jonas wird wegen Mordes verurteilt. Das ist nun sieben Jahre her. Jonas ist wieder frei, aber er kann die Suche nicht aufgeben. Die Privatdetektivin Franca Lichtenwalter wurde von Frau Dr. Frieling beauftragt nach deren Enkelin Silvia zu suchen, die seit einiger Zeit verschwunden ist. Bei ihren Recherchen trifft Franca auf einen alten Fall, den von Jonas‘ verschwundener Tochter. Sie nimmt Kontakt zu Jonas auf. Es scheint einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen zu geben und so arbeiten sie zusammen.

    Wieder einmal ist es dem Autor Andreas Winkelmann gelungen, einen packenden und spannenden Thriller zu schreiben. Der Schreibstil liest sich gewohnt flüssig. Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen. Zwischendurch gibt es Abschnitte, in denen wir den Gedanken eines Unbekannten folgen können.

    Auch nach all den Jahren hat Jonas das Verschwinden seiner Tochter nicht verwunden. Es ist nicht leicht mit ihm auszukommen, denn er ist unberechenbar. Das bekommt auch die einfühlsame Franca zu spüren. Aber sie haben eine Gemeinsamkeit. Sie wollen herausfinden, was geschehen ist und wer dahintersteckt. Doch genau das will jemand verhindern.

    Nach einigen unverhofften Wendungen und falschen Fährten gibt es dann eine überraschende Auflösung.

    Es ist ein intensiver und spannender Thriller, der mich von Anfang an gefesselt hat.


    10/10

    Anni sieht nur eine Chance für Adam, Clara und sich, da die Freunde sie nicht aufnehmen wollen. Sie müssen nach Karlsbad zum László, einem Freund des Vaters und Annis Patentante Poldi. Anni will sich nicht von Adam trennen, obwohl es gefährlich ist. Aber mit Glück und Kaltschnäuzigkeit kommen sie in Prag an. Die Musik von Adam rettet sie.


    Poldi nimmt sie herzlich auf. Sie ist eine pragmatische Person, die ihren Gästen über ehrlich ist, denn die nächste Gefahr droht schon. Es wird nicht lange dauern bis die Russen da sind. Sie bringt Adam aber auch zum Reden. Er erzählt ihr seine Familiengeschichte.


    Tristans Zeit im Lazarett geht zu Ende und damit kommt der Abschied von Rosalie. Im Lager sind die Verhältnisse grausam und die Arbeitseinsätze für seine Gesundheit schlecht. Aber man will natürlich auch keine toten Gefangenen und so kann sich Rosalie wieder um Tristan kümmern. Er bekommt Penicillin und wird noch einmal gerettet. Aber es ist weiter gefährlich für ihn. O’Malley hat dann eine rettende Idee. Tristan soll im Hotel von Rosalies Eltern arbeiten, aber die sind nicht begeistert. Trotzdem nehmen sie ihn auf. Von Rosalie erfährt Tristan dann, dass Dresden bombardiert wurde.

    Der Vater war sehr sehr mutig, Adam zu verstecken. Mich würde interessieren, inwieweit die Mutter das Gefühl hatte, ihn verraten zu haben.

    Ich denke sie und Contzen wussten Bescheid, dass Gottlieb an diesem Abend verhaftet wird. Vermute aber, dass sie dachte, ihr Mann würde einknicken. Aber er hat nichts verraten und wurde darum misshandelt.

    Anni hat ein ganz besonderes Verhältnis zu ihrem Vater. Gottlieb Baumgartner ist Violinist bei der Sächsischen Staatskapelle. Die Zeiten sind schwer, denn es ist Krieg. Anni Bruder Siegfried ist gefallen und ihr Zwillingsbruder Tristan ist ebenfalls Soldat. Auch Annis Mann ist im Krieg und sie ist schwanger. Annis Gedanken sind immer bei ihrem Bruder, um ihren Mann ist sie nicht so besorgt.


    Auf einem ihrer Spaziergänge vertraut der Vater Anni an, dass er sein Protegé, den Geiger Adam Loewe, retten will. Mit Annis Mutter hat es schon Streit deswegen gegeben. Doch Gottlieb lässt sich nicht beirren. Er wird während eines Hauskonzertes verhaftet und kaum ist er wieder frei, stirbt er an den Folgen der Misshandlungen. Trotz der Folter hat er Adam nicht verraten.


    Annis Mutter stirbt etwas später bei einem Luftangriff. Nun steht Anni da, mit einem Baby und ohne Dach über dem Kopf. Im Luftschutzkeller trifft sie auf Adam, der sich danach um sie kümmert.


    Tristan ist Pilot und wird bei einem Himmelfahrtskommando eingesetzt und abgeschossen. Dr. O’Malley verarztet ihn. Im Lazarett kümmert sich Rosalie liebevoll um ihn und holt ihn zurück ins Leben. Doch er ist ein Feind.