Beiträge von little sparrow

    Klasse! Das Buch steht noch auf meiner Wunschliste. Ich bin schon ganz gespannt, wer das Rennen macht. Sind ja tolle Bücher ausgewählt.

    Vielen Dank auch an Dich für die tolle Organisation. <3

    Ein toller Schreibstil.

    Kaum habe ich die ersten Seiten gelesen, fühle ich mich schon als Teil der Familie Thalheim.


    Es ist erstaunlich, wie selbstverständlich immer der Mann, der Sohn, ganz klar als Erbe benannt wird.

    Ich kann Rike sehr gut verstehen. Nicht nur, dass sie die Erstgeborene ist, nein, sie hat sich auch um das Kaufhaus gekümmert, weiß um alle Nöte und hat ihr Erbe ins geliebte Familienunternehmen gesteckt. Doch kaum ist Oskar zurück, fällt ihm alles wie selbstverständlich in den Schoß.


    Das ist immer wieder ein Thema, das mich beschäftigt, deshalb lege ich auch so früh eine kurze Beteiligungsphase ein, um dieses für mich wichtige Detail nicht unkommentiert zu lassen.


    Auch Silvie "bedient" hier einen ganz wichtigen Aspekt: sie spürt, dass ihr Bruder, ihr Zwillingsbruder, noch am Leben ist. Manchesmal sind die Bande sehr stark - doch mehr als eine Ahnung ist es nicht, auch wenn man es später gern als Wissen herausstellt. - Da passt auch in dieser Hinsicht "das Fräulein Neunmalklug". - Seite 16


    ...

    Ich habe schon vor vielen Jahren "Blut geleckt" für Rebeccas Romane. Das hier ist einer von ganz vielen Besuchen in Waringham. ;-)

    Ich kann manche Sätze tatsächlich mitsprechen. :-]

    Das hört sich super an. Ich habe ihr aktuelles Buch hier liegen und freue mich schon sehr darauf. - Es wird allerdings mein erstes Buch von ihr.

    Scheinbar hast du "Blut geleckt!" - Toll, wenn man sich so für die Geschichte begeistert. Von manchen Reihen komme ich auch kaum wieder weg, wenn ich sie einmal (wieder) angefangen habe.

    Das Hin und Her hat mich jetzt nicht gestört. Und Fritz wusste ja was er sich mit Fritzi einhandelt. ;) Außerdem hat er am Ende ja von sich auch die Segel gestrichen. Ich glaube, er hat Kikis Schicksal und das der anderen REvolutionäre nicht verkraftet.

    Ich denke auch, dass Fritz wusste, mit wem er da anbandelte. ;)

    Und ich war am Ende froh, dass sie sich für Max entschieden hat. Manche Menschen spüren, wenn der richtige Partner vor einem steht. Und sie hat nichts getan, was einem für Fritz leid tun müsste.

    little sparrow Ich kann deine Rezi genau so unterschreiben. Einfach ein richtiges Wohlfühlbuch. Auch wenn man sich denken kann, wie die Geschichte um Maylis endet, ist sie so wundervoll und herzlich. :love:

    Genau so...


    Auch ich habe eine gute Freundin, die in einem kleinen Laden arbeitet, ihr werde ich dieses Buch schenken, da es so schön zu ihr passt. Sie ist meine persönlich Maylis.


    Eine schöne Idee! <3

    Ich schenke auch immer gern ein Buch, das zu der Person passt. Mit Liebe und sehr persönlich ausgewählt.

    Melmoth

    Roman

    Eichborn Verlag

    in der Bastei Lübbe AG

    Autorin: Sarah Perry

    ISBN 978-3-8479-0664-3

    336 Seiten




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    Inhalt und Personen


    Sarah Perry hat sich einen der besten englischsprachigen Werke der schwarzen Romantik vorgenommen: Melmoth the Wanderer von Charles Robert Maturin.

    In ihrer Adaption ist Melmoth eine Frauengestalt, die sich sozusagen an die Fersen derjenigen zu heften scheint, die durch eine vermeintlich schlimme Tat ein schlechtes Gewissen hegen.





    Protagonistin - neben Melmoth - ist in diesem Roman Helen Franklin. Helen Franklin ist 42 Jahre alt, als Übersetzerin tätig, und lebt, als hätte sie ihr Leben bereits verwirkt. Sie gönnt sich keine Freude, kein Wohlbefinden. Einzig ihre Freunde Karel und Thea bringen gelegentlich Abwechslung in ihr Leben. Helens Leben ändert sich, als sie Karels jüngst geerbtes Manuskript zum Lesen erhält. Immer wieder fragt sich Helen, wieviel Wahrheit in diesen Aufzeichnungen steckt und immer mehr spürt sie die Last ihrer Vergangenheit.




    Meine Meinung


    Mit Melmoth erlebt für mich der englische Schauerroman ein Comeback. Angelehnt an die 1820 erschienene Geschichte Melmoth the Wanderer erzählt Melmoth die Geschichte einer Frau, einer einsamen Zeugin der Greueltaten dieser Welt. Während Melmoth the Wanderer um seinen Wissensdurst zu stillen einen Pakt mit dem Teufel schloss auf der Welt umherwandert um jemanden zu suchen, der seinen Platz einnimmt und schließlich seine Seele rettet, sucht die Melmoth aus Sarah Perrys Geschichte eine Begleitung auf ihrer einsamen Wanderung.


    Sarah Perry spielt in Melmoth mit den Gewissensbissen, dem schlechten Gewissen, mit dem der Mensch sich im Laufe der Jahre meist seit Kindheitstagen oder früher Jugend plagt.

    Kleine wie große Sünden werden thematisiert und im Laufe der Geschichte durch das Manuskript, das Helen zu lesen erhält, verdeutlicht und bildhaft dargestellt. Melmoth regt dazu an, sich mit seinem eigenen Gewissen auseinanderzusetzen. Was ist wahr? Was vielleicht im Laufe der Zeit übertrieben oder verblasst? Melmoth regt außerdem dazu an, genauer hinzusehen. Selbst Zeuge zu werden und zu handeln.


    "Aber Helen lässt sich nicht täuschen, hat sie nie - die böhmischen Genüsse sind nichts für sie. Nie stand sie vor dem Glockenspiel der Astronomischen Uhr, deren Erbauer man die Augen ausstach, damit er der Stadt keine Schande machen und anderswo eine noch bessere Uhr bauen konnte; sie hat auch noch nie Geld für eine Matrjoschka im Scharlachrot der englischen Fußballnationalmannschaft ausgegeben oder in aller Ruhe den Sonnenuntergang über der Moldau bewundert. Sie ist hier im Exil, denn sie hat sich eines Verbrechens schuldig gemacht, für das es, wie sie fürchtet, keine angemessene Wiedergutmachung gibt; und jetzt verbüßt sie bereitwillig ihre lebenslange Strafe, die sie sich als ihre eigene Anklägerin und Richterin auferlegt hat." - Seite 15



    Die Geschichte um Melmoth ist intelligent und unterhaltsam erzählt. Die Ursache des Schreckens - der Darstellung der eigenen Schuld - ist bildlich dargestellt, lässt aber über Melmoth die notwendige Distanz spüren.


    "Doch Alice wich und wankte nicht und sagte, es sei besser, die Flammen für wenige Stunden zu ertragen als bis in alle Ewigkeit." - Seite 113


    Sarah Perry arbeitet in dem Buch mit zum Teil langen und aufzählungsreichen Sätzen. Diese lese ich mit Bedacht, um nichts zu verpassen. Die Geschichte an sich ist flüssig erzählt, auch wenn es zu einem - angekündigten - Wechsel des Ortes und der Personen kommt.


    Melmoth ist eine fiktive Geschichte, die gut recherchiert auf geschichtliche Details verweist. Das macht das Buch für mich sehr spannend. Unterhaltsam werde ich immer wieder auf neue Begebenheiten verwiesen, die teils in gut ausgearbeiteten Fußnoten erklärt werden. Melmoth lässt sich aber auch als spannender Unterhaltungsroman lesen, ohne auf diese Details näher eingehen zu müssen. Und doch ist Melmoth keine leichte Kost.


    Mir imponiert der Wechsel zwischen dem Verständnis tiefer Empfindungen und dem Versuch der Charaktere, darüber erhaben hinwegzugehen. Ein wahrer Drahtseilakt auch für meine Empfindung beim Lesen.




    Fazit


    Ein Buch für alle, die sich mit ihrem Gewissen und dem Wissen darum auseinandersetzen. Dazu ein unterhaltsamer und zudem informativer und gut recherchierter Schauerroman.

    Die einzige Zeugin

    Kriminalroman

    Bastei Lübbe Verlag

    Autor: Tove Alsterdal

    ISBN 978-3-404-17885-8

    512 Seiten


    Inhalt und Personen


    Die psychiatrische Anstalt Beckomberga wurde vor Jahren geschlossen. Dort ist jüngst ein Wohngebiet entstanden. Einfamilienhäuser in Waldrandnähe locken neue Hausbesitzer an.


    Unter den neuen Hausbesitzern befindet sich Svante Levander mit seiner jungen Freundin Jannike. Sie sind noch dabei, sich häuslich einzurichten, als Svante bei einem abendlichen Gang vom Supermarkt nach Hause ermordet wird.



    Svantes Ex-Frau Eva Levander-Olofsson war zur Tatzeit bei ihm und hat später die Polizei verständigt. Die Indizien sprechen dafür, dass Eva die Tat begangen hat. Die einzige Zeugin, eine Bettlerin, mit der Eva vor der Tat noch gesprochen hat, ist verschwunden.


    Eva will zunächst ihren Sohn Filip sprechen und ihn überzeugen, dass sie die Tat nicht begangen habe, doch das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn steht nicht zum Besten.


    Zur selben Zeit findet Svantes Nachbar Niklas im Zimmer seines Sohnes einen Gegenstand, der darauf schließen lässt, dass der Mord an Svante womöglich nicht der einzige in dieser Gegend war.


    Meine Meinung


    Die Geschichte rund um Beckomberga ist spannend erzählt. Leider verliert sich die Autorin Tove Alsterdal in zu vielen Details vor allem rund um die Flüchtlinge aus Rumänien. Beim Lesen gewann ich den Eindruck, sie müsste alles, was sie dazu recherchiert hat, nicht nur für eigene Aufzeichnungen und ihr Hintergrundwissen festhalten, sondern auch dem Leser mit auf den Weg geben.

    Da es sich zum überwiegenden Teil um für mich mit dem Fall an sich nicht relevanten Informationen handelte, fiel es mir immer schwerer, der Geschichte zu folgen. Als Leser benötigte ich daher auf rund 150 Seiten im Mittelteil einen langen Atem, um der Geschichte dennoch weiter zu folgen.

    Dann nimmt die Geschichte aber wieder an Fahrt auf. Es wird ermittelt, gerätselt, gegrübelt und Literaturstellen werden nachgeschlagen. Und dann war ich auch wieder mitten im Geschehen.


    In verschiedenen Erzählsträngen erfahre ich mal etwas über die ehemalige Psychiatrie, mal etwas über Evas und Svantes gemeinsame Zeit, etwas über eine scheinbar verwirrte Person, und die neue Wohngemeinschaft Beckombergas. Die polizeilichen Ermittlungen sind hingegen in diesem Kriminalroman nur am Rande erwähnt und machen die Geschichte nicht aus.


    Für mich war der Roman zu überladen an Informationen, um der Geschichte genügend Raum zu lassen, Der Stil war mal anders und interessant zu lesen, reicht aber an ermittlungsreicher und spannungsgeladener Literatur nicht heran. Es liest sich eher wie eine Aneinanderreihung Tove Alsterdals Recherchearbeit zu einem Krimi, der spannend hätte erzählt werden können.


    Fazit

    Wer bei einem Kriminalroman nicht unbedingt auf Ermittlungsarbeit Wert legt und Hintergrundinformationen zur Flüchtlingsproblematik in Schweden wertschätzt, ist mit diesem Roman gut beraten.


    ASIN/ISBN: 3404178858

    Das mit der Schriftgröße ist ganz lustig - das kommt teilweise unheimlich gut an (wird sehr oft explizit lobend erwähnt) und teilweise sorgt es für, sagen wir, Vergnügen ;) Ich bin persönlich zu dem Schluss gekommen, dass die Begeisterung für die große Schrift sich vermutlich umgekehrt proportional zur Sehstärke des Lesers verhält ;) Mir selbst sagt's auch zu ;)

    Vor ein paar Jahren hätte ich wohl auch noch gesagt, es wäre unnötig, solch ein großes Schriftbild zu wählen. Heute bin ich über solch eine Übersichtlichkeit überglücklich. :)

    Das steht auch noch auf meiner Wunschliste. :)

    Viel Spaß!

    little sparrow

    Ein plötzlicher Todesfall ... der Sprecher ist zwar super, aber ich bin nach noch nicht mal einem Viertel am Überlegen, es abzubrechen. Ein plötzlicher Todesfall und derzeit werden nur irgendwelche Leute aus seinem Umwelt vorgestellt und etwas über sie berichtet. Ich geb mir noch ne halbe Hörstunde ...

    Oh je. Klingt, als wäre das Umfeld nicht mal allzu interessant.

    Washington Black

    Roman

    Eichborn Verlag

    Autorin: Esi Edugyan

    ISBN 978-3-8479-0665-0

    510 Seiten

    erscheint am 30. August 2019








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    Inhalt und Personen



    Washington Black handelt von einem 11jährigen Jungen namens George Washington "Wash" Black. Bereits in Sklavenhaltung geboren, wird er von einer Sklavin namens Big Kit beschützt, die ihn mit immer widersprüchlichen Aussagen durch die ersten Jahre begleitet.


    1830 stirbt der Plantagenbesitzer und sein Neffe Erasmus Wilde übernimmt als neuer Master die Plantage auf Barbados. Seitdem sind tätliche Übergriffe auf die Sklaven an der Tagesordnung. Als Überleben und dabei unversehrt zu bleiben aussichtslos erscheint und auch eine Flucht unmöglich ist, beginnen die Sklaven sich selbst das Leben zu nehmen, in der Hoffnung, frei und in der Heimat wiedergeboren zu werden.




    Zu dieser Zeit trifft Erasmus jüngerer Bruder Christopher "Titch" Wilde auf der Plantage ein. Titch hält nichts von Sklaverei. Für ihn sind alle Menschen gleichwertig und gleichberechtigt. Er wird auf den 11jährigen Wash aufmerksam und bittet seinen Bruder, ihm den Jungen für seine wissenschaftlichen Studien als Assistent zur Verfügung zu stellen. Titch arbeitet gerade daran, einen Wolkenkutter erstmals in die Luft zu bringen.



    Mit diesem Wolkenkutter machen sich Titch und Wash auf zu einer Reise in die Freiheit.


    Und so beginnt für Wash eine Reise in eine nie auch nur zuvor erahnte Welt voller neuer Eindrücke.




    "Und so starben wir also nicht. Der kräftige Mann mit der Axt stellte sich als der Schiffskapitän heraus, ein in Deutschland geborener, zufällig zum Engländer gewordener Seefahrer namens Benedikt Kinast." - Seite 171








    Meine Meinung



    Esi Edugyan schreibt, was manche nur in Bildern auszudrücken vermögen. Sie findet Worte, die mit einer Liebe zum Detail angefüllt sind, dass das Geschehen vor meinem geistigen Auge zum Leben erwacht. Ich genieße die Beschreibungen und werde Teil dieser Geschichte. Während sich die Charaktere unterhalten, streiten, diskutieren und sich erklären, fühlt es sich fast so an, als könnte ich das Geschehen greifen.



    Das Buch ist in vier Abschnitte unterteilt und handelt von den verschiedenen Lebensabschnitten des jungen Wash. Dadurch sind die 510 Seiten sehr angenehm zu lesen. Jedes dieser Abschnitte ist zusätzlich in Kapitel unterteilt, die in der Länge variieren.



    Während des Lesens beschäftige ich mich immer mehr mit den Aussagen von Wash, die durch eine Vielzahl von geschilderten Wahrnehmungen unterstrichen werden. Da ist die Stimme, sein Schweigen, seine Blicke. Die Verbundenheit, die er sucht, wird beim Lesen spürbar.



    Wie fühlt man sich, wenn man plötzlich zu niemanden gehört und zuvor in Besitz von jemanden aufwächst? Das ist die Frage, die sich mir immer wieder stellt.



    In Washington Black geht es um Freiheit. Körperliche Freiheit.


    Und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten der persönlichen Freiheiten.



    Dieses Abenteuer, zu Überleben und in Freiheit zu gelangen, konnte ich an der Seite von Wash erleben. Ein zutiefst berührender Roman.








    Fazit



    Ein zutiefst berührender Roman. Washington Black ist für alle, die mit Wash das Abenteuer zu Überleben, die Gefahren der Freiheit und das Leben bestehen wollen.

    Klara und Max haben eigentlich nur zwei oder drei Sätze miteinander gewechselt und daraus - und aufgrund der blauen Augen - soll diese plötzliche romantische Liebe resultieren?

    Fritz stammt aus gutem Haus, ist Arzt aber in allen anderen Belangen ziemlich sprunghaft. Wie hat er denn gemerkt, dass Klara ihn nicht mehr heiraten will und warum ist ihm das wichtiger als das gesellschaftliche Ansehen und die Blamage seiner Familie? Innerhalb von Sekunden wechselt er auch seine Lebenspläne. Die Erfahrung in Berlin mag sicher traumatisch gewesen sein, aber nun so plötzlich nach Afrika zu entschwinden? Diese Sprunghaftigkeit verwunderte mich etwas und war aus meiner Sicht leider nicht so gut erzählt.


    Ich denke, man spürt es, wenn der richtige Mensch einem gegenüber steht. Eine Verbindung, die da ist. So schildert es Max ja auch Klara gegenüber. Und diese wird das wohl - neben den blauen Augen - auch bemerkt haben.

    Fritz hat sicher entgegen seiner eigentlichen Überzeugung gehandelt und ist überstürzt mit Klara nach Weimar abgereist - und zwar eher Klara zuliebe. Damit ihr nicht auch solch ein Schicksal wie Kiki blüht.

    Er wird mit seinem Freund gesprochen haben, denn er wusste ja ziemlich genau, das Max sich dort aufhält. Und von dem zarten Band hätte er sicherlich sonst nichts erfahren.

    Da sieht man mal, wie sehr Fritz gegen seine Überzeugung zurück nach Weimar gegangen ist: das Ansehen seines Elternhauses und auch die Praxis seines Vaters sind ihm überhaupt nicht wichtig. Wichtig wäre Klara gewesen.

    So jedenfalls, hab ich das empfunden.

    Amalientöchter

    Roman

    Aufbau Verlag

    Autorin: Joan Weng

    ISBN 978-3-7466-3508-8

    382 Seiten

    erschienen am 16. August 2019




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    Inhalt und Personen


    Klara Heinemann ist die Protagonistin dieser Geschichte und wartet nun - nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Abiturs - auf die Rückkehr ihres Freundes Fritz Faber. Dieser ist zu der Zeit noch in Berlin als Arzt tätig, wird aber bald zurück in Weimar erwartet. Offiziell verlobt sind die Beiden noch nicht, aber das sollte nur noch eine Formalität sein.


    Der erste Weltkrieg ist gerade vorbei und in Berlin wird jede helfende Hand gebraucht. So kommt Fritz nur nach Weimar zurück, um neu ausgestattet wieder nach Berlin zu reisen. Doch diesmal lässt Klara nicht zu, dass er sie in Weimar zurücklässt und so reist sie ihm einige Tage später nach.


    In Berlin ist der Umbruch durch die Ablösung der Monarchie deutlich spürbar. Ebenso die Emanzipation der Frauen. Klara hält nicht viel von den gesellschaftlichen Konventionen der Frauen, auch wenn sie danach erzogen wurde. So passt sie ihr Äußeres ihren inneren Idealen an, orientiert an Frauen, die ähnlich wie Herzogin Anna Amalia, eigene und ungewöhnliche Wege gehen.


    Meine Meinung

    Klara erlebe ich als eine aufgeweckte junge Frau, die neugierig und begeistert vom Umbruch und der Emanzipation der Frauen von Weimar in die große Stadt Berlin aufbricht. Dort findet sie schnell Gefallen an der Eigenständigkeit und will unabhängig sein. Eine selbstbewusste junge Frau, die für sich selbst sorgen kann und will. Das Wahlrecht hatten die Frauen sich gerade erkämpft, nun durfte es gern noch ein paar Schritte weitergehen.



    Zitat
    "Denn solche Frauen wären es, die aus einer weichen Auslegung des Gesetzes ihre wirtschaftlichen Vorteile zögen. Am Ende würden hier sogar unschuldige Männer verführt." - Seite 346



    Der Schreibstil ist dermaßen mitreißend, dass ich mich beim Lesen flink an Klaras Fersen heftete, um mitzukommen. Sie sprüht vor Leben und ist ein echter Wirbelwind. Damit hat sie mein Herz im Sturm erobert.


    Mir gefallen lebendige, starke Frauencharaktere und das verkörpert Klara. Und doch kann sie sich auch zurücknehmen, wenn Zurückhaltung gefragt ist und sie weiß, dass sie gerade nicht vernünftig punkten kann. Das macht die Geschichte um Klara auch immer wieder spannend.


    Die geschichtlichen Ereignisse um die gerade in den Anfängen befindliche Weimarer Republik sind toll eingebunden. Am Ende des Romans befindet sich neben eines Glossars auch noch ein Nachwort der Autorin Joan Weng, in dem sie erzählt, wie sie die historischen Ereignisse eingebunden und was sie frei erfunden hat. So hatte ich ganz nebenbei auch noch eine unterhaltsame Auffrischung in Geschichte.


    Auch die weiteren Charaktere sind sehr lebendig dargestellt. Vor allem die Freunde von Klara und ihrem Freund Fritz. Die Familie bleibt eher im Hintergrund, ist aber trotzdem stets präsent.



    Zitat
    "Lotti seufzte, Grete seufzte, und dann schlang sie ihre Arme um Klara, drückte sie fest, flüsterte leise: "Dann nimm wenigstens meinen guten Koffer, dass der auch mal was von der Welt sieht."" - Seite 57



    Es hat mir große Freude bereitet, Berlin und Weimar zu der Zeit von 1918/1919 zu erleben. So wurde für mich Geschichte wieder lebendig und Berlin war mir sehr nah.



    Zitat
    "Ich muss jestehen, ich hab mir dir jar nich so hübsch vorjestellt. Weil der Fritz immer nur so von deinem Charakter schwärmt, und normalerweise, also wenn ein Mann die Wahl hat, juter Charakter oder fesch in der Bluse, also da jehen die Ideal jern mal flöten." - Seite 67

    Fazit



    Ein Roman für alle, die gern mit einer fiktiven bezaubernden Protagonistin in die Zeit nach dem ersten Weltkrieg zurückreisen und die Anfänge der Weimarer Republik und die Emanzipation der Frauen erleben wollen.


    ASIN/ISBN: 374663508X