Beiträge von SchreibwettbewerbOrg

    Eingegangene Beiträge:


    26. Juni 2025: 1 Beitrag

    29. Juni 2025: 3 Beiträge

    10. Juli 2025: 3 Beiträge

    17. Juli 2025: 1 Beitrag


    In Summe: 8 Beiträge von 4 Autor*innen


    Für die Neumitschreiber:innen: In diesem Thread bitte keine Kommentare hinterlassen. Der Beitrag ist nur zur Kontrolle, ob eure abgeschicketn Beiträge angekommen sind, und wird am 01.08. durch die Liste der Beiträge erstezt.

    Dürfen "Schüler" - sprich "dahergelaufener Neuzugang" bei sowas auch mitmachen?

    Neue Mitschreiber sind immer willkommen, und die Teilnahmekriterien (mindestens 6 Monate dabei und/oder mindestens 50 buchrelevante Beiträge im Forum) erfüllst Du. Wenn es Dich also packt, schick eine private Nachricht an SchreibwettbewerbOrg, und Du bekommst die Zugangsdaten zum Schreibwettbewerb-Account. Etwas umständlich, das ist uns bewusst, aber noch die einfachste Lösung, damit die Organisatoren ebenfalls mitschreiben und bewerten können

    1. Platz: 18 Punkte - Im Netz von Breumel

    :welle

    2. Platz: 15 Punkte - Ins Netz gegangen von Hanse

    3. Platz: 12 Punkte - Schicksalsnetz von Hati

    4. Platz: 6 Punkte - Der Stockfisch von Inkslinger

    5. Platz: 4 Punkte - Der Fluch der Postmoderne von R. Bote

    6. Platz: 1 Punkt - Lebensretter von Suzann


    Vielen lieben Dank wieder an alle, die mitgemacht haben, und vielleicht outen sich unsere beiden fehlenden Autor:innen noch ;)

    Schicksalsnetz

    von Hati


    Fischmann.

    Vorbestimmter Weg des Schicksals oder zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen? Die Frage füllte Titelseiten von Journalisten, die eine gierige sensationsgeile Meute wie Heringe mit Ködern in Netzen zusammentrieben…Netzen der eigenen Dummheit…ein Seufzer der Resignation entfloh meinem Mund. Wenigstens bekam ich Spätabendsitzungen, damit die Journalisten in ihren heimischen Wohnzimmern ihre Leben verfolgten und nicht weiter mich. Nils Fischmann.

    „Woran denken Sie?“, fragte die Therapeutin, die dafür bezahlt wurde, meine zerstörte Seele wieder zusammenzuflicken. „Netz“, erwiderte ich emotionslos. „Ein Sinnbild für Ihre Fam…“, setzte sie an und ihre roten Lippen füllten mein Blickfeld, in meinem Kopf rückten die Wände immer näher und ich sah rot, als würde ich mein Blut sehen können. Meine Hand donnerte auf den Glastisch – zum Glück so robust, dass er nicht zu Bruch ging. Der Schmerz kam erst danach und ich sprang auf. Ich wusste außerhalb des Moments, dass ich floh, immer noch weglief, aber jetzt übernahm wieder ein Autopilot in mir. Raus hier.

    Mein Herz wollte sich zusammenziehen, so fühlte sich der Beginn der Panikattacke immer wieder an und doch war ich immer wieder machtlos, wenn mich dieses Gefühl flacher atmen ließ. Ich musste hier weg. Ich taumelte mit dem Geschmack des Salzwassers und dem Geschrei der Möwen zum Deich und darüber hinweg zum kleinen Fischereihafen. Wie an einer unsichtbaren Leine geführt, lief ich weiter auf das Hafenbecken zu, kletterte über die Polder mit den metallischen Ketten, die als Absicherung dienten – zu niedrig für einen ausgewachsenen Mann wie mich. Fischernetze lagen ausgebreitet am Kai, die Boote waren im Hafen, manche davon im Päkchen, zwei nebeneinander. Dicht an dicht. Wie sie und ich. Bleiben. Fliehen. „Rrrgh…“ Ich versuchte zu atmen, normal zu atmen, wurde aber hektischer. Hier waren keine Wände, die auf mich einstürzen konnten, aber der Sog der Dunkelheit war umso näher. Ich sah die Wasseroberfläche an und stand so nah am Rand, dass ich nur noch nach unten in fast schwarzes Wasser blickte. Komm. Komm. Ich machte einen weiteren Schritt nach vorne. Kein Untergrund mehr, Aufprall, Kälte. Schock. Schwärze.


    ***


    „Wer ist da?“ Müde wischte ich mir Haarsträhnen aus den Augen und versuchte mich dadurch wacher zu machen. „Was? – Ja, ich komme.“ Mein Kopf war ruckartig aus dem Schlaf gerissen, versuchte das Gehörte richtig zu verstehen, doch mein Körper war noch nicht so weit. Als ich aufsprang, sackte mir der Kreislauf weg, ich taumelte zurück auf die Matratze und sah auf die leere unbenutzte Bettseite neben mir. Ruhig Jennifer. Es ist nur ein Missverständnis, ich habe mir das eingebildet. Nein, es wird wahr sein…als ich das Haus verließ und ins Auto stieg, waren meine Hände eiskalt, meine Augen weit aufgerissen. Im Hafen parkte ich nah genug an dem mit dem Licht eines Fischerkahns ausgeleuchteten Platz. Ein grünes Fischernetz lag auf den Pflastersteinen, darin ein Haufen schwarz. Nils trug in letzter Zeit immer schwarz, es war wahr, er war tot, er…ich taumelte darauf zu und griff nach dem feuchten Netz, dem Stoff seines Pullovers darin.

    „Jenni…“ „Nein!“ Ich schluchzte auf, das war seine Stimme. Ich drückte fester zu, meine Hände konnten wissen, dass sie keine Haut in Stoff fühlten, aber mein Gehirn stellte eine Schranke vor diese Erkenntnis. Eine Hand schob sich auf meine Hand. Nackte Haut eines Arms. Ein Tattoo. Feuerfisch. Ich schluchzte auf und zog den Ärmel meines Pyjamas hoch, den ich noch immer trug. Ein Anker in einem Netz. „Du bist mein Anker. Mein Netz“, sagte Nils und schob sich eingedreht in eine Decke in mein Blickfeld. „Aber…wie?“ „Ein Fischer wollte den Fischmann nicht sterben lassen.“ „Ein Schicksalsnetz.“ Ich lachte und weinte gleichzeitig in seinen Kuss.

    Lebensretter

    von Suzann


    Mir ist kalt. Groggy taste ich nach meiner Decke. Wo ist das blöde Ding? Ein Stechen fährt in mein Genick. Mein Kopf dröhnt. Stöhnend suche ich einer weniger schmerzenden Position. Mit einem Ruck bin ich hellwach. Das ist nicht mein Bett! Ich bin nicht in meinem Zimmer! Zu viel Luft ist um mich herum und ich fühle ein eigenartiges Gewebe unter meinen Händen. Ein Versuch mich hinzusetzen scheitert. Ich schwanke in einem Gewebe und kann auf den ersten Blick den Boden nicht sehen. Blut rauscht laut in meinen Ohren. Wo bin ich? Wie zur Hölle bin ich hierhergekommen? Ängstlich versuche ich mich zu orientieren. Hinter mir ist eine Glasfassade. Mein Spiegelbild ist ein dunkler Fleck vor marginal helleren Schatten. Ich liege in einem Fangnetz, das sich einige Meter unter dem flachen Dach rund um das hohe Gebäude windet. Es ist in regelmäßigen Abständen am Dach befestigt. Direkt über mir hängt ein Pfosten ohne Halt über den Rand. Seile sind gerissen und mein Abschnitt des Netzes hängt tiefer als der Rest. Wenn ich mich bewege, knirscht und knallt es. Im Mondlicht kann ich viele kaputte Stellen erkennen.


    5 Stunden vorher: Sandy und ich feiern was das Zeug hält. Trotz aller Widrigkeiten haben wir uns durchgesetzt und das hat uns einiges an Kraft und Tränen gekostet. Die schwierigste Prüfung des Semesters, Advanced Robotics, liegt hinter uns. Wir haben in unserem Masterstudium schon viele Hürden genommen, aber in diesem Fach hatte der Professor eine absolut toxische Umgebung für die Frauen geschaffen. Gleich zu Beginn des Semesters meinte er lässig, dass Frauen in seiner Vorlesung fehl am Platz wären. Wir würden früher oder später ja sowieso in der Küche stehen, um die Kinder zu versorgen. Da könnten wir uns die Mühe gleich sparen. Geschenkt gäbe es bei ihm nichts, auch wenn wir unsere Reize einsetzten. Dieser Bullshit hatte sich durch das ganze Semester gezogen und liegt jetzt in der Vergangenheit. Im Club haben wir alles hemmungslos tanzend von uns abgeschüttelt. Die langen Stunden des Lernens, die Frustration über die sexistischen Bemerkungen und die Benachteiligungen in Kolloquien und Praxistests. High von unserer eigenen Energie lassen wir den Kommilitonen abblitzen, der uns hartnäckig Drinks spendieren will. Als er immer aufdringlicher wird, beschließen wir die Nacht zu beenden. Auf dem Heimweg klammern wir uns aneinander, damit unsere Schlangenlinien nicht zu ausgeprägt werden. Dann sind wir an der Kreuzung, an der Sandy abbiegen muss. Nach ein paar Häusern spüre ich ein mulmiges Gefühl. Ist da jemand hinter mir? Ein paar unauffällige Kontrollblicke später, bin ich mir sicher, dass ich einen Verfolger habe. Zu diesem Zeitpunkt hat das Adrenalin meinen Schwips neutralisiert. So spät ist in dieser Gegend kaum mehr jemand unterwegs. Als neben mir ein alter Mann aus einem Hauseingang kommt, biege ich spontan ab und husche in das Gebäude, bevor die Türe ins Schloss fallen kann. Ich werde im Schatten abwarten, bis der Fremde weg ist und dann nach Hause gehen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass der automatische Schließer kaputt ist. Fassungslos sehe ich zu, wie mein Verfolger die Tür aufzieht. Mein Fluchtinstinkt führt mich ins Treppenhaus.

    Weiter reichen meine Erinnerungen nicht. Mein Lebensretter sollte vermutlich nur abstürzendes Baumaterial auffangen, zur Sicherheit der Fußgänger 20 Meter tiefer. Mit mir ist das Fangnetz zunehmend überlastet. Zum Klang meiner Hilfeschreie und vermutlich wegen meiner Versuche das Netz in Richtung Dachkante hochzuklettern, reißen die letzten kritischen Halterungen und ich stürze ins Ungewisse.


    Geschafft! Nach wochenlangem Abwägen des Für und Widers habe ich es durchgezogen. Ich habe das Netz gekappt. Kein Insta, kein Snapchat, kein TikTok, kein Fernseher. Was jetzt kommt ist ungewiss.

    Ins Netz gegangen

    von Hanse


    Es war ein herrlicher Morgen, als Jeff, seines Zeichens eine Schmeißfliege, hektisch zwischen hohen Grashalmen hindurch flog, um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Nicht auszudenken, wenn er zu spät käme. Also flatterte er mit den Flügeln, als sei der Leibhaftige hinter ihm her.

    Doch dann wurde er mit einem Mal rüde gestoppt. Mit einem Mal war da ein Netz. Klebrig und eng gewoben. Ein Tropfen Morgentau hatte sich darin gesammelt und fiel zu Boden, als sich Jeff in den klebrigen Maschen verfing.

    Verdammt, dachte er. Das Zeug ist wirklich so ekelhaft, wie man sagt.

    Für einen Moment herrschte Stille. Dann löste sich ein Schatten aus dem Dickicht eines nahen Strauches. Eine fette Kreuzspinne kam mit mahlenden Mundwerkzeugen auf ihn zu gekrochen. In ihrem Blick lag Gier.

    „Halt. Komm nicht näher!“ rief Jeff mit Panik in der Stimme.

    „Aber, aber. Wie unhöflich. Wo ich dir doch nur Gesellschaft leisten möchte.“ sagte die Spinne und kicherte.

    „Du willst mich fressen. So wie den Grashüpfer Archibald, der neulich spurlos verschwand.“

    „Wer sagt denn, dass ich dahinter stecke?“ fragte die Spinne und musterte ihn aus Acht Augen.

    „Er brach in diese Richtung auf. Oh Gott. Jetzt wird mir alles klar.“ schluchzte Jeff. „Du Mörderin!“

    „Es ist nun einmal meine Natur.“ sprach die Spinne und rückte noch näher.

    „Du gibst es also zu?“ fragte Jeff zitternd.

    „Natürlich. Und du bist der nächste.“ Die Spinne kicherte erneut.

    Schweigen breitete sich aus. Dann fing Jeff an, zu lachen.

    Die Spinne hatte gerade zubeißen wollen. Doch nun hielt sie verwundert inne und betrachtete die lachende Fliege. „Was findest du am Tod so lustig?“

    „Du hast dich verraten, du dumme Spinne.“ sagte Jeff und hörte mit einem Mal auf zu lachen. „Und deshalb bist du nun vorläufig Festgenommen. Dir wird der Mord am Grashüpfer Archibald vorgeworfen.“

    In diesem Moment tauchten zwei mächtige Hornissen auf, die mit einem tiefen Brummen aufs Spinnennetz zuhielten. Spitze Giftstachel zuckten, bereit zuzustoßen. Die Spinne wurde bleich. Denn sie wusste, dass die Hornissen vom Kommissariat in der Baumhöhle kamen. Schwer bewaffnete, geflügelte Bullen.

    Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich mit acht erhobenen Armen zum Boden herabzulassen, wo sie festgenommen wurde.

    „Gute Arbeit, Kommissar!“ rief eine der Hornissen.

    „Danke.“ antwortete Jeff und beobachtete zufrieden, wie die Spinne abgeführt wurde. Kurz darauf herrschte wieder Frieden auf der Wiese. Die Mörderin befand sich in Gewahrsam und die Ermittlungen waren abgeschlossen.

    Es ergab sich nur ein Problem, wie Jeff mit einem Mal bewusst wurde.

    „He! Hört mich Jemand? Die Kollegen haben vergessen, mich aus dem Netz zu befreien!“